Jetzt fordert auch die SPÖ ein Social-Media-Verbot für Kinder unter 15. Aber ganz ehrlich: Diese Diskussion lenkt vom eigentlichen Problem ab. Herrje, und sie zeigt, wie wenig Verständnis manche Entscheidungsträger offenbar für die digitale Realität haben.
Fakt ist: Das Mindestalter für die Nutzung der meisten Plattformen liegt bereits bei 13 Jahren. Alles darunter ist jetzt schon nicht erlaubt. Wenn trotzdem so viele Kinder unter 13 auf Social Media unterwegs sind, stellt sich eine Frage: Wer hat das zugelassen?
Die Antwort ist unbequem, aber klar: Es sind nicht die Kinder, sondern die Eltern, die ihnen Geräte und Zugänge ermöglichen. Oft aus Bequemlichkeit, gesellschaftlichem Druck oder Unsicherheit. Denn kein Kind kauft sich heimlich ein Smartphone, richtet sich heimlich Accounts ein und kann diese dauerhaft ohne Wissen der Eltern nutzen. Das läuft über Erwachsene. Und genau dort muss man ansetzen.
Statt pauschale Verbote für Jugendliche zu fordern, braucht es endlich Bildungsangebote für Eltern. Wir müssen Erwachsene in die Lage versetzen, ihre Kinder zu begleiten, zu schützen und auch zu kontrollieren. Das ist Erziehung in der digitalen Welt. Dazu gehört auch, dass Eltern wissen: Sie dürfen und müssen hinschauen, was ihre Kinder am Handy tun. Verantwortung endet nicht an der Displaykante.
Und bitte, liebe Politik: Informiert euch, was Social Media wirklich ist. Es geht nicht nur um TikTok oder Instagram. Es sind nicht nur die Algorithmus-gesteuerten Plattformen. Auch Messenger-Dienste, Spielechats oder digitaleSchulgruppen zählen dazu.
Hat sich eigentlich mal jemand aus der Politik einen realen Klassenchat angesehen? Wer glaubt, dass das Problem nur auf öffentlichen Plattformen wie TikTok oder Instagram existiert, hat noch nie erlebt, was sich in manchen Gruppen- oder Klassenchats abspielt. Hunderte Nachrichten pro Tag, Beschimpfungen, Mobbing, Hetze, sexualisierte Sprache, Gewaltvideos, sogar Pornografie. Und das alles oft fernab jedes Algorithmus, ohne öffentliches Profil, nur im direkten Austausch unter Jugendlichen.
Wenn jetzt jemand behauptet, Messenger-Dienste seien „harmlos“, während Social-Media-Plattformen „gefährlich“ seien, dann ist das nichts als populistischer Aktionismus. Das Problem ist nicht die Plattformart, sondern die fehlende Begleitung, Kontrolle und Medienkompetenz. Wer Kinder vor Aggression, Radikalisierung oder Überforderung schützen will, braucht klare Regeln, digitale Bildung und verantwortliche Erwachsene, kein Scheinverbot, das an der Realität vorbeigeht.
Social Media bedeutet: Menschen kommunizieren digital, interaktiv, die Kommunikation ist naturgemäß chaotisch. Das ist nicht einfach zu regulieren und schon gar nicht realistisch komplett zu verbieten. Ein Verbot würde bedeuten, dass viele alltägliche digitale Kommunikationsformen, sei es in der Familie, in der Schule oder im Sportverein, nicht mehr möglich wären. Zurück zu Papier und Faxgerät. Das ist weltfremd und nicht praktikabel.
Was wir brauchen, ist digitale Aufklärung, keine populistischen Schnellschüsse. Wer Kinder schützen will, muss die Erwachsenen befähigen. Denn digitale Verantwortung beginnt bei den Großen, nicht bei den Kleinsten.
Und endlich den Plattformen in den Arsch treten! Wir brauchen auf pan-europäischer Ebene endlich einen Konsens, mit denen wir den Plattformen entgegentreten und auf Augenhöhe verhandeln können.