Beiträge von Firelilly

    Wer sich schon vor der ersten Unterrichtsstunde Gedanken über eine Funktionstelle macht, ist meist im Lehrerberuf falsch aufgehoben.

    Wer Karrieregedanken hegt sollte generell einen Bogen um den Lehrerberuf machen. Dafür ist der Beruf einfach die falsche Wahl. Es ist ein Beruf für die Durchschnittlichen, ohne Leistungszulagen und Durchbruchschancen, aber dafür mit Sicherheiten und Vereinbarkeit mit Familie. Das sollte man vorher wissen.

    @Aktenklammer


    Auf keinen Fall das Niveau absenken, denk an die Schüler/innen, die dort wirklich hingehören. Behalte diese im Fokus und quittiere die Leistungen der
    Schwachen eben deutlich. Auch in Klassenstufe fünf kann man bereits mangelhafte Noten vergeben. Ich würde den Eltern auftragen, dass sie die Defizite in Heimarbeit aufarbeiten,
    da dafür am Gymnasium keine Zeit ist. Es kann ja schlicht nicht sein, dass man in der 5. Klasse wieder Grundschulstoff in solch einem Umfang aufarbeiten muss, denn das ginge
    nur auf Kosten der eigentlichen Inhalte der Klassenstufe. Wehrt euch gegen diese Abwertung des Gymnasiums!

    Wir haben den Fall aktuell und unser Chef meinte, es wäre Thema bei der Schulleitertagung gewesen, dass es im Falle einer Forderung zum Ersatz durch die Schule bei Verweigerung der Eltern keine Handhabe gäbe ...
    Ich kann es auch nicht glauben ...

    Man könnte doch einfach im Lehrerzimmer einer Dose aufstellen und jeder Kollege gibt nen Euro, dann kann man auch in solchen Fällen ein neues Buch anschaffen. Wenn Kollegen ihr privates Geld investieren um einen Amerika-Austausch zu begleiten oder auf Klassenfahrt zu gehen, warum dann nicht auch um solche Bücher zu ersetzen?

    Ich mache das immer, in deutlichen Worten. Ich weiß, doch, wie es im Regelfall mit so einem sinnlosen Studium wie z.B. der anglistischen Literaturwissenschaft und der neueren Geschichte auf Magister wird; da wird man dann hinterher als Möbelpacker und -monteur arbeiten muss, um seine Brötchen zu verdienen, wenn sich nicht zufällig eine gute Chance auftut, in den Lehrerberuf zu wechseln. Ich rate aktiv von einem Studium geisteswissenschaftlicher Fächer ab und zeichne dabei auch realistische Bilder.


    Denjenigen meiner Schüler, denen diese Fächer so am Herzen liegen, dass sie die Fächer unbedingt studieren müssen, werden das auch gegen meinen Rat tun. Und ich finde es auch besser, diejenigen zu entmutigen, die ein geisteswissenschaftliches Studium ohnehin nur lauen Herzens beginnen, weil ihnen nichts besseres einfällt und "weil sie in der Schule schon immer gut in dem Fach waren", als ob das was aussagen würde.


    Um ehrlich zu sein, fände ich es auch ganz gut, wenn die geisteswissenschaftlichen Institute von solchen Leuten verschont blieben und die nicht auch noch Lehrer würden (sicherer Indikator ist das Gemeckere über "das will ich nicht lernen, brauche ich auf der Schule ohnehin nicht" oder schlimmstenfalls sogar ein "ich lese nicht gerne".)


    Das halte ich für eine gesunde Einstellung, Doppeldaumen hoch!

    Ich kann meine SuS ganz stupide Stöchiometrie und pH-Werte rechnen lassen, das kann jeder bzw. wer es wirklich nicht kann, der gehört wohl auch wirklich nicht ans Gymnasium. Ich kenne leider immer noch viele Kollegen "vom alten Schlag", die Chemie genau so unterrichten und sich dann wundern, warum keiner Bock drauf hat. Halte ich jetzt nicht für besonders geistreich. Oder nehmen wir die Physik ... was ist so wahnsinnig intellektuell dran, die ganze Stunde Aufgaben rechnen zu lassen, für die man jeweils nur den richtigen Buchstaben in der Formelsammlung finden muss? "Suche F = m x a und stelle die Formel nach einem beliebigen Buchstaben um". Da ich sowas eben schon oft genug bei den Kollegen gesehen habe, wage ich mich nicht nicht mich selbst allzuweit aus meinem MINT-Fensterchen rauszulehnen um die Phil-I-er zu verhöhnen.

    Auf der anderen Seite gibt es auch Chemielehrer, und den Eindruck bekommt man beim Lesen dieses Abschnitts, die sich um Formeln, Rechnungen, Reaktionsmechanismen und komplexere Modelle wenig scheren und auch in der Oberstufe noch sehr phänomenologisch unterrichten. Habe auch so Kolleginnen, da ist wirklich alles schön bunt, es werden im Chemieunterricht Rollenspiele gemacht und in erster Linie spannende Showexperimente durchgeführt.
    Von tiefgehender Auswertung dann aber keine Spur, da müsste man ja rechnen oder Formeln verwenden.
    Auch werden da unzählige Stunden damit verbracht Internetrecherche zu betreiben und dann in weiteren Stunden bunte Plakate darüber zu erstellen, die in weiteren Stunden dann präsentiert werden.
    Dadurch bleibt das Verständnis für Chemie sehr oberflächlich.
    Man sollte mich nicht falsch verstehen, auch ich setze die von mir so negativ dargestellten Methoden ein, aber sehr punktuell.
    Zur Chemie gehören Formeln, Rechnungen und Modelle. Man sollte diese natürlich in einen Kontext einbetten, sich eine Aufgabe überlegen, ein Problem, das es zu lösen gilt. Aber pH-Wert Berechnungen zu diskreditieren halte ich für falsch.
    Sich mündig über chemische Sachverhalte äußern zu können, und das ist eine Kompetenz die SuS erlernen sollen, kann man nur, wenn man auch versteht was da chemisch vor sich geht. Um zu verstehen was passiert, muss man eben auch einen pH-Wert berechnen können.
    Ist natürlich jetzt etwas off topic, aber was findest Du intellektuell fordernd, wenn nicht, dass SuS in Physik und Chemie auch Aufgaben rechnen?
    Motivation ist nicht alles, es geht auch um den konkreten Erwerb von Kompetenzen.
    Ein Beispiel aus dem Sportunterricht: Wir hatten einen Lehrer, der mit uns ganz viel Ballsportarten einfach nur gespielt hat, keine Vermittlung von Technik. Da konnten wir Jungs einfach Fußball zocken und hatten tierisch Spaß und haben uns wie Bolle auf die Sportstunden gefreut. Unbeliebte Themen wie Stöchiometrie äh ich meine Bodenturnen wurde da ganz klein gehalten. Dann gab es einen Lehrerwechsel und wir hatten jemanden der "alten Schule", nix mit einfach nur Spielen, höchstens zum Abschluss als Belohnung. Da ging es vor allem darum Übungen zu machen, Techniken (z.B. beim Volleyball) zu erlernen, das war "langweilig, anstrengend", wir wollten doch viel lieber einfach rumdaddeln.
    Ich verstehe nichts von Sportdidaktik, aber auch dort kann man offensichtlich die Motivation auf Kosten der zu erwerbenden Kompetenzen erhöhen.
    Auch dort macht es sicher die Mischung, die von Dir verunglimpfte "alte Schule" mit den "motivierenden Methoden" auszubalancieren.

    Das Problem ist doch auch einfach, dass man als Lehrer mit seinem Abschluss auf dem Arbeitsmarkt fast nichts wert ist. Mal abgesehen von Naturwissenschaften, aber diese werden natürlich auch weniger auf Lehramt studiert, weil es in der Wirtschaft attraktivere Möglichkeiten gibt. Auch ist der Anteil eines Jahrgangs, der überhaupt die Fähigkeiten hat eine Naturwissenschaft (Bio vielleicht mal ausgenommen) zu studieren, verschwindend klein gegenüber den geisteswissenschaftlichen Fächern.
    Aber selbst in technischen Berufsfeldern ist ein Lehrämtler mit entsprechenden Fächern (z.B. Chemie, Physik, Mathe) mit Sicherheit nicht die erste Wahl gegenüber anderen Bewerbern.
    Ausserhalb des Lehrerberufs gibt es eben keinen echten (!) Bedarf an Germanisten, Philosophen, Historikern oder Leuten, die ein Hauptstudium in Latein abgeschlossen haben.


    Die Problematik spitzt sich in diesen Fächern besonders zu, weil die Diskrepanz zwischen dem Wichtigkeitserleben in der Schule aus Schülersicht und der Wichtigkeit in der Arbeitswelt in diesen Fächern besonders extrem ist:
    Als Schüler bekommt man z.B. eingetrichtert, dass Deutsch ein wichtiges Hauptfach ist, oder, dass Geschichte bedeutsam ist, weil es so viele Stunden über die ganze Schullaufbahn unterrichtet wird, Physik, Informatik und Chemie aber nur sehr wenige und eher eine Randerscheinung sind. Dieses Empfinden extrapolieren fast alle Schüler automatisch und werden dann von einer Realtität eingeholt, in der erstere Fächer auf dem Arbeitsmarkt fast wertlos sind, letztere durchaus sehr gute Berufsaussichten, eben zum Teil auch ausserhalb des Lehramts, geboten hätten.


    Ich kann die Lehramtskandidaten da schon verstehen, das muss ich ganz ehrlich sagen. Ich selbst unterlag, trotz eines sehr guten Abiturs, häufigem Querdenken und einer starken Begabung für Mathematik, der Illusion, dass ein Mathestudium auf Diplom wohk kaum Aussicht auf Anstellung bringen würde, da mir schlicht überhaupt nicht klar war, in welchen Berufen man als diplomierter Mathematiker arbeiten könnte.


    Das Schlimme zu meiner Schulzeit war auch, dass die Lehrer da auch schlicht nicht erkannt haben, dass Schüler Informationen darüber brauchen, welche Fächer nur in der Schule wichtig sind, und welche Fächer auch gute Berufschancen ergeben und gefragte Qualifikationen darstellen. So wurde eine Schülerin bei uns, die ebenfalls ein 1er Abiturdurchschnitt hatte, von einer Deutschlehrkraft sogar noch ermutigt ihrem Impuls Theaterwissenschaft zu studieren zu folgen. Und das, obwohl sie auch in Naturwissenschaften sehr gute Noten und Interesse hatte. Noch heute ärgert sie sich, dass sie nicht Pharmazie studiert hat, wie sie auch erwägte.
    Ebenso ein Schüler mit Politikwissenschaft, der jetzt auch ziemlich in die Röhre guckt.
    Wir als Lehrer haben also auch eine große Verantwortung, als MINT-Lehrer die Schüler zur Orientierung in diesen Fächerbereich zu ermutigen, und als Geisteswissenschaftlicher Lehrer Schüler vor ihrem Fächerbereich zu warnen und Alternativen aufzuzeigen. Auch so etwas kann Einfluss auf die Bewerberzahlen der verschiedenen Fachbereiche haben.

    ich bin alt, ich habe von One direction zum ersten Mal vor ein paar Wochen gehört und ich könnte nun keinen einzigen Song benennen :)


    Aber wart ihr nicht auch mal jung und hattet Lieblingsgruppen oder -sänger? Über unsere Kids lachen tue ich nicht, ich verstehe schon, dass für einige eine Welt zusammenbricht.

    Ich lache (innerlich) schon über sie und finde es erbärmlich, dass für einige wegen so einer Lappalie "eine Welt zusammenbricht". Das können die von mir aus machen, wenn die Eltern sterben oder sie mit Krebs diagnostiziert werden. Oder von mir aus auch, wenn sich der erste Freund trennt, denn das ist eine reale Beziehung. Bei der Trennung einer Band, und sei es auch die Lieblingsband, ist diese Reaktion auf jeden Fall total überzogen und lächerlich. Das würde ich auch jedem Schüler signalisieren.
    Und ja, ich war auch mal jung und auch ich hatte eine Lieblingsband, wenn auch eine ganz andere Musikrichtung. Ich habe diese aber nie vergöttert, generell habe ich es immer für Zeichen von Schwäche und Unselbstständigkeit gesehen irgendwelche Idole zu vergöttern und sein eigenes Wohlbefinden von deren Leben abhängig zu machen. Kann mich gut erinnern, wie sehr es mich abgestoßen und beschämt hat, dass eine Schulfreundin von mir sich ständig mit Stars und Sternchen beschäftigt hat und quasi an jedem Furz in deren Leben teilhaben wollte. Als sie dann am Boden zerstört war, weil herauskam, dass ihr Lieblingsstar eine Freundin hat, habe ich dann gemerkt, dass ich auf solche Freundinnen auch gut verzichten kann.


    Kein Mitgefühl von mir für so etwas, solch einen Kultismus will ich nicht noch unterstützen.

    Angst um den Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst, weil man Zusatzaufgaben nicht macht? Bitte um detaillierte Erläuterungen.

    Schulleiter sind sehr geschickt darin Leute auszusondern, die nicht so viel Einsatz zeigen wie Kollegin XY. Je nach Schulleiter können da auch schon mal heftigere Methoden zum Einsatz kommen. Nicht aus eigener Erfahrung erlebt, aber an zwei Schulen als Beobachter deutlich mitbekommen.

    Warum es angenommen wurde, weiß ich nicht. Damit die Zahlen stimmen? Zeugnis nicht richtig gelesen? Ich war nicht dabei.
    Es hat eine realschulempfehlung

    Dein Einsatz in allen Ehren, aber ich mache mir da nicht so viele Gedanken. Man muss immer bedenken, bekommen die anderen, vor allem die guten Schüler vergleichbar viel Deiner Zeit? Man kann sich nicht über jeden Schüler Gedanken zur Förderung machen, ich habe beispielsweise nächstes Jahr wieder über 200 Schüler. Und wenn ich mal Zeit habe mir Gedanken über Förderung zu machen, dann sind es meist die Überflieger oder zumindest die interessierten und fachlich guten. Die brauchen oftmals "mehr Futter". Meist gefördert, so meine Beobachtungen im Kollegenkreis und hier im Forum, werden aber die, die eigentlich "gar nicht an die Schule gehören". Und den Eindruck habe ich massiv, wenn ich Deinen Eröffnungspost durchlese.


    Um Schüler, die nicht einmal Gymnasialempfehlung haben mache ich mir also nicht gesondert Gedanken. Das heißt auch nicht, dass ich sie links liegen lasse, ihnen keine Chance einräume oder oder nicht auch mal etwas ein zweites Mal für diese erkläre. Aber irgendwo ist auch Schluss.
    Eine Extrawurst bekommen sie auf jeden Fall nicht. Wenn der Großteil der Klasse mit meinem Tempo mitkommt, meine Tafelanschriebe lesen kann, und eben ein Kind mit Realschulempfehlung das nicht kann, dann liegt das Problem wohl bei den Eltern, die das Kind entgegen des fachlichen Urteils der Grundschullehrerinnen am Gymnasium gemeldet haben. Je früher man in solchen Fällen notentechnisch klar macht und dokumentiert, dass dem so ist, desto einfacher ist ein Wechsel. Auch über so etwas sollte man mal nachdenken. Auch ich habe Erfahrung mit Fünftklässlern, die enorme Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben. Da kann ich immer nur den Kopf schütteln, wie man dann am Gymnasium landet, der Schulform, auf die die begabten und interessierten Schüler gehen sollen.

    Ein guter Prozentsatz bestimmt aus Angst. Entweder um den Arbeitsplatz oder z.B. davor negativ aufzufallen. Viele bestimmt aus ähnlich negativen Gründen, die einem Druck von außen oder aus der Person selbst entspringen. Ein minimaler Anteil macht diese Zusatzaufgaben vielleicht wirklich, weil sie Spaß machen.

    Würde das auf jeden Fall delegieren. Viel zu viel unnötige Arbeit / Zeit. Klare Aufgabe für Elternpflegschaftsvorsitzende. Ich lege übrigens Wert darauf, dass ich dort nur mit E-Mail aufgeführt bin. Sollte es Bedarf für Telefonate geben rufe ich dann an, wann es mir passt: Aus der Schule oder mit unterdrückter Nummer und Flatrate.

    Tatsächlich gibt es Jahre/Klassen ohne Leute mit einer sehr guten Note.

    Ich finde es sehr wichtig, dass Du das schreibst. Meine Beobachtung ist eher, dass viele Kollegen recht leichtfertig zu sehr guten Noten tendieren.



    Ich finde aber, dass insbesondere die Angaben zu den Noten "sehr gut" und "gut" sehr anspruchsvoll formuliert sind.

    Aus meiner Sicht sollte eine sehr gut Leistung auch wirklich etwas Besonderes sein. Diese Notenstufe sollte eben wirklich den Schülerinnen und Schülern vorbehalten sein, die wirklich spitze sind.
    Jahr für Jahr werden die Abiturschnitte bei uns besser und die Schüler eher durchschnittlich schlechter, weil man auch mittlerweile viele SuS hat, die früher auf der Real- bzw. Hauptschule gewesen wären.


    Klar gibt es sie noch, die wirklich sehr guten Schüler. Und nur denen sollte diese Notenstufe vorbehalten sein! Finde die Formulierung auf jeden Fall angemessen.

    Sie sind eh schon überfordert genug (merkt man z.B. daran, wenn einzelne in Tränen ausbrechen, weil der Erdkundehefter nicht gelb, sondern eher orange-gelb ist.. ;) ). Die denken, auf einmal ist alles wichtig und entscheidend und es ist so viel voller und so viel mehr und vor allem größere Schüler...die freuen sich, sind aber auch total überfordert. Da muss man sie nicht in Watte packen, aber beim Ankommen und Druck rausnehmen kann und sollte man schon helfen.

    Das mag am Einzugsgebiet liegen. Hier sind viele 5er zum Teil ziemlich (zu) selbstbewusst, manche auch total unerzogen, vorlaut und schlichtweg dreist. Je nach Konstellation einer neuen 5. Klasse ist es da manchmal eher sinnvoll von Anfang an ordentlich Druck auszuüben, damit sich solche Verhaltensweisen nicht einschleifen. Leider sind viele Klassenlehrer in den 5. Klassen (okay, ich würd mich für eine 5. Klasse auch nicht freiwillig melden) immer selbst sehr schüchterne Persönlichkeiten. Und die strengeren, druckausübenden Kolleginnen / Kollegen vermeiden es irgendwie dort Klassenlehrerrollen zu übernehmen. Dabei wäre es in vielen Klassen gerade wichtig anfangs einen "harten Hund" reinzustecken.
    Verängstigte Kinder sind bei uns in den 5. Klassen wirklich das geringste Problem. Ich bekomme 5. Klassen nur zweistündig mit, aber die Unterschiede sind eklatant. Während es in der einen Klasse größtenteils engagierte, brave Kinder sind, wo man automatisch keinen Druck ausüben muss, ist die andere Klasse ein Haufen ungezogener und auch großteils fürs Gymnasium nicht geeigneter Kinder. Lang lebe SLH und die "wir nehmen alle mit, egal wie ungeeignet" Mentalität.

    Ich liege leider relativ weit zurück, verglichen mit denen, die nach dem Chemiediplom promoviert haben und zu denen ich noch Kontakt habe. Das ist schon ein ein kleiner Frustfaktor. Während der Promotion war das Gehalt noch relativ gleichwertig (wenn man das Promotionsgehalt mit meinem Refgehalt vergleicht), wobei meine Ex-Kommilitonen beileibe nicht so über Streß und Druck plagten wie wir armen Reffis. Mittlerweile wird der Abstand immer größer. Lediglich mit einer Freundin, die in einem eher kleinen Chemieunternehmen untergekommen ist, ziehe ich gleich. Aber ihr Gehalt wird, sollte es nicht mit dem Teufel zugehen, noch deutlich wachsen mit den Jahren, während meines stagniert.
    Es ist auch gar nicht mal nur das Gehalt, sondern auch die Rahmenbedingungen die fundamental anders sind. In einem Chemieunternehmen ist man als promovierter Chemiker ein Akademiker 1. Klasse, als Lehrer (und da würde auch die Promotion nichts ändern) einer 2. Klasse.
    Ein Freund, man könnte fast sagen Mentor von mir, gibt seinen CTAs eben mittlerweile Aufträge und sagt der Sekretärin, sie solle ihm ein Fachbuch bestellen (auf Firmenkosten natürlich). Wenn ich dem Hausmeister sagen würde "Bitte bauen Sie den Versuch so auf, wie ich es Ihnen vorgemacht habe und spülen sie danach alles sauber", würde mir der Vogel gezeigt. Als Lehrer muss man ja jeden Tisch selber durch die Gegend tragen. Mein Mentor durfte letztens sein Büro neu einrichten und hat schön in Katalogen geblättert. Das ist etwas, was ich von meinem Ex-Freund auch kenne. Bei ihm musste es gar nen richtiger Chefsessel mit rückenschonender Form sein. Ich hocke auf einem harten Stuhl an einem halben Minitisch im Lehrerzimmer, Akademiker 2. Klasse eben.
    Auch müsste ich Fachbücher, die ich benötige um meinen Beruf besser auszuüben, selber bezahlen* und kann auch die Sekretärin weder bitten mir einen Kaffee zu machen, noch eine Bestellung für mich durchzuführen.


    *(Weswegen ich mir nur kaufe, was mich auch in der Freizeit interessiert, didaktische Dinge schon einmal gar nicht, sondern nur fachwissenschaftliche Bücher, wo manm in vereinfachter Form, auch etwas für die Chemie AG oder den Unterricht rausziehen kann).


    Betrachtet man es so, ist der Gehaltsvergleich eigentlich nur ein kleiner Teil der zu betrachtenden Dinge.

    Andersrum ist die Situation, in der davon ausgegangen wird, dass ich einfach so auf Privatkosten zu Hause drucke, unhaltbar. Ich würde trotzdem - gerade weil es sich ja mehr um einen symbolischen Akt des Protestes handelt - nicht einfach "heimlich" zum Ausgleich Papier einstecken, sondern dies zumindest mit der Schulleitung kommunizieren.

    Wer hat denn etwas von heimlich einstecken gesagt? Ich entnehme dem Kopierer unter den Augen von Kollegen einen kleinen Stapel, sofern ich neues Papier benötige. Für mich ist das so selbstverständlich, wie man zu den bereitgestellten Tackern greift, wenn man eben gerade etwas tackern möchte. Und ja, wenn die Schulleitung fragen würde, ob ich das mache, würde ich sagen:"Klar nehme ich Papier mit, wenn es alle ist. Ich will heute Abend schließlich die ABs für morgen ausdrucken, damit ich die morgens gleich kopieren kann."


    Im Übrigen geht deine Forderung nach einem Arbeitsplatz an der Schule mit Druckmöglichkeit in diesem Kontext (!) nicht auf, da dich ja keiner zwingt, Arbeitsblätter zu erstellen. Vor allem, wenn ihr ein Buch habt. Dass du problem-/kompetenz-/schüler-/prozess-/handlungs-/produktionsorientiert arbeiten möchtest und dafür regelmäßig ABs druckst, ist ja deine didaktische Entscheidung.

    Ja, wenn die SL sagt, dass ich zuhause nicht mehr mit Schulpapier drucken darf, dann ziehe ich meine Konsequenz und werde das offen kommunizieren.
    "Sie haben die Wahl, ich mache Dienst nach Vorschrift, in allen Bereichen, oder ich darf weiter Papier mit nach Hause nehmen und zeige erweitertes Engagement, erstelle auf die Lerngruppe abgestimmte Arbeitsblätter, bereichere den Unterricht durch neue Experimente (denn auch da muss man in der Regel eine eigene Versuchsanleitung zusammenschustern, weil viele in den Büchern nicht so 1:1 umsetzbar sind mit dem Schulequipment).".
    Wenn sich die SL dazu entschließt, dass sie von mir Dienst nach Vorschrift möchte, soll es mein Problem nicht sein. Bislang hatte ich den Eindruck, dass die SL engagierten Lehrern vertraut.
    Und ja, ich benutze das Schulpapier nach bestem Gewissen.


    Im Zweifelsfall gibt es ja sicher irgendwo einen Drucker bei euch, den du nutzen kannst, um auch mal ein AB oder eine Klausur zu drucken, so dass der Dienstherr aus dem Schneider ist.

    Es ist einfach nicht praktikabel, wenn ich abends Unterricht vorbereite und dann morgens früh die alten PCs hochfahren muss um dies dann zu drucken und noch einmal zu kopieren. Möglich ja, aber es kostet eben enorm viel Zeit und ist extrem fehleranfällig, da unsere PCs nicht immer zuverlässig funktionieren und auch einfach mal besetzt sein können. Morgens benötige ich die Zeit in aller Regel um Versuche für den Tag aufzubauen.
    Wenn der Dienstherr es allerdings möchte, dann muss er sich eben auch dafür entscheiden, dass ich nur noch das nötigste mache.
    Mal ehrlich, ich lasse mich doch nicht verarschen. Wenn ich etwas für die Schule zuhause arbeite, dann benötige ich das Arbeitsmaterial eben zuhause. Das schließt eben auch Papier ein. Ich habe mir auch schon Rotstifte im Sekretariat geben lassen und mit nach hause genommen.
    Auch da könnte ich die ja schließlich missbrauchen und anstatt nur meine Klausur damit zu korrigieren, einen roten Fisch malen und mir das Bild übers Bett hängen.


    Zitat

    Die offizielle Argumentation dürfte anders sein. Wenn Du Papier in der
    Schule einsteckst, dann "bestiehlst" du erstmal den Dienstherrn. Um den
    Vorwurft der Unterschlagung abzuwenden, müsstest du eben nachweisen,
    dass du das "gestohlene" Papier dienstlich verwendest. Ob und wie diese
    Argumentation vor Gericht Bestand hätte, weiß ich natürlich auch nicht.


    Kann ja mal eine Kamera aus der Schule ausleihen und mich mit der beim Ausdrucken der ABs filmen und dann schön erst auf den mitgenommenen Stapel und dann auf das AB zoomen, wie es aus dem Drucker kommt. :sterne:


    Mal ernsthaft, ich kann jeden morgen die Mappe aufmachen und die ABs vorzeigen, die ich zu kopieren gedenke. Wenn man es kontrollieren wollte, ich hätte nichts zu verbergen.

    Weil du zu Hause nicht nachweisen kannst, ob du mit städtischem Eigentum auch private Kopien gemacht hast (was sehr wahrscheinlich ist), steht schnell der Vorwurf der Unterschlagung und Untreue im Raum.

    Wo dann vor Gericht erstmal bewiesen werden muss, dass ich damit eben NICHT meine Kopiervorlagen von ABs ausgedruckt habe. Man muss in Deutschland schließlich nicht seine Unschuld beweisen. Ist ja auch schon irgendwie komisch, ich soll mich an Druckerpapier bereichern? Das Gegenteil ist der Fall, der Schulträger bereichert sich an den Lehrern, indem viele Kosten, die eigentlich vom Schulträger übernommen werden müssten, regelmässig von Lehrern getätigt werden. Da wäre es ein Hohn einem fleissigen Arbeitnehmer, der zuhause auf eigene Tinten- und Tonerkosten (!), mühevoll selbsterstelltes Arbeitsmaterial (auf Papier, welches Schuleigentum ist...) ausdruckt und wieder in die Schule zum Kopieren schleppt, vorwerfen zu wollen, er würde sich an diesem Papier bereichern.
    Der Fall mit der Kassiererin ist ja nun ganz etwas anderes, schließlich kann sie wohl kaum nachweisen das Geld mit nach Hause zu nehmen, seinen Wert zu erhöhen, und es dann dem Kunden wieder mitzubringen.
    Denn nichts anderes mache ich, ich erhöhe zuhause (auf eigene Kosten ) den Wert des Papiers, indem ich Arbeitsstunden reinstecke um gute ABs zu machen, das Papier z.B. mit wohlkonzipierten Übungsaufgaben zu bedrucken, die ich dann den SuS zur Verfügung stelle.
    Wenn man mir da nicht vertraut, dass ich zuhause sorgfältig arbeite, dann soll man mir einen geeigneten Arbeitsplatz in der Schule einrichten, wo ich JEDER ZEIT ausdrucken kann, Internetverbindung und RUHE habe.
    Als Lehrer ist ein Teil meines Arbeitsplatzes zuhause. Und an meinem Arbeitsplatz benötige ich Papier zum Ausdrucken. Ende der Geschichte.


    Sonst sollte man dann anfangen mich zu kontrollieren, wenn ich Versuche in der Schule teste. Es könnte ja sein, dass ich Geld des Schulträgers verbrate, weil ich aus purem Eigeninteresse eine paar chemische Versuche mit teuren Chemikalien teste, die dann nachher gar nicht im Unterricht verwendet werden.


    Ich sehe schon, ich sollte wirklich nur noch Dienst nach Vorschrift machen und kein Engagement mehr zeigen.
    Schade um die motivierenden Unterrichtseinsteige, gut konzipierten Zusammenfassungen, zusammengestellten Übungsaufgaben. In Zukunft gibt es nur noch:"Schlagt das Buch auf. Macht Aufgabe 1-4. Am Ende der Stunde vergleichen wir."

    Ich druck zu Hause regelmäßig Sachen für die Schule aus, weil ich das oft sinnvoller finde, als in der Schule rumzufummeln.

    Den Aspekt, dass man lieber zuhause in Ruhe drucken möchte kann ich gut nachvollziehen. Mein Tipp: Nimm aber zumindest regelmäßig Papier aus der Schule mit, damit Du diese Kosten für ABs nicht auch noch hast. Ist ja schon verrückt genug, dass man Tinte / Toner privat zahlt für den Beruf.
    Habe mir auch schon mal überlegt der Stadt eine Rechnung über Tintenpatronen zu schicken auf Rechnung der Fachschaft, denn immerhin druckt man ja für eine Fachschaft ABs aus und man bekommt ja auch sonstige Ausgaben für den Unterricht (gerade in Bio fällt da viel nebenher an, was man auf dem Markt besorgt etc.) vom Schulträger zurückerstattet.

    In Bio sehe ich ein großes Problem, wenn ich durchweg bzw. möglichst oft problemorientiert im Sinne des naturwissenschaftlichen Erkenntnisganges unterrichten möchte. Im Normalfall präsentieren deutsche Biobücher nämlich kein Problem/Phänomen, sondern hübsche Bildchen und Graphiken mit der Erklärung im Text nebendran. Deswegen kopiere ich oft die Abbildungen aus anderen Lehrwerken, damit die Schüler sich mit dem Problem befassen ohne ständig auf die Erklärungen im Text zu schielen. Auch ein echtes kontextorientiertes Lernen ist mit den gängigen Lehrwerken nicht möglich. Ich habe mir ein britisches Lehrwerk gekauft , das die Kontextorierung zu verschiedenen Oberstufenthemen ganz gut umsetzt. Das benutze ich auch ab und an im Unterricht.

    100% Zustimmung. Problemorientierter Unterricht ist bei mir weder in Bio noch in Chemie mit Hilfe der Bücher möglich. Einen neuen Sachverhalt problemorientiert einführen kann man nur, wenn man sein eigenes Material entwickelt. Lediglich um manche Definitionen als Tafelanschriebe zu übernehmen oder Infotexte zum Nachlesen von Sachverhalten für die SuS bereit zu stellen eignet sich das Schulbuch.
    Ich beneide die Englischlehrer mit ihren Workbooks und Büchern. Wie oft habe ich Englisch Vertretungsunterricht fachfremd gehalten, indem die SuS in ihren Workbooks arbeiteten oder einfach Aufgaben aus dem Buch gemacht haben. Die Aufgaben waren sinnvoll und gut strukturiert und ich kam damit sofort klar.
    Für mich ist es weniger anstrengend fachfremd Englisch mit einem Workbook zu unterrichten, als eine Stunde in meinem eigenen Fach vorzubereiten. Dass das natürlich keine Glanzstunden sind, ist mir klar. Aber selbst wenn ich wollte, kann ich so arbeitsunaufwändig nicht einmal in meinem Fach unterrichten.
    Das ist das Traurige an Biologie und Chemie. Man kann nicht wirklich mit den Büchern arbeiten.
    Wie soll der Schüler Erkenntnisse an einem Experiment gewinnen, wenn das passende Modell direkt auf derselben Seite beschrieben ist? Die Vorgabe ist Biologie und Chemie induktiv zu unterrichten, aber arbeiten mit dem Buch ist deduktiv (zumindest sind alle Bücher, die ich kenne, aufgebaut).
    Eine Kollegin von mir mit Englisch / Bio braucht nach ihrer Aussage drei bis viermal so lange eine Biologie Stunde vorzubereiten, wie eine Englischstunde. Eine weitere Kollegin braucht deutlich mehr Zeit eine Chemiestunde, als eine Mathestunde vorzubereiten.
    Vielleicht erklärt sich aus dieser unterschiedlichen herangehensweisen in den Fächern (problemorientierter Unterricht in Naturwissenschaft) die unterschiedliche Belastung?
    Ich zumindest halte 26 Wochenstunden mit zu problemorientierten Fächern, wo man das Buch kaum sinnvoll einsetzen kann, für schlicht nicht leistbar.

    Wie gesagt, es will ja auch niemand diese Fächer ganz herauswerfen. Dieser Artikel sagt doch im Endeffekt, dass es als Naturwissenschaftler befruchtend sein kann, wenn man auch in anderen Bereichen Kompetenzen erwirbt. Das ist per se ja auch richtig.
    Mit diesem Argument könnte man aber auch 1 Stunde pro Woche MINT auf den Plan schreiben und 29 Stunden andere Fächer.
    Ich denke aber eben, dass der Anteil an Nicht-Mint-Fächern einfach zu groß ist. Bei Sprachen ist es ja in der Regel auch so, dass man Englisch als sehr wichtig gegenüber anderen Sprachen einschätzt in der Stundentafel, weil man da die Bedeutung für Berufe hochhängt.
    (Ich weiß, es gibt auch vereinzelt Gymnasien, wo man nicht mit Englisch als 1. Fremdsprache anfängt)
    Man muss aus meiner Sicht mal überlegen, was am Wichtigsten ist und dies dann in der Stundentafel berücksichtigen. Da spielen natürlich unzählige Faktoren eine Rolle (da ist wirtschaftliche Wichtigkeit nur ein Punkt unter vielen, aber ich denke ein sehr zentraler).
    Aber ich denke eben, dass man sich da Gedanken machen muss. Welche Argumente sind es denn, die rechtfertigen so viel Geschichte, Literatur, darstellendes Spiel etc. anzubieten, und dazu im Vergleich verhältnismäßig wenig z.B. Informatik.
    Ich höre immer als erstes Argumente wie "Sonst gäbe es wieder Krieg" oder "Die SuS werden unmoralisch handeln". Ich denke diese Gefahr ist sehr übertrieben und es geht eher um kleinere Dinge. Ich glaube einfach, dass man mit 4 Stunden Informatik und 1 Stunde Religion mehr Positive Effekte erreicht als anders herum.


    Meine Hypothese ist, dass es "einfach so gewachsen ist" aus historischen Gründen, aber, dass man diese Gewichtung überdenken sollte. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man sich an einen Tisch gesetzt hat und gesagt hat:
    "Es ist heutzutage sinnvoller, dass die SuS im Laufe ihres Schullebens deutlich mehr Religions- als Informatikunterricht bekommen, denn durch diese Gewichtung erreichen wir XY"

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