Die Lücke zwischen Schulmathematik und Hochschule, vor allem Universitäten, wird immer größer. Einerseits werden in der Schule immer weniger mathematische Inhalte vermittelt. Andererseits halten die Universitäten das Niveau. Einige Fachhochschulen haben dieses Problem erkannt und kämpfen für die Studierenden: Dort wird das Niveau wiederum gesenkt, sodass es kaum über dem Niveau der Oberstufe liegt.
In der Schule wird viel Zeit darauf verwendet, mathematische Probleme aus Textaufgaben auszurechnen, sodass weniger Zeit für mathematische Inhalte bleibt. Lesekompetenz wird schon in vielen anderen Fächern geprüft. Ich finde das, was in Mathematik läuft, mittlerweile übertrieben. Auch die Prüfungen werden immer länger. Alles, was über drei Stunden geht, finde ich übertrieben (Ausnahme: das Fach Deutsch). Man kann nicht mehr über die Kenntnisse erfahren, wenn die Prüfung 4,5 Stunden dauert. Ich persönlich finde diese Entwicklung nicht gut. Gute Mathematikkenntnisse sind für viele technische Berufe wichtig und viele unsere SuS haben kaum eine Chance, an den Unis/technischen Hochschulen mitzuhalten.
Beiträge von buno
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Fakt ist, dass im Fach Mathematik immer weniger Inhalte verlangt werden. In meinem Bundesland gibt es an den beruflichen Schulen seit zwei bis drei Jahren zwei verschiedene Kurse in Mathematik: das grundlegende und das erhöhte Niveau. Die Mathematik, die in den Kursen auf erhöhtem Niveau (5 Stunden pro Woche) verlangt wird, ist weniger als vor ein paar Jahren im Pflichtfach Mathematik (4 Stunden pro Woche). Dafür sind die Formulierungen der Aufgaben teilweise unklar, dass viele SuS nicht verstehen, welche mathematischen Inhalte verlangt werden.
Vor einiger Zeit habe ich ebenfalls Schweizer Maturaaufgaben (aber auch Aufgaben aus Österreich, den USA usw.) angeschaut. Die Mathematik war deutlich anspruchsvoller und die Formulierungen waren schön mathematisch. Das ist eher das, was man während des Studiums braucht. Ich habe immer wieder Schüler, die im Matheabitur zweistellige Noten, häufig sogar eine 1 (13 Punkte oder mehr), haben und im Studium an der Mathematik scheitern. Andere Hochschulen senken die Anforderungen so stark, dass die Mathevorlesungen gerade auf Oberstufenniveau sind. Diese Entwicklung finde ich problematisch, da wir sehr viel Potenzial im technischen Bereich verlieren, das für unsere Wirtschaft entscheidend ist. Physik spielt sowieso eine sehr geringe Rolle in den beruflichen Gymnasien. In Informatik hinken wir auch hinterher: An beruflichen Gymnasien gibt es Informatik zumindest als verpflichtendes Fach, an allgemeinen Gymnasien wird es aber nur als AG/Wahlfach angeboten und es gibt kaum ausgebildete Lehrkräfte. Ohne Mathe/Physik/Informatik wird einiges, was Deutschland ausmacht, nicht mehr möglich sein... -
Ohne ein Zweitfach ist der Direkteinstieg nicht möglich. Wie genau die Fächer zugeordnet werden, entscheidet das Regierungspräsidium.
Es gibt bestimmt einen gewissen Spielraum, aber auch einige Regeln: Die Anzahl der ETF pro Fach ist festgelegt, der Master muss aufbauend auf den Bachelor sein usw. Der erste Schritt sollte also sein, deine Diplome einzuschicken und die Fächerfestlegung zu beantragen.
Hier ist eine sehr informative Seite: Direkteinstieg wissenschaftliche Lehrkräfte berufliche Schulen - LEHRER-ONLINE-BW
Unter dem Punkt „Zulassungsraster” findest du die aktuelle Liste der zugelassenen Fachrichtungen. Wirtschaft taucht nicht auf, aber eventuell geht es mit Informatik oder Mathe. Viel Erfolg!
Hier steht, dass eine Bewerbung auf schulscharfe Stellen auch ohne Fachzuordnung möglich ist und erst nach einer erfolgreichen Bewerbung überprüft wird: Grundlegende Informationen - LEHRER-ONLINE-BW
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Ich bin Teil der Schulleitung und habe den Direkteinstieg mit ähnlichen Fächern in BW absolviert.
Wichtig ist, die bürokratischen Hürden zu beachten: Aus deinem Studium müssen zwei Fächer abgeleitet werden. Bei dir könnten es BWL/VWL und Informatik sein. Wenn ich mich richtig erinnere, ist dafür eine zentrale Stelle in Tübingen zuständig. Das sollte über die LOBW-Seite auffindbar sein.
Die Bewerbungszeiträume sind ebenfalls wichtig, denn nur dann werden Stellen offiziell ausgeschrieben. Und dann sollte man sich auch schnell bewerben, denn der Bewerbungszeitraum ist relativ knapp. Man kann Schulen anschreiben, aber auf keinen Fall spontan vorbeigehen. Entscheidend ist letztlich, welche Schule Bedarf für die entsprechenden Fächer hat: Diese Schulen werden die Stelle auch ausschreiben. Ich persönlich habe im Vorfeld keine Schule kontaktiert, sondern mich nur auf ausgeschriebene Stellen beworben.
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In BaWü ist im Lehrkräfte-ArbeitszeitVO §3 klar geregelt:
(3) An Unterricht sind mindestens zu erteilen1. vom Schulleiter: vier Wochenstunden,
2. vom ständigen Vertreter: acht Wochenstunden,
3. von anderen mit Schulleitungsaufgaben betrauten
Lehrkräften: 14 Wochenstunden.
Abteilungsleiter also mindestens 14 Wochesstunden/25
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In Japan ist es wie gesagt gesellschaftlich geächtet und beschämend nichts zu können. In Deutschland ist man darauf stolz. Wer braucht schon Mathematik.
Das erstaunt mich immer wieder. In meiner osteuropäischen Heimat hieß es: "Wer Mathe kann, kann alles". Und irgendwie stimmt das auch: Aus meiner Abiturklasse mit dem Profil Mathe-Physik sind ganz unterschiedliche Lebensläufe geworden: vom Weltspitzenathematiker über die Soziologin und Theterregisseur bis hin zur Philologieprofessorin. Auch viele Ingenieure und Wirtschaftswissenschaftler...
Ich kämpfe auch oft mit diesen Vorurteilen gegenüber der Mathematik. Aber ich glaube, dass es auch viel an uns Lehrenden liegt und dass wir viel erreichen können. Meine ehemaligen Abiturientinnen, die unseren Zweig besuchen, weil sie möglichst wenig mit Mathematik zu tun haben wollen, studieren dann Chemie, Informatik, Maschinenbau oder auch Mathematik. Nicht die Mehrheit, aber man kann sicher etwas bewegen.
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Ich frage mich ernsthaft, ob diejenigen, die sich hier mit dem Bürgergeldempfänger vergleichen, tatsächlich Bekannte, Freunde oder Verwandte haben, die so leben, oder ob sie nur aufgrund der Zahlen und der immer wieder aufflammenden politischen Diskussion auf eine Welle aufspringen, aber keine reale Vorstellung von so etwas haben.
Wer die Situation kennt, kann sich nicht ernsthaft mit Sozialhilfeempfängern vergleichen...
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Der Wiki-Artikel, den du verlinkst, sortiert nach Ausgaben gemessen am BIP. Zusammen mit den skandinavischen Ländern stehen da Länder zuoberst, die alles andere als berühmt für ein besonderes gutes Bildungssystem sind. So eindeutig ist da der Zusammenhang überhaupt nicht, soweit waren wir auch schon. Die Schweiz und Südkorea liegen mit jeweils 5 % in etwa der gleichen Grössenordnung wie Deutschland.
In den skandinavischen Ländern sind die Lehrergehälter bei höherem BIP sogar niedriger als in Deutschland. Dafür geben die nordischen Länder viel Geld für die Infrastruktur aus: Schulen sind gut ausgestattet mit modernen eigenen Sporthallen, verschiedenen Werkstätten, Sport- und Musikangeboten, oft Ganztagsschule ab der Grundschule.
Die PISA-Spitzenreiter Singapur und Japan geben nur 2,9 bzw. 3,5 Prozent ihres BIP für Bildung aus. Es sind also nicht nur die Bildungsausgaben und schon gar nicht die Lehrergehälter, die den Unterschied ausmachen.
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Ich fasse es kurz zusammen: BW hat die "schlechtesten" Zahlen für die Beamten mit 9,4% Steigerung für alle. Alle anderen Bundesländer (RLP und Thüringen werden sich anschließen) haben im Durchschnitt eine höhere Steigerung, also Richtung 10%. Hat jemand realistisch mit wesentlich besseren Zahlen gerechnet?
Die Verschiebung um ein Jahr finde ich auch nicht lustig...
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Übel, wenn man bedenkt, dass gerade außerhalb der Schule der größte Teil des Beamtentums weit unter A14 liegt.
Hier sieht man also, was genau herausgekommen ist...
BW mit insgesamt 9,4% für alle ist also schlechter als der Tarifabschluss.
Er gilt zwar erst in einem Jahr, ist aber im Vergleich zu anderen Tarifabschlüssen in der Industrie vertretbar. -
Dafür bekommst du aktuell mit Glück einen Skoda Octavia.
oder ein Tesla Model Y

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Der Staat gibt momentan viel Geld in allen Bereichen. Gerade die Ampel hat kein Problem mit zusätzlichen Ausgaben. Man kann ja ein Gesetz machen, dass die Lohnsteuer um 5% erhöht werden. Die Einnahmen können wir dann zur Bekämpfung der Rezession nehmen. Der Vorteil dabei wäre, dass sich jeder nach seiner Leistungsfähigkeit beteiligen würde. Der Bürgergeldempfänger zahlt nichts, der Einkommensmillionär viel. Gute Idee, oder?
Aber warum sollen wir Lehrer für die Fehler der Regierungen bezahlen? Sind wir die Wohltäter der Nation? Wie können auch einfach die Abschlüsse der Lokführer immer für uns übernehmen. Würde mir vollkommen reichen...
Ein anderer Punkt ist, dass wir einfach auch einen Personalmangel im öffentlichen Dienst haben. Und das auf allen Ebenen. Die Zahl der Bewerber, die sich mit glücklichen Kinderaugen bezahlen lassen, ist doch eher überschaubar. Solange man die Gehälter kürzt, gehen die Leute in die Wirtschaft.
Was wir in der Schule tun, ist schwer messbar. Man kann die Arbeitszeit messen und vor einem Monat gab es eine Studie in BW: Lehrer arbeiten viel, aber das heißt nicht automatisch, dass wir (im Durchschnitt) auch gut arbeiten. Ich vermute, dass unsere "Produktivitätswerte" ähnlich sind wie in der produzierenden Industrie und im Dienstleistungsbereich. Und das ist im Moment nicht sehr berauschend. Es ist einfach zu sagen, es sind immer die Bedingungen, die Strukturen und die Politik schuld. Sind die Pisa-Ergebnisse nur systembedingt? Wenn es so einfach wäre, könnten andere Länder mit schlechteren Bedingungen, schlechterer Bezahlung usw. nicht besser abschneiden. Ich behaupte nicht, dass die Pisa-Studie oder irgendeine andere Studie die Arbeit, die wir leisten, richtig messen kann. Aber ich finde es auch nicht richtig, davon auszugehen, dass wir Lehrer perfekte oder zumindest überdurchschnittliche Arbeit leisten und keine Verantwortung tragen.
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Ich möchte noch eine weitere Überlegung anstellen: Inflationsausgleich ist gut und wünschenswert, aber ist er immer realistisch? Das Bildungssystem wird von der Industrie und dem Dienstleistungssektor finanziert. Wenn es einige Jahre kaum Wachstum oder sogar Rezession gibt, können dann die Gehälter in den sozialen Berufen weiter steigen? Wenn die Entscheidungsträger für öffentliche Gelder dem eine hohe Priorität einräumen, dann kann das funktionieren. Aber irgendwo fehlt das Geld...
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Wenn man vergleichen will, warum nicht mit Lehrern in anderen europäischen Ländern?
https://de.euronews.com/next/2022/12/1…pa-im-vergleich
Allerdings sind es "nur" die Brutto-Einstiegsgehälter und es gibt wenig Differenzierung: Interessanter wäre es, die Lehrergehälter mit den Durchschnittsgehältern zu vergleichen, die Gehaltsentwicklung mit einzubeziehen etc.
Deutschland steht hier nicht schlecht da. Viele Länder, die insgesamt wohlhabender sind und höhere Durchschnittseinkommen haben, liegen deutlich hinter Deutschland.
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einige Überlegungen:
- Wie du sagst, kennen die Schüler der Eingangsklasse lineare Funktionen (mit y=) und können mit m und b umgehen. Wäre es nicht sinnvoll, an dieses Vorwissen anzuknüpfen?
- f(x) ist für viele schwierig. Das wird gerade erst eingeführt und sie sollen gleich mit f(x1+x2) umgehen. Meine Schülerinnen und Schüler haben auch nach 6 Wochen noch Schwierigkeiten mit f(x).
- Der Schritt von A1 zu A2 ist zu steil, evtl. sind die SuS mit A2 und A3 überfordert. Die TG-Klasse ist evtl. stärker, meine SG-Schülerinnen wären hoffnungslos überfordert.
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Ja diese Lücken stören mich auch ein bisschen. Das hätte das Gesamtbild abgerundet.
Und die Rangliste des Weinkonsums habe ich noch nicht gefunden

eine Rangliste des Weikonsums gibt es auch:
https://sites.nielsen.com/microregionen/#wein
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