Ich muss mich über eine Aussage hier doch wundern - nämlich die, dass Quereinsteiger ganz andere (hochwertigere) Studiengänge geschafft haben. So ganz generell würde ich das nicht stehen lassen. Grundschullehramt ist ein "nicht-vertieftes" Studium, von daher mag das stimmen. Lehramt für Gymnasium ist aber (zumindest in Bayern) ein vertieftes Studium und zumindest in geisteswissenschaftlichen Fächern mindestens gleichwertig mit dem "normalen" Studium dieser Fächer (oder war es zumindest, keine Ahnung, wie es sich in den letzten Jahren entwickelt hat). Und ja, ich halte ein vertieftes Geschichtsstudium (einschließlich diverser philosophischer Aspekte, Latein und ggf. noch Altgriechisch) für genauso anspruchsvoll, wie ein naturwissenschaftliches Studium.
Darüber hinaus (wurde aber auch schon geschrieben): Fachkompetenz ist für einen Lehrer wichtig - keine Frage (ich bin selbst ein großer Befürworter davon, dass ein Lehrer in seinen Fächern sehr fit sein muss). Aber darüber hinaus sind auch Pädagogik und Didaktik wichtig. Die fristen an den Unis auch ein Schattendasein, zugegeben. Aber ein klein wenig kriegt man als Lehramtsstudent mit. Und das haben die Lehramtsstudenten nun wieder den Quereinsteigern voraus.
Dazu kommt (evtl. eine naive Vorstellung, aber so bin ich manchmal), dass man das Lehramtsstudium ja wählt, weil man mit Kindern arbeiten möchte. Nein, man sollte Lehramt nicht studieren, weil man für alle anderen Studiengänge zu doof ist (und ich glaube auch nicht, dass dem so ist). Das fehlt mir manchmal (! das soll hier keine generelle Aussage sein) bei Quereinsteigern. Sie sehen den sicheren Job, die anderen Vorteile.
Wir hatten bei uns an der Schule (Gymnasium, also andere Situation) mehrere Quereinsteiger bzw. "Aushilfen" von außerhalb des Schulwesens (aber Fachleute in dem Fachbereich). Keine einzige Aushilfe, kein einziger Quereinsteiger arbeitet noch bei uns. Sie mögen fachlich sehr kompetent gewesen sein, haben aber sich entweder selbst wieder anderweitig orientiert (weil sie völlig unterschätzt hatten, was im Lehrberuf auf sie zukommt) oder trotz ihres Fachwissens "Unterricht" einfach nicht konnten - dazu gehört nämlich mehr, als sich vor 30 Kinder zu stellen und einen Vortrag über sein Fachgebiet zu halten (und ja, so hatten es sich einige vorgestellt).
Ich kann mir generell Quereinsteiger vorstellen, an manchen Schularten mehr, (FOS/Berufsschule) an anderen weniger. Aber so ganz jetzt das Lob der Quereinsteiger im Vergleich zu Referendaren mag ich nicht singen. Das habe ich eben anders erlebt (bei Refis lassen sich manche Fehler auch noch abstellen, die wissen (meist), dass sie in der Ausbildung sind und lernen müssen - auch das habe ich bei Quereinsteigern anders erlebt. Ist auch schwierig, in einem Beruf schon fertig zu sein, am oberen Ende der Nahrungskette zu stehen und dann wieder Azubi zu sein).
Zu einigen Aussagen bzgl. Bayerns: Es gibt meines Wissens keine Verordnung, dass ein Arbeitsblatt einen Rand dieser oder jener Art haben muss - das will wenn dann die jeweilige Schule so (oder auch nur der Mentor/Seminarlehrer). Auch der halbjährliche Wechsel an andere Schulen ist so nicht zwingend. Man bekommt eine Seminarschule zugewiesen, an der ist man ein halbes Jahr. Danach geht es für ein Jahr an eine Einsatzschule (und wenn man Pech hat, muss man in diesem Jahr die Schule wechseln, ist aber nicht zwingend) und im letzten halben Jahr geht es zurück an die Seminarschule. Ich fand es gut, mehrere Schulen und wie das so unterschiedlich laufen kann kennen zu lernen.
Und genau wie es bzgl. Referendariat und sonstigen Aspekten Unterschiede zwischen Bundesländern und Schularten gibt, gibt es die wohl auch bzgl. Quereinsteiger, weshalb ich mangels Einblick zur Berliner Situation wenig sagen kann.
Und zur Aussage "Schule bereitet auf das Arbeitsleben vor" ... kommt auf die Schulart an. Grundschule bereitet auf das Arbeitsleben vor? Grusel ... Auch das Gymnasium hat weitere Aufgaben, als auf das Arbeitsleben vorzubereiten (allgemeine Studierfähigkeit sehe ich nicht deckungsgleich mit Vorbereitung auf das Arbeitsleben ... dazu kommt noch "Allgemeinbildung". Es gibt Wissen, von dem ich behaupten würde, dass das notwendig ist, es hat aber keinen oder wenig Bezug zum Arbeitsleben).