Beiträge von WillG

    Teilzeit im Schuldienst ist einfach nicht 1 zu 1 vergleichbar mit Teilzeit in der Konzernbehörde.

    Und warum eigentlich nicht? Wir reden hier im Forum sehr viel darüber, wie man es vermeiden kann, über die vorgesehene Arbeitszeit hinaus zu arbeiten, wir diskutieren über Arbeitszeiterfassung und über Verfügbarkeit bei Abendveranstaltungen oder in Ferien etc. Wir haben das durchaus berechtigte Anliegen, dass wir für unsere Arbeit bezahlt werden und dass wir Leistung, für die wir nicht bezahlt werden, nicht erbringen müssen. Ebenso dürfte es wohl in der "Konzernbehörde" laufen.
    Warum sollte das bei TZ plötzlich anders sein?

    Und was hat "arm" und "bedauernswert" damit zu tun? Wenn ich heute 20 Millionen im Jackpot gewinne und in der Folge meine Stundenzahl auf 50% reduziere, habe ich ebenso Anrecht darauf, dass ich meine "Entlastungs- und Freizeitausgleichsminuten" bekomme wie andere, die aus dringender Notwendigkeit reduzieren. Ich zahle ja dafür.

    Wie gesagt, ich kann den Frust durchaus verstehen: Es ist eine deutliche Belastung in Arbeitsgruppen und Teams, auf die Verfügbarkeit von TZ-Kräften Rücksicht nehmen zu müssen. Das erlebe ich auch selbst und es ist anstrengend und nervig. Aber es ist NICHT die Schuld der TZ-Kollegen.

    Und wenn man wieder da ist, wird erstmal nahezu minimale Teilzeit gearbeitet und vehement um jede Entlastungs-, Freizeitausgleichs-, Mehrarbeitsminute gefeilscht bis aufs Blut.

    Na ja, wer Teilzeit arbeitet, bezahlt buchstäblich seine Entlastungs- und Freizeitausgleichsminuten mit barer Münze. Vor dem Hintergrund, dass das sowieso nie zu 100% gemäß der Reduzierung klappt, ist schon nachvollziehbar, dass sie darum kämpfen.

    Gleichwohl verstehe ich den Frust, wenn man mit TZ Kollegen zusammenarbeitet, die eben nicht wie VZ Kollegen verfügbar sind. Das ist aber nicht deren Schuld, sondern mal wieder ein systemisches Problem.

    [...] wie man Unterricht doch heut bitteschön nicht mehr machen soll - eine Person erklärt ein rein innermathematisches Problem in sehr deduktiver Weise, rechnet dann noch 2 Beispielaufgaben vor und dann sollen sie SuS es selber können.

    Vielleicht unpassend, weil andere Fächer, aber man darf vielleicht auch nicht vergessen, dass es ja durchaus unterschiedliche Lerntypen gibt, darunter sicher auch solche, die mit dem herkömmlichen deduktiven Frontalunterricht besser klarkommen. Möglicherweise - und das meine ich wirklich nur als Annahme - sind das diejenigen, die in ihrem Umfeld von den Videos schwärmen und diejenigen, denen die Kompetenz fehlt, sich selbst einzuschätzen (Dunning-Kroger-Effekt), machen das nach - mit allen Problemen.

    Als Analogie: Vor ein paar Jahren habe ich mal einen Fremdsprachenkurs an der VHS besucht. Die Dozentin hat mustergültig und wirklich, wirklich gut die Prinzipien des rein kommunikativen Fremdsprachenunterricht umgesetzt. Ich habe mir sogar Notizen für meinen eigenen Unterricht gemacht. Aber für das Erlenen der Fremdsprache war es für mich als jemand, der Sprachen studiert hat, der weiß, wie Sprachen "funktionieren" und der mit grammatikalischen Kategorien umgehen kann, ein richtiges Problem, dass sie sich strikt geweigert hat, Regeln und Paradigmen zu vermitteln. Wenn ich versucht habe, mir solche Regeln systematisch selbst aus dem Unterrichtsdialog herzuleiten, hat sie mir das Blatt weggerissen. Das war natürlich extrem, aber es war nochmal eine schöne Erinnerung, dass selbst die ideal durchgeführte Methode nicht bei jedem ankommt.

    Ein anderes Beispiel, auch schon mehrere Jahre her, war ein Deutschkurs, der sich kurz vor dem Abi gewünscht hat, dass ich die Epochen alle knapp im Schnelldurchlauf erläutere. Ich habe also im Prinzip eine Vorlesung gehalten, in der ich vom Barock bis zur Postmoderen die wesentliche Merkmale und Entwicklungen dargestellt habe und die wichtigsten Motive und Schlagwörter gezeigt habe, damals noch am OHP. Frontaler gehts kaum, es gab sogar kaum Unterrichtsgespräch. Danach kam ein Schüler zu mir, ein wirklich sehr guter Schüler, der meinte, das sei die beste Deutschstunde gewesen, die er je erlebt hat und gefragt hat, warum man nicht immer so unterrichtet. Ich nehme an, dass er an der Uni keine Probleme hatte.

    Das regt mich immer wieder auf, weil es überhaupt keinen Mehrwert hat.

    Das finde ich interessant. Ich bin ja nicht vom Fach, aber ich hätte jetzt schon angenommen, dass es durchaus sinnvoll sein kann, die wichtigsten Formeln im Kopf zu haben, statt jede Kleinigkeit in der Formelsammlung nachzuschlagen.

    Das geht - zumindest in einigen Fächern. Ich hatte eine KI-Fobi, da hat der Dozent eindrucksvoll dargestellt, wie er von der KI Englisch-Klausuren korrigieren lässt. Mit einer software aus dem geschriebenen Text einen getippten gemacht und dann mit verschiedenen prompts korrigieren lasse, dem SuS eine Empfehlung schreiben lassen, was er üben muss, eine Tabelle mit Fehlern und Korrektur anlegen lassen etc. Das war echt krass.

    Hast du dazu noch genauere Infos? Bezüglich Software, Prompts, Einarbeitung der KI etc.?

    Ne, ist er wirklich nicht :zahnluecke:

    Ich dachte, vielleicht gibt es in Ludwigshafen noch einen kleineren See. Aber gut, daneben ist daneben. Dann hab ich keine Ahnung.
    Aber das Fachwerk sieht irgendwie schon nach BaWü aus.

    Ich glaube, du hast den Avatar geändert, als du in einem Thread von irgendeinem Festival an einem See geschrieben hast.
    Ich habe den Thread wiedergefunden, weiß aber nicht, ob das zulässig ist, deshalb hinter Spoiler Tags:

    Spoiler anzeigen

    Ist es die Weinwiese in Ludwigshafen?

    Verständlich. Wenn jemand sich auch dort nicht benimmt, ist die nächste Station halt Müllsammeln im Park oder am Bahnhof. Klappt das auch nicht, muss man eben wirklich mal ans Kindergeld.

    Dazwischen steht erstmal die Belastung des Steuerzahlers durch Langzeitarbeitslose. Die Idee ist ja, dass das Geld, das dadurch geschluckt würde, besser in Bildung aufgehoben ist, um solche Problemfälle in der Schule doch sozialisiert zu bekommen, damit sie später selbst Steuern zahlen und unseren Wohlstand sichern.

    Ich bin aber dabei nicht 100% genau

    Ich halte diesen Anspruch auch nicht für erfüllbar. Man kann 100% von niemandem verlangen, wohl aber ein Bewusstsein dafür, dass man sich falsch verhält, wenn man eben dem überzogenen Anspruch nicht gerecht wird.
    Das gilt ja für alles, für den Kauf von Marken, die man nicht kaufen sollte, für Flugreisen im Kontext des Klimawandels, für die eigene Ernährung während einer Diät etc. Ein wenig mehr Gelassenheit würde uns da allen gut tun, was aber nicht mit laissez-faire gleichzusetzen ist.

    Puh, also ich halte die Schulpflicht ja durchaus für eine wichtige Errungenschaft unserer Gesellschaft.
    Eine "Auszeit", bei der Alternativen probiert werden können, kann sicherlich eine gute Ergänzung sein. Gleichzeitig muss man gerade in Deutschland, wo Bildungserfolg noch so extrem vom Elternhaus abhängt, enorm aufpassen, dass Schüler, die eigentlich viel Potential haben, von zu Hause nicht ermutigt werden, sich früh in einen Ausbildungsberuf "abschieben" (- das klingt viel negativer als ich Ausbildungen wirklich sehe, ich hoffe, ihr wisst, was ich im Kontext meine), lassen.

    Ganz zu schweigen davon, dass Betriebe auch wenig Bock auf "Totalverweigerer, Nullbockmenschen und Störer" haben dürften.

    Ob es Situationen gibt, so dass wegen Schwangerschaft eine Ernennung nicht erfolgt? Keine Ahnung, der Teufel ist ein Eichhörnchen:
    (Wegen BV kein Zutritt zur Schule, keine Übergabe der Ernennungsurkunde, wegen der Umstände längere Zeit draußen, ...)

    An so eine Konstellation habe ich auch denken müssen. Also nicht, dass die Ernennung nicht verweigert wird, weil man keine Schwangere einstellen möchte, sondern ohne jeden bösen Willen aufgrund einer Verkettung von Formalismen, wie sie hier darstellt werden. Durchaus ein wenig konstruiert, aber wenn man den öffentlichen Dienst kennt, weiß man, dass sowas nicht völlig ausgeschlossen ist.

    Sicherlich gibt es selbst bei so einer Verkettung schlechter Umstände immer Möglichkeiten. Die Veeidigung muss nicht im Schulgebäude geschehen etc., aber wenn es sich vermeiden lässt, würde ich mich nicht darauf einlassen und die Schwangerschaft erst danach verkünden.

    Ich finde es immer wieder interessant und bin schockiert zugleich über was man sich aufregen kann.

    "Aufregen" muss man sich sicherlich nicht. Ich habe aber in diesem Thread auch nicht gesehen, dass sich jemand aufgeregt hätte. Aber man darf die Sinnhaftigkeit von manchen Maßnahmen durchaus kritisch betrachten und hinterfragen, das sollte man sogar tun.
    Im konkreten Fall kann man dann zu folgender Vorgehensweise kommen:

    Dass das Vorgehen der Schulleitung ohne Zustimmung des Personalrats widerrechtlich ist, wurde ja bereits festgestellt.

    Dass das Ansinnen der Schulleitung aber an sich OK ist, wurde auch festgestellt. Nur muss die Schulleitung dieses Ansinnen auf anderem Wege verfolgen.

    Als schulischer PR würden wir hier vermutlich sogar zu dem Schluss kommen, dass wir die Zustimmung erteilen können. Moebius hat verschiedene Möglichkeiten vorgeschlagen, wie das funktionieren kann, ohne ungewollte Überwachungsmöglichkeiten zu ermöglichen.

    Das Fatale ist ja, dass die Zeit, die SuS sparen, indem sie KI für Hausaufgaben etc. nutzen, dann für sinnloses Gedaddel verwendet wird.

    Das Leben kann nicht nur aus Tik Tok und Burgern bestehen.

    (Videospiele oder was auch immer).

    Ich bin kein Freund von diesem pauschalen Generationenbashing. Ich behaupte, der überwiegende Großteil von Schülerinnen und Schüler hat schon immer nur das Nötigste getan - wobei die Definition dessen, was das "Nötigste" ist, von den Umständen abhängen kann. Wenn man Druck durch das Elternhaus bekommen hat, wenn man hochfliegende Studienpläne hat (bei uns war damals Psychologie immer der Studiengang, dem man nachgesagt hat, dass man überhaupt nicht reinkommt) oder wenn man einfach nur ums schulische Überleben gekämpft hat, kann das auf unterschiedliche Einsatzniveaus herauslaufen. Und das erlebe ich unverändert noch heute so. Die wenige, die aus intrinsischer Motivation mehr als "das Nötigste" gemacht haben, wurden schon zu meiner Schulzeit als Streber beschimpft. Und natürlich haben hat der Großteil der Schüler schon damals alle Möglichkeiten genutzt, um sich Arbeit zu sparen. Hausaufgaben abgeschrieben, in der Oberstufe, als es keine Hausaufgabenkontrollen im dem Sinne mehr gab, dass der Lehrer durch die Reihen ging, haben wir Hausaufgaben auch einfach auf den Kopierer gelegt, um uns das Abschreiben zu ersparen. Referatsthemen von den älteren Geschwistern recyclet etc. Und was habe ich mit der Zeit, die ich dadurch gespart habe, getan? Ja, manchmal habe ich gelesen oder mich mit Freunden getroffen, aber mal ehrlich, ich habe auch viele Stunden unnütz vor MTV verbracht oder am C64 gedaddelt oder später auf meinem 486er Doom gezockt. Ich will damit sagen: Die Schüler heute sind von der Persönlichkeit her gar nicht so anders als wir das damals waren. Sie haben halt jetzt mehr Möglichkeiten, sich das Leben einfacher zu machen und sich die Zeit zu vertreiben. Im Übrigen wissen wir gar nicht so genau, was die Schüler alles so am Handy treiben, im negativen wie im postiven Sinne. Meine Schüler sind politisch deutlich besser informiert als wir das waren, aufgrund von Insta Reels oder TikToks der Kanäle klassischer Medien (Tagesschau; Spiegel). Gleichzeitig sind sie aber gerade deswegen auch anfälliger für Missinformation, weil diese Infos aus qualitativ hochwertigen Medien halt zwischen Videos anderer Kanäle aufploppen. Ein Jugendlicher, der zwei Stunden am Tablet "daddelt" hat vielleicht zwei Stunden doomscrolling hinter sich, oder er hat zwei Stunden lang auf dem Tablet eine Zeichnung erstellt oder ein Video geschnitten oder eine Kurzgeschichte geschrieben. Wir bekommen das alles nur nicht so mit, weil es auf dem gleichen Werkzeug passiert und nicht allein der Ortswechsel vom Schreibtisch zur TV Couch wie früher schon anzeigt, ob man etwas "Sinnvolles" macht oder nur rumgammelt. Das sollten wir uns immer wieder bewusst machen.

    Gestern las ich in einem alten Biologiebuch und dachte nur, ja, nett, aber zu Schulzeiten hätte mich das krass gequält. Hätte mich wirklich interessiert, wie sich Algen vermehren? Vermutlich nicht. Wir konfrontieren die Lernenden oft mit Dingen, die für sie gerade gar nicht aktuell sind und für die sie sich nicht erwärmen können, egal, wie wir uns anstrengen, das interessant zu machen.

    Auch das ist eine Wahrheit, die man nie vergessen darf. Ich nehme an, der Großteil der älteren Kollegen hier im Forum hat ein klassisches Gymnasium durchlaufen. Hier haben die Eltern, als man 9 Jahre alt war, die Entscheidung für die Schulform getroffen und man hat das halt dann neun Jahre durchgezogen, ohne das großartig zu hinterfragen. Irgendwann in der 10. Klasse hat man mal kurz überlegt, ob man nicht mit mittlerer Reife abgehen soll, dann haben die Eltern etwas von Chancen im Leben und späterem Verdienst erzählt und man hat schulterzuckend halt weiter gemacht. Ich übertreibe hier nur mininmal. Ich würde behaupten, die wenigsten haben sich jemals ganz grundsätzlich die Frage gestellt, ob sie sich für den Schulstoff interessieren. Punktuell vielleicht im positiven Sinne, da hat man mal ein Thema oder sogar ein ganzes Fach interessant gefunden, aber zumindest ich habe nie hinterfragt, ob ich Kurvendiskussionen, Redoxgleichungen oder Sprachanalyse interessant finde. Vielleicht mal kurz, ob man das im Leben nochmal braucht, aber doch nicht, ob es interessant ist. Man hat es halt hingenommen, dass man das jetzt lernen muss. So ging es mir und ich weiß, dass es vielen in meinem Umfeld auch so ging, weil wir uns schon häufiger darüber unterhalten haben, dass es schade ist, dass man Bildungsinhalte, die wir jetzt im Alter um die 50 Jahre spannend finden, damals, als sie auf dem Silbertablett serviert wurden, nicht ernster genommen hat als bis zur nächsten Arbeit. Auch das ist heute also nicht anders.

    Was hat das alles mit dem Thema zu tun? Es ist menschlich und völlig normal, Aufgaben, die keine intrinische Freude bereiten, weitestgehend durch Technologie übernehmen zu lassen. Wenn ich wandern gehe, dann ziehe ich gerne mit Karte und Kompass los, weil ich Spaß daran habe, mir das Terrain zu erarbeiten. Wenn ich nach Hamburg fahren muss und dort in der Großstadt ein Ziel finden muss, gebe ich das natürlich ins Navi ein. Ist doch klar, alles andere wäre ja auch doof. Machen wir alle so und ich nehme an, dass Menschen, die nicht regelmäßig aus Spaß an der Freude eine Karte in der Hand haben, vielleicht auch Schwierigkeiten hätten, damit effizient umzugehen (- die Analogie hinkt natürlich, aber ihr wisst, was ich meine -). Müssen die das aber können? Ist das noch eine wichtige Kulturtechnik, wenn es doch Navis und Google Maps gibt?
    Und das gleiche gilt für den Taschenrechner. Natürlich kann ich mehrere zweistellige Zahlen im Kopf addieren, aber wenn ich eine Englischarbeit in der Unterstufe korrigiere und am Ende die Punktzahlen der sechs Aufgaben zusammenrechnen muss, mach ich das oft mit dem Taschenrechner. Ich hab sowieso schon den Kopf voll, es geht (vielleicht ein bisschen) schneller und die Gefahr von Fehlern ist reduziert. Aber natürlich ist es irgendwie klar, dass man trotzdem noch Kopfrechnen können muss.

    Vor dieser Entscheidung stehen wir, halt jetzt drastischer und plötzlicher als sonst: Welche Kulturtechniken sind überholt, weil sie niemand wirklich mehr brauchen wird, und welche sollten wir erhalten, weil sie wichtig sind, um sich handlungssicher in der Welt zu bewegen. Wir sollten diese Hinterfragung schonungslos und ohne falsche Nostalgie betreiben (- "Aber es ist doch sooo schön, Briefe mit der Hand zu schreiben!" -) und darauf aufbauend unsere Lehrpläne und in der Folge unsere Prüfungsformen hinterfragen. Und völlig neu denken.

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