Kinder aus Kindergarten mit offenem Konzept

  • Hallo,

    ich bin Erzieherin, Kindheitspädagogin und angehende Fachlehrerin. Aktuell arbeite ich noch an einer Förderschule. Ich habe aber sowohl in offenen als auch in geschlossenen Einrichtungen gearbeitet. Es steht und fällt mit der personellen Situation und natürlich auch mit dem was für Kinder in der Einrichtung sind. ABER... eins haben alle Kinder. Sie können lernen und brauchen eine feste Struktur. Die einen mehr, die anderen weniger. Ich persönlich habe viel in die Vorschularbeit investiert. Die eine Grundschule war damit total unzufrieden, die andere hat mir vorgeworfen, dass ich doch keine Lehrerin sei und was ich mir rausnehme den Kindern falsche Dinge beizubringen. Letztlich fängt eine Stifthaltung, Interesse an Buchstaben etc. schon viel früher an und Vorschule ist nicht nur einmal in der Woche "Schule" spielen. Ich kenne Einrichtungen mit offenem Konzept, wo die Kinder alle fünf Minuten wechseln durfte. Meine Einrichtung war aber, dass die Kinder sich feste Räume suchen durften etc.
    Ich kann dich nur bestärken, dass du viel Struktur und Strenge in die ersten Schulwochen einbringst. Vielleicht kannst du auch ein Belohnungssystem für die Klasse finden. Ich würde weniger freie Zeit einplanen, das kann die Kinder dazu bestärken wieder zu machen was sie wollen.

    Liebe Grüße Mona

  • Ich denke offene Kindergärten können sehr gut funktionieren, wenn sie ein ausgereiftes Konzept haben. So weit ich das mitbekommen habe (Kollegin/Eltern mit Kind in unserem offenen Kindergarten), wurden diese unzufriedener, je offener das Konzept wurde (über ein paar Jahre). Den Eltern wurde es als individuelle Förderung des Kindes verkauft, denn die Kinder dürfen sich ja ganz nach ihren individuellen Neigungen entfalten. Da aber alle Angebote irgendwann völlig freiwillig waren, konnten sich einige Kinder fast allem entziehen und waren nur noch in der "Tobeecke". Was das für Kinder bedeutet, die z.B. Probleme mit der Feinmotorik haben, kann man sich vermutlich selbst denken.

    Die eine Kollegin meinte mal, ihr Kind hätte nie wieder so tolle gemeinsame Aktionen und Aktivitäten gehabt wie zu Corona, als dieser Kindergarten gezwungenermaßen geschlossene Gruppen hatte. Da läuft doch echt etwas schief.

  • Unsere lokale Kita hat vor ein paar Jahren von offen auf geschlossen umgestellt und das hat man sofort gemerkt. Die Schulanfänger waren kompetenter und schulreifer. So Leid es mir tut: Offene Konzepte in Kitas sind nicht mehr zeitgemäß. Angesichts zahlreicher Kinder aus Migrantenfamilien und/oder sozial schwachen Familien mit erziehungsschwachen Eltern verschärft ein offenes Konzept die Defizite. Besser ist es, die Kinder anzuleiten, an die Hand zu nehmen, die Richtung vorzugeben und den Lernfortschritt im Blick zu behalten.

  • Bei mir ging es um das Frühstück, die überwiegende Zahl der Gruppen sind bei uns weiterhin Halbtags-Gruppen, die also mittags abgeholt werden. Die Kinder hatten ihr Frühstück selbst dabei, Getränke wurden gestellt.


    Ich denke, das Mittagessen für die Ganztagesgruppen wird gemeinsam eingenommen, da es warm auf den Tisch kommt und aufdecken/ abdecken/ säubern braucht - einschließlich Küchenzeiten, die ja auch irgendwann enden.

    Also der Kindergarten, den wir uns angeguckt haben, hatte tatsächlich das Mittagessen in offener Buffetform in einem bestimmten Zeitkorridor vorgesehen, in dem alle Ü3-Kinder essen konnten was und wann sie wollten.

  • So Leid es mir tut: Offene Konzepte in Kitas sind nicht mehr zeitgemäß.

    Eliza100: Ist das deine persönliche Meinung oder ist es bei euch in der Gegend auch so, dass dieses Konzept in den Kitas rückläufig ist? Ich vermute ja mittlerweile, dass den Kitas das offene Konzept irgendwann um die Ohren fliegt wie uns das "Lesen durch Schreiben". Zumindest dieses extrem offene Arbeiten. Ich bin sehr froh, dass die meisten von euch ebenfalls der Meinung sind, dass Kinder Strukturen und klare Grenzen brauchen, um sich gut entwickeln zu können. Daher werde ich auch im neuen SJ meine Art des Unterrichts und der Klassenführung so durchziehen, wie die Jahre zuvor auch, bzw. vielleicht sogar NOCH klarer und strukturierter arbeiten. Ich habe meine Klassen schon immer zuerst an der "ganz kurzen Leine" geführt und diese dann Stück für Stück verlängert bzw. den Kindern nach einiger Zeit, je nach Klassensituation, mehr Freiraum und Partizipationsmöglichkeiten gelassen. So werde ich es wieder tun, auch wenn es vielleicht dann in diesem Durchgang länger dauern wird, bis ich die Zügel lockern kann ;)

    Danke auf jeden Fall für eure Einschätzungen! :gruss:


    PS: In dem Kindergarten um den es hier geht, findet das Mittagessen (noch) gemeinsam statt. Dies ist der Leitung aber nach eigener Aussage ein Dorn im Auge, aber leider kann sie es aufgrund äußerer Umstände (noch) nicht ändern...

  • Offenes Arbeiten und Regeln und Strukturen sind an sich kein Widerspruch,

    man kann offen arbeiten und dafür klare Regeln setzen und durchsetzen,

    ebenso gibt es sehr gelenktes Arbeiten, wobei die Regeln nicht klar sind oder nicht durchgesetzt werden.

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