Berichtigungen, wenn (fast) alles falsch ist?

  • Hallo zusammen,
    wundervollerweise verbringe ich zumindest einen Teil der Herbstferien mal wieder englische Texte korrigierend und grübele jetzt schon eine Zeit lang über folgende Frage nach:
    Ich habe in jeder Klasse der Mittelstufe mindestens einen Schüler, derin Englisch überhaupt keinen geraden Satz hinkriegt. In jedem Satz stecken mehrere Fehler, teils sichtlich Flüchtigkeitsfehler, teils sichtlich das Unvermögen, den Sachverhalt in richtigem Englisch auszudrücken. Die Arbeit sieht jeweils aus wie ein Schlachtfeld. Nun möchte ich
    1. positiv korrigieren (muss ich in NRW ja auch), finde aber auf dem breitesten Rand keinen Platz dafür. Vielleicht sehe ich gerade den Wald vor lauter Bäumen nicht und die Lösung ist ganz einfach, aber: wie macht ihr das?
    2. dass die Schüler schon die Arbeit berichtigen. Nun machen sie die Fehler ja aber nicht aus Unwillen und bei Weitem auch nicht alle aus Stress/Zeitdruck. Sie sind nicht in der Lage - oft auch nicht mit Positivkorrekturen - die Fehler zu erkennen und zu verbessern. Wie gestaltet Ihr in solchen Fällen die Berichtigung? Eigentlich muss sie jemand mit dem Schüler zusammen machen - ich lasse oft gute Schüler, die schnell fertig sind, helfen, aber das klappt auch nie so ganz, v.a. weil ein Teil ja zuhause gemacht werden muss. Ich habe in der Stunde nicht für mehr die Zeit, als bei einzelnen Fragen zu helfen. Nachhilfe haben aus verschiedensten Gründen nicht alle. " Berichtigung ist Hausaufgabe und alles andere ist dann nicht mehr mein Problem" finde ich keine so schöne Lösung...
    Ich KANN doch nicht die einzige sein, der das so geht, oder? Wie macht Ihr das?
    Vielen Dank und liebe Grüße
    D.

  • Hallo,
    habt ihr keine AG, die solche Sachen auffängt. Bei uns kommen die Kinder in AG's und sollen dort gezielt gefördert werden. Dazu gibt es auch die Möglichkeit der Korrektur dort durch die Lehrer. Meist sind es sogar die Fachlehrer. Also, ich hab in Mathe auch eine Schülerin, wo es bescheiden aussieht. Da habe ich in der Klasse die Arbeit besprochen, teilweise die Schüler vorrechnen lassen und dann in zweier Teams gemeinsam die Korrektur machen lassen.
    Vielleicht eine Idee für dich?
    Lg

  • a) Positiv korrigieren: Ich korrigiere in die Texte hinein (habe nur Oberstufe, wo ganze Texte geschrieben werden) - so, dass mit meinen Korrekturen ein korrekter Text dasteht. Ich streiche also z. B. falsche Ausdrücke im Text durch und schreibe korrekte Ausdrücke darüber. Oder ich verändere falsche Wortstellungen im Text mit Pfeilen etc. Dafür verzichte ich auf Korrekturzeichen am Rand - von deren Nutzen ich nicht überzeugt bin.
    b) Keine Ahnung. Evtl. nur die Fehler einer Kategorie (z. B. Zeitfehler) korrigieren lassen? Oder die Berichtigung ab einer bestimmten Fehlerzahl ersetzen durch Wiederholungsübungen? Dann müsstest Du allerdings extra Kopien machen.

    • Offizieller Beitrag

    Doro


    Man müsste eigentlich viel früher ansetzen. Berichtigungen sind für Schüler ein lästiges Übel - bei schlechten Arbeiten sogar eine regelrechte Strafe. Zum einen fehlt es am Willen, sich mit seiner schlechten Leistung noch einmal auseinanderzusetzen, zum anderen fehlt es wie Du richtig sagst, schlicht am Wissen bzw. der entsprechenden Kompetenz. (Oh wie ich das K-Wort hasse!)


    Die korrekte Berichtigung einer Klassenarbeit, die keine Verschlimmbesserung sein soll, setzt also voraus, dass der Schüler die Fehler erkennt, die richtige Lösung kennt (und ich korrigiere alles das, was der Schüler können und wissen müsste, nicht jedesmal positiv!) und diese Lösung auch aktiv im Kontext anwenden kann. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Das fehlende Können hat der Schüler vorher schon unter Beweis gestellt. In der Berichtigung soll er aus dem Nichts plötzlich dieses Können dennoch an den Tag legen. Das kann so nicht funktionieren.


    Eigentlich kann man bei den meisten Schülern, die jenseits der vier in einem Fach stehen, auf die Berichtigung verzichten, weil sie schlichtweg für diese Schüler keinen greifbaren Vorteil oder Lernzuwachs hat.


    Je länger ich darüber nachdenke, desto (noch) weniger halte ich von Berichtigungen.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Danke für Eure Antworten! Ich denke inzwischen auch, dass der richtige Weg der ist, Berichtigungen als solche (zumindest in der klassischen Form) nochmal zu überdenken. Das mit den Fehlerschwerpunkten, an denen dann gearbeitet wird, finde ich auch nicht verkehrt. Förderunterricht haben wir zwar, aber da ist das mit den Berichtigungen auch so eine Sache; da sitzen dann 12 SuS aus 5 verschiedenen Klassen die zu 5 verschiedenen Zeitpunkten ihre Arbeiten wiederkriegen... ist auch relativ schwierig und ich hätte das Gefühl, mein Problem auf die Kollegin abzuwälzen, die den Kurs gibt.
    Also wohl keine Patentlösung - aber ein paar Denkanstöße, nochmal danke - und gerne mehr. :D

  • Hallo Doro,
    bei uns sind in klasse 5 - 6 die AG's klassenweise. Zusätzlich gibt es bei uns Fachförder Deutsch, englicsh, mathe. Klappt ganz gut
    Lg S

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