• Hallo.


    Soeben habe ich eine Lehrprobe in einer sonst sehr netten 9. Klasse gehalten, die gewöhnlich sehr kreativ und redefreudig sind, heute aber total in den Seilen hingen. Insgesamt gesehen würde ich sagen, dass die Lehrprobe die schlechteste Stunde überhaupt war, die ich je in dieser Klasse gehalten habe bzw. aushalten musste. Einiges davon war sicher auch meine Schuld, aber eben doch nicht alles (es fing z.B. schon damit an, dass ungefähr 5 von 20 Schülern keine (leider hinführende) Hausaufgabe gemacht hatten. Andere haben mir schlicht und massivst während der Stunde die Mitarbeit verweigert, was sonst auch nicht vorkommt. Einige Leistngsspitzen waren dann auch noch krank und irgenwie war einfach alles nur zum Heulen ) :(
    Bisher war das Klima super in der Klasse, wir sind bestens miteinander ausgekommen und ich fand die Schüler wirklich aus sehr nett. Nun weiß ich nicht, wie ich mich morgen in der "Dankstunde" verhalten soll. Normalerweise habe ich immer Kuchen/Süßes mitgebracht, mich bedankt und wir haben ein bißchen über die UBs/LPs geredet, die Schüler haben ihre Meinung gesagt und dann habe ich mit normalem Unterricht weitergemacht.
    Für die gute Mitarbeit und die Nettigkeit kann ich mich ja wohl jetzt kaum bedanken, will aber den Schülern auch nicht unbedingt explizit die Schuld zuweisen oder ihnen ein schlechtes Gewissen machen. Soll ich einfach alles unter den Tisch fallen lassen? Oder Schoki-essen und thematisieren? Wenn ja, wie?
    Das Problem ist im Moment, dass ich emotional-persönlich einfach total enttäuscht von der Klasse bin .... X( HILFE!!!

  • Hallo,
    ich würde auf jeden Fall mit der KLasse die Gründe erforschen und ihr auch mitteilen, wie du dich während und nach der LP gefühlt hast.
    Ich würde auch, wie immer, Schoki mitnehmen, vielleicht nur eine Kleinigkeit. Ansonsten könnte die Klasse sich allein Schuld an der LP fühlen. Oder hattest du das Gefühl, dass die das extra machen?
    Unter den Tisch fallen lassen, würde ich es auf keinen Fall.
    Gruß Nof.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Stimme Nofretete zu.


    Sprich offen mit den Schülern darüber, was da abgelaufen ist!

    Warum haben sie sich so verhalten?
    Vielleicht haben sie auch Anweisungen von dir nicht verstanden?
    Oder in der STunde davor war irgendwas und ihre Stimmung hatte im Grunde genommen null mit dir zu tun, du warst einfach das Opfer?


    Waren es alle Schüler? Oder nur einzelne? Welchen Grund könnten sie gehabt haben?


    Frag sie und erzähle ihnen wie du dich gefühlt hast.

  • Hallo nochmal,
    Danke zunächst mal für die Antworten. Mit vier Stunden Abstand sieht das ganze auch nicht mehr soooo schlimm aus. Insgesamt glaube ich, dass da Einiges zusammengekommen ist. In der Vorstunde war ein Drittel der Schüler krank, heute waren davon fast alle wieder da, dafür waren aber andere krank, darunter wie gesagt die Leistungsträger und engagiertesten Schüler. Alle "schlechten" bzw. die gerade extremste Probleme mit der Pubertät haben (in den Vorstunden wurden da auch schon mal willenlose Fragen wie "Frau X, was heißt'n Menstruationsbeschwerden auf Französisch?" gestellt, wenngleich das Null Zusammenhang mit dem Unterricht hatte!) waren da. Dass sie keine Hausaufgaben gemacht hatten, fiel unter den Umständen natürlich dreifach auf, weil alle voher Kranken sie natürlich auch nicht hatten. Dadurch blieb nicht mehr viel Auswahl, gute und weiterverwertbare Ergebnisse zu bekommen und das hat mich wohl gleich zu Beginn gleich aus der Bahn geworfen.
    Vielleicht war die Klasse auch von der Prüfungskommission beeindruckt, zumal der Fachlehrer (es war eine ausgeliehene Klasse) besonders die pubertären Schüler vorher auch ziemlich gebrieft hatte und meinte, sie zum "Benehmen" auffordern zu müssen. Letzlich habe ich glaube ich einfach ein bißchen zu viel von ihnen gewollt, was die Schüler überfordert hat, die in der letzten Stunde krank waren. Die hätten glaub ich lieber (zu Recht) einen Wiederholung gehabt, als jetzt gleich wieder durchstarten zu müssen. Wahrscheinlich wollte ich es einfach zu gut machen und hab an den Schülern vorbeigeplant, was genau das Gegenteil bewirkt hat.
    Enttäuscht bin ich immer noch, aber ich werde mich wohl jetzt aufmachen und Schokolade kaufen. Das Gespräch mit der Klasse werde ich morgen auf jeden Fall suchen. Mal gespannt, ob sie morgen redseliger sind ... :rolleyes:

  • Na, wie ist das Gespräch gelaufen? Gruß Nof.

    Wir helfen einem Menschen mehr, wenn wir ihm ein günstiges Bild seiner selbst vorhalten, als wenn wir ihn unablässig mit seinen Fehlern konfrontieren.
    A. Camus

  • Hallo nofretete,


    die Klasse war wie ausgewechselt (also wieder so, wie ich sie kenne!). Sie haben selbst gemerkt, dass irgendetwas falsch lief und komischer Weise sofort auf sich attribuiert. Es tat ihnen alles ganz furchtbar leid. Mal abgesehen davon, dass ich das alles sehr rührend fand, musste ich auch einsehen, dass sie tatsächlich überfordert waren und das war eindeutig meine Schuld (hab ich auch - anders verpackt natürlich - zugegeben und zugestanden!). Anscheinend wollten sie es wirklich zu gut machen ... Die anschließende Stunde war (mal wieder) von Schülerseite äußerst kreativ und produktiv und ich habe sie am Ende ausgibigst gelobt (ohne Rückbezug auf die Lehrprobe).


    Insgesamt kann ich außerdem noch den Tipp geben: Auch wenn man selbst nur auf die Lehrprobe hinweist und um Mitarbeit "wie immer" bittet, auch auf den Fachlehrer achten, der in meinem Fall den Ehrgeiz entwickelt zu haben scheint, seine beste Klasse im allerbesten Licht zu zeigen und dadurch die Schüler eher zum Schweigen gebracht hat (was den pubertären Jünglingen natürlich auch sehr entgegenkam ... getreu dem Motto "Ich kann ja nix und heute sollen nur gute Beiträge kommen" haben sie sich "angespannt zurückgelehnt")


    Gruß
    A.

  • Hallo!
    Ich habe nur mal eine Verständnisfrage: Es war hier ja schon mehrmals die Rede von "Lehrproben". Ist das bei euch etwas anderes als ein normaler "Unterrichtsbesuch"? Oder nur ein anderer Ausdruck dafür? (So kenne ich den Begriff eigentlich?)
    Danke!


    Uta

  • Hallo,
    Unterrichtsbesuche sind bei uns beratend und finden 3-5 Mal vor der Lehrprobe statt, die benotet wird.


    Viele Grüße
    A.

  • Hallo!
    Danke für die Antwort!
    Heißt das, Lehrproben gibt es nur ganz selten. Nur eine pro Fachleiter kurz vor der Prüfung oder so?


    Bei uns gibt es die Unterscheidung gar nicht. Die U-Besuche sollen immer beratend sein, obwohl man sich natürlich oft trotzdem wie in einer Prüfung vorkommt. (Kommt auf den Fachleiter an.) Man kann sich allerdings gegen Ende der Ausbildung eine Note sagenlassen, die man bekommen hätte, wenn es denn schon die Prüfung gewesen wäre...


    Viele Grüße


    Uta

  • Zitat

    uta_mar schrieb am 25.02.2005 12:33:
    Heißt das, Lehrproben gibt es nur ganz selten. Nur eine pro Fachleiter kurz vor der Prüfung oder so?


    Hallo Uta,


    leider nicht... wir haben eine Lehrprobe pro Halbjahr und Fach mit den dazugehörigen UBs. Mir reicht das jedenfalls als Stress- und Horrorfaktor 8o
    Die Noten gehen dann in den Notenvorschlag des entsprechenden Fachleiters für die Vornote ein.
    Viele Grüße
    A.

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