Wäre es nicht sinnvoll, sich Fachleute zu holen?

  • Hallo,


    wir hatten letzte Woche Elternabend in Klasse 7 unserer Realschule und es wurde viel besprochen.


    Es kam auch ein höchst unschönes Thema zur Diskussion, denn in der Klasse gibt es Spannungen.


    Da ich das Protokoll geschrieben habe gebe ich mal wieder:



    Allerdings existieren in der Klasse Spannungen unter den Schülern, die von den Lehrkräfen als störend für den Unterricht und auch belastend für die sozale Gruppe empfunden werden. Die Lehrkräfte berichten vor allem von verbalen Attaken untereinander. Ab und an wird auch versucht, einzelne Kameraden nieder zu machen mit spitzen Bemerkungen. Die Wortwahl der Schüler sei teilweise nicht druckreif.


    Die Lehrkräfte reagieren natürlich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln (Gespräche mit den Schülern, Information der Eltern, Gespräche mit Eltern)


    Es sei auszumachen, dass die meisten Schüler wohl nur eine „schweigende Mehrheit“ sind und sich nicht äußern bzw. den verbalen Attacken entgegen treten.


    Die anwesenden Eltern wurden gebeten, mit den Kindern über die Situation zu sprechen, um die Lage zu normalisieren. Den nicht betroffenen Kindern soll vermittelt werden, wie sich wohl angegriffene Kinder fühlen.



    So weit - so gut, ich sprach die Klassenlehrerin speziell auf eine Schülerin an, die meiner Tochter das Leben zu Hölle macht, von Beschimpfungen bis Drohungen. Hier bei uns am Haus macht das Mädchen "Klingelspiele" und stopft Unrat in den Zeitungskasten.


    Die Lehrerin und sie ist wirklich nett, meinte, dass sie ja schon mit der Schülerin gesprochen hätte, es hätte schon einen Tadel gegeben, die Mutter wäre schon 2 mal einbestellt worden und es hätte alles nichts gebracht.


    Die Lehrerin versichterte mir, dass sie auch mit anderen, die sich wohl Victoria "ausgesucht" haben, eindringlich gesprochen hat und zwar schon mehrmals. Es hätte auch hier schon Konsequenzen gegeben.


    Ich fragte natürlich auch, ob meine Tochter sich halbwegs zusammennimmt. Die Lehrerin meinte, Victoria würde das wirklich meist schaffen, aber manchmal geht ihr dann auch der Gaul durch, weil es zu viel ist.


    Jetzt stellt sich für mich die Frage, wieso die Lehrer, die dies alles schildern, nicht besser Fachleute einschalten, denn anscheinend nützt es ja wenig.


    Ausnahmsweise ist ja nicht Victoria der Störenfried, auch wenn sie vor Kurzem einen Tadel wegen des "Effegrußes" gegen eine ihrer Peinigerinnen erhalten hat.


    Die Lehrer geben sogar an, dass sie entsetzt sind, dass die anderen schweigen.


    Dabei ist dies, wenn man sich mit dem Thema befasst ganz klar: Die haben Angst, dass sie dann dran sind!


    Aber das Wort Mobbing wurde gemieden - das ist ein rotes Tuch - leider. Denn wenn man das Kind beim Namen nennt, ist viel erreicht.


    Würdet ihr hier nicht, auch wenn es nur um Anregungen zur Lösung geht, den schulpsychologischen Dienst einschalten?


    Ich will ja bei der Klassenlehrerin nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber m.E. muss etwas geschehen.


    Mich wundert es eh immer wieder, wie es meine Tochter schafft, da halbwegs gute Noten zu schreiben.


    Sie leidet aber sehr darunter, auch ihre Freundin versteht nicht, wieso dies so ist, aber es ist wohl die pure Lust am Quälen oder eigene Frustbewältigung bei den Peinigern.


    Würdet ihr es übel nehmen, wenn eine Mutter, vor allem eines betroffenen Kindes, vorschlagen würde, Fachleute einzubeziehen? Meine Tochter ist eh in Betreuung vom Kinderschutzbund, die Dame will mit der Lehrerin sprechen.


    Aber hier müsste sich mal jemand in den Saal setzen. Zumindest sehen es die Lehrer und sagen es auch. Das beruhigt mich schon mal.


    Doris

  • Hallo Doris,


    bei uns ist es in solchen Fällen üblich, die Schulpsychologin zu holen. Die kriegt das häufig - allerdings nicht immer - in den Griff. Wer sie ruft, spielt hier keine große Rolle. Meistens sind es Eltern.


    Allerdings ist das von Schule zu Schule unterschiedlich. Genauso wie die Qualität der Schulpsychologen und ihre Vorgehensweisen.


    Euer SEB-Vorstand müsste wissen, wie das speziell bei euch aussieht.


    Grüße Enja

  • Hallo Doris,
    an meiner Schule war auch eine Klasse, in der es solche Spannungen gab.
    Man holte einen Trainer, der mit den Schülern Übungen verschiedener Art machte.
    Das hat den Schülern auch Spaß gemacht, aber es hat keinen nennenswerten Erfolg gebracht. Die Spannungen existieren weiterhin, die Klasse ist sehr unruhig, Unterrichten ist oft nur schlecht möglich. In der Zeit, wo ich dort unterrichtet habe, habe ich versucht, die Störungen und Spannungen immer wieder zum Thema zu machen und es hieß immer wieder: "Iiiiich mache ja gar nichts".
    Letztens hatte ich eine Vertretung dort und ein Teil der Schüler ging in der Bibliothek arbeiten. Anscheinend war es genau der Teil, der sonst die Spannungen provoziert. Der verbleibende Teil arbeitete ruhig und zusammen. Als die Betreffenden wiederkamen, war es aber mit der Ruhe vorbei. Ich habe hinterher ins Klassenbuch geschrieben, dass ein Teil ganz toll gearbeitet hat.


  • Von außen kann man schlecht beurteilen, ob hier Mobbing vorliegt. Ich verstehe dich so, dass aber auch andere Schüler durch die Wortwahl einiger weniger leiden müssen und das ganze Klassenklima darunter leidet.
    Ehrlich gesagt, oute ich mich hier mals als Hardliner: Ein solches Verhalten kann nicht toleriert werden. Elterngespräche haben nichts gebracht (bei pubertierenden 7.-Klässlern auch nicht ungewöhnlich, da hat die peer-group oft schon mehr Einfluss als die Eltern), ein Tadel wurde ausgesprochen (was heißt das genau bei euch?), jetzt muss die nächste Stufe der Leiter m.E. beschritten werden. In B-W wären das Nachsitzen bis zu 2 Stunden durch den Fach-/Klassenlehrer, Nachsitzen bis zu 4 Stunden durch den Schulleiter, Androhung und Versetzung der Rätelsführer in (verschiedene!) Parallelklassen.


    Schulpsychologischer Dienst kann wohl nur deiner Tochter unter die Arme greifen. Die Störer gehören einfach mit aller Konsequenz erzogen...

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Meinem Erleben nach ist es eher so, dass bei gestörtem Klassenklima wenig gewonnen ist, wenn man unerwünschtes Verhalten "wegerzieht". Meistens bleibt nichts anderes übrig, als herauszufinden, welche Problematik dem zugrundeliegt. Unsere Psychologin kann das recht gut.


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Enja!


    Ein erfolgreiches und nachhaltiges "wegerziehen", wie Du es nennst, kann meines Erachtens nur durch die Betrachtung und anschließende Ausschaltung bzw. Milderung der Ursachen für einen Konflikt geschehen.
    Sanktionen sind immer nur Reaktionen auf das nach Außen sichtbar werden des Konflikts. Nachhaltig lösen kann man ihn dadurch natürlich nicht.


    Ich gehe aber einmal davon aus, dass Du einem Psychologen oder einer wie auch immer gearteten Fachkraft zutraust, dass er versucht hinter die Kulissen zu schauen und sich nicht zum Erfüllungsgehilfen der Schule degradieren lässt.


    Gruß
    Bolzbold

  • Ich habe die Ausführungen so verstanden, dass eine Gruppe die Klasse terrorisiert. Da sehe ich hauptsächlich disziplinarische Maßnahmen als sinnvoll an.
    Stehen mehrere Gruppen unversöhnlich gegenüber, sollte man in der Tat dem Konflikt auf den Grund gehen und das Klassenklima födern.
    Ein Psychologie ist aber dafür qua definitionem ungeeignet. Psychologen interessieren sich hauptsächlich für individuelles Verhalten. Gruppenprozesse gehören in den Bereich des Schulsozialarbeiters, der unter obiger Prämisse in der Tat der geeignte Ansprechpartner wäre.
    Dass der Schulpsychologe Doris' Tochter helfen könnte, mit dieser problematische Situation zurechtzukommen, sagte ich ja schon eingangs.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Hallo Timm,


    unsere Psychologin interessiert sich eher für das Zusammenspiel in der Klasse als Ganzes. Das Funktionieren der unterschiedlichen Strukturen aus Cliquen und Grüppchen. Wer führt das Kommando? Steht jemand außerhalb? Wie werden Konflikte gelöst? Sie arbeitet dazu mit Gruppen, aber auch mit der ganzen Klasse. Voraus geht immer eine Hospitation. Speziellere Probleme einzelner Kinder löst sie dann eher in ihrem Sprechzimmer.


    Grüße Enja

  • Hallo,


    hauptsächlich ist schon leider unsere Tochter die leidtragende, andere bekommen nur ab und an Bemerkungen ab.


    Die meisten sind halt nur die "schweigende Mehrheit", die zwar alles beobachtet, aber nicht einschreitet. Teile der Kinder erzählen schon von den Vorfällen zu Hause, weil es sie beschäftigt.


    Ich möchte den Lehrern nicht in die Parade fahren und selbstständig den Schulpsychdienst einschalten. Denn darauf reagierten die Lehrer bisher (an anderen Schulen) ziemlich zugeknöpft.


    Eine Schulsozialarbeiterin gab es am Schulzentrum, allerdings offiziell nur für die HS, ich habe als erste die Sozialarbeiterin vor über einem Jahr schon einmal hinzugezogen. Da war man ziemlich ablehnend und wollte gar nicht mit der Dame zusammenarbeiten.


    Selbst mit der damals behandelnden Therapeutin (für Jugendliche) war eine Kooparation mit der Schule mehr als schwierig.


    Aber die Fachleute sagten mir einhellig, dass dies nicht ungewöhnlich sei.


    Nur ist der Konrektor, der am meisten mauerte, im Ruhestand.


    Vielleicht könnte man es ja wieder mit Fachleuten versuchen.


    Aber wenn ich das vorschlage oder sogar starte,


    Leider ist die Schulsozialarbeiterin abgeschafft an dieser Schule, wegen Geldmangel. Angeblich soll aber doch wieder eine halbe Sozialarbeiterin für die HS angestellt werden.


    Die Probleme müssen gelöst werden und sicher nicht wieder dadurch, dass meine Tochter die Schule wechselt, denn dies ist keine Lösung, bringt keine Verbesserung, da sich beim Opfer schon Verhaltensmuster gebildet haben, die andere gerade zu anstiften, zu ärgern. So etwas kann dann leicht eskalieren.


    Meine Tochter ist momentan ziemlich traurig und wütend. Sie ist ziemlich verschlossen, wenn es um das Thema geht, sie kann ihre Gefühle nicht so recht heraus lassen.


    Denn in der Schule muss sie sich ja und ihr Temperament zügeln, damit sie nicht ausrastet, ansonsten hat sie ja den Ärger am Hals.


    Ich habe ihr jetzt geraten, sich alles von der Seele zu schreiben.


    Mal sehen, was weiter geschieht.


    Doris

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann mir vorstellen, dass Du in einer ziemlich verzwickten Situation bist. Schaden würde es sicher nicht, Fachleute einzuschalten und es kann gut sein, dass dies auch Erfolg haben würde.
    Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, mit anderen Eltern zusammen, die Deiner Meinung sind, über den Elternvertreter der Klasse Deiner Tochter die Problematik anzusprechen und Vorschläge zu machen? Ich könnte mir vorstellen, dass es den Lehrern und dem Rektor leichter fällt, auf einen allgemeinen Vorschlag einzugehen.


    Mir tut Deine Tochter immer sehr leid, wenn Du von ihren Problemen mit ihren Mitschülern berichtest. Ihr habt ja auch schon einiges versucht, damit es besser wird und sie hat an sich gearbeitet. Kennt Deine Tochter denn schon Mitarbeiter des schulpsychologischen Dienstes von früher, denen sie vertraut? Vielleicht könnten diese bei einem Gespräch mit Klassenleiter oder Rektor dabei sein?


    Gruß leppy

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