Beiträge von FLIXE

    Ich unterrichte meine eigene Klasse seit 4 Jahren. Es sind Hauptschüler mit einem zusätzlichen Förderbedarf.

    Seit 4 Jahre fordere ich konsequent und sehr streng eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen ein. Ich motiviere die Kids seit 4 Jahren dumm und dämlich und "pampere" sie auch oft was das Zeug hält. Wenn sie allerdings kein Eigenengagement zeigen, werde ich schnell ungehalten.

    Während der Schulschließung haben ALLE zuverlässig gearbeitet. Wenn Aufgaben mehrfach nicht kamen, gab es sehr schnell eine Anfrage von mir in einem nicht mehr ganz freundlichen Ton, ggf. auch ein Anruf bei den Eltern (Auch Eltern ohne Deutschkenntnisse erkannten an meinem Tonfall schnell, dass ich not amused war).

    Die Struktur habe ich ihnen vorgegeben: tägliche Aufgabenstellung mit Abgabetermin am gleichen Tag (Hauptfächer) und regelmäßige Rückmeldung mit viel Lob und Motivation.

    Ich denke immer mehr, dass wir früh und in allen Schulformen das selbstständige und eigenverantwortliche Lernen extrem fördern und einfordern müssen, inklusive etwaiger Konsequenzen.

    Hallo liebe KuK,

    die Ferien neigen sich nun auch in BW dem Ende entgegen und ich sitze an der Planung des neuen Schuljahres.

    Nun befinde ich mich schon seit zwei Jahren in einer schwierigen Unterrichtssituation. Ich unterrichte unter anderem das Fach Englisch an einer Schule für Hörgeschädigte. In allen meinen Klassen hatte ich bislang nur schwerhörige Schüler, die die englische Sprache (teilweise) über das Ohr verstehen und sie auch (teilweise) sprechen können.

    Nun unterrichte ich seit zwei Jahren einen Schüler, der komplett gehörlos ist (keine Hörgeräte, kein CI) und gehörlose Eltern hat. Er ist clever und lernt die neue Sprache recht gut. Allerdings weigert er sich konsequent die Lautsprache zu üben und im Unterricht zu sprechen. Er buchstabiert seine Antworten alle mit dem Fingeralphabet oder antwortet mir in deutscher Gebärdensprache.

    Ich kann ihn da schon verstehen, allerdings haben wir ein weitaus größeres Problem. Er muss am Ende seiner Schulzeit eine mündliche Prüfung ablegen. Dies muss er nach aktuellen Vorgaben in BW in gesprochener englischer Sprache machen, ansonsten muss er (laut Kumi) mit ungenügend bewertet werden.

    Bislang habe ich meinen Unterricht fast komplett visualisiert oder auf deutsch mitgebärdet (ich kann kein ASL oder BSL). Da der Unterricht in Klasse 7 nun aber immer komplexer wird, suche ich nach einer neuen Lösung.

    Die Eltern sahen das alles bislang eher locker. Hier werde ich noch einmal ein ernstes Elterngespräch suchen müssen. Alle früheren gehörlosen Schüler haben irgendwie gesprochen, so dass wir Lehrer sie "immer verstanden" haben. Daher haben auch die anderen Kollegen keine Ideen mehr. Er ist der erste Schüler, seit Einführung des Englischunterrichts für Gehörlose, der sich so konsequent weigert. Leider ist er der einzige gehörlose Schüler in seiner Klasse. Ich muss ja auch den schwerhörigen Schülern gerecht werden.

    Wer von euch hat hier Erfahrungen oder Tipps für mich?

    Danke.

    ...dass sie dir ausdrücklich untersagt hat, selbst zu reisen oder deinem Kind eine Reise zu erlauben, schon gar nicht ins Ausland, ... vermutlich unter Ankündigung von Hausarrest bei Wasser und trocken Brot.

    Nein, würde sie nicht. Tut mir leid.

    Und es ist wohl auch besser, kein Öl ins Feuer zu gießen.

    Oh Palim. Ich liebe deine Antwort. Sie hat mir gerade ein großes Lächeln ins Gesicht gezaubert.

    Meine Eltern respektieren schon immer die Meinungen und Entscheidungen von mir und meinem Ex-Mann. Na klar, sind sie manchmal anderer Meinung. Zeitweise sagen sie die auch neutral. Manchmal halten sie einfach lieber ihren Mund.

    Meine Mutter möchte definitiv nicht mit der Schwiegermutter telefonieren. Per Mail würde sie antworten, dass sie unsere Entscheidung kennt, diese respektiert und die Sache damit für sie erledigt ist.

    Wie schrieb Domenico Squillace im März? "Wir sollten von unserem rationalen Denken Gebrauch machen, dessen direkter „Verwandter“ unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, unsere Menschlichkeit ist – diese ist nämlich das wertvollste Gut, das wir besitzen und bewahren sollten. Wenn wir das nicht schaffen, wird die Seuche wirklich siegen."

    Da hast du durchaus recht.

    Aber weißt du, es gibt Menschen, da geht es irgendwann nicht mehr.

    Wenn dich ein Mensch ständig wie ein Kind behandelt und keine deiner Entscheidungen, bzw. der Entscheidungen zwischen dir und ihrem Sohn, akzeptiert und respektiert, wird es sehr schwierig. Es ist das Kind von mir und meinem Ex-Mann. Wir sind gemeinsam die Erziehungsberechtigten und bekommen das trotz Trennung gut zusammen hin. Sie ist NUR die Großmutter. Sie hatte ihre Chance bei ihren eigenen Kindern. Jetzt sind wir dran. Und wir machen es so, wie wir es heute für richtig halten. Sie hat kein Recht, über das Kind zu entscheiden!

    Meine Schwiegermutter fand immer gut, wenn ich ihren (in ihren Augen etwas missratenen Sohn) in der Spur gehalten und unterstützt habe. Aber wehe, ich hatte eine andere Meinung als sie oder habe das Kind anders erzogen. Nach der Scheidung war es dann vollends aus. Denn ich habe in ihren Augen dafür gesorgt, dass jeder in ihrem Umfeld mitbekommt, dass ihr Sohn keine Frau mehr hat. Dass ihr Sohn daran aber die Hauptverantwortung trägt, verdrängt sie bis heute (der Sohn weiß das und sieht es ebenso).

    Ihren Sohn behandelt sie noch viel schlimmer als mich! Wen wundert es, dass die beiden offenbar auch größere Konflikte haben und sich auch nur noch sehr selten treffen.

    Ich bin ein sehr toleranter Mensch und es muss viel passieren, damit ich wirklich wütend werde. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass ich als Person und als Mutter nicht respektiert werde, dann ist es vorbei. Ich habe viele tolle Menschen in meiner Familie und in meinem Umfeld, da brauche ich keine französische Möchtegern-Adel-Schwiegermutter. Die Konflikte hatten wir auch ohne Corona...

    Nachdem ich letzte Woche im Apple Store war und mir beim reingehen das Fieber gemessen wurde, habe ich mal nachgeschaut, wie teuer diese tragbaren Fieberthermometer sind. Die sind durchaus erschwinglich. Wäre es nicht durchaus sinnvoll. Wäre es nicht sinnvoll, vor Unterrichtsbeginn am Eingang den Schülerinnen und Schülern kurz das Fieber zu messen und diejenigen, die 38+ haben wieder nach Hause zu schicken?

    Meine katholische Privatschule (BW) hat solche Fieberthermometer angeschafft. Die Schüler kommen an verschiedenen Eingängen ins Gebäude. Dort müssen sie ihre eigene Maske absetzen, sich die Hände desinfizieren, eine schuleigene und frisch gewaschene Maske aufsetzen und bekommen dann zusätzlich nach den Sommerferien Fieber gemessen.

    Kinder mit 38°+ müssen dann abgeholt werden. So lange gibt es bei uns einen extra Raum zum Warten auf die Eltern. Als Aufsicht haben wir junge und gesunde Lehrer mit entsprechender Schutzkleidung (wird dann vom Träger für uns gestellt). Die Aufsicht ist freiwillig. Niemand wurde gezwungen.

    Mal was Erheiterndes aus dem privaten Corona-Umfeld.

    In einem anderen Thread habe ich ja entschieden, dass mein Kind nicht zusammen mit seinem Vater (Ex-Mann) nach Frankreich zu einer Hochzeit mit ca. 350 Personen darf.

    Der Vater und ich haben diese Entscheidung gemeinsam getroffen.

    Das passt der Ex-Schwiegermutter nun gar nicht. Nachdem sie gestern ihren Sohn nicht umstimmen konnte (er kommt allein), hat sie es heute bei mir probiert. Auch da hatte sie leider keinen Erfolg.

    Nun möchte sie gerne zu dem Thema mit meinen Eltern sprechen :staun:.

    P.S.: Ich bin 36 Jahre alt, Lehrerin in Vollzeit und habe ein Haus 8).

    Ich habe hier zu Hause ja gerade wüste Diskussionen mit meiner Ex-Schwiegermutter, weil ich das Kind nicht auf eine Hochzeit nach Frankreich lasse.

    Achtung: Nach der kirchlichen Trauung findet ein Empfang mit ca. 350 Menschen im Freien statt. Abends findet eine Feier mit ca. 80 Personen in geschlossenen Räumen statt.

    Schön, dass sich die Leute immer wieder auf solchen Familienfeiern infizieren, siehe Babyparty.

    Dann bin ich eben die Arschloch-Mutter, die ihr das Kind vorenthält. Warum die Hochzeit nicht verschoben wurde? Ich weiß es nicht... Zwei Wochen nach der Feier hat das Kind Geburtstag. Den möchte weder das Kind noch ich infiziert oder in Quarantäne verbringen.

    Schwiegermutter sieht keinerlei Risiko...

    Wisst ihr, jeder von uns kennt ja seine Familie und kann deren Verhalten ganz gut einschätzen.

    Für meine Ex-Schwiegerfamilien sind Hochzeiten dazu da, zu zeigen, wer man ist. So ist das eben, wenn man zum Möchtegern-Weinadel in Südfrankreich gehört.

    Wenn dem Brautpaar die katholische Trauung so wichtig wäre, könnte man die ja mit Brautpaar, Eltern, Trauzeugen und ggf. Geschwistern feiern.

    Es ist aber einfach ein Unterschied, wenn man Menschen bewusst einem Risiko aussetzt, weil man auf dicke Hose machen will.

    Es sind eben genau diese Menschen, die für die Verbreitung des Virus sorgen. Es sind nicht die gläubigen Paare, die im kleinen Kreis kirchlich heiraten.

    Und genau das regt mich auf.

    Nein, ich möchte Hochzeiten und Beerdigungen nicht verbieten. Das kann jeder so machen, wie er möchte.

    Das besagte Paar ist auch seit Juli standesamtlich verheiratet. Aber müssen sie die kirchliche Trauung mit riesengroßer Feier unbedingt in diesem Sommer feiern?

    Für die Beerdigung hätte sich bestimmt auch eine Open-Air-Lösung außerhalb der Moschee gefunden.

    Der Punkt ist doch, dass es immer wieder Infektions-Cluster nach solchen Familien-Feiern gibt. Übrigens hängen einige der Gäste der Beerdigung gerade am Beatmungsgerät.

    Ich möchte meine Großmutter nicht nach meiner Hochzeit im Krankenhaus besuchen oder sogar beerdigen müssen.

    Wie gesagt, jeder muss die Risiken für sich selbst abwägen und dann entscheiden. Ich habe aber entschieden, dass ich meinen Sohn dem Quarantänerisiko nicht aussetzen möchte. Ein Geburtstag hat für ein Kind einen ganz anderen Wert wie für uns Erwachsene. Warum soll er ggf. wieder verzichten, damit die Erwachsenen ihren Spaß haben?

    Plattenspieler: Mir persönlich gibt es da wissenschaftlich immer noch zu viele Unklarheiten. Es ist nach wie vor nicht wirklich klar, ob und wie infektiös Kinder sind.

    Da stellt sich mir einfach die Frage, ob solche großen Veranstaltungen dieses Jahr wirklich notwendig sein müssen. Und die Berichte zeigen eindeutig, dass sich die Menschen auf solchen Familien-Events eben nicht an die gebotenen Regeln halten.

    Zu meiner persönlichen Situation ist zu sagen, dass mein Sohn zwei Wochen nach besagter französischer Hochzeit Geburtstag hat und diesen nicht in Quarantäne sondern mit Oma und Opa verbringen möchte. Er hat in den letzten Monaten auf sehr viel verzichten müssen. Da muss eine Großveranstaltung jetzt echt nicht sein. Zumal ich der Schwiegerfamilie definitiv nicht zutraue, dass sie sich an die Regeln halten werden. Die lauten in Frankreich nämlich, dass man nur mit 10 Personen an einem Tisch sitzen darf, sich da nicht wegbewegen darf und immer Abstand halten muss. Tanzen ist also nicht! Aber das werden sie trotzdem tun, wurde schon angekündigt. Den Mundschutz und das Singverbot in der Kirche finden sie auch überflüssig...

    Hier kommt ja immer wieder der Hinweis, dass es die Masseninfektionen häufig in den Gemeinschaftsunterkünften der Saison-/Gastarbeiter auftreten und dass dies nichts mit der Schulöffnung zu tun habe.

    Dem möchte ich etwas hinzufügen. In meiner schwäbischen Kleinstadt ist eine Masseninfektion nach einer Beerdigung in einer Moschee aufgetreten. Hier waren auch viele Kindergarten- und Schulkinder anwesend. Nachweislich haben sich auch Kindergarten- und Schulkinder infiziert. Die Folgen waren geschlossene Kindergärten und Schulen mit großen Testreihen.

    Ich sehe das Problem für die Schulen nicht in den Massenunterkünften sondern in größeren Familienfeiern. Dazu gehören v.a. Hochzeiten, Beerdigungen und große Geburtstagsfeiern. Denn hier sind auch Kinder, die das Virus dann ggf. in die Kindergärten und Schulen tragen.

    Aus Eigeninteresse habe ich dem Ex-Mann verboten, dass Kind nach Frankreich auf eine Hochzeit mit mehr als 200 Personen mitzunehmen. Ich bin mal wieder die böse Deutsche, die es übertreibt...

    Zu den Risikogruppen-Schülern: ich hab einen Schüler mit einem transplantierten Herz. Risikogruppe also. Die Schule öffnete und er blieb zu Hause. Nach 2 Wochen saß er dann doch im Unterricht, aber immer mit Maske. Noch 2 Wochen später nahm er sie im Klassenzimmer ab... Muss man nicht verstehen.

    Bei MSN statt MNS denke ich auch immer an die "Microsoft News" 😂

    Ja, man muss es nicht verstehen. Aber ich kann es schon nachvollziehen.

    Diese Kinder (und Erwachsenen) haben sich ebenfalls für eine lange Zeit sehr eingeschränkt. Nun geht für ihre gleichaltrigen Freunde das "normale" Leben weiter und sie sind ein weiteres Mal davon ausgeschlossen.

    Es sind junge Menschen, die auch einfach mal normal leben wollen. Sie haben in ihrem ganzen Leben schon mehr Einschränkungen gehabt als die meisten von uns sich vorstellen können. Vielleicht wird man dann auch mal unvernünftig.

    Und an diesem Punkt wünsche ich mir mehr gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung aller Menschen in unserer Gesellschaft. Für die gesunden Menschen ist es leicht zu sagen, dass sich die Risikogruppen eben einschränken sollen, wenn sie nicht krank werden wollen. Na klar, mit dieser Haltung kann man selbst alle Vorteile genießen. Dass diese Gruppe dann faktisch vom gesellschaftlichen Leben komplett ausgeschlossen wird, ist eben ein Kollateralschaden.

    Wenn alle Schüler einen MNS zu seinem Schutz hätten tragen müssen, hätte er seine Maske wahrscheinlich nicht abgenommen.

    Ich trage meine Maske ja nun schon seit 8 Wochen in Geschäften und in der Schule. Den ÖPNV benutze ich aktuell nicht. Mein Kind (7) trägt seine Maske seit 6 Wochen.

    Am Anfang war es wirklich total komisch und auch unangenehm. Und für mich persönlich war es schlimm, mein Kind so zu sehen.

    Heute gehört die Maske so wie der Autoschlüssel oder der Geldbeutel zu unserem Alltag. Wir nehmen sie mit und ziehen sie da an, wo man muss. Im Freien tragen wir aber keine. Auch der Anblick von Menschen mit Maske hat seinen Schrecken verloren. Ich habe mich aber tatsächlich erst halbwegs normal mit meiner Maske gefühlt, als sie Pflicht wurde und immer mehr Menschen eine getragen haben. Am Anfang war es echt alienmäßig.

    Wir wissen, dass es irgendwann schon wieder ohne gehen wird.

    Man könnte jetzt ganz gehässig schreiben, dass Du ja auch nur anderen die Schuld zuschiebst. Den Eltern halt. Ob das das Problem löst?

    Das darfst du gerne so schreiben. Und du hast auch ein Stück weit recht damit.

    Ich kann aber nur von unserer privaten Situation während des Home-Schoolings berichten.

    Vor allem in den ersten zwei Wochen war es sehr schwierig. Da half es auch nur wenig, dass ich selbst Lehrerin bin. Wir hatten hier sehr viele Konflikte. Ich habe sie ausgehalten, auch wenn ich manchmal am liebsten alles hingeschmissen hätte.

    Aber das Problem war eben NICHT NUR der fehlende Kontakt zur Klassenlehrerin. Mein Sohn gehört ebenso zu den Kindern, die gerne Anstrengung vermeiden. Er hat oft versucht, um seine Aufgaben herum zu kommen (auch unterbewusst), indem er hier schreit und tobt.

    Mit jedem Home-Schooling-Tag und jedem Konflikt wurde die Arbeitshaltung besser.

    Ich habe als Mutter zu Hause die Verantwortung für das Lernen meines Kindes übernommen und ich habe ihm immer wieder klar gemacht, dass Schule sein Job ist und das Lernen wichtig ist. Ich habe ihm auch klar gemacht, dass ich verstehe, dass Lernen anstrengend und schwierig sein kann. Viele Kinder müssen den Berg erst einmal erklimmen um den Genuss des Erfolges zu kosten.

    Auch ich war mehr als einmal genervt von den Wochenplänen, Arbeitsblättern und Schulbuchseiten. Auch ich habe oft gedacht, was arbeitet die eigentlich. Aber letztendlich war die Lehrerin nicht für das Lern- und Arbeitsverhalten meines Sohnes während der Schulschließung verantwortlich. Das selbe gilt für die Hausaufgaben.

    ICH bin der Meinung, dass Eltern die Aufgabe haben, ihren Kindern klar zu machen, wie wichtig Bildung ist und sie aktiv in ihrem Lernen zu unterstützen. Das bedeutet nicht, dass man alles wissen und können muss. Aber es war während der Schulschließung meine Aufgabe als Mutter mein Kind morgens zu wecken, ihm einen strukturierten Tagesablauf zu bieten und dafür zu sorgen, dass er seine Aufgaben erledigt.

    Und wenn mein Kind nicht weiter kommt, muss ich es ermutigen, auch Kontakt zu Lehrern aufzunehmen und nicht nur darauf warten, dass die Lehrer täglich anrufen und nachfragen.

    Ich kenne aus meiner Schule sehr viele Familien, in denen das Lernen zu Hause aus den gleichen Gründen nicht geklappt hat und das war ganz unabhängig vom Alter.

    Übrigens konnte ich das gleiche bei meinem eigenen Kind beobachten und erlebe es gerade im Moment bei seinen Hausaufgaben.

    Die gestellten Aufgaben werden zum Teil oder auch ganz als unangenehm empfunden. Sie sind mit Anstrengung verbunden. Ich erlebe seit Jahren, dass sich Kinder immer weniger anstrengen wollen bzw. die Aufgaben gerne vermeiden. Auffällig wird das z.B. bei der Schreibschrift oder beim Vokabeln lernen. Sie erfahren zu selten, dass Anstrengung belohnt wird bzw. erfolgt die Belohnung zu langsam. Durch Medien wird das Belohnungszentrum eben schneller aktiviert.

    Kinder der Klassen 1-6 lassen sich meist noch zum Bearbeiten der Aufgaben überreden oder zwingen. Das geht aber meist mit viel Stress und Konflikten einher. Größere Kinder verweigern zum Teil die Arbeit zu Hause.

    Wenn diesen Eltern dann die Bildung ihrer Kinder nicht egal ist, geraten sie in Stress. Sie wollen, dass ihre Kinder gut und problemlos lernen, aber die Kinder wollen in ihren Augen nicht. Dann bekommen die Eltern Angst um die Zukunft ihrer Kinder. Ich kenne das selbst sehr gut. Es ist ein Teufelskreis.

    Viele Eltern haben sich auch nicht getraut, bei Fragen um Hilfe zu bitten oder ihre Kinder nicht dazu angehalten, Kontakt zu den Lehrern bei Problemen zu suchen. Ich hatte das Gefühl, dass die Eltern den Lehrern beweisen wollten, wie toll ihre Kinder das alles können. Was soll denn der Lehrer von uns denken, wenn wir das nicht hinbekommen. Die Angst vor schlechten Noten beim Nachwuchs kommt noch oben drauf.

    Und ich glaube eben doch, dass man dann schnell über die Schule und den schlechten Online-Unterricht flucht.

    Jetzt mal ehrlich. In unserer Zeit sind bei vielen Menschen immer andere Leute schuld, wenn etwas nicht klappt. Auch die Abiturienten sehen aktuell nicht ein, dass sie es zum Großteil selbst verbockt haben. Wenn diese Abiturienten eine Familie gründen und es bei den eigenen Kindern nicht reibungslos in der Schule klappt, sind dann eben auch wieder andere Schuld.

    Ich sehe die Verantwortung für schlechtes Lernen zu Hause viel mehr in der Erziehung als in der Ausgestaltung des digitalen Lernens.

    Ich glaube, dass viele Eltern am Anfang eigentlich gar nichts erwartet haben.

    Sie waren dann aber plötzlich sehr überrascht, dass das Lernen alleine zu Hause so gar nicht funktioniert. Sie mussten helfen und unterstützen. Wenn das Kind dann nicht so reagiert hat, wie man es sich rosarot vorstellte, gab es große Konflikte zu Hause. Wenn die Kinder still und leise und problemlos ihre Arbeitsblätter und Buchseiten bearbeitet hätten, hätte sich niemand über die Lehrer beschwert.

    Viele Eltern sind es heute nicht mehr gewohnt, die Konflikte mit ihren Kindern auszuhalten. Sie waren also sehr schnell genervt und somit sauer auf die Lehrer, die ihrer Meinung nach die Verantwortung für den ganzen Stress zu Hause tragen. Dazu kam noch der Stress durch Homeoffice, Kurzarbeit o.ä.

    Die Lösung war da für viele Eltern schnell gefunden. Die Lehrer sind an unserer Misere zu Hause schuld. Würden sie ordentlichen Online-Unterricht machen, hätten wir diese ganzen Probleme zu Hause nicht.

    Dann sehe ich einen Fernsehbeitrag. Eine Mutter sitzt mit ihren beiden Grundschulkindern am Esstisch und bearbeitet die Aufgaben. Der Erstklässler heult, weil er die ganze Zeit doofe Buchstaben schreiben muss während der Viertklässler bunte Rechenblätter ausmalen darf. Die Situation eskaliert und der Erstklässler schmeißt Stifte durch den Raum. Die Mutter ist völlig genervt und gibt der Schule die Schuld an der ganzen Situation, weil die Lehrer keinen gescheiten Online-Unterricht machen.

    Ich, als Zuschauer, frage mich, was ich da als Lehrer hätte machen sollen? Und ob es diese Situationen zu Hause nicht auch ohne Corona gibt. Aber wahrscheinlich gehen die Kinder in eine Hausaufgabenbetreuung.

    Die Mutter ist offensichtlich nicht in der Lage, die Konflikte ihrer Kinder zu begleiten und auszuhalten.

    Viele der Probleme hätte es auch mit häufigen Videokonferenzen gegeben. Die Kinder haben auch bei den Hausaufgaben Frust und Streit mit ihren Eltern. Und es sind immer weniger Eltern bereit, in Widerspruch mit ihren Kindern zu gehen. Das erleben wir als Lehrer doch täglich.

    Wir alle sind es heutzutage gewöhnt, dass jemand anderes schnell unsere Probleme zu unserer Zufriedenheit löst. Wenn dies nicht geschieht, können wir das nur ganz schwer aushalten. Ich nehme mich da nicht aus.

    Es ging mir gar nicht darum, dass meine Idee jetzt die Lösung der Glückseligen ist.

    Ich wollte nur aufzeigen, dass man bestimmt Lösungen finden könnte, die besser als der aktuelle Zustand in vielen Bundesländern ist.

    Aber wie immer nimmt man die billigste und einfachste Lösung. Und die ist eben, dass die Kinder derzeit einfach keinen oder kaum Unterricht haben oder man auf Hygieneregeln pfeift (siehe Grundschulen).

    Alle Lösungen kosten Geld (Personal, Räumlichkeiten, Testungen, etc.). Das will da oben aber niemand ausgeben. Dann lieber billige Tablets. Damit steht man wenigstens in der Presse gut da.

    Ich habe auch das mit dem Betreuungsauftrag geschrieben ;-). Eltern-Gruppen sind da eine sehr gute Quelle bei Facebook.

    In der Sekundarstufe kann ich bestimmt ganz gut per Videokonferenz unterrichten, wenn die technischen Voraussetzungen stimmen und das System vor Ort hätte eingeübt werden können.

    In der Grundschule geht es einfach zu Hause nicht ohne Elternhilfe. Es geht ja auch in der Schule nicht ohne Lehrerhilfe. In der Grundschule ist das Lernen oft noch geleitet von didaktischem Material. Kinder lernen durch Anfassen. Eine Lern-App ermöglicht kein vertieftes Erfassen, schon gar nicht für schwache Schüler. Fernunterricht funktioniert in der Grundschule nicht und wird es auch mit allen digitalen Hilfsmittelchen nicht tun.

    Ich kann doch auch kein Kind, was sonst 9 Stunden am Tag außer Haus betreut wird, 9 Stunden digital in einer Videokonferenz betreuen.

    Ich sehe es schon als Problem unserer Gesellschaft, dass Kinder "aufgeräumt" werden. Normalerweise wird da ja schon eine Erkältung zum Problem, wenn man arbeiten muss. Nicht umsonst werden viele Kinder krank in Kita und Schule geschickt.

    Es gäbe so viele Möglichkeiten, die Arbeitswelt familienfreundlicher zu gestalten. Und es hätte auch während der Schulschließung Möglichkeiten gegeben, Familien zu unterstützen. Man hätte auch mal die Unternehmen in die Pflicht nehmen können oder betreuende Eltern niederschwellig finanziell entlasten können.

    Aber gerade Corona hat doch deutlich gezeigt, wie viel Familie und Kinder in unserem Land gegenüber dem Geld wert sind...

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