Was tun mit wiederholdenden Erstklässlern?

  • Hallo,
    in meinem ersten Schuljahr sind drei Kinder, die die 1. Klasse wiederholen, dort also noch ein Jahr verbleiben.
    Verständlicherweise möchten die Eltern, dass diese Kinder nun optimal gefördert werden, so dass ihre "schwächen" ausgebügelt werden und sie nicht nocheinmal das Mathebuch etc durcharbeiten müssen. Das klingt in der Theorie gut, aber in der Praxis weiß ich gar nicht wie das gehen soll?
    Momentan bin ich sehr viel mit den Schulanfängern beschäftig. Sie sind ja erst die 2. Woche in der Schule und können noch nicht wirklich selbstständig arbeiten.
    Ich habe im Unterricht gar keine Möglichkeit, mir anzuschauen, wo bei den Wiederholern überhaupt die Schwächen sind... Die Informationen meiner Kollegin, die zuvor deren Lehrerin war, beschränkt sich darauf, auf welcher Seite sie in welchem Heft gerade arbeiten.
    Bisher habe ich den Wiederholern eine fördermappe gegeben mit Übungen. Diese waren erstmal allgemein gehalten.
    Im Unterricht habe ich sie ansonsten normal mitmachen lassen, sie ggf. als Experten eingebunden.
    Aber mit optimaler Förderung hat das nichts zu tun. Sie sind auch sehr verhaltensauffällig, so dass auch sie sich kaum selbstständig mit etwas beschäftigen können.
    Ich weiß einfach nicht, wie ich das hinkriegen soll. Habt ihr Tipps?
    Wie geht ihr mit Wiederholern um?
    Alema

  • Eigentlich möchten gebliebene Erstklässler nicht als Sonderlinge auffallen... Ich würde ihnen das Mathebuch geben und sie müssen neu anfangen. Sie sind ja da, weil sie im1. Schuljahr nicht so erfolgreich waren. Da schadet es nicht, wieder bei 0 anzufangen.

  • Ich selbst - das muss ich gleich dazu sagen - hatte die Situation in Klasse 1 noch nicht; aber ich hatte schon Wiederholer in anderen Klassenstufen, wo die Eltern dasselbe Anliegen hatten.
    Natürlich ist es wichtig, die Schwächen der Kinder gezielt anzugehen - doch dafür musst du diese und die Kinder selbst erst einmal kennenlernen. Vielleicht habt ihr an eurer Schule sowas wie Einschätzungstests zur Lernausgangslage, dann bekommst du einen Eindruck, wo es hängt. Oder du interviewst die abgebenden Lehrer nochmal intensiver.


    Mein Rat wäre aber trotzdem: Die Kinder machen zunächst mal das, was alle machen. Deshalb wiederholen sie ja auch das Schuljahr. Wenn es nur um einzelne Lücken gegangen wäre, hätte man diese ja auch im zweiten Schuljahr durch gezielte Förderung schließen können. Da dies offensichtlich nicht ausgereicht hätte, sind die Basics auf jeden Fall zu wiederholen. Außerdem merkst du so recht schnell, wo es klemmt. Wenn die Kinder bei bestimmten Themen sehr schnell durch sind, weil sie da keine Probleme hatten, kannst du ihnen ja individuelles Fordermaterial geben.


    Da sie zudem verhaltensauffällig zu sein scheinen, ist es besonders wichtig, sie in die normale Klassenstruktur einzubinden und ihnen keine Extra-Rolle zu schaffen. Vielleicht sind diese Auffälligkeiten ja auch mit die Ursache ihrer Probleme?
    Deshalb - lass dich von den Eltern nicht verrückt machen, konzentrier dich gerade jetzt am Schuljahresanfang gleichmäßig auf alle Kinder und sieh die drei Wiederholer zunächst mal als ganz normale Erstklässler - denn das sind sie ja auch.


    LG

  • Ich habe einen Wiederholer in Klasse 1 bekommen. Wir haben es aber damals so gemacht, dass er erst nach Weihnachten in die erste Klasse gegangen ist, da die abgebende Kollegin meinte, dass der Stoff bis dahin für das Kind kein Problem wäre. Als er dann nach Weihnachten kam, musste er ganz normal mitmachen. Zu Beginn fiel ihm alles sehr leicht, das war aber gut um das Selbstbewusstsein des Kindes zu fördern. Mit der Zeit konnte ich dann auch seine Schwächen erkennen und ihn gezielt fördern.

  • Du bist ja verpflichtet alle Schüler optimal zu fördern. Jedes Kind hat Schwächen - nicht nur die Wiederholer. Erstklässler welche wiederholen tun das ja aus gutem Grund. Und sie genießen für mich keine Sonderstellung. Die haben sie durch die Wiederholung ja automatisch - ich mache meine Arbeit und Differenzierung ja sowieso - egal ob Wiederholer oder nicht. Aber ich kann mich bei 25 Schülern nicht nur auf die Wiederholer konzentrieren. Alle haben das Recht auf Förderung.
    Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht das Wiederholer immer einen gewissen Vorsprung haben der ihnen sogar gut tut! Meistens baut sie das auf; gehörten sie doch vorher immer zu den "Schlechten". Aber ich behalte alle im Blick. Und das mache ich den Eltern auch ganz klar!! Bin ja kein Privatlehrer! Natürlich machen sie sich Sorgen. Aber mit der Entscheidung zu wiederholen haben die Eltern ja schon einen guten Schritt getan. Und viele "Knoten" lösen sich dann von alleine.

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • P.s. Wenn die Kinder das Mathebuch nicht noch mal durchmachen sollen, warum wiederholen sie dann ????

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Also ich kann mich meinen Vorpostern nur anschließen: lass die Wiederholer ganz normal mitmachen. Sie wiederholen aus gutem Grund die erste Klasse. Wären es nur kleine Lücken, so könnte man diese auch in der 2. Klasse angehen. Dafür braucht kein Kind wiederholen.
    Scheinbar handelt es sich wohl eher um Grundlagen oder größere Lücken und dafür würde es ihnen sicherlich nicht schaden, wenn sie den kompletten Stoff normal mitmachen. Wenn du dann Lücken feststellst, dann kannst du ja gezielt fördern.
    Aber nimm dir erstmal Zeit um die Kindern wirklich kennenzulernen. Und da hast du nicht nur die drei Wiederholer!

  • Hallo,
    danke für die Informationen. Für mich ist der Umgang mit Wiederholern (und dann gleich 3) in der Klasse 1 Neuland.
    Alema

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