Lügender Schüler: Maßnahmen?!?

  • Ich habe mal eine Frage, bei der ich gerne eure Meinung höre würde.
    Vor ein paar Tage wurde ein Schüler aus meiner Klasse beschuldigt, er wäre an einer Prügelei beteiligt gewesen, die zu Lasten einer anderen Schülerin ging.
    Ein Kollege und ich haben ihn gemeinsam darauf angesprochen und ihn gebeten, seine Beteiligung zuzugeben. Ich habe ihm gesagt, dass er dann seine Strafarbeit bekommen würde und damit der Fall gegessen sei. Er hat eine Beteiligung aber vehement abgestritten und wir haben ihm geglaubt!
    Nun haben im Nachhinein 3 Zeugen ihn belastet, womit wir ihn heute konfrontiert haben. Seine Reaktion war "Aber Kim hat auch mitgemacht...".
    Ich bin stinksauer, dass er mir ins Gesicht gelogen hat und, statt sich zu entschuldigen oder zerknirscht zu zeigen, versucht noch auf andere abzulenken. Hab die Entscheidung über Konsequenzen auf morgen vertagt, weil mir so schnell nix einfiel und es auch erst am Ende der letzten Stunde von statten ging.
    Nun muss ich aber überlegen, wie ich reagiere.
    Werde auf jeden Fall seine Eltern heute abend anrufen und mit ihm ein Gespräch führen. Aber welche sinnvolle Strafarbeit zum Thema "Lügen" würde sich eurer Meinung nach anbieten? Habt ihr vieleicht Erfahrungen oder Vorschläge?
    Danke schonmal!

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde Strafarbeiten - ganz besonders bei solchen Dingen wie Lügen und Prügeln - immer eher kontraproduktiv. Meist werden die lustlos abgefrühstückt und nix draus gelernt.


    Längere Gespräche, in denen ich versuche, die Ursachen des Verhaltens herauszubekommen und eine Einsicht zu erwirken, sind m.E. nachhaltiger. Das Gespräch an sich bleibt länger im Gedächtnis und verursacht auch keine Trotzreaktion, wie es Strafarbeiten häufig tun ("blöder Lehrer!").
    Manchmal schließt sich eine schriftliche Reflexion an solche Gespräche an - z.B. in Form eines Vetrages mit Zielvorhaben, oder in Form einer schriftlichen Entschuldigung an ein Opfer, oder ein schriftliches Angebot an Lieblingsfeind X, so was in der Art. Das wirkt oft auch auf dem Weg zum Nach/Umdenken.


    Wenn einer im Klassenraum willenlos rumsaut, machen direkt angebundene "Strafarbeiten" (eine Woche Ordnungsdienst) vielleicht Sinn - was garantiert keinen macht ist hundertmal zu schreiben "Ich soll nicht willenlos im Klassenraum rumsauen"...

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Zitat

    yula schrieb am 14.02.2007 14:16:
    ...Werde auf jeden Fall seine Eltern heute abend anrufen und mit ihm ein Gespräch führen...


    Hmm, ich würde NICHT anrufen, sondern, wie Meike es vorschlug, ein Gespräch mit ihm führen UND ihm dabei sagen, dass ich dieses Mal nicht bei den Eltern angerufen hätte. Dafür hätte ich bei ihm nun etwas gut.
    Aber keine Geschenke, kein Petzen, auch kein untadeliges Verhalten, weil das selbstverständlich ist, sondern eine gute Tat. Was, das könnte er sich überlegen.


    Und: Ich lüge ihn auch nicht an, also erwarte ich das Gleiche von ihm.

  • Klar führe ich auch mit ihm ein Gespräch, aber das ist bei mir gar nicht so leicht. Wir sind eine Halbtagsschule, ich arbeite Vollzeit und der Schüler ist ein Buskind. Ich habe einfach keine Zeit für längere Gespräche! Zumindest fast nie, wenn sie akut zeitnah nötig wären! Morgen werde ich ganz klar ansprechen, dass ein Vertrauensverlust stattfindet, wenn ähnliches nochmal passsiert. Ich denke, das wird wirken, denn wir hatten bisher eine respektvolle Basis, die er beileibe nicht mit jedem Lehrer hat. Er ist allgemein sehr auffällig. Aus dem Grund musste ich auch mit seinen Eltern sprechen, da ständige Zusammenarbeit erforderlich ist. Er hatte schon zu hause berichtet und seine größte Sorge war laut Eltern, dass ich ihn nicht mehr mögen könnte.


    Im übrigen ist mir schon klar, dass eine stumpfe Strafarbeit, die womöglich inhaltlich nichts mit dem Thema zu tun hat, sinnlos ist. Ich dachte dabei auch eher an einen Selbstreflexionsbogen.


    Danke euch!

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