Muslimische Schülerin grenzt sich aus

  • Hallo,


    wie reagiert ihr/würdet ihr reagieren?


    In meiner Klasse ist ein Mädel, das seit Anfang des Jahres Kopftuch trägt und sich von Woche zu Woche wunderlicher kleidet. Auf Geburtstagseinladungen der Klassenkameraden geht sie grundsätzlich nicht, kann am Schwimmunterricht nicht teilnehmen, genausowenig am Anfangsgottesdienst. Zu Klassenfahrten geht sie nicht mit, nicht mal mit den Angebot eines Einzelzimmers. An Nachmittagsunternehmungen der Klassenkameradinnen nimmt sie nicht teil.


    Bis jetzt bin ich darüber hinweggegangen, seitdem die Abgrenzung aber auch noch äußerlich sichtbar ist, wird es von den anderen in der Klasse immer wieder thematisiert. Das Mädel selbst schweigt und bezieht auf Fragen nach religiösen Hintergründen keine Stellung.
    Und ich weiß auch nicht, was ich sagen soll! Schließlich haben wir noch andere Moslems in der Klasse, die nicht so religiös sind und sich super integrieren.


    Was sagt man denn da? Am besten weiter nix oder gibt es noch schlauere Lösungen? Einerseits finde ich das ganze selber befremdlich, das kann ich ja aber unmöglich sagen. Bis jetzt sind die Mitschüler auch eher befremdet, aber nicht ablehnend und das soll auch so bleiben.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Welche Klasse betrifft es?
    Macht sie das denn freiwillig, oder auf Druck der Familie?
    Vielleicht kann man die Eltern nach den Hintergründen befragen? Nicht, um das Mädchen besser zu integrieren, sondern um sie besser zu verstehen. Ich denke nämlich, dass sich dein Befremden irgendwann auf die Schüler überträgt.
    Ändern wirst du es aber vermutlich nicht können.

  • Hallo,


    7. Klasse. Ich denke, das wird schon von daheim erwartet, der Vater war nur einmal in der Sprechstunde und ich muss sagen, ich konnte mit ihm nicht sehr gut. Damals wusste ich auch einiges noch nicht. Er meinte nur, die Deutschen würden die Türken nicht mögen - was nicht stimmt, nur knapp die Hälfte meiner Klasse ist "urdeutsch" und alle verstehen sich bestens. Das ist bei uns auch sonst überhaupt kein Thema.


    Mit einem anderen Vater, das Mädchen ist allerdings nicht mehr da, habe ich über das Thema gesprochen. Er erklärte nur: "Türken mögen nicht, gemeinsam zu duschen". Ich konnte seiner Tochter sogar ein Einzelzimmer anbieten, sie wollte dennoch nicht mit, konnte es aber nicht begründen.


    Ich denke, dass es zwar freiwillig ist, aber natürlich von der Familie auch gewollt.


    Stimmt, kann sein, dass die Schüler mein Befremden auch bemerken. Meine Klasse ist eigentlich "Integrationsmeister". ;) Wir haben Kinder aus verschiedenen Ländern, mit verschiedensten Schwächen und auch körperlichen "Mängeln" - alles kein Problem. Wenn sich dann jemand partout nicht integriert, ist es ihnen wohl unerklärlich. Wenn ihre Einladungen abgelehnt werden, kränkt es sie auch.


    Alles auf die Religion zu schieben geht nicht, da die anderen Moslems ganz anders sind.


    Ändern will ich es auch nicht, das muss man akzeptieren, aber ich spüre ganz leichte Tendenzen der Ablehnung - und das wäre schade, denn das Mädel ist davon abgesehen sehr brav und verträglich.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

    Einmal editiert, zuletzt von Tina34 ()

  • Hallo Tina,


    muslimische Mädchen dürfen, wenn sei strenggläubig sind, nicht weiter als eine Kamels-Tagesetappe von zu Hause weg und dürfen nicht fern von ihrer Familie übernachten. Da hilft das Einzelzimmer nicht.


    Vermutlich muss man das tolerieren, da es ihrem Glauben entspringt. Die anderen, die nicht so strenggläubig sind, taugen nicht als Vergleichsmaßstab.


    Uns steht das Recht wohl nicht zu, darüber zu entscheiden, ob das vernünftig ist oder nicht.


    Grüße Enja

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