Anglisten und Germanisten: l-Laut im Deutschen

  • Hallo liebe Anglisten und Germanisten,


    könnt ihr mir sagen, ob das „dark l“ (wie es z.B. im englischen Wort „ball“ vorhanden ist) in der deutschen Sprache auch vorkommt? Ich tendiere zu einem „nein“! Meiner Ansicht nach haben wir nur ein helles l (heißt das in der deutschen Linguistik helles und dunkles l oder ist das nur im Englischen so?) wie z.B. in lachen.


    Selbst in „Ball“ klingt das l meiner Meinung nach deutlich „heller“ als das im englischen „ball“. Was meint ihr? Und wäre das „dunkle l“ dann ein Allophon?


    Es wäre toll, wenn mir jemand weiterhelfen könnte. Meine Linguistik-Kurse sind schon so lange her und ich habe schon alle meine Unterlagen von damals durchgesehen, ohne eine Antwort zu finden…


    Grüße und vielen Dank,
    MarenM


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  • hallo maren,
    in der deutschen Standardsprache gibt es nur das clear-l, außer in Köln :D
    LG
    FerrisB.

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    • Offizieller Beitrag


    Also wenn mich meine Kenntnisse aus dem Studium nicht komplett im Stich gelassen haben, würde ich sagen, dass phonetisch betrachtet es da keinen Unterschied gibt. In beiden Fällen wird dasselbe phonetische Symbol verwendet. Der Eindruck eines unterschiedlich ausgesprochenen "l"s kann aber auch daran liegen, dass der vorangehende Vokal im Englischen "dunkler" klingt als im Deutschen.


    Wenn es unterschiedliche Arten von "l"s im Englischen gäbe (im Vergleich wird "lose" ja nicht "dunkel" ausgesprochen), müsste es auch ein anderes Lautzeichen dafür geben.


    Natürlich gibt es nicht DIE Aussprache eines Konsonanten - Variationen bis zu einem gewissen Grad sind also möglich.
    (Im Deutschen wie im Englischen die aspirierten "k"s beispielsweise - die muss man nicht aspirieren, aber es macht bedeutungstechnisch keinen Unterschied).


    Gruß
    Bolzbold

  • Hallo,


    die Kenntnisse, die ich noch aus dem Studium zu haben hoffe, gehen dahin, dass es phonetisch schon ein Unterschied ist, da die Artikulationsorgane ja unterschiedlich bilden.


    Phonologisch ist es aber in der Tat eher wumpe, da beide Sprachen nur über ein "l" verfügen, da sich keine Bedeutungsunterschiede daraus ergeben.


    Hoffe Du bist jetzt nicht noch verwirrter als ich...

  • " ... auch gibt es im Deutschen nicht den Unterschied zwischen hellem und dunklem /l/, das Phonem /l/ wird hier generell, also auch am Wortende, als ein helles /l/ realisiert."
    (vgl. Kortmann: Linguistik: Essentials 1999. Cornelsen. S.146f)


    Das /l/ im General American ist wesentlich velarisierter und entspricht eher dem dark l, besonders zwischen 2 Vokalen (z.B. jelly) (ebd. S.228)


    Phoneme sind abstrakte Einheiten, die in der Regel durch Phone realisiert werden, verschiedene lautliche Realisationen eines Phonems werden als seine Allophone bezeichnet. Dass clear l und dark l im Englischen Allophone eines Phonems und nicht zwei gesonderte Phoneme sind, ergibt sich daraus, dass durch die Opposition dieser beiden Laute niemals ein Bedeutungsunterschied konstituiert wird, sich also auch keine Minimalpaare finden lassen, die auf der Opposition clear l -dark l beruhen.
    Def.:
    clear l: Allophon des Phonems /l/, bei dessen Arikulation die vorderzunge gehoben ist,
    dark l: Allophon des Phonems /l/, bei dessen Arikulation die Hinterzunge gehoben ist.


    Clear l und dark l sind komplementär distribuiert, dabei gelten folgende Allophonverteilungsregeln :
    clear l: vor Vokalen: light, silly, love...
    vor /j/: failure;
    dark l: vor Konsonanten: milk, elbow...; am Wortende: fill, ball, oil...
    Daneben treten beim englischen Phonem /l/ als weitere Allophone 'syllabic '(little, apple..) und 'voiceless' (nach stimmlosen Konsonanten insbesondere /s/ wie in "slender" auf.
    (vgl. Herbst, Stoll, Westermayr, Terminologie der Sprachbeschreibung, S.52 f. 1991. Hueber)
    [Die lautschriftliche Darstellung der Allophone in der engen Umschrift ist hier leider nicht möglich]


    Ich hoffe, alle Klarheiten zu beseitigen haben zu können


    :D
    LG Ferris

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  • Wow, ihr alle, ich bin begeistert! :D


    Vielen Dank, dass ihr (besonders ferrisB) euer Wissen so schnell zusammengetragen habt! Das hilft mir auf jeden Fall weiter!


    DANKE! :D
    MarenM

  • Hallo noch einmal,


    bitte entschuldigt, dass ich dieses Thema noch mal aufgreifen muss, aber ich habe noch eine LETZTE Frage zu dem Thema „Laute im Deutschen und im Englischen“. Könntet ihr mir sagen, wie es sich mit dem r-Laut z.B. in „true“ verhält? Dieses r gibt es im Deutschen ja nun nicht, oder? Wie kann man denn das „gerollte r“ vom „einfachen r“ unterscheiden – schriftlich bzw. phonetisch meine ich. Steht das [r] sowohl für das englische als auch das deutsche r??? Nein, oder? Kennt jemand (ferrisB.???) die Unterschiede bei der Bildung dieser beiden verschiedenen Laute?


    Wäre dankbar über jede Hilfe!!! Danke schon mal.


    Verzweifelte Grüße
    Maren
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  • Zuerst mal ist das sehr schwierig, da es "das r" ja weder in der Deutschen Sprache, noch in der Englischen SPrache gibt.


    Im Deutschen würden mir jetzt vor allem trill-Laute (heißen die auf Deutsch auch so?) am Gaumenteil hinter den Zähnen (heißt auf Englisch alveolar ridge) bekannt, und "Zäpfchen-Triller" wenn man so will. Es gibt aber auch jede Menge stumme "r"s. Hör Dir z. B. mal nen Hannoveraner an der Erdenbürger sagt -> nix r.



    Im Englischen ist wird das "r" als sogenanntes "retroflex r" gebildet, wobei die Zunge sich nach hinten biegt. WEnn ich mich recht erinnere, sind viele britische Dialekte "r-less", dass heißt nach Vokalen ist das "r" stumm Bsp. father
    Im amerikanischen englisch gibt es eigentich fast immer ein "retroflex-r", welches im Zweifel den Vokal vorher schon mit färbt (selbes Bsp.). Im schottischen und irischen wird das "r" wohl eher durch einfaches Schlagen der Zunge gegen alveolar ridge realisiertm, oder.


    Naja, leider habe ich meine Phonetics and Phonology Literatur irgendwo bei meinen Eltern auf dem Dachboden vergraben. Müsste sowas aber auch im Netz geben.


    Hoffe nicht zu viel falsches erzählt zu haben...

  • Hab gerade was gefunden: das deutsche r wird wohl mit [ʁ] dargestellt, das englische mit [ɹ]. Immerhin was. Vielen Dank für deine Antwort, Arthur Weasley!

  • Hallo,


    an diesen Beitrag kann ich meine Frage gleich anschließen: gibt es ein Wort in der deutschen Sprache, in der [ei] vorkommt? In der englischen Sprache taucht da ja ständig auf, z.B. in hey, great, may, …


    Mir fällt kein deutsches Wort ein, das ein [ei] beinhaltet – euch?


    Ich brauche das übrigens für eine Sachanalyse, wie sollte es anders sein.


    Danke und Gruß!
    Patti

  • Mir fält jetzt keins ein, aber wenn Du das für die Sachanalyse brauchst nehem ich an, das Du irgendwie Aussprache im Anfangsunterricht Englisch machst, oder?


    Ich würde mal sagen, dass die "jungen Leute" sich so sehr mit "ey Du" und "hey wie gehts?" und Ähnlichem eingewöhnt haben, dass die Aussprache selbst kein Problem darstellen sollte, oder?? Allerdings ist das Problem ja eher die Erkennung der Aussprache anhand der Schreibweise.

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