Start mit Ende 40? - Berufliche Schulen in Bayern

  • Hallo an alle Interessierten,


    ich habe ein paar Fragen bezüglich Lehramtsausbildung an Beruflichen Schulen in Bayern. Gut wäre, wenn ich hier den ein oder anderen finden würde, der ähnliches "durchgemacht" hat, was ich vorhabe.


    Nun, ich werde jetzt im August 40 Jahre alt und habe im lfd. Schuljahr, nach 10 Jahren Schulabstinenz, die 13. Klasse BOS nachgeholt und werde die Prüfung im Juni auf jeden Fall bestehen und dann meine Allgemeine Hochschulreife haben.


    Da ich jetzt, was ich früher nie gemacht habe, immer öfter an die Zukunft denke, habe ich seit über einem Jahr den Wunsch Berufsschullehrer zu werden. Die erste Hürde ist ja jetzt fast hinter mir, so dass ich mich näher damit beschäftigen kann. Ich würde sowieso, egal ob das was ich vorhabe überhaupt umsetzbar ist, Wirtschaftsinformatik studieren, da mich dies interessiert und auf meinen 2. Beruf (Fachinformatiker) aufbaut.


    Die Fragen, die ich mir aber in letzter Zeit öfter stelle - es sind ja gerade Ferien - sind, ob eben alles, was ich bisher gemacht habe, "umsonst" war, also bezogen auf die Ausbildung zum Berufsschullehrer, für mich persönlich war keine Sekunde umsonst.


    Also ich habe 9 Jahre (mit Ausbildung) bei der Deutschen Bundespost (später oder jetzt Deutsche Post AG) im Öffentlichen Dienst gearbeitet (einfacher Dienst) und später dann, nach Ausbildung zum Fachinformatiker (Anwendungsentwicklung) 7-8 Jahre Berufserfahrung als Softwareentwickler (bei diversen Unternehmen) sammeln können.


    Muss ich jetzt nochmal im Idealfall SIEBEN LANGE JAHRE (also 7 Semester Bachelor Wirtschaftsinformatik, 3 Semester Master Wirtschaftswissenschaften / Wirtschaftsinformatik und dann zwei Jahre Referendariat) absolvieren. um diesen Beruf ausführen zu können?


    Wird man eigentlich noch eingestellt in solch einem Alter, ich wäre dann ja gerade mal 47 Jahre alt (jung). Gibt es da Erfahrungswerte, hat jemand Beispiele für solch einen Werdegang?


    Also, ich meine jetzt Einstellung als Angestellter, mit Verbeamtung ist ja alles vorbei, da mache ich mir keine Gedanken.


    Werden einem, wenn eine Anstellung überhaupt in Frage kommt, die Lebensjahre, bzw. die Berufserfahrung und Dienstzeiten im Öffentlichem Dienst, angerechnet, so dass man ggf. in höheren Gehaltsstufen einsteigen kann?


    Nur aus dem Grund Bezahlung mache ich das natürlich nicht, denn ich habe zu Spitzenzeiten in meinem Beruf 2300 Netto rausbekommen - ich mache es, weil ich endlich mal meine Zukunft planen möchte, was ich bisher nicht konnte. Ich denke, dass man dies als (Berufsschul) Lehrer sehr gut kann - ich meine jetzt Familie, Häuschen, fester Wohnsitz usw. - konnte ich bis jetzt alles vergessen. Das ist natürlich nicht der Hauptgrund, denn ich vermittele sehr gerne mein Wissen, bin gerne mit jungen Menschen zusammen und habe immer noch einen sehr guten Draht zur Jugend.
    Klar sollte eben auch sein, dass ich nicht unbedingt mit z.B. 1800 Netto anfangen möchte, wenn ich zuletzt schon über 2000 hatte.


    Also, das mal sehr viel gewesen für den Anfang, aber das lag mir auf der Seele und ich bedanke mich schon mal im Voraus für das Durchlesen und evtl. Antworten.


    Gruß aus Oberfanken

  • Versuche es als Seiteneinsteiger. Sofern sie etwas von deinem beruflichen Werdegang anerkennen. Ich glaube aber, dass werde sie nicht machen. Also wären es dann wohl doch die 7 Jahre.


    Man kann auch als Lehrer ohne 2tes Staatsexamen in Mangelfächern unterrichten. Aber da würde ich mich vorher informieren, wie das mit dem Lohn aussieht, da man in der Dienstaltersstufe wieder von 0 anfängt. Mit 1900€ Netto war ich dabei als Vertretungslehrer mit einer vollen Stelle am Anfang. Als Beamter ist es nun doch um einiges höher. Dafür musste ich halt aber auch mein Referendariat noch nachholen.


    Darf man fragen, warum man in dem Alter noch auf Lehrer umschwenken möchte? Verdient man als Informatiker nicht ähnlich viel, oder sogar noch mehr? Ich meine, mein Diplom hatte mich 2 Jahre gekostet, und habe daher mit 27 und nicht mit 25 meine Laufbahn als Lehrer begonnen. Aber mit 40 noch Lehrer werden wollen?
    Uns sagte man 1999 an der Uni, studiert auf Diplom, dann könnt ihr alles werden. Leider sagten sie nicht, ein Praktikum ist beim Referendariat nicht schlecht. Wobei das nur für RLP galt. In allen anderen Ländern war es egal. Auch das lernte man erst im Nachhinein.


    Ich würde empfehlen, bevor man das angehen möchte, zuerst einmal 3 Tage einen Kurzbesuch als Praktikant zu absolvieren. Kostet zwar Urlaubszeit, aber man weiß dann, worauf man sich einlässt.


    Ich jedenfalls möchte niemanden davon abraten. Mein Traumberuf ist der Lehrerjob zu 100%. Man ist quasi zu 50% freischaffender Arbeitnehmer. Man kann sich seine Arbeitszeit halt zu 50% selbst einteilen und das macht es sehr flexibel für Daheim. Die Arbeit mit den jugendlichen ist immer wieder erfrischend Ideenreich und die Kollegen sind meisten auch sehr freundlich und hilfsbereit. Es hat keiner Angst um seinen Job und daher sollte man meinen, das Klima am Arbeitsplatz ist sehr gut.


    Wie das jedoch an einer Berufsschule aussieht, keine Ahnung.

  • Hallo brabe,


    vielen Dank für die Hinweise ...


    Darf man fragen, warum man in dem Alter noch auf Lehrer umschwenken möchte? Verdient man als Informatiker nicht ähnlich viel, oder sogar noch mehr?


    Naja, ich habe "nur" eine Ausbildung zum Fachinformatiker, das bedeutet schon, dass die Guten mind. das gleiche verdienen wie Lehrer oder noch mehr, jedoch sind das eher die wenigen. Fachinformatiker haben so, nach jahrelanger Berufserfahrung, um die 2000 EUR netto (natürlich gibt es Ausreißer nach oben und unten)


    Also, das ist ja mein "Problem", denn ums liebe Geld geht es mir wirklich überhaupt nicht, überhaupt nicht in Form von, dass ich später mal auf keinen Fall weniger verdienen möchte. Mir geht es eben um einen sicheren und bei weitem abwechslungsreicheren Job und um Zukunftsplanung. Die Anforderungen schätze ich jetzt mal identisch ein, denn auch als Fachinformatiker, wenn man über 2000 EUR netto hat, hat man auch 50-60 Stundenwochen (Fortbildung, Einsatzbereitschaft, Abgegoltene Überstunden lt. Angestelltenvertrag usw.)


    Warum dauert eigentlich das Referendariat so "wahnsinnig" lange?
    Wird man an der Uni nicht schon ein bißchen darauf vorbereitet und dann sollte doch ein halbes Jahr, maximal ein Jahr, ausreichen, oder sehe ich das jetzt vollkommen verkehrt?
    Naja, vielleicht wird mir dann nach dem Master etwas erlassen im Referendariat, mal sehen.


    Ich sehe es positiv ... von acht Jahren ist jetzt schon wieder ein Jahr fast vorbei ... 12,5 Prozent der Odysssee schon mal hinter mir und 47 werde ich auf jeden Fall und somit habe ich nichts zu verlieren. Es ist halt eine verdammt lange Zeit.


    Gruß

    • Offizieller Beitrag

    Warum dauert eigentlich das Referendariat so "wahnsinnig" lange?
    Wird man an der Uni nicht schon ein bißchen darauf vorbereitet und dann sollte doch ein halbes Jahr, maximal ein Jahr, ausreichen, oder sehe ich das jetzt vollkommen verkehrt?
    Naja, vielleicht wird mir dann nach dem Master etwas erlassen im Referendariat, mal sehen.

    Ich weiß, dass es in der Realität nicht überall so ist, weil die Referendarsausbildung individuell sehr unterschiedlich ist (je nachdem, an welche Fachleiter, Mentoren etc. man "gerät"), aber grade das Ref ist ja die eigentliche Ausbildung, in der du das anzuwenden lernst, was du später brauchst.
    Und die Zeit ist sehr voll gepackt mit Prüfungen, eigenen Klassen, Staatsarbeit etc. - ich wüsste jetzt nicht, wo man da hätte kürzen können. Inzwischen wird das Ref doch schon auf 1,5 Jahre verkürzt - das finde ich schon sehr kurz.
    Äh, ich weiß nicht, wie das inzwischen ist, aber bei uns wurde man im Studium fast gar nicht auf den späteren Beruf vorbereitet. Das Studium war ein Fachstudium mit pädagogischem Anteil, die eigentliche Arbeit mit den Schülern wurde da kaum thematisiert.

  • Das Referendariat ist wichtig. Man sieht dann schon mal, ob jemand für diesen Job geeignet ist oder nicht. Noch wichtiger würde ich ein Praktikum für Seiteneinsteiger finden. Wobei auch da sehr gut aus gesiebt wird.
    Dennoch ist es sehr nach den Fachleitern abhängig, was die für Meinungen von einem haben. Die Noten können sehr unterschiedlich sein. Daher finde ich es noch nicht optimal gelöst. Aber Spaß macht es dennoch, vor allem wenn es vorbei ist und man es mit gut oder besser bestanden hat :pfeif:

  • Hallo brabe,


    beim Referendariat erst entscheidet sich ob man für diesen Beruf prädestiniert ist? Das muss ja sehr frustrierend für potentielle Lehrer gewesen sein, die Lehramt studiert hatten und DANACH feststellten, dass sie für diesen Beruf nicht geeignet sind.
    Demnach ist die Bachelor-Master-Umstellung imo ein großer Pluspunkt, denn man hat ja danach wesentlich mehr Optionen.


    Ich habe hier einen Auszug Modulhandbuch Uni Bamberg Fach Wirtschaftsinformatik (Bachelor) Studienschwerpunkt Wirtschaftspädagogik:


    Modul WiPäd-M-03: Schulpraktische Übungen (SPÜ)
    Modulgruppen Profilbildungsstudium->4: Wirtschaftspädagogik
    Lernziele /
    Kompetenzen
    siehe Modulhandbuch BWL
    WWW http://www.uni-bamberg.de/sowi/pa/bwlewwipaed/
    betriebswirtschaftslehre/bachelor-ab-ws1011/
    Arbeitsaufwand: 360 Stunden
    Voraussetzungen -
    Notwendige Module -
    Bedingung für ECTSPunkte
    • Ein 80 Schulstunden umfassendes Praktikum an einer berufsbildenden
    Schule inklusive zweier eigenständiger Unterrichtsversuche
    • Erarbeitung und Erprobung von Unterrichtsentwürfen (mindestens
    ausreichend)
    • Portfolio zur Betreuung studentischer Kleingruppen (mindestens
    ausreichend)

    Erreichbare Punkte 12,00 ECTS-Punkte


    Gab es so etwas bei den "normalen" Lehramtsstudiengängen nicht? - das würde mich jetzt schon ein bißchen wundern.

  • In BW muss man ein 3 Monatspraktikum absolvieren, also 12 Wochen. In RLP muss man einmal 2 und einmal 4 Wochen Praktikant sein.
    Ich jedoch habe Mathematik auf Diplom und Physik als Beifach studiert. Dadurch hatte ich kein Praktikum und habe 18 Monate als Vertretungslehrer mit 24 Stunden gearbeitet. Auch das geht, aber ist halt der Sprung ins kalte Wasser.
    Man merkt, dass die meisten Referendare am Anfang immer dieselben Fehler machen. Hatte nun schon das Vergnügen des öfteren auf der anderen Seite zu sitzen ;)


    Aber so bitter es auch klingen mag, man kann durch das Referendariat fallen und danach muss man sich halt wo anders umsehen.

  • Was mir aufgefallen ist: Du schreibst, dass du Lehrer werden willst, um dann eine sichere Zukunft zu haben und mit dieser planen zu können. Da sehe ich ein Altersporoblem, da du dann schon Ende 40 bist, wenn du mit der Ausbildung fertig bist und in den Beruf einsteigst. Mir kommt das recht spät für die sichere Zukunft (Häuschen etc.) vor. Auch hast du während des Studiums etwa sechs Jahre ohne Einzahlungen in deine Rentenversicherung, was sich auf deine Rente auswirken wird. Das solltest du bedenken.
    Um das Referendariat wirst du nicht herumkommen, da du hier erst die eigentliche Lehrertätigkeit lernst. Das ganze Studium hat mit unserem Hauptjob - Unterrichten - nur wenig zu tun. Eine Verkürzung würde da keinen Sinn machen.


    Sarek

  • Was mir aufgefallen ist: Du schreibst, dass du Lehrer werden willst, um dann eine sichere Zukunft zu haben und mit dieser planen zu können. Da sehe ich ein Altersporoblem, da du dann schon Ende 40 bist, wenn du mit der Ausbildung fertig bist und in den Beruf einsteigst. Mir kommt das recht spät für die sichere Zukunft (Häuschen etc.) vor. Auch hast du während des Studiums etwa sechs Jahre ohne Einzahlungen in deine Rentenversicherung, was sich auf deine Rente auswirken wird. Das solltest du bedenken.
    Um das Referendariat wirst du nicht herumkommen, da du hier erst die eigentliche Lehrertätigkeit lernst. Das ganze Studium hat mit unserem Hauptjob - Unterrichten - nur wenig zu tun. Eine Verkürzung würde da keinen Sinn machen.


    Hallo,


    nun, genauso habe ich in der Vergangenheit argumentiert, aber Faktum ist doch, dass ich nach einem evtl. Einstieg noch (gegenwärtig) 20 volle Jahre (bis 67) arbeiten darf (Tendenz geht eher gegen 70).
    Wenn ich mal meine Schulzeiten rausrechne, komme ich mit pflichtversicherten Arbeits- und Ausbildungszeiten auch "nur" auf 19 Jahre.
    Bis zu acht Jahren Studien- und Schulzeiten werden für die Rentenjahre angerechnet (nicht für die Höhe, die Jahre fehlen dann tatsächlich).
    Ich habe das mal durchrechnen lassen - also, auf den sog. Eckrentner komme ich locker und das reicht mir auch, da bin ich mir sicher, da ich ein sehr genügsamer Mensch bin - auch wenn 5 Jahre fehlen, im Referendariat sollte man ja wieder Abgaben leisten, da Angestelltenverhältnis, welche zwar sehr niedrig sind, jedoch zählen ja die Jahre.


    Gruß

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