Einsam im Referendariat

  • Hallo liebe Leute,

    ich wende mich an Euch, da mein Problem auch direkt damit zu tun hat. Zu meiner Situation: Ich habe seit Mai 25 das Ref in einer größeren Stadt im Ruhrgebiet an einer Grundschule angetreten. Im Moment habe ich das subjektive Gefühl, dass meine Ausbildung nicht ganz so verläuft wie bei meinen anderen Mitreferendarinnen. Im Austausch mit anderen aus meinem (Fach-)Seminar erfahre ich, dass sich die (meisten) Mentorinnen oder auch die ABBs an den Schulen sich Zeit und Mühe geben (mal mehr mal weniger), bei der Ausbildung zu unterstützen. Im Moment habe ich das Gefühl, dass das vielleicht nicht ganz so bei mir verläuft...Bis jetzt habe ich noch kein ausreichendes Feedback von meinen 3 Mentorin zu meinem Unterricht bekommen, außer ein allgemeines "war ok" oder "ist schon viel da". Eine Mentroin hat sich jetzt nach der dinglichen Bitte von mir sich eine bestimmte Zeit in der Woche zu nehmen um mich zu beraten, bis jetzt (November) zumindest Zeit genommen mir zweimal Feedback zum Unterricht zu geben. Bei der Unterrichtsplanung ist es so, dass ich den Unterricht alleine plane und dann an meine Mentorin schicken (muss). Bis jetzt hatte ich zwei UB, der erste war ok, der zweite eine Katastrophe. Die Skizzen die ich geschickt habe wurden jedoch nicht genau angeguckt, sondern vllt. ingesamt nur 10 minuten Zeit genommen um "allgemeine" Tipps zu geben. Ich möchte auf keinen Fall negativ auffallen oder etwas "Unverschämtes" fordern, ganz im Gegenteil: Ich möchte ein Teil des Teams werden. Ich habe jedoch zunehmend das Gefühl, dass ich keine feste Ansprechperson im Kollegium habe und ich realtiv "alleingelassen" werde. Mit meiner ABB habe ich bis heute ungefähr 5 oder 6 mal kurz gesprochen (jeweils ca 1, 2 Minuten Flurfunk), immer auf meine Initiative hin. Auf die Bitte regelmäßige monatliche Termine zu machen, wird in der Regel eher mürrisch reagiert (bis jetzt wurde da nicht wieder angesprochen). Es kommt jedoch auch vor, dass mir wichtige Informationen nicht erklärt werden und ich diese selbst einholen muss. Ich bin mir im Klaren, dass auch Eigeninitiative gefordert ist und ich mich einbringen muss, ich frage mich nur, wie ich das am besten machen kann. Im Moment fühle ich mich sehr alleine, ohne richtige Ansprechperson. Die Stimmung im Team erlebe ich als sehr exklusiv, also neue Menschen werden oft eher ausgeschlossen. Ich habe sehr lange versucht jetzt mich einzugliedern, aber es kommt nut sehr wenig und nur auf meine Initiative etwas zurück. Am liebsten würde ich die Schule wechseln, weil ich finde mir entgehen sehr viele Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten, das zu sagen fällt mir nicht einfach weil ich finde, dass das Ref natürlich eine zeit der Leistung ist. Aber auch im Umgang mit herausfordernden Schülern (z.B. Weglaufen aus dem Unterricht, Gewalt im Unterricht etc.) werde ich alleingelassen. Ich frage mich, was ich tun kann.

    ;(

  • Huhu, ich kenne die Abkürzungen und Strukturen in deinem Bundesland nicht, ich würde daher mit der Schulleitung sprechen und fragen, ob es eine feste Stunde pro Woche geben könnte und welche von den drei Mentorinnen ggf. Zeit dafür bekommt.

    Schule wechseln würde ich persönlich nur im Notfall, das ist bestimmt aufwändig und im Zweifel bist du die angeblich schwierige Person, die leider woanders nicht klar kam. Zwischen Schulen gibt es oft komische Tratschverbindungen...

    Kannst du dich zusätzlich mit anderen Reffis austauschen?

    Verzweifle auf jeden Fall nicht, Stück für Stück wird es besser:troest:

  • Ja ich kann mich mit anderen Reffis austauschen, aber solch Verhältnisse gibt es nur selten. Es gibt zumindest ein oder zwei Kollgeinnen mit denen man sprechen kann. Ich bin keine schwierige Person, ich bin immer sehr offen udn freundlich und ich bin mir sicher, dass das eine andere Schule verstehen würde. Ich habe jetzt den Schulleiter nach einem Termin gebeten um über meine Situation aufzuklären und werden auch zum Personalrat und zu meiner ZFSL leitung gehen, aber ich finde nicht, dass die Verhältnisse so tragbar sind im Moment.

  • Ich glaube, du hast mich missverstanden. Zum einen sage ich nicht, dass du eine schwierige Person bist, sondern dass das gemutmaßt werden könnte, was deinen start erschweren würde. Ein*e Ref, der oder die mitten im Jahr wechselt also nicht ganz unvoreingenommen aufgenommen wird, völlig egal, wie er oder sie wirklich ist. Im Zweifel vermutet man erst mal die Problematik beim Referendar (der nach 2 Monaten schon wechseln muss) als bei einer ganzen Schule. Und wenn du dich dann über die Kolleg*innen der anderen Schule beklagen solltest ('niemand wollte mir helfen, deswegen hatte ich schlechte Unterrichtsbesuche') könnte das zu Abwehrhaltung führen, weil sich die aufnehmenden Kolleginnen fragen, ob du dich als nächstes über sie beklagst. Verstehst du? Deine Sicht ist total verständlich, aber die Mentoren sehen das von ihrer Warte aus wahrscheinlich erst mal anders.

    Zum zweiten meinte ich mit Austausch, dass ihr euch mal zusammensetzt und eure Unterrichtsentwürfe besprecht. Man sieht dann, dass andere auch nur mit Wasser kochen und der eine oder andere hat vielleicht auch schon Erfahrung durch Vertretungsstellen o.ä. und kann noch mal anders beurteilen, was mit einer Klasse funktioniert.

    Wechseln würde ich bei Mobbing, was du beschreibst ist halt blöd aber auszuhalten, so wie ich finde. Am Ende muss man sowieso alleine durch.

  • Bei uns arbeiten die Referendarinnen gleich im Team mit, d.h., wir haben 2 oder 3 Parallelklassen und wenn sie z.B. in Kl. 4 in Sachunterricht eingesetzt ist, plant sie alles mit der anderen Lehrerin aus Kl. 4. In den anderen Fächern ist es auch so. Notfalls kann man den Unterrichtsbesuch auch schon in der Parallelklasse ausprobieren. So hängen unsere Referendare nie allein in der Luft und haben auch Sicherheit. Die Mentorin ist auch noch da. Das sind meist junge Kolleginnen, die noch wissen, welche pädagogische Feinheit gerade gefragt ist....

    Vielleicht kannst du ja die Lehrkräfte der Parallelklassen um Hilfe bitten. Bei uns läuft das automatisch, weil alle im Team arbeiten.

  • tessmeer

    Hallo erstmal und herzlich willkommen in diesem Forum!

    So, wie Du das beschrieben hast, machst Du auf mich einen sehr patenten und engagierten Eindruck. Ein zentrales Wort ist bei Dir "allein". "Allein" in punkto Ausbildung. Gottseidank nicht im Zusammenhang mit Herablassung, Mobbing etc.

    Die Ausbildungssituation an den Schulen war bei uns schon vor Jahrzehnten auch sehr unterschiedlich. Ich war auch an einer Schule, wo es in dieser Hinsicht nicht so toll aussah.

    Du bist an mehr an Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten interessiert, was sehr löblich und unterstützenswert ist. Sprich einfach höflich und korrekt die Schulleitung darauf an. Wenn das nicht fruchtbringend sein sollte, würde ich versuchen die Schule zu wechseln, aber nur bei vorheriger gründlicher Recherche. Das sehe ich da anders als Quittengelee. Ob da ein paar Tratschtrutschtanten herumlästern oder nicht, ist völlig Hupe und für Deine Zukunft irrelevant.

    Auf der anderen Seite beklagst Du nicht, dass es Deiner Schule menschlich unterirdisch zugeht, was schon mal nicht schlecht ist. Es gibt da durchaus Schulen und Kollegien, wo da Luft nach oben ist. Also aushalten und im Rahmen Deiner Möglichkeiten das Beste machen, falls es mit dem Schulwechsel nicht klappt.

    Ich wünsche Dir bei Deinem Ansinnen viel Erfolg und bin sicher, dass Du das Referendariat gut meistern und ein guter Lehrer werden wirst!8)

  • Das, was du beschreibst tessmeer, ist jetzt sicher nicht optimal und ich verstehe, dass du mit der Situation nicht glücklich bist. Sie fällt jetzt aber auch nicht so aus dem Rahmen, so dass ich nicht glaube, dass sie zu einem Schulwechsel führen wird.


    Bezüglich der Rückmeldungen zu deinem Unterricht:

    Wenn da wenig kommt, dann mach eine Art Protokollbogen, den deine Mentoren ausfüllen können, wenn sie in der Stunde dabei sind. Du kannst auch mit ihnen absprechen, zu welchen Punkten du konkret Feedback wünschst. Manche Kollegen sind von selbst bei solchen Dingen nicht so gut. Ist traurig, aber leider wahr.

    Wenn du im Mai angefangen hast und jetzt insgesamt erst zwei UBs gemacht hast, dann solltest du dringend kritisch über deine UB-Zeitplanung gucken. Das ist zum Beispiel etwas, wo ABB und Fachleitungen im Seminar tatsächlich unterstützen sollten.

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