Mit Klassenarbeiten werden die Kinder nur so bombardiert. In Deutsch (Klasse 5!) steht nun eine Arbeit an zu den Themen "Finite und infinite Verben", Partizipien, Nebensätze, Zeitformen. Also, ich weiß ja, was wir in Klasse 4 in Deutsch machen, darauf könnte man nun ja gut aufbauen. Aber ich kann nicht glauben, dass diese o.g. Themen nun allen Ernstes direkt am Anfang in Deutsch abgeprüft werden. Sind das wirklich Themen für Klasse 5?
Ich finde das doch reichlich polemisch formuliert und scheinbar fehlt da das Hintergrundwissen zur Struktur in der Sekundarstufe I:
1) Was heißt denn "mit Klassenarbeiten bombardiert"? Es ist an weiterführenden Schulen vorgesehen, dass bei einer Wochenstundenzahl n im Schuljahr n bis n+1 Klassenarbeiten in jedem Fach geschrieben werden. Die erhöhte Fächeranzahl gegenüber der Grundschule führt zwangsläufig zu mehr Arbeiten. Das wäre aber an jeder anderen weiterführenden Schule ähnlich.
2) Finite und Infinite Verben, Zeitformen usw. sind, wie viele andere Inhalte, Bestandteil des Deutschunterrichts im Doppeljahrgang 5/6. Wenn die Fachkonferenz der Schule beschlossen hat, diese im ersten Halbjahr der 5 zu unterrichten, dann ist das sicher mit genügend pädagogischem Augenmaß geschehen. Dass am Gymnasium ein etwas anderes Lerntempo herrscht, als den Grundschulen, liegt in der Natur der Sache. Die allermeisten Kinder am Gymnasium kommen damit wunderbar klar.
Das war auch nur ein Beispiel. In anderen Fächern läuft es ähnlich. Mich macht das echt fassungslos, dass es an dieser Schule allem Anschein nach nicht darum geht, Kinder auf ihrem Lern- und Lebensweg eine Stütze / Hilfe / Begleitung zu sein, sondern offensichtlich vorrangig darum, die Klassen wieder kleiner zu machen und möglichst schnell alle Kinder auszusortieren, die den (überzogenen?) Forderungen nicht gerecht werden. Das macht ja so einiges mit einer Kinderseele... Klar, nicht jedes Kind ist auf dem Gymnasium richtig aufgehoben. Aber das sieht man doch auch ohne solche bewusst fehlplatzierten Tests und hätte zudem auch vielleicht noch etwas Zeit.
(3) Den pauschalen Vorwurf halte ich für ungerechtfertigt. Ich durfte inzwischen an mehreren Schulen miterleben, wie der Übergang von den Grundschulen in die weiterführenden Schulen durch die neuen Klassenlehrkräfte und Stufenleitungen gestaltet wird. Das war jeweils sehr wertschätzend, Orientierung stiftend und die jeweiligen Lehrkräfte (incl. der Fachlehrkräfte) helfen den Kindern beim Übergang und den neuen Herausforderungen.
(4) Einen wahrscheinlich zum Unterrichtsinhalt sehr passenden Test, möglicherweise auch als Diagnostik für die Schwerpunktsetzung von Übungen im weiteren Unterricht gedacht, als bewusst fehlplatziert zu bezeichnen, halte ich für arg vermessen, insbesondere wenn man sich offensichtlich wenig mit dem Unterricht und der Arbeitsweise in Sek I auszukennen scheint.
(5) Dass nicht jedes Kind einen erfolgreichen Weg am Gymnasium zurücklegt, liegt kaum daran, dass Schulen aussieben möchten. Auch Gymnasien stehen i.d.R. im regionalen Wettbewerb um Schülerzahlen, auf die sie ungern verzichten und werden versuchen, so sinnvoll wie möglich zu fördern. In Anbetracht der inzwischen sehr hohen Übertrittsquoten von 39% (regional bis zu ca. 66%) von den Grundschulen ins Gymnasium, kann es aber wenig wundern, dass es einzelne Schülerinnen und Schüler gibt, die den Leistungsanforderungen nicht gerecht werden können. Dass die betreffenden Kinder dabei nicht gerade Selbstvertrauen tanken, ist bitter, liegt aber nicht einfach an der "bösen Schule", sondern nicht selten an Elternhäusern, die unbedingt das Gymnasium forciert haben, obwohl sich in der Grundschule bereits abzeichnete, dass der Weg über eine andere Schulform evtl. sinnvoller wäre.
Von Anfang an wurden die Kinder an besagter Schule mit dem Organisatorischen allein gelassen (ja, ich weiß, am Gymnasium können die Kinder nicht mehr so betüddelt werden wie noch an der GS), einige Kinder haben ihren Klassenraum nicht wiedergefunden, es gab tagelang keine Infos über Stundenplan und Lehrer
(6) Das ist wirklich unglücklich gelaufen. Ich würde mir da als betroffenes Elternteils mit Sicherheit auch eine bessere Organisation und Orientierung wünschen! Typisch für alle Gymnasien ist das zum Glück nicht.