OBAS Vorstellungsgespräch Lehramt Berufskolleg NRW

  • Hallo,


    ich interessiere mich für einen Seiteneinstieg ins Lehramt Berufskolleg mit der Fächerkombination Mathematik und Wirtschaftswissenschaften in NRW via OBAS.
    Die hierzu erforderlichen fachlichen Voraussetzungen erfülle ich, sodass ich mich auf eine der wenigen für den Seiteneinstieg geöffneten Stellen mit der genannten Fächerkombination bewerben konnte. Glücklicherweise habe ich auch eine Einladung für ein Vorstellungsgespräch im kommenden Jahr erhalten, was ich nun gerne vorbereiten möchte.
    Leider habe ich bisher relativ wenige Informationen über mögliche Gesprächsverläufe und inhaltliche Schwerpunkte eines solchen Bewerbungsgespräches in Erfahrung bringen können. Gibt es beispielsweise bestimmte Standards oder ist das von BK zu BK unterschiedlich? Inwiefern wird pädagogisches und fachdidaktisches Wissen erwartet? Werden Gruppendiskussionen durchgeführt etc.?


    Es wäre wirklich super hilfreich für mich, wenn mir jemand Tipps zur Vorbereitung geben und mir von seinen Erfahrungen berichten könnte. Vielen Dank!


    Viele Grüße und einen guten Rutsch,
    Zubo

  • Hi Zubo,


    ich habe vor zwei Jahren den gleichen Weg eingeschlagen und bin jetzt in den letzten Zügen von OBAS (Prüfung ist Anfang Februar). Auch damals vor meinem Vorstellungsgespräch habe ich mich hier im Forum informiert.


    Zunächst zum Vorstellungsgespräch: Im RegBz. Düsseldorf gibt es wohl überall einen Teil des Gesprächs als freien Vortrag über ein Thema, welches du kurz vorher genannt bekommst. Dann hast du 20 (?) Minuten Zeit, einen etwa zehnminütigen Vortrag über das Thema vorzubereiten. Bei mir war es das Thema "Wie können Sie mehr Schülerinnen dazu motivieren, einen naturwissenschaftlichen Bildungsgang an unserer Schule zu belegen." Thematisch gibt das natürlich Sinn, da meine Fächer hauptsächlich im naturwissenschaftlichen Bereich der Schule unterrichtet werden und der Frauenanteil dort wirklich sehr gering ist. Die Frage war mit normalem Wissen gut zu beantworten (z.B. mehr Werbung an Realschulen machen, Schülerinnen bei uns an der Schule zu Werbung im Freundeskreis animieren, stärkere Zusammenarbeit mit den Naturwissenschaftlern an Real- und Gesamtschulen, um dort schon den Frauenanteil in den Naturwissenschaften zu erhöhen und die Schülerinnen zu motivieren). Im Forum gibt es eine Unmenge an weiteren Threads mit Fragen. Im Regelfall werden bei Seiteneinsteigern keine tiefen pädagoischen Sachen abgefragt. Die Schulleitung, die das Gespräch führt, weiß ja, dass du das nicht studiert hast.


    Anschließend gibt es eine mehr oder weniger offene Fragerunde. Ich habe mich an zwei Schulen vorgestellt und wurde bei beiden angenommen (eine im Reg.Bz. Köln, eine in Düsseldorf). In Köln war das Gespräch sehr locker. Jeder in der Kommission hat irgendwelche Fragen gestellt, die ihm offenbar gerade eingefallen sind. Dabei ging es nie wirklich um große fachliche oder pädagogische Themen, sondern immer nur so ein bißchen darum, ob ich weiß, wie stressig die Ausbildung ist, wo ich denn gerne unterrichten würde etc. Also eher ein wirkliches Gespräch als eine Frage-/Antwortstunde. In Düsseldorf war es ganz anders: Nach dem Vortrag wurden mir fünf Fragen exakt vom Papier abgelesen, die ich dann beantworten sollte. Von dem Ablesen wurde nicht mal abgewichen, als ich die Antwort auf die vierte Frage bereits zwei Fragen vorher gegeben hatte. Dort wurde durchaus fachliches gefragt, aber im simpelsten Bereich (z.B. wie man ein Thema fächerübergreifend unterrichten kann: Exponentialfunktionen bieten sich in Elektrotechnik und Mathe da super an) oder wie ein RC-Schwingkreis funktioniert (auch mit Exponentialfunktion, das war die besagte vierte Frage, die ich bereits in der zweiten Frage zum fächerübergreifenden Thema beantwortet hatte).


    Ich habe mich damals sehr auf das Gespräch vorbereitet. Dazu habe ich die Fragen hier aus allen Threads gesammelt und für mich bereits im Vorfeld beantwortet. Ich weiß nicht, ob das geholfen hat - geschadet hat es auf jeden Fall nicht. Auf Wunsch stelle ich dir eine bereinigte Fassung per Mail zur Verfügung.


    In der Kommission sitzt auch immer jemand vom Seminar, wo du ausgebildet wirst. Diese Person hat ein Vetorecht. Ich dachte zu Beginn, dass man in dreißig Minuten überhaupt keinen Eindruck gewinnen kann, ob derjenige als Lehrer geeignet ist. Heute bin ich etwas klüger und behaupte, dass man allein am Auftreten und Verhalten eines Menschen da merken kann, ob es klappen könnte. Lehrerpersönlichkeit scheint sehr wichtig zu sein - und das können die vermutlich beurteilen.

  • Kalle hat ja schon sehr ausführlich geantwortet.


    Hier ist ein Link, wo die Lehrerfunktionen erklärt werden:


    http://www.guterlehrer.de/Lehrer/Die-7-Lehrfunktionen.html


    Daraus kannst du sehen, aus welchen Bereichen überraschende Fragen kommen können. "Wie sehen Sie die Erziehungsfunktion des Lehrers? Welche Erfahrungen haben Sie mit Teamarbeit gemacht? Sind Sie bereit, Verwaltungsaufgaben zu übernehmen?" und ähnliches.


    Ich denke, das erste Augenmerk liegt tatsächlich auf der Persönlichkeit. Bist du in der Lage, zusammenhängend zu sprechen und deine Gesprächspartner dabei anzusehen? Hörst du zu und kannst du auf Einwände antworten? Freust du dich auf die neue Aufgabe? Hast du gute Nerven? Kannst du eine fachliche Sache einfach erklären - oder versuchst du das zumindest? Willst du dazulernen, oder denkst du, du könntest das eigentlich schon alles?


    Und natürlich schaust du dir vorher das Bildungsangebot der Schule an, und dann kannst du sagen, wo du gerne unterrichten würdest und warum. Das Spektrum ist am BK sehr breit gefächert. Wenn du dazu Fragen hast, nur zu.


    Viel Erfolg!

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