Aggressionen

  • Hallo zusammen


    ich habe in meiner 3. Klasse einen Hochbegabten Schüler.
    Ich kann mit ihm schöne, und auch weniger schöne Stunden verbringen.
    Die Langeweile macht ihn unglücklich, und das Unglück macht ihn aggressiv.


    Immer wieder hat er in der Turnstunde Streit mit einem Mitschüler.
    Am Anfang sind es nur kleinigkeiten, aber der Schüler braucht bereits dann sehr heftige schimpfwörter, und schreit auch mich an. Egal wie ruhig ich mit ihm rede.


    Jenachdem kommt es irgendwie doch noch zu einer grösseren Auseinandersetzung, und die Schüler prügeln sich regelrecht. Sobald ich dazwischen gehe, fängt er an mich zu kicken und zu boxen.
    ---bereits hier, wei soll ich reagieren?---
    Es ist mir unmöglich ihn zu beruhigen.
    In solchen Situationen folgt er auch meinen Anweisungen nicht.
    ---wie soll ich mich da verhalten?----


    Heute bin ich selber fast ausgerastet und hab ihn mit kraft am boden festgehalten, bis er sich beruhigt hat.
    Jedoch bin ich jetzt sehr aufgeregt, weil ich nicht anders reagieren konnte.


    Kann mir jemand ein paar tipps geben?

  • Zitat

    Original von Samsami
    Immer wieder hat er in der Turnstunde Streit mit einem Mitschüler.
    Am Anfang sind es nur kleinigkeiten, aber der Schüler braucht bereits dann sehr heftige schimpfwörter, und schreit auch mich an. Egal wie ruhig ich mit ihm rede.


    Ich wuerd ihn erstmal nicht mehr mit dem bestimmten Kind arbeiten lassen. Du wirst doch noch andere Schueler haben.
    Abgesehen davon, dass er hochbegabt ist...warum nimmst du das denn hin? Was wuerdest du denn normalerweise mit so einem Kind machen?
    Ich lass mich nicht von kleinen (oder grossen) Kindern anschreien, und schon gar nicht schlagen. Ich glaub's geht noch.
    Beschimpfungen lass ich in meiner Klasse generell nicht zu, ob nun gegen mich oder gegen Mitschueler.
    Wenn meine Schueler auch nur anfangen sich im Ton zu vergreifen, duerfen sie sich fuer ein paar Minuten auf den Teppich setzen und drueber nachdenken, warum das unangebracht ist. Wenn sie sich danach angemessen entschuldigt haben, duerfen sie wieder am Unterricht teilnehmen. Ich mach das lieber gleich bei so Kleinigkeiten klar, als dass ich ihnen erlaube sich hochzuschaukeln und wirklichen Aerger zu bekommen.

    Zitat

    Original von Samsami Jenachdem kommt es irgendwie doch noch zu einer grösseren Auseinandersetzung, und die Schüler prügeln sich regelrecht. Sobald ich dazwischen gehe, fängt er an mich zu kicken und zu boxen.
    ---bereits hier, wei soll ich reagieren?---


    RAUS. Und zwar sofort! Wenn du den Schueler nicht aus dem Raum bekommst, verfrachte den Rest der Klasse in den Gang, bis er sich abgeregt hat. Dann: Schulleitung, Eltern.
    Pruegeleien zwischen Schuelern geben bei mir automatisch eine Woche Nachsitzen und nen Anruf daheim. Das wissen meine Kids auch seit Beginn des Schuljahres und versuchen sich entweder gleich rauszuhalten, oder wenigstens nicht die Person zu sein, die die Pruegelei angestiftet hat.


    Zitat

    Original von Samsami Es ist mir unmöglich ihn zu beruhigen.
    In solchen Situationen folgt er auch meinen Anweisungen nicht.
    ---wie soll ich mich da verhalten?----


    Lass ihn sich in ner "sicheren" Umgebung abreagieren. Ohne Anweisungen, ohne auf ihn einzureden. Wenn er wieder ruhig ist, kann man weiter sehen. Wie gesagt, Schulleitung und Eltern muessen da ran. Bei uns haben solche Kinder nen TA, der ihnen hilft.
    Alternativ hab ich auch Schueler, die sich ne Auszeit nehmen duerfen, wenn sie merken, dass sie sich zu hoch schaukeln. Gleichzeitig schick ich sie auch raus zum irgendwas erledigen, wenn ich selbst merke, dass sie gleich explodieren.

  • Hallo,


    ich würde hier sofort ein Gespräch mit den Eltern führen. Der Junge wird ja nicht mit Absicht aggressiv, sondern hat irgendwo eine "Fehlfunktion". Und dafür gibt es Psychologen und dann nach eingehender Untersuchung ein Verhaltenstraining (Antiaggressionstraining). Wenn der Knabe in der 3. Klasse schon so austickt, wie soll denn das in 2-3 Jahren aussehen - und irgendwann ist er den Lehrern möglicherweise kräftemäßig überlegen... Na herzlichen Glückwunsch! Da muss man ja als Lehrer Angst haben!


    Sicher werden die Eltern diese Erfahrung zu Hause auch machen und haben dann auch ein Interesse daran, mit dem Jungen ein leichteres Leben zu führen. Aber oftmals wissen Eltern gar nicht, welche Möglichkeiten Psychologen und ihre Therapien haben. Und daher muss man den Eltern und dem Jungen helfen. - Ich glaube auch nicht, dass der Junge mit der jetzigen Situation glücklich ist, denn so ein Verhalten schränkt ja auch den Freundeskreis ein.


    grittigirasol

  • Es ist gerade für Hochbegabte nicht immer einfach, ihre Frustrationserlebnisse zu bewältigen. Ich habe selber ein Kind mit Hochbegabung sowie Verdacht auf Asperger Austismus in der Klasse gehabt. Allerdings ist er in meinen Jahrgang gesprungen, so dass er gerade in der ersten Zeit kopfmäßig einiges zu tun hatte, um wieder "an der Spitze" mitzumischen. Vom Verhalten ähnelte er aber auch der Schilderung deines Schülers.


    Ich habe sehr viel getan, im ihn in die Klasse zu integrieren. Wir haben auch in der Gruppe viel gespielt und gesprochen und uns auf ein gemeinsames Regelwerk geeinigt. Für diese Klassenregeln haben wir uns im Unterricht sehr viel Zeit genommen und sind immer wieder darauf eingegangen. Es war darin für alle klar und eindeutig, dass man niemanden provoziert und körperliche Gewalt echte Konsequenzen nach sich zieht. Wir haben an unserer Schule ein einheitliches System, demnach muss nach solch gravierenden Regelverstößen der Schüler für diese bzw. die nächste Unterrichtsstunde die Klassengemeinschaft verlassen und die Eltern werden informiert.


    Das hört sich zunächst sehr hart an. Es bringt aber nichts, wenn du jedes unschöne Verhalten mit seiner Hochbegabung und seiner Frustration begründest. Da hat er eindeutige Grenzen überschritten. Auch für meinen "Hochbegabten" war es sehr wichtig wahrzunehmen, dass er ein Teil dieser Klassengemeinschaft ist, und das diese Regeln auch für ihn gelten, sie aber auch zu seinen Gunsten angewandt werden. Schließlich betraf es auch diejenigen, die ihn gern provozierten, sodass er dann ausrastete. Am Ende hat er zwar keine richtigen Freundschaften geschlossen, was allerdings nicht nur an seiner Hochbegabung lag, er wurde aber von allen akzeptiert und von vielen geschätzt.

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