Rechtschreibung- welche Leistungen werden bewertet?

  • Und damit sind wir wieder bei der Kardinalfrage: "Sind Noten in der Grundschule sinnvoll?" Ich erweitere um den Satz für Deutsch: "Können sie überhaupt vergleichbar sein?"

    wohl wahr.... war auch mein Gedankengang....

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Wie bewertest du dabei die Unterschiede?

    Einer schreibt 4 Seiten, der andere nur 1,

    einer hat in jedem Wort Fehler, einer nur 2 im ganzen Text?


    Ich weiß, dass man es so machen kann, aber ich finde es unfair. Ähnlich geht es mir beim Überarbeiten von Texten. Wenn ich das bewerten will, bekommen alle den gleichen schlechten Entwurf und sollen ihn dann verbessern, das ist dann aber eine Aufsatznote.

    Das funktioniert durch einfache Prozentrechnung.
    Angenommen, für die Rechtschreibleistung gibt es als Teilleistung in der Gesamtwertung insgesamt 20 Punkte.
    Ich lege fest, dass bei 15% falsch geschriebenen Worten 0 Punkte vergeben werden.

    Die Schüler zählen die Worte selbst und schreiben diese Zahl unter ihren Text. Ich kontrolliere das überschlägig (Anzahl Zeilen x Worte pro Zeile im Schnitt)

    Hat ein Schüler 254 Worte geschrieben, liegt die 0-Punkte-Grenze dann bei 38 Fehlern. Hat er nur 97 Worte geschrieben, bei 14,5 Fehlern.
    Zur Berechnung hab' ich mir eine Notentabelle mit Excel gebastelt. Zu finden hier: https://www.autenrieths.de/tabellen/notenrechner_2024_b.xls
    Beachtet bitte in der Arbeitsmappe auch die Teiltabelle "Hinweise". Die Tabelle steht unter GPL: CC-BY-SA-NO - und kann noch ein paar Dinge mehr ;)

  • Es geht um die Grundschule, 2., 3., 4. Klasse.

    Die Schüler:innen zählen ihre Worte nicht und ich rechne auch keinen Fehlerquotienten aus.


    Caro07 hat es gut beschrieben:

    Bei einigen SuS verbessert man hier und da ein Wort, findet aber einen reichhaltigen Wortschatz.

    Bei anderen stellt man Sätze um und ergänzt sie zur Vollständigkeit, setzt einen Hinweis zur Überarbeitung der immer gleichen Satzanfänge, der immer gleichen Verben etc. oder verbessert jedes 2. Wort oder gar mehr.

    Haben die SuS einfachste Worte eingesetzt, ist die RS-Leistung vielleicht toll, dafür der Ausdruck schlecht und der selbst verfasste Text winzig, da das Kind schreiben vermeidet, um Fehler zu vermeiden. Das ist nicht das, was ich bezwecken will.


    Für mich bleibt die Bewertung unfair, wenn die Überarbeitung Unterschiedliches verlangt und die Hilfe vorab individuell ist.

    Dazu gibt es BL, in denen in der Aufsatzerziehung keine Rechtschreibleistung bewertet werden darf. Müsste ich für NDS raussuchen, ob es noch und wo es steht.

  • Es geht um die Grundschule, 2., 3., 4. Klasse.

    Molch hat seine/ihre Klassenstufe nicht angegeben.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Immerhin hat er/sie als Neuling hier seine erste Frage gezielt unter "Primarstufe" gepostet. Da kann man annehmen, dass das kein Zufall war.

    Ja, ja ... immer das Kleingedruckte (klein Gedruckte) ;)
    In Klasse 4 fließt die Rechtschreibung in die Aufsatznote ein. Das kann mit dem von mir erwähnten Punktesystem geschehen.
    "Rechtschreibung gildet nicht!" ist auch keine Lösung.
    Als Kollege, der in der Regel ab Klasse 5 "den Karren aus dem Dreck ziehen durfte", habe ich zum Thema eine dezidierte Meinung.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • "Rechtschreibung gildet nicht!" ist auch keine Lösung.

    Hat ja keine von uns geschrieben, aber beim Verfassen von Texten wird zunächst etwas anderes geübt und überprüft, wie oben beschrieben.


    Als Kollege, der in der Regel ab Klasse 5 "den Karren aus dem Dreck ziehen durfte", habe ich zum Thema eine dezidierte Meinung.

    Als Kollegin, die sich ab Klasse 1 viel Mühe gibt, den Kindern das Verfassen von Texten und die Rechtschreibung zu vermitteln, habe auch ich eine dezidierte Meinung und finde deinen Hinweis unangemessen.

  • Ich finde schon auch, es kommt so rüber, als sei Rechtschreibung nur bei speziellen Rechtschreibübungen und -tests relevant, aber im Alltag völlig unwichtig, wenn man das so handhabt.

  • Als Kollegin, die sich ab Klasse 1 viel Mühe gibt, den Kindern das Verfassen von Texten und die Rechtschreibung zu vermitteln, habe auch ich eine dezidierte Meinung und finde deinen Hinweis unangemessen.

    Nun - wenn du das so praktizierst, gehörst du ja zur selben Meinungsgruppe wie ich - daher finde ich deinen Kommentar unangemessen ;)
    Ich habe in Klasse 5 Schüler erlebt, die zuvor mit "schreib-wie-du-magst-du-kannst-das" beschult wurden. Das war hartes Brot, vier Jahre Rechtschreibunterricht nachzuholen.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Glaube ich nicht. Vielleicht vor 30 Jahren, als Reichen in war.

    Was du alles glaubst. Bei manchen Kolleg:innen war Reichen noch vor 10 Jahren "in". Glaub mir. Ich weiß das. Leider. Und durfte das ausbügeln. Mühseligst.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Zwischen "schreib-wie-du-willst" und "ich-streiche-immer-alles-rot-an" gibt es aber noch vieles anderes und es gibt durchaus Schüler:innen, die auch mit Lehrgang und Förderung weiterhin große Schwierigkeiten in der Rechtschreibung haben.


    Ich halte es für ein Gerücht, dass alles an LdS gelegen hätte, die Methode ist gar nicht so sehr verbreitet, wie es immer dargestellt wird, dennoch sind die Rechtschreibleistungen bei vielen Kindern schwach, oft aus ganz unterschiedlichen Gründen. Förderstunden gibt es hier nur im Erlass, die Schulen haben aber gar keine Stunden dafür, dazu ist es schwierig, die Förderung anzupassen, da man ja auf die unterschiedlichen Gründe eingehen müsste.

  • Meiner Meinung nach hilft es ungemein, wenn in Klasse 5 alle Fachkollegen außer Deutsch in ihrem Unterricht von Beginn an eine so gute Rechtschreibung einfordern wie es dem Kind möglich ist. Was für mich (am Gymnasium) erst einmal bedeutet, dass Satzanfänge und Substantive konsequent groß und neu gelernte Fachbegriffe korrekt geschrieben werden. Wenn sie das in der ersten Arbeit nicht tun, kündige ich zur zweiten Abzüge an. In den seltensten Fällen kommt es dann dazu.


    Wenn die Deutschlehrer aber alleine sind, weil die Fachkollegen auch bereit sind, die Rechtschreibung zu ignorieren, dann lernen die Kinder ewig nicht, dass auch außerhalb von Diktaten so fehlerfrei wie es dem einzelnen möglich ist geschrieben werden sollte.

  • Meine Schüler fragen bei allen möglichen Arbeiten: "Zählt Rechtschreibung?" Ich sage immer ja, weil sie dann tatsächlich mehr darauf achten.

    Das ist genau der Grund, warum sie bei mir ihre eigenen Texte individuell überarbeiten müssen, was dann teilweise auch benotet wird. Diese Noten sind nur ein Teil der Einzelbewertungen innerhalb der Rechtschreibnote. Sonst ...

    ... lernen die Kinder ewig nicht, dass auch außerhalb von Diktaten so fehlerfrei wie es dem einzelnen möglich ist geschrieben werden sollte.

    Meinen Standpunkt zu Noten in der Grundschule habe ich im Forum mehrmals geäußert. Und wenn wir schon Noten geben müssen, dann auch sinnvoll.

  • Vielen Dank für eure Antworten. Tatsächlich habe ich beachtet, im Primarforum zu schreiben. Ich bin in den Klassen 1 bis 3 unterwegs.

    Bei uns in Berlin ist es so, dass in der Schulanfangsphase (1./2. Klasse) keine Noten erteilt werden dürfen. In Klasse 3 entscheidet die Mehrheit der Eltern, ob Zensuren oder eine Form der verbalen Bewertung genutzt werden soll. In den letzten Jahrzehnten waren es immer die Noten…

    Komplette Diktate in Klasse 3 über 70 bis 80 Wörter bzw. In Klasse 4 über 80 bis 100 Wörter sind als Klassenarbeit unzulässig. Reine Lernwörterdiktate sind mir zu wenig - das hat etwas von Bulimielernen. Beim Abschreibdiktat, Laufdiktat, usw. spielt die Konzentration eine sehr große Rolle, weniger das Rechtschreibkönnen.

    Insofern bin ich an euren Erfahrungen mit Bewertungen interessiert.

  • Immerhin hat er/sie als Neuling hier seine erste Frage gezielt unter "Primarstufe" gepostet. Da kann man annehmen, dass das kein Zufall war.

    Das habe ich mich schon immer gefragt: Was bewirkt das eigentlich, wenn man Primarstufe angibt? Sehen das dann nicht alle?

  • Was bewirkt das eigentlich, wenn man Primarstufe angibt? Sehen das dann nicht alle?

    Ja klar, es hilft natürlich, um Antworten einzugrenzen. Aber das hat Molch ja nicht in seinem Profil angegeben, was leider viele hier im Forum nicht tun. Aber seine Frage steht halt hier in der richtigen "Abteilung".

  • Komplette Diktate … sind als Klassenarbeit unzulässig.

    Das ist in NDS auch so, aber die Umstellung war schon 2006.

    Zuerst sorgt man sich, ob man dann die Leistungen erheben und abbilden kann, meine Erfahrung ist aber, dass es durchaus mit den anderen Formen möglich ist.


    Wenn RS in Arbeiten nicht zählt, korrigiere ich es mit einer anderen Farbe, damit es transparent ist. Ich finde die „mir-doch-egal“-Fraktion bisher relativ klein, eher sind es Kinder, die schon in Klasse 1 auffallen, weil ihnen Fähigkeiten fehlen, die man nicht gut auffangen kann. Dass es irgendwann umschlägt, weil man kein Land mehr sieht, kann ich mir vorstellen.

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