Beiträge von Firelilly

    Wenn Kollegiumsmitglieder krank sind, springt jemand anderes ein. Wenn jemand verpasste Erholungszeit nachholt, führt das zu einer Mehrbelastung der Leute, die dann einspringen müssen. Welche Folgen das haben kann, ist bekannt.

    Ja, die fallen vielleicht auch noch wegen Mehrarbeit aus? Dominoeffekt?
    Was wäre denn, wenn das dann ganz viele beträfe? Herrje, oh Gott, würde da vielleicht mal oben ankommen, dass die Arbeitsbedingungen anscheinend so beschissen sind, dass die halbe Belegschaft krank ausfällt?
    Nein, stattdessen krebsen Lehrer rum und sagen ihren Urlaub ab, tragen das auf dem Rücken der eigenen Familie aus, anstatt auf dem Rücken des Arbeitgebers, der mit den Bedingungen (vergl. Schilderung des TE) für das Dilemma sorgt.
    Gerade als Beamter (Unkündbarkeit) sollte man solche Bedinungen nicht hinnehmen, indem man seine eigene Gesundheit und den Familiensegen (Urlaub abgesagt!!) aufs Spiel setzt.
    Das macht langfristig nur die Bedinungen für die Kollegen schlechter.
    Du findest es vielleicht unkollegial in der Schulzeit krank zu sein und es kollegial sich bis in die Ferien zu schleppen. Ich empfinde es genau als anders herum so.
    Denn genau so etwas sorgt für die schlechten Bedinungen an den Schulen, die fehlende Vertretungsreserve usw.
    Ist ja alles möglich, weil Lehrer lieber den Urlaub absagen.
    Diese Indoktrination beginnt im Referendariat. Da lernt man, dass man genau so etwas tun soll. Ganz schön perfides System.

    Steht die Lockerheit, mit der man zu Krankheitsvortäuschung (ein Dienstvergehen) aufruft eigentlich auch parallel zur Lockerheit, wenn man dafür dann ggf. mal beim Amtsarzt vorbeigeschickt wird?

    Ich sach ja nur. Ist ja nicht so, dass das nicht vorkäme.

    Frag mich auch immer, ob wir dieselbe Haltung bei unseren Schülern auch so wegstecken würden. Die haben auch stressige Phasen... Achja, stimmt, aber lange nicht so stressig wie wir, denn nur Erwachene sind gestresst und können locker mal zum Doc Holiday gehen. Und die Schüler haben ja auch auch keine blöden Chefs, die ihnen noch mehr Stess und Arbeit machen, wenn sie eh schon andere Sorgen haben... "Sich rausnehmen" heißt da dann halt Schwänzen.


    Du hast aber schon gelesen, was der TE geschrieben hat, oder? Er ist krank aufgrund der Arbeitsbelastung und hat dafür sogar seinen Urlaub absagen müssen. Ich finde es ultra (!!!!) dreist hier mit irgendwelchen falschen Gesundheitszeugnissen zu kommen. Wenn der TE möchte, könnte er sich sogar monatelang wegen Burnout krank schreiben lassen, ohne Probleme.
    Den Richter möchte ich sehen, der das Urteil eines Arztes oder Psychotherapeuten in Frage stellt, wenn dieser eine Person eine Woche krank geschrieben hat.
    Betrug als Straftatbestand sollte man mal auf den Dienstherren anwenden, wenn er Teilzeitkräften unteilbare Aufgaben vorsetzt. DAS gehört vor ein Gericht.

    Jo, wir haben einige Schüler, die wegen psychischer Probleme verlängerte Bearbeitungszeit von Aufgaben bekommen, teilweise weniger Klausuren schreiben müssen. Wir haben Schüler mit locker 200+ Fehlstunden, die eigentlich gar nicht bewertbar wären und trotzdem mitgenommen werden.
    Wenn ein Schüler bei uns massive Probleme hat (z.B. eine SChülerin, die überarbeitet ist, weil sie daheim auf die Schwester aufpassen muss), dann wird das wie selbstverständlich berücksichtigt.
    Nachteilsausgleich heißt es da.
    Das gibt es aber nur für Schüler. Denen wird alles nachgesehen.
    Einem Kollegen, der so überarbeitet ist, dass er in den Ferien krank ist und seinen Urlaub absagen muss, dem willst Du gerichtlich an den Sack, wenn er das nächste mal rechtzeitiger (!!!!) die Reißleine zieht und schon während der Belastungsphase zum Arzt geht, damit er erst gar nicht so lange ausfällt? Sondern vielleicht nur eine Woche, damit er regenerieren kann?
    Unglaublich, dass Du in der Gewerkschaft bist. Für mich eine ziemliche Schande, aber es passt ins Bild, dass die Gewerkschaften bei Lehrern eigentlich in Wirklichkeit Handlanger der Arbeitgeber sind.
    Du passt da total ins Bild.

    Den Urlaub haben wir tatsächlich storniert. Aber nicht wegen der Korrekturen, sondern weil ich krank geworden bin.

    Du bist innerhalb der Ferien krank? Das ist ganz einfach, such Dir eine stressige Phase nach den Ferien, geh zum Arzt und lass dich krank schreiben (bist ja eh total überarbeitet!) und hole die verpasste Erholungszeit der Ferien nach.

    Die sind noch keine Techniker und verdienen so viel? Krass. A13 sind ja grob überschlagen in einem Angestelltenverhältnis zwischen 5500€ und 6000€ brutto (ausgehend von Stkl 1) . Und die Kandidaten verdienen kriegen noch mehr? Das bekommen IMHO viele mit abgeschlossenem Studium nicht. Gut, Personalverantwortung schlägt sich halt schon im Gehalt nieder.

    Das zeigt einfach, dass der Lehrerberuf für den Grad der Qualifikation extrem schlecht bezahlt ist, auch, wenn das mache gebetsmühlenartig verneinen, weil sie sich mit irgendwelchen Kassiererinnen oder Bäckern vergleichen oder sich selber schön reden müssen, dass man als Lehrer doch eigentlich gut verdienen würde.

    Nun gehen auch Lehrer in Hessen am kommenden Samstag auf die Straße und endlich mal geht es nicht nur um Geld (mehr Gehalt).

    Ich kann immer nicht nachvollziehen, warum die Forderung nach weniger Pflichtstunden in Ordnung, und die nach Geld eher schief angesehen wird.
    Es ist euch schon klar, dass man bei einer Erhöhung der Bezüge dann einfach seine Stunden reduzieren kann und eben etwa auf demselben Gehalt bleibt wie zuvor?

    Was ist der Vorteil von Geld gegenüber Stundenreduktion? Bei Erhöhung des Gehalts habe ich zwei Optionen:
    Ich kann Vollzeit arbeiten und (endlich) besser verdienen, oder ich sage mir, mir ist Zeit wichtiger bei gleichbleibendem Lebensstandard, ich reduziere Stunden.
    Wenn nur die Pflichtstundenzahl runtergeht, dann habe ich die Option mit Vollzeit mehr zu verdienen nicht.
    Für mich also die schwächere Option.

    Und ja, eine halbe Stunde Deputatssenkung ist lächerlich. Da müsste man schon um mehrere Stunden senken, damit der gestiegenen Belastung (Inklusion und tausende andere Dinge), der fehlenden Inflationsanpassung des Gehalts, dem gestrichenen WEihnachtsgeld usw. Rechnung getragen wird.

    Zumindest in stabile Seitenlage solltest du einen bewusstlosen Schüler notfalls schon bringen (können). Und sowas machen wie Atmung überprüfen, ...Vielleicht doch bei Gelegenheit nochmal einen 1.-Hilfe-Kurs besuchen?

    Glaub mir, ich habe genug Ahnung von 1. Hilfe. Ich werde auch einen Schüler dazu bringen die Augendusche zu benutzen, wenn er Lauge oder Säure in die Augen bekommen hat. Wir reden hier aber nicht über Reanimation oder bewusstslose Schüler.
    Ich werde keinen Schüler vor einem heranrollenden Mattenwagen wegstoßen und ich werde kein Pflaster selbst aufkleben, ich werde auch keine Zwiebel auf Insektenstiche halten oder das auch nur vorschlagen.
    Abgesehen von Extremfällen wie zu reanimierenden Schülern fährt man 100%ig besser einfach keine Hilfe zu leisten außer dem Schulsanitätsdienst bescheid zu sagen oder auch mal den Krankenwagen einzubestellen.
    Und ich behaupte das betrifft 99% aller in der Schule auftretenden Fälle. So ist es leider mit der Elternschaft.

    Ich hasse solche Eltern regelrecht.
    Wenn das ein Mal vorgekommen ist, herrje, dann ists ihm halt rausgerutscht. Wie kann man da einen Aufstand machen.
    Da würde ich meinem Kind sagen "Ja, das war sicher nicht gut, was der Herr X gesagt hat, das ist ihm bestimmt rausgerutscht. Habt ihr ihn vielleicht geärgert?"
    Da würde ich meinem quengelnden Kind mal vor Augen halten, wie oft krasse Schimpfwörter von den Schülern fallen und wenn man da jedes Mal so einen Aufstand machen würde.
    Klar, wenn er sich ständig in Wortwahl und Ton vergreift... aber wegen einmal?
    Also ganz ehrlich, solchen Eltern wünsche ich die Pest an den Hals. Als ob die nie iiiiirgendetwas falsch machen. Zumal ich mir 100% sicher bin, dass dein Freund das nicht mal eben einfach so gesagt hat sondern, dass da schon sehr viel Streß in der Situation war.

    Da wäre ich mal gespannt, wie die Schulen es jeweils entscheiden würden (höchste Gehälter bei minimalster Ausstattung und mieseste Arbeitsbedingungen oder moderate Gehälter und bestmögliche Ausstattung und Arbeitsbedingungen ?).

    Da dieser Beruf voller Idealisten ist, könnte es leicht passieren, dass da eine Schule mit minimalsten Gehältern und super Ausstattung herauskommt. Auch so eine Schule würde vermutlich genug Lehrer finden, zugebenermaßen vermutlich nicht aus dem MINT oder wirtschaftlichen Bereich. Aber vielleicht eine große Menge an Lehrerinnen, die den Beruf als Berufung sehen und die vermögende Männer haben.
    Das ist ja einer der Gründe, warum die Arbeitsbedingungen so schlecht sind, die Schulen schlecht ausgestattet. (Genug) Lehrer arbeiten auch unter solchen Bedingungen.

    Zwingt mal einen Akademiker oder generell einen Beamten mit A13 dazu in einem Jugendherbergszimmer eine Woche lang zu übernachten und morgens Hagebuttentee und einfache Schrippen zu essen und sich auch noch die Nacht mit Lärm herumzuschlagen. Der würde euch den Vogel zeigen und auf eine Übernachtung im Hotel bestehen. Für Lehrer ist das völlig normal.
    Genauso erledigen Lehrer ganz viele Tätigkeiten, für die es in der Wirtschaft weniger qualifiziertes Personal gäbe.

    Aber wie man das wirksam bekämpfen kann, weiß ich auch nicht. Woher fertige Lehrer nehmen, wenn nicht stehlen!

    Wenn endlich Bedingungen geschaffen würden, dass sich der Lehrerberuf auch in konjunkurell guten Zeiten "lohnt", dann würde sich das von selber regeln.
    Mehr Gehalt oder deutlich weniger Arbeit (Pflichtstunden) könnten den Beruf attraktiv machen. Dann würde es sich nämlich finanziell lohnen oder man hätte zumindest eine attraktive Work-Life Balance. Könnte mir sogar vorstellen, dass wenn die Pflichtstundenzahl bei voller Stelle so wäre wie jetzt 3/4 Stelle, dass man an einem freien Tag dann gut Zeit für eine Nebentätigkeit (Immobilien, Aktien, Gutachten etc.) hätte.
    Aber so holt man halt niemanden hinter dem Ofen vor. Leider. Der Lehrermangel ist politisch gewollt.

    Im März ist in Sport folgendes passiert. Einige Kinder fahren den großen Mattenwagen beim Aufräumen durch die Halle. Das besagte Kind hilft mal wieder nicht mit, aber schwätzt mit anderen Schülern. Der Mattenwagen rollt auf das Kind zu und ich rufe noch mit einigen anderen Schülern zur Vorsicht. Nichts passiert. Also renne ich hin und ziehe das Kind am Arm aus der Gefahrenzone.

    In der Mail steht nur, dass ich das Kind grob angepackt habe und das ja nicht ginge.

    Hilft Dir jetzt nicht mehr, aber für die Zukunft:
    Wegen solcher Eltern, die es zuhauf gibt, ist es zweckmäßig nur die Warnung rufen und das Kind dann überrollen zu lassen. Im Zweifel warst Du halt einfach zu weit weg gewesen.
    Sei froh, dass Du Lehrerin bist, ein männlicher Sportkollege hätte wegen der Berührung beim Retten nun noch größere Probleme am Hals.
    Das Schlimme ist, dasss man solche Eltern nicht der Schule verweist, wie es eigentlich sinnvoll wäre. Die müssten sich nach so einer Aktion eigentlich eine neue Schule suchen müssen.
    Aber stattdessen ist der Lehrer wieder der Dumme.
    Und da wundert es einen noch, warum manche im Beruf resignieren. Keinerlei Rückendeckung von oben. Schulleiter und noch höhere Ebenen sind einfach zu 90% Müll.

    :klatsch: :rofl:
    ich hoffe, du merkst es selbst

    Nein, Du merkst es nicht. Ich habe den Eindruck in der Grundschule würde man sich auf die Fahne schreiben ach so viel Motivation und Interesse an z.B. Naturwissenschaften zu wecken. Das ist doch aber ein Schritt zu weit und sollte doch gar nicht im Fokus stehen. Du kannst jemandem, der noch nicht auf zwei Beinen stehen kann auch nicht das Tanzen beibringen.
    Meine Aufgabe am Gymnasium ist die Vermittlung weiterführender Kompetenzen und Fachinhalte. Anstatt so viel auf die Vermittlung der Fähigkeit mit offenen Methoden selber zu lernen, demokratisches Denken, naturwissenschaftliches Denken, was ja alles erstrebenswert ist, zu setzen, sollte man doch einfach mal an den Basics arbeiten. Ich weiß, das steht vermutlich so nicht im Bildungsplan für Grundschulen, es ist auch eher eine Kritik an deren Theoretikern als an den Praktikern.

    Man kann doch dann erst spannende Dinge, tolle Experimente etc. mit einer Klasse machen, wenn diese ordentlich arbeitet. Und das Vermitteln dieser Grundvoraussetzungen ist doch wohl Aufgabe der Grundschule. Wieso versucht sich die Grundschule daran so viele Fachinhalte der weiterführenden Schulen einzubauen und vernachlässigt so sehr basics?

    Wenn SuS meinen Chemieunterricht verlassen, dann können alle zumindest basale Dinge der Chemie. Klar gibt es auch welche, die trotz meiner Bemühungen sehr wenig mitnehmen. Das ist aber immer noch gefühlt zehntausend mal mehr, als sie anscheinend aus der frühkindlichen Förderung mitnehmen.
    Selbst die allerwichtigsten Dinge wie still sitzen, nicht reden, wenn jemand anderes redet, warten bis man dran ist, nicht schreien / den Lautstärkepegel unten lassen wird nicht ausreichend genug vermittelt. Ich stelle mal die steile These auf, dass diese Dinge gar nicht trainiert werden, und auch von den darauf folgenden Grundschulen nicht.
    Wie sehen eure speziellen Übungen dafür aus?
    Wenn ich von Mashkin höre, dass an deutschen Grundschulen ein riesiger Lautstärkepegel herrscht bei offenen Arbeiten dann möchte ich innerlich den Kopf gegen die Wand schlagen. Da muss sofort die offene Arbeit abgebrochen werden und durch eine Übung zum Thema "leise arbeiten" stattfinden.
    Ich will von der Grundschule und von der Vorschule gar nicht, dass die bereits irgendwelche naturwissenschaftlich angehauchten Experimente machen. Ich kann sehr gut damit leben, wenn SuS da durchaus Dinge einfach nicht gemacht haben an der Grundschule.
    Aber was sitzen muss: Konzentrationsfähigkeit, stilles arbeiten, kommunikatives Arbeiten bei strengster Einhaltung des Geräuschpegels. Es gibt so Kinder, ja, die können das und die sind dann beschulbar. Ein Großteil müsste erstmal zurück zu den Basics.
    Mir kommt das so vor, als würden diese Basics gar nicht gezielt unterrichtet. Bitte nennt mir konkrete Unterrichtseinheiten zum Arbeitsverhalten, wie unterrichtet ihr diese basics? Macht ihr das überhaupt? Wenn ich Mashkin höre, dann wird so getan als würde man an Grundschulen Fachinhalte unterrichten, bevor die Grundlagen unterrichtet werden.

    Das ist so, als würde ich in meinem Chemie-Anfangsunterricht damit beginnen Reaktionsmechanismen zu unterrichten, obwohl da jegliche Grundlage im Atombau etc. fehlt. So wirkt Grundschule auf mich: Es werden offene Unterrichtsformen zu inhaltlichen Dingen gemacht, obwohl das still Sitzen und disziplinierte Arbeiten als Voraussetzung gar nicht ausreichend vermittelt wurde. Mehr will ich eigentlich gar nicht, lasst bitte irgendwelche Experimente in Sachkunde weg, aber bringt denen die Grundlagen dabei. Ihr seid die Grundschule. Ich komm am Gymnasium auch nicht auf die Idee Atombau und Reaktionsgleichungen im Unterricht zu überspringen, weil es als chic gilt gleich die anspruchsvollen Sachen zu machen. Im Gegenteil, ich muss sehr viel Zeit mit diesen Basics verbringen. Sonst kommen die SuS an die Uni und wollen Chemie studieren und die Dozenten regen sich tierisch auf, dass die Grundlagen fehlen und niemand das kann, was er eigentlich sollte.
    Die würden mir auch sagen "Herrschaftszeiten, Frau X, lassen Sie verdammt nochmal den Jahn-Teller-Effekt bei Komplexen weg, bringen Sie ihnen verdammt noch einmal überhaupt erstmal bei, was ein Atom ist und wie man stöchiometrische Reaktionsgleichungen aufstellt." Und recht hätte die Person.

    Es kommt einem manchmal so vor, als wenn "die Grundschule" (also die aktuelle Strömung der Grundschuldidaktik) da nach den Sternen greift und ach so tolle Dinge (offener Unterricht, tolle naturwissenschaftliche Experimente, neue Medien) machen möchte, aber sich zu schade ist die Schüler dazu zu bringen konzentriert arbeiten, lange still sitzen, auswendig lernen usw. zu können.
    Vielleicht macht man sich bei Eltern und Schülern unbeliebt, wenn man diese Grundlagen old school vermittelt? So jemanden wie Mashkin mit russischem Einschlag würde ich mir extrem mehr wünschen.
    Und das Gejammer von wegen "die sind gedrillt und dann nicht mehr so kreativ" will ich gar nicht hören. Ich habe 1000x lieber disziplinierte Schüler, denn wenn diese Grundlagen stimmen, kann ich mit meinen tollen Experimenten in Chemie usw. locker Motivation wecken. Auf Kreativität (vor allem im Verhalten) lege ich weniger Wert als auf Disziplin.
    Aber den Grundschülern erstmal das Arbeiten beibringen ist nicht chic, oder? Da kann man nicht eine tolle Ausstellung machen und den Eltern zeigen "ohhh wir batiken T-Shirts in bunten Farben", was dann vermutlich so ablief, dass bei lautem Rumgeschreie und wildem Herumgerenne (ich glaube Mashkins Bericht da sehr) herumgepanscht wurde. Auch würden die Kinder zuhause nicht erzählen, wie lustig das in der Schule ist (ja, macht ja auch Spaß in Farben herumzupanschen und ausgelassen zu sein), sondern von der strengen Lehrerin zuhause erzählen, nicht? Ich hatte eine sehr strenge, alte Grundschullehrerin auf einem Dorf und ganz ehrlich, ich bin trotzdem gerne zur Schule geangen. Sie war extrem streng und hat aber für Ordnung gesorgt so,dass die verhaltenskreativen Kinder ganz schnell auf Spur kamen. Es wurde immer sichergestellt, dass die Lernwilligen lernen konnten.
    Ich meine ich sehe es auch am Gymnasium, es gibt KuK wie ich, die die Schüler auch mal durch Übungen zum Aufstellen von Verhältnisformeln bei Ionenverbindungen "quälen" (wobei das vielen auch Spaß macht, weil es logisch ist) bis es eben sitzt! Eine Kollegin haben wir, die zeigt immer ganz viele youtube Videos von Brainiac wo alles spektakulär ist. Klar lieben ihre Schüler Chemie. Wenn man die aber übernimmt stellt man fest, sie können fast nichts.
    Ich könnte es mir auch einfach machen und spektakuläre Experimente zeigen und auch selber machen lassen, dann würden die zuhause alle erzählen wieeeeee toll Chemie ist. (Ja, Wollsocken, bei Dir erzählen die das ja auch so trotz fachlicher Tiefe, wir wissen es!)
    Aber es ist sinnvoller das so zu machen wie ich, diese Highlights mal (!) einzusetzen und zwar dann, wenn man sichergestellt hat, dass die nüchternen (!) Grundlagen sitzen.

    Bleib bei zwei Fächern. Du hast später einfach nur mehr Arbeit bei gleichem Gehalt, wenn Du noch ein drittes Fach nimmst: Drei Fachsitzungen, Mitarbeit an drei Schulcurricula, Vorbereitung von viel mehr unterschiedlichen Unterrichtsstunden und so weiter.
    Klar ist es für die Schule total praktisch und toll, dass jemand drei Fächer hat. Du kannst flexibel eingesetzt werden, einfach ideal für den Schulleiter. Wenn Schule nicht so eine leistungsfeindliche Parallelwelt wäre, dann würde der Dienstherr für so eine flexible, viel kompetentere (drei (!) statt zwei Fächer) Lehrkraft natürlich auch ein höheres Gehalt zahlen (müssen). Du musst immerhin viel mehr Unterrichtsstunden vorbereiten und aktualisiert halten, an viel mehr fachspezifischen Dingen teilnehmen. Dem ist aber nicht so, Du bietest diese Zusatzleistung bis zum Ende Deines Arbeitslebens zum Nulltarif an. Vermutlich wird es sogar so sein, dass KuK mit weniger (und aufwändigeren) Fächern an Dir finanziell vorbeiziehen, weil sie die gewonnene Zeit nutzen um A14 oder A15 zu werden. Oder sie nutzen die Zeit einfach für eine gute Work-Life Balance:

    Am entspanntesten hat es bei uns ein Lehrer, der nur ein Fach, Kunst, unterrichtet und kein anderes Fach. Fast keine Klausuren, Unterricht ist sagen wir mal auch nicht vergleichbar vom Aufwand wie die meisten anderen Fächer.
    Der Kollege hat einfach so extrem viel Zeit für Hobbies, der ist überall aktiv (Sportverein, Musik-Ensemble).
    Mit drei Fächern, von denen zumindest Chemie recht aufwändig ist wegen der ganzen Versuche, hast Du sozusagen das Gegenteil von benanntem Kollegen. Latein ist nach dem, was Kolleginnen berichten, verhältnismäßig unaufwändig, zumindest im Vergleich zu deren Zweitfach, meist Geschichte oder eine Sprache wie Englisch. Das wäre ein guter Ausgleich zu Chemie!
    Du wirst mit drei Fächern einen Großteil Deiner Freizeit mit Vorbereitungsarbeiten für die Schule verbringen. Davon rate ich ab.

    Also meine Techniker sind auch so drauf. Wenn ich denen dann antworte: "Wenn ihr hier fertig seit, könnt ihr gleich als Werkstattlehrer anfangen, Studium überflüssig", kommt als Antwort nur, daß sie derweil netto mehr verdienen als wir, also sogar a13 für sie finanziell nicht interessant ist, und rechnen das dann auch vor.
    Da frage ich mich dann jedes Mal warum ich überhaupt studiert habe? Und ja, da sollte man dann doch einmal bei der Besoldung wohl mal ordentlich drauflegen, also keine 300,- € Trostpflaster für Brennpunktschulen sondern richtig, also +20% oder so für alle.

    Ich mache gerade Familienbesuch. Wenn man als Handwerker in einer vernünftigen Firma ist, kann man über A13 (und auch A15) nur müde lächeln. Ein bekannter hat zwar Abi, dann aber eine Ausbildung und Meister dran. Er ist Anfang 20, verdient jetzt als angestellter locker das Netto Äquivalent von A13 und die Steigerungen mit den Jahren sind deutlicher. Üppig bezahlte Überstunden an Feiertagen etc. kommen noch dazu.

    Dies muss man sich immer wieder vor Augen halten, wenn die Schulleitungen oder überengagierte Kolleginnen Streß machen oder man sich gar selber Streß macht, weil man perfektionistisch ist. Im Endeffekt wird man hier als studierter Mensch als ziemlich günstige Arbeitskraft eingesetzt (verheizt?).
    Wichtig ist also, gerade als Lehrer, für psychischen Ausgleich zu sorgen. Der Gedanke, dass manch ein Lehrer ebenso schuftet wie ein Handwerksmeister, aber weniger verdient (unbedingt Studienzeit / Studienkredite mit verrechnen!), kann schon auf Dauer zermürben.
    Ich denke eine wichtige Burnout-Propyhlaxe ist deshalb das "gehaltsangemessene Arbeiten". Man sollte sich bei vielen Gelegenheiten rauszuziehen und viele Prozesse gezielt entschleunigen oder den Aufwand verschlanken. Ein Studium hinzulegen und sich durch ein Referendariat zu quälen mag sich finanziell nicht auszahlen und das kann man eben auch nicht durch besonders guten Unterricht und Engagement wettmachen, um dann nämlich eine Gehaltserhöhung zu fordern. Aber wenn man es richtig darauf anlegt, dann lohnt sich der Beruf wegen nutzbarer Freiräume für die Work Life Balance, wenn eben schon nicht für den finanziellen Aufstieg. Man muss da als Kollegium aber zusammenstehen und das vermisse ich zum Teil: Es gibt in vielen Kollegien so aus dem Rudel gelaufene Spiralen, oft gezielt durch die Schulleitung in Gang gesetzt. Und dann denkt nachher jede Kollegin, man müsse doch aber noch dies und das anbieten, alles ganz ausführlich und akribisch machen. Und dann wird gearbeitet und geschuftet und sich gegenseitig mit Engagement und zusätzlichen Projekten übertrumpft. Das setzt dann einen Standard und der Stress und die Burnout Spirale geht los. Dann wird die Schere zwischen geleisteter Arbeit und Alimentierung immer größer! (Der Dienstherr freut sich!)
    Da muss es vollkommen reichen mittelmäßig engagiert zu sein (Dienst nach Vorschrift ist ja immer sooo negativ besetzt). Lieber Zeit investieren um Hobbies zu pflegen.
    Die Schule nur so nebenher laufen lassen. Ich glaube mit einem soliden Freizeitverhalten schafft man es auch deutlich besser Resilienz gegenüber den psychischen Belastungen des Schullalltags zu entwickeln.
    Meine ganz klare Empfehlung: Studiere Grundschullehramt nur, wenn Du es schaffst gehaltsangemessen zu arbeiten und Du Dich nicht von Kolleginnen und Schulleitung mit in den Sog ziehen lässt.
    Mache deine Arbeit solide, aber brenne nicht dafür. Das was zählt ist Dein Urlaub, Deine Freizeit, die Schule ist nur ein (mittelmäßig bezahlter) Job, in dem hervorragender Unterricht, akribische Korrekturen und Engagement rund um die Uhr nicht im geringsten honoriert werden und im Endeffekt nur Ressourcen (Zeit) fressen, die man besser in Gesunderhaltung stecken sollte.
    Für alle, die eine gute Work Life Balance haben wollen und bereit sich da gezielt etwas für zu tun, kann der Job echt schön sein. Wenn man jemand ist, der möchte, dass seine eigene Leistung und seine Überdurschnittlichkeit entsprechend gewürdigt wird, der suche sich besser etwas in der freien Wirtschaft.

    Sparfuchs Schleswig-Holstein machts ganz einfach:
    Keine externen Anbieter in Projektwochen, die Lehrer übernehmen das komplett. Es fällt in solchen Wochen wegen der Kernzeiten für alle Lehrer, insbesondere aber für Teilzeitkräfte, Mehrarbeit an. Teilnahme an Projektwochen gilt als Dienstpflicht. Es kommen keine Kosten auf die Eltern zu.

    Mag aber daran liegen, dass ich mit Sozialhilfe groß geworden bin und Sozialhilfeempfänger unterrichte.

    Ich glaube darin liegt psychologisch auch einfach Folgendes begründet:

    Es ist mir peinlich, mehr zu verdienen als die meisten meiner Bekannten/Freunde/Nachbarn.

    Wenn dann die Diskussion aufkommt, wer bei 35 Grad arbeiten muss, während ich auf der Couch liege oder dass ich nicht sparen muss, um mir ein neues Rad zu kaufen o.ä. dann sage ich lieber nix mehr dazu.

    Und übrigens, vermutlich haben Deine Freunde auch nicht studiert und gehören wie Du zur geistigen Elite der Hochschulabsolventen, wenn sie auf ein Fahrrad sparen müssen. Kann das sein?

    Ich finde (fände) es vollkommen in Ordnung, dass ehemalige Mitgrundschüler, die in der Schule nicht erfolgreich waren und die Hauptschule mehr oder minder halbwegs bestanden haben, um dann mit 16 eine Ausbildung zu starten, heute dann weniger verdienen und ich die Früchte meines sehr guten Abiturs und Diploms ernte(n) (würde). Mir ist es eher peinlich und ich bin eher schockiert, wenn der Handwerksmeister deutlich besser verdient als ich und sich mein Studium und das Abitur sich eigentlich gar nicht so rentieren.

    Ich habe den Seiteneinstieg gemacht, ist allerdings schon ein paar Jahre her und der Erlass hat sich geändert.

    Wir haben aktuell jedoch auch wieder einen Seiteneinsteiger an der Schule - in einem Mangelfach natürlich.

    Die Ausbildung erfolgt gemeinsam mit den Referendaren und in Physik waren wir bei mir gefühlt überwiegend Seiteneinsteiger.

    Der TE hat allerdings SoWi und Deutsch. Mein Bauchgefühl, ohne Zahlen zu kennen, sagt mir, dass es da einen Überfluss an Lehrern gibt. Insofern fraglich, ob es überhaupt die Möglichkeit eines Seiteneinstiegs gibt.
    Eine andere Warnung noch: Wenn man nicht unbedingt aus zwingenden privaten Gründen nach SLH möchte, sollte man (zumindest als Lehrer) einen Bogen um das extrem strukturschwache Bundesland machen.
    Lehrer werden dort noch schlechter bezahlt als in vielen anderen Bundesländern, dafür aber mehr Arbeit und diverse schlechtere Arbeitsbedingungen (z.B. Dienstpflicht zur Klassenfahrt, auch für Teilzeitkräfte usw.).
    Im Speckgürtel von HH ist damit angemessenes Leben schwierig, man sollte schon aufs platte Land rausgehen. Dann wirkt sich die Strukturschwäche positiv aus, weil es dort günstiger ist und man als Lehrer gut leben kann.
    Vorausgesetzt man kommt eben mit dem Landleben klar.

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