Seminartag zum Thema Musik

  • Ich darf aller Voraussicht nach demnächst einen Seminartag für Referendare der Fachrichtung "emotional-sozial" zum Thema Musikunterricht geben. Ich dachte, ich nenne das ganze "Hilfe, ich muss Musikunterricht geben", denn so geht es (meiner Erfahrung nach) vielen, die plötzlich Musik geben müssen. Meine Idee war, die verschiedenen Bereiche des Musikunterrichtes aufzuzeigen und mit Inhalten je nach Jahrgangsstufen zu füllen. Dazu entsprechende Lehrwerke, wwws, und...?


    Die Bereiche, die ich immer so mache, sind:

    singen / Instrumente spielen / Bewegen zu Musik / Musik hören / Musikinstrumente / Komponisten /Arten von Musik / Rhythmik / Notation


    Habe ich was vergessen?

    Zu Instrumente spielen: Orff Instrumentarium

    Bewegen: einfacher Tanz in der Klasse oder Sport

    Instrumente: Kunde derselben

    Arten von Musik: Klassik etc., aber auch Musical, 12 Ton, Ballett...

    Rhythmik: mit Bodypercussion kurze Stücke einüben


    Freu mich auf Rückmeldung :)

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • PS Mir fällt gerade ein, dass es hier ja schon einen schönen Fred dazu gibt, den schaue ich mir demnächst an!

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    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Im Ideenreise-Blog gibt es hübsche Heftchen zu verschiedenen Themen: Nussknacker, Karneval der Tiere, Zauberflöte, Weihnachtsoratorium, Instrumente, Noten (mit wirklich guten Erklärungen und Bildchen). Einige in Zusammenarbeit mit dem Matobeverlag (Bach, Beethoven), man kann das Blog nach "Musik" durchsuchen und bekommt 5 Seiten, ein großer Teil kostenfrei.

    Ich habe selbst schon z.T. damit gearbeitet und werde das jetzt ausweiten. Pro: Es ist schnell einsetzbar, kindgerecht (etwa Mitte 2. bis 5. Klasse, u.U. Seiten mit kindlichen Bildchen weglassen), es ist meist etwas zum Lesen, Schreiben und Malen drin. Das sind Ruhepunkte. Man kann die Heftchen einsammeln und bewerten, wenn man das muss. Gerade fachfremd ist ja auch bewerten schwierig.


    Ich persönlich kann keine 45 min "Action" machen in Musik - nicht bei einer vollen Stelle. Daher finde ich es wichtig, solche Ruhepunkte einzubauen. Auch, wenn mal eine Aktivität aus dem Ruder läuft, kann man sie dann abbrechen und an sowas weiterarbeiten.


    Wenn du weitere gute Tipps für em-soz hast: Mir zerlegen derzeit Spezialkandidaten den Musikunterricht in meiner eigenen Klasse. (Andere Stunden auch, aber Musik besonders. Sie empfinden Bodypercussion als "Ballett" und liegen dann johlend unter dem Tisch, weigern sich, das zieht Kreise, am Ende weigern sich 5. Habe eine größere einstellige Anzahl von Schülern mit AD(H)S-Verdacht in der Klasse.) Letztlich ist es für die vielen anderen, die gerne vernünftig mitmachen würden, sehr blöd. Im Notfall gibt es eben weiter lesen, schreiben und Lehrfilme gucken, aber ist schon doof.

  • Zu den Störern fällt mir nur die klassische Methode "Ich nehme dich nicht mit" ein, leider.... Für jede geschmissene Musikstunde müssen sie in der Pause einen Text über Mozart abschreiben...

    Bei mir gilt auch noch: Wer nicht mitmachen will, muss nicht, muss aber leise sein. Ich erlebe oft, dass den Schülern das Musikalische einfach zu nahe geht und deshalb können die nur Quatsch machen. Deswegen die Möglichkeit, nicht mitzumachen. Dann muss aber Ruhe herrschen (sie dürfen dann schon mitkommen, müssen aber unauffällig sein oder bekommen was zum Ausmalen oä).

    Danke schonmal für die tollen Tipps und v.a. den Hinweis, dass der Musikunterricht für alle "entspannend" sein sollte und kann. Und dass man ihn dann auch vorab so planen sollte, dass er auch einem selbst gefällt.

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    Aldous Huxley

  • Klassisch Erziehungshilfe, so wie wir das einst gelernt haben, geht sehr behavioristisch vor. Ich sollte seinerzeit aller 15 min. Das Verhalten auswerten (Sonne/Wolke/Daumenkärtchen hoch oder runter/Ampel o. ä. für jedes Kind). Im Grunde ist in der EH der Unterrichtsstoff zweitrangig, es geht darum, die Kinder wieder gruppenfähig zu kriegen. Wenn sie als "austherapiert" aus der Psychiatrie kommen, dann hat die EH sie trotzdem 5 Stunden im Unterricht, weil Schulpflicht besteht, egal ob jemand unterrichtsfähig ist. In der Sporthalle zum Beispiel so: drei Runden warmlaufen, auf die Bank setzen, reflektieren. Bei wem hat das wie gut geklappt? Wer muss Auszeit mit der Sanduhr nehmen? Wer bekommt am Ende der Stunde welches Sternchen etc.


    Meins ist es nicht, aber wenn man ein strukturierter Mensch ist, kann man so überleben. Denn eine EH-Klasse, die einem "durchgeht", wenn man als Junglehrerin alleine mit ihnen ist, ist nicht ganz ungefährlich, leider selbst mehrfach erlebt. Die einmal entfesselte Gewalt untereinander ist dann nicht mehr beherrschbar.


    Tja, Musik... Connis Tip mit den ritualisierten Ruhe-Inseln mit Ausmalen und Schreiben ist Gold wert. Vor allem nicht in Fachräume gehen am Anfang, nur im Klassenzimmer. Aber Referendare wollen gern praktische Sachen, die schön aussehen. Insofern freuen sie sich über alles, was du mitbringst, weil es von dir kommt und du es ausprobiert hast. Was bei ihnen dann funktioniert, müssen sie halt am Ende selbst rausfinden.

  • Top, danke für die vielen Hinweise!

    Dazu möchte ich nur anmerken, dass es "solche und solche" e-Klassen gibt. Ich war ein Jahr an einer, da konnte man "ganz normal" Musikunterricht machen, dann kenne ich eine weitere sehr gut, an der ist an Musikunterricht in meiner gedachten Form nicht zu denken.

    Und richtig, darauf muss ich hinweisen! Merci!!

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    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Zu den Störern fällt mir nur die klassische Methode "Ich nehme dich nicht mit" ein, leider.... Für jede geschmissene Musikstunde müssen sie in der Pause einen Text über Mozart abschreiben...

    Pause: Die laufen halt weg und bleiben nicht im Raum und verweigern halt die Arbeit, auch in anderen Fächern. Die sind im Grunde emotional auf dem Stand von 3- bis 4-jährigen und bräuchten eine Einzelbetreuung. Pause müsste ich ggf. mit Schulleitung absprechen und dann müssen sie sich bei der SL melden, das würde (momentan) noch funktionieren.


    "muss aber leise sein" --> Ja, genau das ist das Problem. Die wollen die Aufmerksamkeit und daher nicht leise sein.

  • Wenn du diesmal störst, darfst du das nächste Mal nicht mit und musst in eine andre Klasse gehen/nacharbeiten?

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    Aldous Huxley

  • Zum Weglaufen in der Pause: Auch wenn du dabei sitzt?

    Also, wenn die Musik echt nicht aushalten, würde ich sie tatsächlich von vornherein ausschließen, oft reicht ja dann einer, der Rest ist beendruckt von deiner Konsequenz. Die ausgefallene Stunde wird natürlich nachmittags nachgeholt (oder auch nicht, manchmal ist es sinnlos, manchmal ist es einfach nur gut, manche nicht dabei zu haben).

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    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Wenn du diesmal störst, darfst du das nächste Mal nicht mit und musst in eine andre Klasse gehen/nacharbeiten?

    1. Ich gehe momentan gar nicht in den Musikraum.

    2. Die beiden Kinder gehen nicht in eine andere Klasse. Ich müsste sie fesseln und tragen.

    3. Ich habe keine Kraft, nachmittags Stunden mit Kindern nachzuholen. Nach Unterrichtsende muss ich regelmäßig mit Sozialarbeiterin, Kolleginnen und Schulleitung über meine Klasse sprechen. Die dadurch verbrauchte Zeit arbeite ich an den Wochenenden nach.


    Zitat

    Zum Weglaufen in der Pause: Auch wenn du dabei sitzt?

    Nicht-Hofpausen: Ich bin ja aufsichtsführend für die ganze Klasse, das sind über 25 Kinder. Ich werde alle 2 Sekunden von einem Kind angesprochen, muss dafür sorgen, dass das PDF für das Material für die nächste Stunde an der Tafel ist, die Kinder davon abhalten, Drähte und Stifte in den Luftreiniger zu stecken, muss die WC-Geh-Ordnung durchsetzen etc. pp. Falls ich es schaffen sollte, mich neben eines dieser Kinder zu setzen, könnte dieses Kind schon alleine deshalb nichts schreiben, weil es permanent abgelenkt wird. Oder hast du eine zweite Person im Unterricht, die sich dann um die anderen Kinder kümmert? Ferner sind das nur 5 min und in den 5 min diskutiere ich mit den Kindern ja schon rum, ob sie überhaupt einen Stift auspacken.

    Hofpausen: Bisher ja. Müsste Tür abschließen.


    Wie schafft ihr das? Wie macht man das alles? Ich habe das Gefühl, dass ich ein absoluter Minderleister bin. Ich schaffe meinen Beruf einfach nicht mehr.

  • Wahrscheinlich gibt es gar keinen sinnvollen Tip. Zeit heilt nicht nur Wunden, sondern ermöglicht oft auch Beziehungen. Eine so schwierige Gruppe einmal pro Woche nur in einer Stunde als Fachlehrkraft ist für die Katz'.


    Eine Kollegin meinte mal kurz nach Schuljahresbeginn: "Ich habe erst mal aufgeräumt". So schnell als möglich Anträge einreichen und gucken, dass die Inklusionsfälle in diverse Einrichtungen oder andere Schulen kommen. Hmmm, das ist aber kein pädagogischer Tip für Referendare:flieh:

  • Wie schafft ihr das? Wie macht man das alles? Ich habe das Gefühl, dass ich ein absoluter Minderleister bin. Ich schaffe meinen Beruf einfach nicht mehr.

    Ohje, Conni, du bist eine absolute Überleisterin. Dir wurde aber die letzten Jahre dauerhaft zu viel zugemutet.


    Und weiß Gott, am Rande der Kräfte sind wir sicher alle mal. Ich frage mich ein ums andere Mal, wie man das gesund bis zur Rente macht. Heute habe ich mit ihnen Musik gehört und es so gemütlich als möglich gemacht, da ging's. Ich hab aber schon Klassen angeschrien, weil ich sie nicht mehr ertragen hab, da wusste ich, nee, so geht's auf alle Fälle nicht.


    Ich versuche einen Weg zu finden, der zwischen "das ist doch alles sinnlos hier" und "das ist der Beruf, für den ich bezahlt werde, U-Bahnfahren will ich halt auch nicht." mäandert.


    Edit ach und fast vergessen: wir haben Pandemie. Ist ja auch irgendwie nicht ganz unanstrengend...

    Einmal editiert, zuletzt von karuna ()

    • Offizieller Beitrag

    Wahrscheinlich gibt es gar keinen sinnvollen Tip. Zeit heilt nicht nur Wunden, sondern ermöglicht oft auch Beziehungen. Eine so schwierige Gruppe einmal pro Woche nur in einer Stunde als Fachlehrkraft ist für die Katz'.

    Ich bin die Klassenleiterin. Ich habe die Klasse viele Stunden pro Woche. Morgens geht es meist gut, aber da sind fast immer Fachlehrer drin. Ich darf dafür bis zur 6. drin bleiben und dann Deutsch oder Musik in der 5. oder 6. machen.

  • Die Kleinen sind so unkontrolliert. Die Großen kann man wenigstens mal mit Nachsitzen oder Elternanrufen zur Räson bringen, aber psychisch kranke Erst- und Zweitklässler drehen einfach nur am Rad. Vor allem, wenn sie spüren, dass man nicht mehr kann, das halten sie nicht aus. Ich wünsche dir, dass deine Kollegen und dein Chef was davon auffangen können. Vielleicht kann einer in die Parallelklasse wechseln oder erst mal verkürzt beschult werden.

    • Offizieller Beitrag

    aber psychisch kranke Erst- und Zweitklässler drehen einfach nur am Rad.

    Das sind Drittklässler. Es geht keiner in die Parallelklasse, die Klassen sind alle vollgestopft ohne Ende.

    Kürzere Beschulung stand bisher noch nicht zur Debatte, es gibt aber ein paar Teilungsstunden mehr - sofern keine Vertretung anfällt.

  • Mit 'groß' meinte ich Sek I. Ich wollte nur ausdrücken, dass die Kinder, die du beschulst so unheimlich kräftezehrend sein können, wenn die Bedingungen nicht stimmen. Ich drücke die Daumen, keine Ahnung, was noch auf die Schnelle Entlastung bringen könnte. Vielleicht reduzieren, bis ein freier Tag rausspringt.

    • Offizieller Beitrag

    Mit 'groß' meinte ich Sek I. Ich wollte nur ausdrücken, dass die Kinder, die du beschulst so unheimlich kräftezehrend sein können, wenn die Bedingungen nicht stimmen. Ich drücke die Daumen, keine Ahnung, was noch auf die Schnelle Entlastung bringen könnte. Vielleicht reduzieren, bis ein freier Tag rausspringt.

    Oh, entschuldige.

    Ich plane, zum nächsten Jahr Teilzeit zu beantragen. Entweder freier Tag oder einfach nur 4 bis 5 Stunden pro Tag, keine 6 mehr. Wenn mein Arbeitgeber mir zwar viel Geld zahlt, aber die Arbeitsbedingungen nicht verbessert, ist das ja immerhin eine Option, auch wenn man diese ganzen unteilbaren Aufgaben trotzdem hat. Ich habe selbst im Brennpunkt die Klassen als nicht so extrem empfunden. Vielleicht auch, weil wir da einfach weniger Schüler hatten. Oder ich werde älter. Oder ich werde kritischer und will nicht mehr alles aushalten.

  • In diesem Fall würde ich die Musikstunden auch genau so abhalten, wie du es gesagt hast, Conni.


    Mit in der Pause drinlassen: Ich zB habe 1-2 mal Pausenaufsicht. Alle andren Pausen hab ich "frei". Da behalte ich mir gerne solche Kandidaten im Klassenzimmer. Am besten natürlich immer nur einer allein, währenddessen trinke ich Tee oder Kaffee und daddle am Handy, demonstrativ erholt und gelangweilt.

    Lehrerzimmer mit dem hohen Geräuschpegel empfand ich oft als anstrengender (momentan sitzt da aber keiner).


    In der Schule meines Mannes schließen sich immer einige Kollegen zusammen und beaufsichtigen Störer im Klassenzimmer während der Pause.

    Ich wünsch dir nette Schüler, liebe Conni!

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

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