• Eine sehr schwache Schülerin hat in der letzen Mathematikarbeit eine 6 geschrieben. Ich schreibe das so unter die Arbeit:
    ungenügend (6)
    Zu Hause hat sie die Ziffer 6 mit der Ziffer 3 überschrieben. Da ihre Mutter nicht lesen kann, ist diese aus allen Wolken gefallen, als sie heute morgen im Gespräch mit mir erfahren hat, dass ihre Tochter eine 6 geschrieben hat.
    Ich habe der Schülerin erklärt, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung sei und dass es sich um Betrug handeln würde.
    Sie fing dann an zu weinen. Ihre Mutter würde sich über schlechte Noten so aufregen und da sie nicht lesen kann, würde sie nur die Zahl lesen. Mir tut das Kind leid, trotzdem weiß ich nicht, wie ich mich in dieser Situation verhalten soll.
    Gruß
    Eva

  • Ich denke, dass ein Grundschulkind mit so einer Note, die es zu Hause zeigen soll - offenbar einer Mutter, die mit unserem Schulsystem nicht vertraut ist - zu stark belastet wird.


    Ich hätte dem Kind erklärt, dass ich diese Arbeit "nicht bewerte", und ihm eine neue Arbeit mit leichteren Aufgaben gegeben.


    "Ungenügend" bedeutet, dass die Lücken in absehbarer Zeit nicht aufzuholen sind. Das heißt, das Kind braucht zwingend andere Aufgaben auf einem anderen Niveau, damit du es dort abholst wo es steht, und ihm schrittweise kleine Erfoglserlebnisse ermittelst.


    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    ich finde, es kommt darauf an, in welcher Klasse das Kind ist.
    Wenn es in der 3. oder in der 4. Klasse ist, sollte man ihm klar machen, dass die Note ja trotzdem im Zeugnis in irgendeiner Form auftauchen wird und dass die Mama jetzt mit Sicherheit sehr viel enttäuschter ist, als wenn das Kind die Wahrheit gesagt hätte. Ob du die Arbeit diesmal "entwerten" willst, (ich persönlich fände das ungerecht allen anderen Schülern, die auch nicht gut sind, gegenüber! ) oder die Note beibehältst, ist zu überlegen.
    Liebe Grüße,
    Hermine

    • Offizieller Beitrag

    Achja, und unbedingt ein Gespräch mit der Mutter führen, in dem die Bedeutung der Note dargestellt wird und dass eine Sechs nicht heißt, dass die Frau ein "dummes" Kind hat.
    Auch darum bitten, dass sie ihre Tochter nicht so unter Druck setzt.

  • Zitat

    ich persönlich fände das ungerecht allen anderen Schülern, die auch nicht gut sind, gegenüber!


    Puh, das ist so ein Satz, mit dem ich grad fast täglich zu kämpfen habe und der mich immer wieder zur Verzweiflung treibt.
    Ungerecht wäre es, wenn es nur darum ginge, mit Hilfe der Noten die Leistung von Schülern zu vergleichen. Darum geht's aber doch eigentlich nicht, oder?


    In diesem Fall, egal, um welche Klasse es sich handelt, würde ich so verfahren, wie es Bablin vorgeschlagen hat. Das Kind weiß ohnehin selbst, dass es unheimlich viel nicht kann. Ich glaube kaum, dass es das nochmal schwarz auf weiß braucht. Das sorgt nur für Frustration, weil Kinder eben genau verstehen, was mit einer 6 rübergebracht wird: Du bist zu dumm und wirst es auch bleiben.
    Um Überraschungen für das Elternhaus zu vermeiden, erscheint mir ein Elterngespräch zudem auf jeden Fall sinnvoller als ein Beurteilung in Form einer Note nach Hause mitzugeben. Insbesondere in diesem Fall.


    Gruß,
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

    • Offizieller Beitrag

    Wie kommt Ihr eigentlich darauf, dass die Note Sechs bedeutet: Du bist dumm und wirst es auch bleiben?
    Wenn ich eine Arbeit korrigiere und herausgebe, erkläre ich den schlechteren Schülern ausgiebig, dass sie
    im Vergleich zu den anderen Schülern der Klasse noch nicht denselben Wissenstand haben, sondern einiges aufholen müssen und dass die Note ihnen das zeigen soll. Wenn etwas anderes bei den Kindern ankommt, dann hat der Lehrer das nicht oder nicht genau genug erklärt- Für eine Note muss es immer Vergleichmöglichkeiten geben- entweder die anderen Schüler oder die möglichen Punkte- aber eine Note aus dem Blauen heraus darf es nicht geben. Doch mit individueller Förderung und zwar nicht im Klassenunterricht (schließlich sollen die Schüler einen einigermaßen vergleichbaren Wissenstand haben- zumindest am Ende der vierten Klasse, wenn sie dann auf eine weiterführende Schule geschicht werden soll- daher auch meine Frage) kann man meiner eigenen Erfahrung nach auch Lücken, die ein
    "Ungenügend" zur Folge haben, noch schließen.


    Mia: Stell dir mal vor, du hast bei einer Klassenarbeit die eine Sechs und vier Fünfer- Was machst du, wenn das betroffene Mädchen erleichtert in der Klasse erzählt, dass seine Arbeit nicht gewertet wurde und einer der Fünfer- Kandidaten sagt: "Meine Mama regt sich auch immer so auf, müssen Sie meine Arbeit trotzdem auch bewerten?" Und dann kommen logischerweise auch die anderen Fünfer, Vierer usw.
    Man kann grundsätzlich über den Sinn der Noten streiten, aber wenn man sie schon mal verteilen muss, sollte man dabei doch auch allen Kindern gerecht werden, und nicht nur dem, das gerade am verzweifelsten ist.
    Warum bringt dich das zur Verzweiflung? Es geht hier ja nicht um individuelle Förderung, sondern um Noten, die eigentlich einfach nur Informationen über den Wissenstand der Schüler sind. Ich gebe auch nicht gerne schlechte Noten, aber ich käme nie auf die Idee, diese Noten zurückzunehmen, weil Eltern oder Kind sich darüber über Gebühr aufregen.
    Ich bin mir sicher, dass dem Kind mit dem Aufheben der einen Note überhaupt nicht geholfen ist und es viel mehr pädagogische "Streicheleinheiten" in Form von aufmunternden Gesprächen und Förderunterricht bräuchte.


    Liebe Grüße, Hermine

  • Du hast mich falsch verstanden, Hermine. Mich bringen nicht verzweifelte Kinder oder Mütter zum Verzweifeln, sondern Kollegen, die der Meinung sind, dass es gerecht ist, alle Kinder unabhängig von ihren Voraussetzungen "gleich" behandeln zu müssen und das als gerecht empfinden.


    Und ich wüsste auch nicht, was es bringen sollte, die Schüler im Vergleich zueinander zu bewerten und aus diesem Grund würde ich auch niemals zu einem Schüler sagen, dass er oder sie im Vergleich zu jemandem besser oder schlechter ist. Was soll das denn aussagen? Das verstärkt höchstens das Konkurrenzdenken.
    Jeder Schüler hat komplett unterschiedliche Lernvoraussetzungen und die gleiche Leistung bei einem Schüler müsste bei ihm vielleicht mit sehr gut bewertet werden, weil er ungleich viel mehr leisten musste, um das gleiche Ergebnis zu haben wie ein anderer Schüler mit anderen Voraussetzungen, der sich einfach auf einem anderen Lernniveau befindet.


    Nur dann kann man nämlich den Kindern gerecht werden und nicht durch eine glattbügelnde Gleichmacherei.


    Das erkläre ich meinen Schülern im übrigen auch genauso (weil natürlich erstmal alle ankommen und für sich auch etwas rausschlagen wollen) und meine bisherige Erfahrung damit hat gezeigt, dass das für Schüler viel einfacher zu verstehen ist als für manche Kollegen. Wenn man ihnen klar macht, dass jeder von ihnen völlig individuell ist und ich keine Vergleichsnoten mache, sondern versuche, jede Leistung für sich zu sehen, dann funktioniert das in der Regel nach einiger Zeit so gut, dass sogar die Notenfeilscherei am Ende des Schuljahres wegfällt.


    Im übrigen geht es hier ja nicht darum, grundsätzlich immer Noten zurückzunehmen. Das mache ich natürlich auch nicht. Aber wenn ich im Nachhinein merke, dass ich die Situation eines Schülers nicht genügend kannte oder falsch eingeschätzt habe, erscheint es mir manchmal sinnvoller, eine Note zurückzunehmen (natürlich lege ich das für alle offen und erkläre, warum) als steif und fest auf so einem Fehler zu beharren, nur weil evtl. andere Schüler ausprobieren könnten, ob es bei ihnen nicht auch so funktioniert.


    Lieben Gruß,
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen, Mia,


    wie vertrittst du dieses Vorgehen gegenüber Eltern? Genauso?
    Und - das war unser größtes Problem im Seminar bei der Diskussion um dieses Thema - wie sieht es mit dem Übergang an die weiterführende Schule aus? Letztlich ist da der Elternwille entscheidend. Und wenn die Eltern auf einem Zeugnis in vielen Fächern ein "sehr gut" oder "gut" sehen, liegt die Idee, das Kind zum Gymnasium zu schicken, obwohl es dort nie und nimmer mitkommt und die Empfehlung "Hauptschule" angebracht wäre. (Habe selber mehrere solcher Kinder in meinen Ausbildungsklassen.)
    Um es nochmal deutlich zu sagen: Mir gefällt die Art Schulsystem nicht, mir gefällt auch dieses "alle über einen Kamm scheren" in der Benotung nicht. Ich verfahre in Musik teilweise so wie du, in Deutsch habe ich mit Benotung bisher nicht viel zu tun gehabt.
    Ich möchte gerne eine Möglichkeit finden, Schülern mehr gerecht zu werden, so wie du es beschreibst z.B. nur dann steht da dieses Problem mit der Schullaufbahnempfehlung... ?(


    Gruß,
    Conni

  • Hallo, Conni, auch wenn du mich nicht gefragt hast:
    Wenn die Minimalziele für eine Klassenstufe festgelegt sind und das Kind darunter liegende Ziele bearbeitet, lassen sich die Fortschritte auf dem aktuellen Level festhalten, und es ist auch für Eltern klar, das die aktuellen Ziele der Klassenstufe (noch) nicht erreicht sind.
    Bablin

    Wer hohe Türme bauen will,
    muss lange beim Fundament verweilen.
    Anton Bruckner

    • Offizieller Beitrag

    Jetzt mal eine ganz andere Frage, neben der Schwierigkeit der Notengebung- welche Konsequenzen sollte den eurer Meinung nach der "Betrug" haben- würdet Ihr es bei einem Gespräch belassen, alles auf sich beruhen lassen usw. Wird das Mädchen nicht auch ein wenig bestärkt darin, immer wieder solche Sachen zu versuchen?
    Liebe Grüße, Hermine

  • Ich finde die Diskussion, die ich ausgelöst habe, sehr interessant.
    Ich möchte noch ein paar Fakten zur Schülerin geben:
    Nach Empfehlung von Schularzt und Kindergarten sollte sie nicht in der Regelschule eingeschult werden. Ich habe die Berichte gelesen.
    Sie kam nach Halbjahr Klasse 2 in meine damalige erste Klasse, weil sie die zweite nicht schaffte. Der Zeitklasslehrer hatte auch gelinde gesagt „keine Lust“ sich mit ihr zu beschäftigen.
    Sie wiederholte dann Halbjahr 1 und kam in die zweite.
    Die Probleme begannen. Ich empfahl eine Überprüfung auf sonderpädagogischen Förderbedarf. Die Mutter war so wütend über mich, dass sie mich verleumdete und behauptete, ich würde alle Kinder in meiner Klasse schlagen. Dies war aus der Luft gegriffen und dank Schulleitung und Elternsprecherin war wieder alles im Lot.
    Die Mutter ist absolut lernbehindert. Sie kann kaum schreiben und nach Aussage von Erzieherinnen nicht lesen. Sie will alles Gute für ihr Kind.
    Letztendlich habe ich die Schülerin dann doch überprüfen lassen. Dazu braucht man keine Genehmigung. Der Sonderpädagoge kam nach diversen Tests etc. zum Ergebnis, dass die Schülerin normal begabt sei. Ich bezweifele dieses Resultat aber heute noch an. Das zweite Schuljahr schaffte sie dann so mit Ach und Krach.
    Im dritten Schuljahr war im ersten Halbjahr Deutsch Rechtschreiben usw. so schwach, dass ich ihr im Zeugnis eine „mangelhaft“ geben musste. Da sie normal begabt ist, kann ich keine anderen Maßstäbe ansetzen. Jetzt bekommt sie in Deutsch eine vier, in Mathe war aber das zweite Halbjahr sehr schlecht, trotz zusätzlicher Förderung (Zusatzstunden, differenzierter Klassenunterricht) meinerseits. Schließlich wird es jetzt in Deutsch eine schwache vier werden, in Mathe eine fünf. Sie kann lesen, wenn sie auch den Sinn nicht immer versteht. In der Klasse ist sie eher eine Außenseiterin. Bei Mathespielen versuche ich ihr leichte Aufgaben zu geben, die sie auch lösen kann. Sie geht zwar nach der vierten Klasse auf die Hauptschule (Aussage der Mutter), ich bezweifele aber stark, dass sie das vierte Schuljahr schafft. Ansonsten ist sie eine ruhige Schülerin, die nicht weiter auffällt.
    Da die Empfehlungen in unserem Bundesland nicht Elternwille sind, werde ich die Entscheidung über die weiterführende Schule treffen.
    Das war jetzt viel. Ich überlege schon das ganze Wochenende, was ich tun soll, komme aber zu keiner Lösung.
    Eva

  • Nur weil ich individuell benote heißt das nicht, dass alle Schüler im Einser oder Zweierbereich liegen. Im Gegenteil: Für eine Eins muss schon eine wirklich sehr gute Leistung erfolgen und selbst bei individuell festgelegten Zielen, ist die Leistung selten perfekt. Ist ja nicht so, dass ich lauter Streber in der Klasse habe.
    Ich habe mich bislang mit Eltern auch noch nie über Noten großartig auseinander setzen müssen, vielleicht deswegen, weil sich bei mir die meisten Noten im Mittelfeld bewegen und es selten Spitzen nach oben oder unten gibt. Wenn's die gibt, passe ich die Ziele der nächsten Entwicklungsstufe halt dann auch immer wieder an.
    Da ich an einer kooperativen Gesamtschule unterrichte, ist allerdings natürlich auch schon sehr viel vorselektiert worden. Wenn Eltern nachfragen (kam bisher aber fast nie vor), erkläre ich mein Bewertungssystem und bislang wurde das nicht negativ beurteilt. Aber ich habe natürlich auch nicht viel mit konkurrenzorientierten Gymnasialschülereltern zu tun.


    Ach ja, in seltenen Fällen kommt es auch vor, dass ich zwei Noten unter die Arbeit schreibe. Zum Beispiel bei Schülern, die erst seit einigen Jahren in Deutschland sind und durch den Erwerb der Zweitsprache benachteiligt sind. Dann schreibe ich eine individuelle Note und eine Jahrgangsnote drunter.


    Zur Reaktion auf den Betrug: Ich würde es zunächst bei diesem Gespräch belassen. So wie Eva die Situation geschildert hat, scheint das Mädchen ihre Tat zu bereuen und hat nur aus Angst so gehandelt. Einen Grund für die Befürchtung, dass das Mädchen dies nochmal macht, kann ich eigentlich nicht sehen. Aber das kann man aus der Ferne vielleicht auch schlecht beurteilen, weil man das Kind ja nicht kennt. Wie wär's, wenn man mit dem Mädchen gemeinsam überlegt, was gemacht werden soll? Dann wird deutlich, dass es sich nicht um eine pauschale Strafe handelt, sondern dass es um die Klärung der Situation an sich geht.


    Gruß,
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, also zunächst mal, was ich vorher vergessen hatte: Nein, Mia, ich hab dich durchaus nicht falsch verstanden- und ich finde, allen Kindern gerecht werden kann man auch, wenn man sie nicht über einen Kamm schert- schließlich gibt es ja (und ich nehme an, auch in anderen Schularten) Regeln, die für alle gelten und die alle einhalten müssen- man kann ja auch nicht das Grundgesetz individuell gestalten, um es mal überspitzt auszudrücken.
    Übrigens weiß ich tatsächlich aus Erfahrung, wenn man jedes Mal nachgibt (ob in diesem speziellen Fall angebracht oder nicht, mag dahin gestellt sein), zieht das Endlos-Diskussionen nach sich, wenns die Schüler bei der einen Klausur verstanden haben, dann haben sie es bis zur nächsten schon wieder vergessen...
    Mia, wie benotest du individuell? Machst du die Noten von der letzten Leistung des Schülers abhängig? (Ist ja dann doch wieder ein Vergleich...)Hast du auch Schüler, die auf weiterführende Schulen gehen (ich denke doch...), wie erklärst du ihnen, dass es da anders laufen wird? Wieso kann es keine Spitzen geben- ich stell es mir frustrierend vor, wenn man als Schüler immer im Durchschnitt liegt und sobald man mal besser ist, geht der Leistungspegel wieder höher...
    Versteh mich bitte nicht falsch, das soll absolut kein Angriff sein, eher so etwas wie eine Annäherung, ein Versuch zu verstehen, wie bei Euch gedacht wird und vielleicht auch zu zeigen, dass Gymnasien nicht nur reine "Paukkasernen" sind.
    Den Vorschlag, mit dem Kind zu überlegen, was man machen soll, halte ich für sehr gut, vielleicht hat ja auch das Kind selbst einen Vorschlag.
    Liebe Grüße, Hermine

  • Zitat

    und ich finde, allen Kindern gerecht werden kann man auch, wenn man sie nicht über einen Kamm schert-


    ?( Ja klar, das sage ich doch auch.



    Zitat

    schließlich gibt es ja (und ich nehme an, auch in anderen Schularten) Regeln, die für alle gelten und die alle einhalten müssen- man kann ja auch nicht das Grundgesetz individuell gestalten, um es mal überspitzt auszudrücken.


    Was haben Regeln mit Bewertungen zu tun? Natürlich müssen Regeln eingehalten werden und die Regeln gelten natürlich auch für alle.


    Zitat

    wenn man jedes Mal nachgibt


    Ich habe nie gesagt, dass ich jedes Mal nachgebe. Ich habe nur gesagt, dass ich Fehler, die ich mache eingestehen kann und dann auch bereit bin, eine Note zu ändern. Aber wenn das bei jeder Note passieren würde, müsste ich wohl schleunigst den Job wechseln.


    Zitat

    Mia, wie benotest du individuell? Machst du die Noten von der letzten Leistung des Schülers abhängig? (Ist ja dann doch wieder ein Vergleich...)


    Ja, natürlich. Ein Vergleich mit sich selbst ist ja notwendig, um die Stufe der nächsten Entwicklung/ das nächste Lernziel festzulegen. Wie soll man das denn anders machen?
    Es ging ja um die Bewertung im Vergleich mit anderen Schülern der Klasse, deren Nutzen ich nicht nachvollziehen kann.


    Kurz gefasst und grob gesagt, gehe ich bei der Benotung auch so vor: Was kann der Schüler als nächstes erreichen? Hat er das erreicht? Ja, dann gute Note, nein, dann schlechte Note.
    Genau zu erklären, wie ich das mache, würde den Rahmen hier sprengen. Aber wahrscheinlich ist genau das der Problempunkt, weswegen wir hier diskutieren. Ich glaube, du stellst dir das grad ganz anders vor, als ich es tatsächlich mache. So sehr unterscheidet es sich nämlich gar nicht mal von der Art jahrgangsvergleichend bewertender Lehrer. Mein Tag hat ja auch nur 24 Stunden. ;)
    Nur, dass ich die einzelnen Schüler bei der Planung, Korrektur und Bewertung im Blick habe.


    Zitat

    Hast du auch Schüler, die auf weiterführende Schulen gehen (ich denke doch...), wie erklärst du ihnen, dass es da anders laufen wird?


    Ja, natürlich gehen meine Schüler auf weiterführende Schulen. Aber was soll ich da erklären? Jeder Lehrer benotet anders. Nach mind. 9 Jahren Schule hat das jeder noch so langsame Schüler mitgekriegt.
    Mal abgesehen davon, dass jeder Schüler auch jedes Jahr nicht ein Zeugnis mit genau den gleichen Noten wie im Vorjahr erhält, genauso wenig bleiben die Noten in der weiterführenden Schule gleich. Aber das ist doch auch bei jahrgangsvergleichenden Noten nicht anders.
    Man kann einen Schüler doch ohnehin nicht exakt auf eine Note festlegen. Und dass es auch bei klassenvergleichenden Noten Riesenunterschiede in der Bewertung gibt (je nach Lehrer, der bewertet), ist doch eigentlich auch bekannt.


    Wenn ich Schüler in einer Abschlussklasse habe, bei denen ich merke, dass die Noten extrem auseinanderklaffen würden, dann ziehe ich die Bewertung in diesen Fällen auch etwas an. Da die Schüler in der Regel selbst sehr gut wissen, dass sie im Vergleich zu ihren Mitschülern eigentlich schlechter sind, geht das auch ohne große Diskussionen.



    Zitat

    Versteh mich bitte nicht falsch, das soll absolut kein Angriff sein, eher so etwas wie eine Annäherung, ein Versuch zu verstehen, wie bei Euch gedacht wird und vielleicht auch zu zeigen, dass Gymnasien nicht nur reine "Paukkasernen" sind.


    Von "wie es bei uns ist" kann leider nicht im Entferntesten die Rede sein, das war der Ausgangspunkt meiner Feststellung. Ähnliche Diskussionen führe ich desöfteren mit meinen Kollegen, selbst mit denen, die im Hauptschulzweig unterrichten.
    Und da mein Schulleiter ein getreuer Gefolgsmann von Frau Wolf ist, kann auch nicht im Geringsten davon die Rede sein, dass an unserer Schule besonders schülerorientiert unterrichtet wird. Und ich schreibe natürlich auch wie jeder andere Lehrer im Lande brav die noch so dümmste Vergleichsarbeit. :rolleyes:


    Also alles nicht ganz so optimal wie ich's gern hätte. ;)


    Aber ich glaube, wir müssen unsere Diskussion jetzt wohl leider abbrechen, denn mittlerweile habe ich mich doch ziemlich vom Topic entfernt. Sry, Eva.


    LG, Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

Werbung