Elternbeschwerden

  • Guten Morgen,
    ich hatte ja schon einmal vor einer Weile geschrieben, dass sich Eltern hinter meinem Rücken über mich bzw. meinen Unterricht bei der Schulleitung beschwert haben. Es ging dabei um haltlose Vorwürfe, die auch im Gespräch mit der SL aus der Welt geschafft wurden. Nur mit den Eltern wurde eben nicht gesprochen, also auch nicht von Seiten der SL. Habe (aus anderen Gründen) mit der Elternschaft telefoniert und dieser Vater sagte mir, dass besagte Eltern wohl einen Elternabend wünschen, weil sie mit mir ein Problem haben. Es gibt natürlich keinen deswegen, auch der Elternvertreter hat auf einen Einzeltermin verwiesen.
    Trotzdem ärgert mich das alles maßlos, manchmal sogar so sehr, dass ich nachts nicht schlafen kann. Besagte Eltern suchen immer wieder etwas Neues zum "stänkern", nur weil es für ihren Jungen momentan sehr schlecht in der Schule läuft, haben aber nicht den Mut, mich persönlich zu kontaktieren. Im letzten Jahr lief es übrigens auch schon schlecht für den Schüler, nur hat sich da die Klassenlehrerin meines Erachtens von den Eltern manipulieren lassen.
    Ich bin aber nicht der Typ, der ständig um einen einzigen Schüler herumspringt, und ihm Honig um den Bart schmiert, nur damit Ruhe herrscht!
    Im Moment könnte ich gerade alles hinschmeißen! Soll er doch in eine andere Klasse!
    Ich weiß ja nicht, ob ich das zu eng sehe, aber ich bin der Ansicht, dass sich eine gute Schulleitung gar nicht erst auf solche "Elternmeckerei" einlassen sollte. Irgendwie hat mich das Vorgehen total enttäuscht, aber sei es drum...
    Wie würdet ihr mit der Situation umgehen?
    Danke für euren Rat!

  • Lieber Dr.Snuggles,
    was wird dir denn in etwa vorgeworfen? Zu streng zu sein, zu schlecht zu benoten?
    Wenn es etwas ist, was nur einzelne Eltern und ihre Kinder betrifft, würde ich konsequent auf Einzelgespräche verweisen. Ich finde, die Eltern haben kein Recht, dich kollektiv an einem Elternabend "an den Pranger zu stellen", nur weil sie sich nicht trauen, einzeln zu dir zu kommen.


    Das mit dem nicht schlafen können kennen wohl die meisten von uns und das ist mit das schwerste in unserem Beruf, finde ich. Keiner kann ausblenden, wenn er in permanenter Kritik steht und die Äußerung der Kritik noch wie ein Damoklesschwert aussteht, weil sie immer noch nicht aus der Welt geschaffen wurde.
    Wenn ich in deiner Situation wäre, würde ich die betreffenden Eltern initiativ um einen Einzeltermin bitten, damit es gar nicht erst zu so einem Elternabend kommen kann.

  • ich schließe mich momo an - ergreife die initiative.
    anscheinend geht es ja schon länger so ab. und es sind nur die eltern von einem kind, oder?
    ein elternabend würde die ganze sache überbewerten. lade die eltern zu einem gespräch ein, bitte ggf. den pflegschaftsvorsitzenden und eine kollegin (die auf deiner seite steht) dazu.
    die eltern sollen dann klipp und klar forumlieren, was sie eigentlich stört und was sie (ja, die eltern) zu tun gedenken, um die situation zu verbessern und sage du an, was du tun kannst und was nicht.

  • Genau das, was du sagst, wird u. a. vorgeworfen, Momo. Der Rest waren einfach Lügen bezüglich Dingen, die ich getan oder gesagt haben soll. Das war, wie gesagt, schnell aus der Welt zu schaffen. Fakt ist, das der Schüler in der Orientierunggstufe "verhätschelt" wurde, gerade was Noten und Verhalten angeht. Er ist Realschüler und soll auch demsprechend was leisten. Er ist auf Elternwille im Realschulzweig. Im letzten Schuljahr war er wirklich schwerst verhaltensauffällig, aus Angst wurde aber stillgehalten. So berichteten mir Fachkollegen.Zu Hause läuft wohl momentan wieder viel schief und die Eltern suchen einen Sündenbock. Ich weiß noch nicht, ob ich mit den Eltern sprechen werde,hätte natürlich Unterstützung von Kollegen. Danke für eure Hilfe!

  • Dann ist meiner Meinung nach ein Elternabend sowieso völlig ausgeschlossen. Und ich würde mich auch nicht auf einem anderen Elternabend dazu hinreißen lassen, das Thema unter "Sonstiges" oder so anzusprechen, da kannst du immer noch auf den Datenschutz des Schülers verweisen, so etwas muss nicht öffentlich diskutiert werden.
    Du kannst die Eltern natürlich besser einschätzen, aber vielleicht könnte man ihnen den Wind aus den Segeln nehmen, wenn man sie zu einem Gespräch einlädt, damit sie verstehen, dass sie das nicht mehr so "hintenrum" ansprechen können.

  • Da Du die Beschwerden kennst, könntest Du auch einen Elternbrief formulieren, in dem Du sagst, was du so gehört hast, dann sagst, was du dazu denkst, und ihnen dann ein persönliches Gespräch anbietest für den Fall, dass sie noch weitere Fragen haben sollten. So ein Brief kann auch schon relativ souverän sein und viel bewirken (die Eltern halten endlich die Klappe), wenn er richtig verfasst ist (inhaltlich gut + den passenden Ton). Den Brief dann mit Schulstempel als Absender + mit der Post zusenden; nicht über das Kind!


    Eine weitere Möglichkeit wäre, das Problem auszusitzen, gerade dann, wenn der Junge sowieso sitzen bleiben oder die Schule verlassen wird. Sind ja bald Sommerferien in ein paar Wochen. Das ist kein besonders pädagogisches Vorgehen, ich weiß (!), aber wenn die Eltern sowieso beratungsresistent sind, kannst du dir großen pädagogischen Aufwand sparen.


    Aber wie Momo schon sagte: Du kannst die Eltern wohl am besten einschätzen, und so kannst Du überlegen, ob Du was machst.


    Hamilkar

  • Auf keinen Fall würde ich einen Elternabend ansetzen, wenn das Stänkern im Prinzip von nur einem Elternpaar ausgeht. Da diese Eltern oft übergriffig sind, kann es da zu unschönen Szene kommen, wo man als "ganz Profi" auch noch stets sachlich und freundlich/ bestimmt bleiben muss....
    Als junger Lehrer hat man es mit solchen Eltern schwer. Sie lassen sich auf ein Gespräch gar nicht erst ein, sondern kontaktieren gleich die oberste Stelle. Es wundert mich, dass sie noch nicht beim Schulamt waren. Das einzige was hilft, um solchen Eltern Einhalt zu gebieten, ist der Rückhalt des Schulleiters. Es ist seine Aufgabe die Eltern darauf hinzuweisen, dass wohl erst mit dem Lehrer gesprochen werden muss. Vorher würde ich mich als Schulleiter gar nicht auf ein Gespräch einlassen.
    Ganz wichtig für dich: dokumentiere alles! Auch das, was im Unterricht der Kollegen vorfällt.


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

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