Seiteneinstieg Privatschule

  • Hallo liebe Foris,


    vielleicht könnt ihr mir ein bisschen weiterhelfen.


    Ich habe kürzlich ein Angebot von einer Privatschule erhalten, dort als Quereinsteigerin zu unterrichten. Ich habe zwar auf Lehramt studiert, habe jedoch kein zweites Staatsexamen. Jetzt bin ich am Überlegen, ob das so eine gute Idee ist mit dem Quereinstieg, denn mein Vorgänger wurde erst gekündigt und ich mache mir Sorgen, dass es mir auch so geht. Ich müsste mir ja eine jährliche Unterrichtsgenehmigung einholen und würde sehr scharf kontrolliert werden, die Erfolgsaussichten im Hinblick auf feste Verträge sind bei Quereinsteigern ja eher nicht ganz so hoch.


    Hat jemand Erfahrungen gesammelt mit einem Seiteneinstieg ohne Ref nachholen? Wie hoch sind die Chancen, dass man entfristet oder irgendwann auch von einer anderen Schule genommen wird? Was sind eure Erfahrungen? Hab schon zu viel gehört und gelesen von Leuten, die dann sofort wieder durch "echte" Lehrer ersetzt wurden, auch wenn eigentlich alle soweit mit ihnen zufrieden waren. Drum überlege ich, ob ich nicht doch in meinem alten Job bleiben soll, auch wenn ich da viel weniger verdiene, obwohl ich mir die Lehrtätigkeit ganz gut vorstellen kann.


    Ich werde da sicher von allen Seiten sehr kritisch beäugt werden. Aber ich finde es dennoch besser, Schüler werden von Fach-Seiteneinsteigern unterrichtet als von "echten" Lehrern fachfremd unterrichtet zu werden.


    Und by the way: was hat es denn mit dem neuen Trend "Klassenlehrerstunden" auf sich? Was genau macht man denn in diesen Stunden mit seiner Klasse?


    Bin dankbar für Meinungs- und Erfahrungsaustausch der User.

  • Zunächst:
    Ich war einige Jahre nach dem Referendariat an einer Privatschule tätig, an der auch Kollegen ohne 2.Stex unterrichten. Die Kollegen ohne 2.Stex unterrichten dort noch mmer. Und gehen bald auf die Rente zu. Vorteil für die Privatschule: Die Kollegen ohne 2.Stex laufen der Privatschule nicht davon. Der Staat stellt ihnen nicht (wie mir ;) ) die Verbeamtung in Aussicht, falls er/sie die Schule wechselt. Diese Kollegen bilden somit die "Stammbelegschaft". An einer Privatschule hängt der Lehrerbedarf selbstverständlich immer von der Schülerzahl ab. Daher kann es gegen Ende des Schuljahres durchaus eine "Zitterpartie" geben, ob der Job weiterhin sicher ist. Das war letztlich der Grund, weshalb ich zur sicheren Verbeamtung gewechselt habe. An der Schule hatte ich mich durchaus wohl gefühlt.
    Du wirst dort nicht anders "kritisch beäugt" als jeder andere neue Kollege. Sei kollegial, freundlich, mach einen guten Job und alles ist gut.


    Zu Klassenlehrerstunden:
    Das ist kein neuer Trend, sondern eine Entlastung deines Fachunterrichts, falls du Klassenlehrer bist. In der Klassenlehrerstunde kannst du z.B. einen Klassenrat installieren, in dem die Schüler selbstmoderierend (unter deiner Aufsicht) ihre Gruppenprobleme oder Planungen für gemeinsame Vorhaben besprechen können. In dieser Stunde kannst du auch gruppendynamische Spiele, Vorbereitungen für Verkaufsaktionen zur Finanzierung einer Klassenfahrt u.v.a.m. unterbringen, für die du im Fachunterricht extra Zeit herausschinden müsstest. Bei uns wird der Klassenrat gerne auf die letzte Freitagsstunde gesetzt - dann kann man die Woche Revue passieren lassen - im Fachunterricht wäre der Lernzuwachs in dieser Stunde sowieso mäßig.


    Diese Stunde solltest du zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und Sozialkompetenz der Kinder nutzen - und/oder um ein klasseninternes Helfersystem zu installieren. So könnten in dieser Stunde z.B. die leistungsstärkeren mit den leistungsschwächeren Schülern den Inhalt der Woche rekapitulieren und zusammenfassen. Davon profitieren beide. Oder du verwendest die Stunde zum Training eines "Schulknigge" oder zur Förderung einer positiven Streitkultur.


    Sei froh, wenn man dir diese Ressourcen zur Verfügung stellt!

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Lieber Alias,


    hab Dank für deine Antwort!


    Nun ja, früher gab es das zu meiner Zeit an keiner Schule, diese Klassenlehrerstunden, drum konnte ich mir auch nicht viel darunter vorstellen, gibt es anscheinend auch nicht überall.
    Ich habe ein paar andere Lehrer gefragt, was das sei, sie konnten es mir nicht sagen, da sie dies selbst nicht hatten an ihrer eigenen Schule.


    Daher bin ich sehr froh um deine Antwort!


    Danke dir auch für deine Meinung! Das ist in der Tat etwas problematisch, wenn man gewissermaßen an die Schule gebunden ist, ich fürchte, ich werde mich da nicht so einfach an einer anderen Schule bewerben können, daher hadere ich, ob ich nicht doch lieber einen gewissen anderen Job annehmen soll, der viel sicherer wäre. Ich habe Angst um die Unterrichtsgenehmigung, die ich mir anscheinend immer wieder von Neuem einholen müsste, die ist immer so eine unsichere Sache. Ich werde die Sorge einfach nicht los, dass ich schnell wieder ausgetauscht werde durch einen "echten" Lehrer.

  • Zitat

    Ich habe Angst um die Unterrichtsgenehmigung, die ich mir anscheinend immer wieder von Neuem einholen müsste, die ist immer so eine unsichere Sache.


    Was ist denn diese Unterrichtsgenehmigung, wer stellt die aus und wofür braucht man sie?

  • Der Bildungsträger stellt einen Antrag beim Kultusministerium, ob der jeweilige Lehrer mit seiner jeweiligen Qualifikation die Kurse/ Fächer/ Lernfelder unterrichten darf. Damit will das Kultusministerium sicher stellen, dass nur qualifizierte Lehrer unterrichten. Die Entscheidung liegt also beim zuständigen Sachbearbeiter beim Kultusministerium.
    Jedoch haben die Bildungsträger (bzw. Privatschulen) eigene Erfahrungen mit diesen Genehmigungen gemacht und wenn der Bildungsträger selbst keine Bedenken hat, dann wird das schon klappen. Wahrscheinlich bekommt man den befristeten Arbeitsvertrag sowieso erst nach der Erteilung der Unterrichtserlaubnis.

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