Hausaufgabenregeln

  • Zitat

    Erika schrieb am 27.08.2005 22:19:


    Meine Meinung zu Hausaufgaben bei Hochbegabten: Wenn diese Kinder wirklich nicht zu Hause ihr Wissen verfestigen müssen, weil sie alles können (wenn es dann auch wirklich so ist) und sich bereits schon in der Schule langweilen, wenn oft wiederholt wird, weil andere sonst nicht mitkommen, kann man ihnen doch die Hausaufgaben ersparen anstatt sie damit auch noch zu qälen.


    Und das sagt eine Mutter, die von Lehrern ständig Verständnis und Einfühlungsvermögen einfordert!?
    Soll ich künftig der jeweiligen Klasse sagen: „Bis übermorgen erledigt Ihr bitte folgende Hausaufgabe ... aber die Hochbegabten unter Euch brauchen sie nicht anzufertigen, weil sie das alles sowieso schon können“?
    Wie werden sich dann die Leistungsschwachen fühlen und welchen Umkehrschluss werden sie ziehen? Dass sie die HA anfertigen müssen, weil sie minderbegabt sind? Und die mittelmäßig Begabten machen dann bloß die Hälfte ...


    Gruß


    Animagus

  • Zum Teil muss ich Erika da schon recht geben. Im Idealfall ist es doch so, dass nicht alle Schüler die gleichen Hausaufgabn machen müssen - das heißt auch, die einen mehr, die anderen weniger. Oder die guten Schüler kriegen schwierigere/interessantere Aufgaben. (Wenn ich in Englisch einen kurzen freien Text aufgebe, dann sind die längsten und sorgfältigsten Texte meist ohnehin von den guten Schülern.)


    Ein Hindernis dabei ist allerdings wirklich die Stimmung in der Klasse, das Ansehen bei den Mitschülern, und das noch recht simple Gerechtigkeitsempfinden der Schüler.


    Aber eigentlich ist es nicht das Ziel von Hausaufgaben, das Sozialklima in der Klasse zu unterstützen. Insofern wünsche ich mir schon eine Atmosphäre, in der Erikas Vorschlag möglich ist.


    (Ein Problem ist dabei Erikas "wenn es dann auch wirklich so ist" - zu leicht überschätzen sich manche Schüler.)

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Mit anspruchsvolleren Aufgaben wäre ich vollkommen einverstanden.
    Das wäre für mich ein guter Kompromiss.
    Das es leistungsstärkere und leistungsschwächere Kinder gibt, merken die Kinder ja auch schon in der Grundschule.


    Aber keine Hausaufgaben, damit wäre ich nicht einverstanden, zum Schutz des Kindes.


    woman123

  • Hallo,


    die Befreiung von den Hausaufgaben ist einer der häufigsten Gründe für vollständiges schulisches Scheitern von Hochbegabten. Das geht gar nicht.


    In einem Lehrervortrag erfuhr ich mal die für mich ungewöhnliche Meinung "Hausaufgaben in drei Schwierigkeitsstufen sind normaler Bestandteil einer funktionierenden Binnendifferenzierung."


    Meiner Meinung nach funktioniert es nicht. Die begabten Kinder sind selten scharf drauf, mehr zu machen als die anderen und die nehmen das wieder übel.


    So etwas funktioniert vielleicht, wenn man einen anderen Unterricht hat, wo sowieso jeder etwas anderes macht, wie etwa bei der Freiarbeit. Im normalen System führt das in die völlige Ausgrenzung des Kindes.


    Ich erwarte von meinen Kindern, dass sie die Hausaufgaben sorgfältig machen. Ob sie sie toll finden oder nicht. Das zwingt uns dazu, die nötigen Herausforderungen außerschulisch zu suchen. Das haben wir inzwischen heraus.


    Die Gefahr ist dann nicht mehr die Unterforderung, sondern nur noch das latent immer vorhandene Mobbing.


    Grüße Enja

  • Die Hausaufgaben sollen durch den Schwierigkeitsgrad ja nicht mehr werden.


    Ich würde für uns schon wünschen, dass die Hausaufgaben anspruchsvoller wären, dann würden wir uns ziemlich viel Nerv ersparen.


    Manche Lehrer haben es sehr gut drauf, für alle Schüler etwas anzubieten, da stimmt die Mischung. Leider haben wir gerade die nicht erwischt. Ich bin der Meinung es kann funktionieren, ohne das die leistungsstärkeren Schüler weggemobbt werden. Und ausserdem gibt es in einer Klasse ja nicht nur einen leistungsstarken Schüler. Schwierig wirds, wenn die Wörter HB und IQ ins Spiel kommen.


    woman123

  • Zitat

    „Bis übermorgen erledigt Ihr bitte folgende Hausaufgabe ... aber die Hochbegabten unter Euch brauchen sie nicht anzufertigen, weil sie das alles sowieso schon können“?


    So natürlich nicht! Ich meine, es dürfte für nicht gemachte Hausaufgaben auf keinen Fall eine 6 gegeben werden. Die Information der Eltern bei nichgemachten Hausaufgaben finde ich o.k.


    Wenn der Sinn der Hausaufgaben darin liegen soll, das in der Schule Gelernte zu verfestigen und ein Kind auch ohne Hausaufgaben alles kann, z.B. Aufsätze mündlich perfekt vortragen (wie z.B. Enja schrieb) oder Rechenaufgaben mündlich lösen kann und auch die Klassenarbeiten nur Einser sind, dann sind doch diese Hausaufgaben für das Kind wirklich nur sinnlos verschwendete Zeit.


    Von meinem Sohn erwarte ich übrigens die Hausaufgaben. Er schreibt nicht nur Einser und braucht zumindest teilweise die "Verfestigung des erworbenen Wissens" zu Hause. In Mathe fand ich sie bisher allerdings schon oft überflüssig, besonders bei meinem kleinen Sohn, 3. Klasse. Was soll das, ein Kind zu zeitraubenden Rechnenaufgaben zu zwingen (z.B. erst bis zum Zehner rechnen, Pfeile malen usw.), wenn es die Zehnerüberschreitung längst im Schlaf beherrscht? "Was würden denn die anderen Kinder sagen, wenn seine Hausaufgaben anders ausehen?" dürfte doch wirklich kein Grund sein.


    Man sollte eben nicht von ungleichen Kindern Gleiches erwarten, das ist ja ein Hauptproblem in deutschen Schulen. Die Norm wird erwartet, die anderen haben Pech.



    Gruß Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hallo Erika,


    im Prinzip hast du sicher recht. Nur, wer soll denn das beurteilen, welche Aufgaben nun für wen richtig und welche nicht sind? Du kannst das kaum täglich mit deinem Kind diskutieren. Und ganz überflüssig sind sie nie.


    Kommt drauf an, was man in der Schule lernen möchte. Selbst wenn jemand den Stoff immer beherrschen würde, ohne etwas zu tun (was ich mir nicht so ganz vorstellen kann), gingen ihm dann auch alle Lerntechniken durch die Lappen. Er müsste also dies System auch noch im Studium durchziehen können. So jemand ist mir bisher noch nicht begegnet.


    Grüße Enja

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