Schülerin wird von ihren Eltern rausgeworfen!

  • Hallo!
    (Ich schreibe das jetzt kurz&knapp, ohne Details)


    Eine meiner Schülerinnen hatte mich gestern Abend um ein Gespräch für heute Morgen gebeten.
    Ich bin an meiner Schule Beratungslehrerin und kenne diese Schülerin schon sehr lange und gut.
    Ich weiß, dass sie es mit ihren Eltern nicht einfach hat, da sie von zu Hause sehr viel Druck bekommt, was ihre Noten in der Schule angeht.
    Jetzt hat sie mal wieder eine schlechte Note geschrieben und wurde nun ernsthaft gestern von ihrer Mutter ''rausgeworfen''.
    Sie ist auch wo unter gekommen etc.
    Allerdings war sie sehr aufgelöst und wusste überhaupt nicht mehr, wie sie damit umgehen kann, geschweige denn, was sie tun soll.
    Ich persönlich kann ihr natürlich recht wenig helfen, habe ihr aber selbstverständlich Mut zugesprochen und ihr geraten, sich bei der schulpsychologischen Beratungsstelle zu melden, etc.
    Habt ihr vielleicht ein paar Tipps, was ich noch für sie tun kann? :) Ich würde ihr halt echt gerne helfen...
    LG

    "La música es el corazón de la vida. Por ella habla el amor; sin ella no hay bien posible y con ella todo es hermoso."

    • Offizieller Beitrag

    Auch über 18 kann das Jugendamt unterstützen - dann ist es allerdings etwas sachbearbeiterabhängig.
    Ansonsten unbedingt dafür sorgen, dass die Kollegen der Schülerin jetzt mal ein bisschen was nachsehen, wenn sie nicht alles auffe Reihe kriegt! Ihr schulisch den Rücken freihalten ist wohl das Beste, was du derzeit tun kannst.
    Und google bemühen bzw deine lokalen Beratungsstellen um ihr zu helfen, sich auf den Fall vorzubereiten, dass sie das Kindergeld bekommt und ein Dach über dem Kopf...etc

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  • Moin!


    In so einem Fall müsste über Jugendamt und einen entsprechenden Träger abhängig vom Alter der Schülerin eine Inobhutnahme in einer Einrichtung der Jugendhilfe möglich/notwendig sein. Zuständig ist das Jugendamt.


    Ich bin bei solchen Fällen immer sehr vorsichtig. Meine Frau (Lehrerin GHR, Anti-Aggressionstrainerin und Sozialpädagogin) ist in dem Bereich tätig und es ist manchmal schon grandios, was sich die Lernenden einfallen lassen. In jedem Fall würde ich einen engen Kontakt zu den zuständigen Stellen halten um mich abzusichern. Es gibt genug Fälle, in denen scheinbar "nette, kleine, liebe Mädchen und Jungs" die schönsten Geschichten erzählt haben (Misshandlung, Missbrauch, Freiheitsberaubung, etc.). Beim Termin mit Jugendamt, Eltern, Psychologen und Pädagogen kam dann heraus, dass das leider ziemlicher Mist war. Hatte selbst so einen Fall, in dem eine Schülerin erstmal über Wochen bei verschiedenen Kollegen ihr Leid geklagt hat, was beim Chef nicht läuft. Das ging in Richtungen die nicht tragbar waren. Endergebnis nach einem entsprechenden Gespräch war, dass sie gefühlt zu wenig Zeit für das Berichtsheft hätte (30 min pro Tag reichten angeblich nicht). Dafür wurde behauptet, dass sie geschlagen und bedroht worden wäre, und noch so ein paar andere Dinge.
    Insbesondere in den Wochen vor den Zeugnissen bin ich daher besonders kritisch was das angeht.

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

    • Offizieller Beitrag

    Ich halte es, ehrlich gesagt, für problematisch, mit dem Generalverdacht des Erfindens an die Aussagen von Jugendlichen heranzugehen.
    Zumal ein Rausschmiss auch ohne großen investigativen Aufwand reativ leicht zu verifizieren ist.

  • Ich sagte ich sehe das kritisch, nicht das ich einen Generalverdacht hege - ich muss nicht nur die Lernenden, sondern auch deren Umfeld schützen. Bevor ich den Lehrern sage, dass XY ihre Tochter wegen einer schlechten Note rausgeschmissen hat muss ich mich informieren. Das geht in den Zeiten moderner Kommunikation recht schnell. Ein Rauswurf aus dem Elternhaus wegen schlechter Noten ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen - in meinen Augen und nach meiner Erfahrung. Ich habe in meiner eigenen Schulzeit und als Berufsschullehrer leider zu viele Fälle gesehen, die durch ähnliche Aktionen bessere Noten bekommen haben/wollten, als sie eigentlich verdient hatten. Daher mahne ich zur Vorsicht - und nehme nicht sofort an, dass der Lernende mir die einzig richtige Wahrheit erzählt und die Eltern furchtbar gemein sind (und die Tochter in dem Fall wegen einer schlechten Note rausschmeißen). In überschaubaren Gegenden geht so etwas nämlich auch allzu schnell rum - und dann hat die Lehrkraft den Kram an der Backe, wenn diese unreflektiert und unkritisch im Kollegium verbreitet hat, dass Mutter XY ihre Tochter wegen einer fünf oder sechs aus dem Haus geschmissen hat.

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  • Jens_03: Ich weiß Deine Kritik zu schätzen, aber wie gesagt, ich kenne die Schülerin schon sehr lange. Ich bin an dem ,,Fall'' schon sehr lange dran, hatte auch schon Gespräche mit ihren Eltern und sie war schon einmal bei einer Beratungsstelle, sollte dort mit einer Familientherapie beginnen. Zu dem Zeitpunkt ging es ihr wieder wesentlich besser. Allerdings hatten ihre Eltern die Therapie nach ich glaube 2 oder 3 Sitzungen abgebrochen, da
    sie es ihres Erachtens nicht für nötig hielten, eine solche Therapie durchzuführen. Auch hat sie sich schon geritzt. Damals hat das halt alles angefangen. Durch die ganze Geschichte hatte sie allerdings wieder viel Selbstbewusstsein gewonnen und hat von sich selbst zu mir gesagt, sie will es nun so versuchen und konnte mit dem Druck (Das sah man dann auch wieder an besseren Noten) wieder besser umgehen.
    Jetzt geht das Ganze halt mehr oder weniger von Vorne los und dieses Mal ist es dann jetzt halt sogar bis zum rauswerfen gekommen...
    Und ich kann Dir nur sagen, dass Du auch nicht allzu kritisch sein solltest, denn es gibt genug Kinder und Jugendliche, die auch, wie hier, wenn sie aus eigentlich sehr gutem Hause kommen, oft in Wirklichkeit wahre Probleme haben... ;)

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    • Offizieller Beitrag

    Recht hat Jens natürlich damit, dass man IMMER gründlich nachforschen muss, wenn einer einen (schweren) Vorwurf gegen jemand erhebt, ganz gleich wie herum. Ich gehe aber als Beratungslehrerin grundsätzlich von der Prämisse aus, dass ich das Anliegen sehr ernst nehme bzw glaube (anders kann man diesen Job nicht sinnvoll machen) - dann aber als ganz normalen Teil des Prozederes nachforsche und auch weiß, dass es zu jeder Seite eine Gegenseite gibt.


    Es stimmt aber leider auch, dass es fast nichts gibt, was Schüler zu Hause nicht erleben würden. Und ich arbeite nicht an einer Brennpunkthauptschule, sondern an einer gymnasialen Oberstufe...

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