Französisch LK und Frankreich-Austausch

  • Hallo zusammen,


    ich werde (hoffentlich) in diesem Schuljahr einen Austausch mit einem Lycée in Frankreich organisieren und da wir einen Franz. LK haben, bin ich davon ausgegangen, dass gerade die LK Schüler Interesse an dem Austausch haben und bevorzugt berücksichtigt werden sollen. Nun hat mir die Franz. LK Lehrerin gesagt, dass sie einen Austausch für Q1 Schüler (11/12 Klasse, machen nächstes Jahr ihr Abi) kontraproduktiv findet, da die Schüler eher das wissenschaftliche Arbeiten lernen müssen und ihnen 5 Stunden Unterricht fehlen würde. Der Sprachzuwachs bei einem Austausch sei viel zu gering, die Sprachförderung nicht systematisch und die Schüler würden sowieso eher Umgangssprache lernen. Das was sie lernen würde ihnen fürs Zentralabi nichts nutzen, im Gegenteil. Wir sind ja auch nicht die ganze Zeit in der Partnerschule und machen auch eigene Ausflüge ohne die Franzosen. Da sprechen die Schüler ja wieder auf Deutsch usw...
    Das stimmt zwar schon, aber ich finde trotzdem, dass die Schüler in einer Woche Frankreich mehr sprechen und auch mehr Französisch hören als in 5 Stunden LK und gerade den LK Schülern ein "kleines Sprachbad" guttun würde. Zudem können sich die Schüler den Stoff auch selbstständig in Frankreich erarbeiten.
    (ich bin auch LK Lehrerin und fahre eine Woche weg. Ich gehe davon aus, dass die Schüler die Aufgaben selbstständig erledigen werden) . Ich persönlich finde die Aussage, dass ein Frankreich-Austausch den Franz. LK Schüler eher schadet als nutzt ehrlich gesagt absurd. Die Schüler sollten doch froh sein, dass sie die Gelegenheit bekommen nochmal nach Frankreich zu fahren! Die LK Lehrerin findet, die Schüler sollen so einen Aufenthalt in den Ferien organisieren, die LK Zeit wäre wichtiger...


    Die Schüler machen natürlich noch eine LK Fahrt im Sommer aber da in der Zeit kein Stoff unterrichtet wird, fehlt ihnen auch nichts. Sie müssten doch in der Lage sein 1! Woche Unterricht nachzuarbeiten, oder? Ich würde auch in einer klausurfreien Zeit fahren usw...


    Es würde mich wirklich interessieren wie andere Sprachenlehrer das sehen. Schönes Wochenende noch!

  • So ein "Sprachbad" ist auf jeden Fall 'ne gute Sache. Zudem lernen die SuS so manches an Landeskunde. Schüler, die Angst haben, zu viel zu versäumen, werden sowieso nicht teilnehmen. Alle anderen wissen, worauf sie sich einlassen. Zudem versäumen sie ja nicht nur Französisch, sondern auch alle anderen Fächer...
    Ich könnte mir vorstellen, dass nicht ausreichend Schüler nur aus dem LK zusammen kommen (natürlich je nachdem, wieviele Franzosen du auf der "Gegenseite" hast). Vielleicht könntest du noch (bevorzugt gute) GK und 10. Klasse SuS mitnehmen.
    Und zum Thema "selbst organisieren in den Ferien": Eine Sprachreise kostet meist bedeutend mehr als ein Austausch, so dass viele finanziell gar nicht die Möglichkeit haben.


    (Bei unserem USA-Austausch, bei dem zwei Wochen Unterricht betroffen sind, klappt das immer prima...)

  • So eine Sprachreise bringt den Schülern mit Sicherheit was für ihr Privatleben, da sie dann endlich mal erleben, wofür man die Sprache lernt. Ob es was für das Abitur bringt, wage ich zu bezweifeln. Ich habe es in letzter Zeit im privaten Umfeld sehr oft erlebt, dass Schüler mit super Noten in Französisch fast nichts verstehen, wenn man mit ihnen spricht. Gleichzeitig kenne ich Kinder, die schon recht gut sprechen können, aber mit der Grammatik und den Übersetzungen lange nicht so gut klar kommen.

  • Ich finde es etwas befremdlich, wenn eine Sprachlehrerin einem Aufenthalt im Land der Zielsprache und einer total immersion in seiner Sprache und Kultur den üblichen Klassenunterricht hier in Deutschland vorzieht.


    Mal ehrlich, ein Schüleraustausch ist eine einmalige Erfahrung im Leben und fünf (fünf!) Schulstunden sind, Abitur hin oder her, ohne weiteres kompensierbar. Mir scheint das doch ein deutlichr Fall einer Prioritätenverkehrung zu sein.


    Nele

  • Vielen Dank für eure Antworten! Da mir die LK Lehrerin sogar vorgeworfen hat, ich würde ihren LK "torpedieren", weil ich den LK Schülern von dieser Fahrt erzählt habe, habe ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich die Schüler mitnehmen soll oder nicht denn ich will auch eigentlich keine Konflikte innerhalb der Fachschaft. Wir haben in der Fachschaft abgemacht, dass ich mich um die Austausche kümmere und da ich nicht erwartet hätte, dass Widerstand von dieser Kollegin kommt, habe ich meine Pläne nicht vorher mit ihr abgesprochen sondern sie am selben Tag wie die Schüler informiert. Das was vermutlich mein Fehler, sie fühlt sich wohl übergangen und hat den Eindruck ich würde mich in ihren LK einmischen wollen.


    Sie hat mir auch gesagt, ich soll den Austausch mit MEINEN Klassen machen... Ich habe aber im Moment nur kleine Sek I Schüler. Sie hat mir dann allen Ernstens vorgeschlagen (und auch der Schulleitung vorgeschlagen), dass ich den Austausch mit 7er und 8er machen soll denn sie würden ja "älter aussehen" und hätten sowieso mehr Übungsbedarf. (die Franzosen sind zwischen 15-18 Jahre alt).


    Jetzt hat sie ihre Bedenken dem Schulleiter mitgeteilt und ich warte ab wie er sich entscheidet. Da sie auch den Schülern vom Austausch abgeraten hat, kann es sowieso sein, dass sich keine LK Schüler anmelden und sich die Sache somit erledigt.


    Na ja, jedenfalls beruhigt es mich, dass ich nicht die einzige bin die die Vorgehensweise meiner Kollegin befremdlich findet.

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