Schwanger vor Dienstantritt

  • Bei meiner ersten Schwangerschaft saß ich bis zur Geburt im Hörsaal. Bei meiner zweiten bis zum Mutterschutz am Schreibtisch. Beides war so unangenehm, aber ich kam nicht auf die Idee, mich krankschreiben zu lassen (hätte mir in der Uni ja auch nichts gebracht). Das war gesellschaftlich einfach nicht üblich. Es kam aus dem Kollegenkreis auch die Aussage: "Schwanger? Ah, dann sehen wir uns erst in ein paar Jahren wieder, ab morgen bist Du dann ja weg (sinngemäß)" Das hat mich irgendwie durchhalten lassen.

    Heute freue ich mich, dass die Frauen da nicht so zurückhaltend sind wie ich, denn mir ging es wirklich schlecht. Im Nachhinein war ich weder arbeits- noch studierfähig. Ich befürchte, ich war da wenig produktiv in dieser Zeit.

    Daher: Wer nie eine Schwangerschaft durchmachen musste, sollte sich vielleicht kein Urteil erlauben.

  • Ja und heute ist es gesellschaftlich üblich, dass man sich ab Bekanntgabe der Schwangerschaft ins Beschäftigungs"verbot" verkriecht. Finde ich auch nicht besser.

    Wie immer gibts auch ein Ausnutzen. Das ist bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall genauso.

  • Danach wird sich erstmal an der Elternzeit und den Zuschlägen erfreut.

    Naja, irgendwer muss das Kind ja betreuen.

    Oder findest du, Kinder sollten nach dem Mutterschutz (6 Wochen nach Geburt, so weit ich mich erinnere) fremdbetreut werden? Ich frage wertfrei.

    Oder ärgern dich die "Zuschläge" - was meinst du? Ich frage auch hier wertfrei.

    Ich war 3 Jahre pro Kind zuhause und habe es sehr genossen.

    Edit: Stimmt nicht, bei Kind 2 war ich nur 2 Jahre und mein Mann ein Jahr, bei Kind 1 waren wir zusammen ein Jahr zuhause.

    Einmal editiert, zuletzt von Magellan (10. Juni 2025 16:20) aus folgendem Grund: d anstatt s

  • An meiner derzeitigen Schule gabs keine schwangeren Kollegen. Ich bezieh mich auf das Davor am Gymnasium. und übrigens auch auf mein privates Umfeld - auch da wird völlig selbstverständlich Hand in Hand von Schwangerschaft und BV gesprochen. Hab den Eindruck, dass man ja evtl. durchaus bis zum Mutterschutz arbeiten könnte, ziehen viele gar nicht erst in Erwägung.

    Auch da sind unsere "Bubbles" mal wieder unterschiedlich. In meinem privaten Umfeld hat bislang genau eine Schwangere ein BV bekommen (gewollt hat sie es nicht, aber akzeptiert): Die älteste Nichte meines Mannes, die an MS leidet, in der Pflege tätig ist und während der Corona-Hochzeit 2020 schwanger war. Deren Gynäkologin hielt es damals mehr als angebracht, dass sie ein BV bekam.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich kann nicht bestätigen, dass schwanger = ab ins BV bedeutet. Weder bei mir noch bei den aktuell Schwangeren im Kollegium ist das so.

    Es hätte mir und dem Baby gut getan, wenn ich zwei, drei Wochen vor dem Mutterschutz zu Hause geblieben wäre, weil die letzten zwei Monate echt mies waren. Habe ich aber nicht und die jetzt Schwangeren ziehen wohl auch bis zum Ende durch, was aber nicht heißen soll, dass das oberste Priorität haben sollte.

    Ja, ich fände es nicht gut, wenn sich eine Frau ohne triftigen Grund ins BV schicken lassen möchte, aber wer bin ich denn, dass ich darüber urteilen kann, ob es berechtigt ist oder nicht? Das steht niemandem von uns zu

  • Grundsätzlich hat sich das schon verändert: An meiner Schule hab ich noch nie einen dicken Bauch im aktiven Dienst gesehen. Allerdings waren in den ersten Jahren auch einfach keine Frauen schwanger. Wir hatten zwischenzeitlich einen Generationenwechsel.

    Warum das so ist, weiß ich natrülich nicht. Geht mich auch nichts an.

    Aber: Auch die Erkältungs-geplagten bleiben schneller zuhause. Darüber bin ich sehr dankbar.

    Das Problem ist eher, dass man erst nach dem Mutterschutz Vertretung ausschreiben darf. Somit hat man womöglich mehrere Monate einen Ausfall ohne Ersatz. Das ist aber ein systemisches Problem und nicht die Schuld der Schwangeren.

  • Das ist aber ein systemisches Problem und nicht die Schuld der Schwangeren.

    Genauso wie bei den Krankschreibungen.

    SYSTEMISCHES PROBLEM.
    Das würde kein logisch denkendes Unternehmen wagen. Selbst im "para-öffentlichen Dienst" der Uni gab es einen Übergabezeitraum bei der Schwangerschaft (also 15 Tage vorm Mutterschutz konnten genutzt werden, keine Ahnung, wie es gewesen wäre, wenn es ein BV gegeben hätte.)

  • Genauso wie bei den Krankschreibungen.

    Da gehts aber immerhin, wenn die Krankschreibung mehr als 4 Wochen beträgt. Auch kurzfristige Mehrarbeit ist möglich. Und klar ist auch: In der Industrie wird auch erst nach einiger Zeit Ersatz gesucht. Nicht jede Krankschreibung wird gleich aufgefangen.

    Aber grundsätzlich ist das ein echtes Sparmodell, das auf dem Rücken der Kollegien ausgetragen wird.

  • Gehört es bei Lehrerinnen doch in der Regel auch. Die meisten laufen doch sofort zum Arzt und genießen erstmal 9 Monate Schwangerschaftsurlaub auf Kosten des Steuerzahlers und der Kollegen, die die Vertretung machen dürfen, während die Stelle natürlich blockiert ist. Danach wird sich erstmal an der Elternzeit und den Zuschlägen erfreut. Ein System, was für mindestens 18 Jahre + 9 Monate gut funktioniert.

    Und wenn man wieder da ist, wird erstmal nahezu minimale Teilzeit gearbeitet und vehement um jede Entlastungs-, Freizeitausgleichs-, Mehrarbeitsminute gefeilscht bis aufs Blut. Und dann hat die Kita wieder zu. Der Rattenschwanz geht unendlich weiter. Gemeinsame Planung, gemeinsames Arbeiten mit solchen Extremfällen nahezu unmöglich, aber mindestens frustrierend. Ich sage ganz bewusst Extremfälle, viele liebe Kolleginnen kriegen es hin, Familie und Beruf so zu vereinen, dass Dritte (in der Regel die männlichen Kollegen) nicht darunter leiden müssen. Sorry, musste ich mal loswerden.

  • Wollen wir noch ein paar Phrasen aus der Klischeekiste holen?

    Ich hätte noch eine: Frauen können nicht einparken. Und ihre Technikkenntnisse beschränken sich auf Waschmaschine und Thermomix, aber erst, nachdem der Mann sie aufgestellt und eingerichtet hat.

  • Ich hätte noch eine: Frauen können nicht einparken. Und ihre Technikkenntnisse beschränken sich auf Waschmaschine und Thermomix, aber erst, nachdem der Mann sie aufgestellt und eingerichtet hat.

    Endlich sagst mal jemand.

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  • Und wenn man wieder da ist, wird erstmal nahezu minimale Teilzeit gearbeitet und vehement um jede Entlastungs-, Freizeitausgleichs-, Mehrarbeitsminute gefeilscht bis aufs Blut.

    Na ja, wer Teilzeit arbeitet, bezahlt buchstäblich seine Entlastungs- und Freizeitausgleichsminuten mit barer Münze. Vor dem Hintergrund, dass das sowieso nie zu 100% gemäß der Reduzierung klappt, ist schon nachvollziehbar, dass sie darum kämpfen.

    Gleichwohl verstehe ich den Frust, wenn man mit TZ Kollegen zusammenarbeitet, die eben nicht wie VZ Kollegen verfügbar sind. Das ist aber nicht deren Schuld, sondern mal wieder ein systemisches Problem.

  • Da gehts aber immerhin, wenn die Krankschreibung mehr als 4 Wochen beträgt. Auch kurzfristige Mehrarbeit ist möglich. Und klar ist auch: In der Industrie wird auch erst nach einiger Zeit Ersatz gesucht. Nicht jede Krankschreibung wird gleich aufgefangen.

    Aber grundsätzlich ist das ein echtes Sparmodell, das auf dem Rücken der Kollegien ausgetragen wird.

    Nicht, wenn die Schule reinrechnerisch noch okay ist. (Ich weiß leider, wovon ich rede. Ich hätte eine Bescheinigung über 6 Wochen Krankschreibung 2 Monate im Voraus haben können. Hätte nichts gebracht.
    Und jetzt bin ich über vier Monate raus, bringt auch nichts.
    Eine Vollzeitstelle durch Mehrarbeit (oder einfach nicht vertreten, die Kurse aufteilen, aufbewahren... und einem sagen "Denken Sie nicht dran, werden Sie gesund, ist alles gut." dieses System kotzt mich an. Sorry.

  • Na ja, wer Teilzeit arbeitet, bezahlt buchstäblich seine Entlastungs- und Freizeitausgleichsminuten mit barer Münze. Vor dem Hintergrund, dass das sowieso nie zu 100% gemäß der Reduzierung klappt, ist schon nachvollziehbar, dass sie darum kämpfen.

    Gleichwohl verstehe ich den Frust, wenn man mit TZ Kollegen zusammenarbeitet, die eben nicht wie VZ Kollegen verfügbar sind. Das ist aber nicht deren Schuld, sondern mal wieder ein systemisches Problem.

    Absolut, das ist ja auch deren gutes Recht. Nur sehe ich eben Tag für Tag, dass es eben auch nicht alles arme, bedauernswerte Leute sind, sondern je nach eigener Einstellung Kalkül dahinter steckt. Und das ärgert mich sehr. Teilzeit im Schuldienst ist einfach nicht 1 zu 1 vergleichbar mit Teilzeit in der Konzernbehörde.

  • Teilzeit im Schuldienst ist einfach nicht 1 zu 1 vergleichbar mit Teilzeit in der Konzernbehörde.

    Und warum eigentlich nicht? Wir reden hier im Forum sehr viel darüber, wie man es vermeiden kann, über die vorgesehene Arbeitszeit hinaus zu arbeiten, wir diskutieren über Arbeitszeiterfassung und über Verfügbarkeit bei Abendveranstaltungen oder in Ferien etc. Wir haben das durchaus berechtigte Anliegen, dass wir für unsere Arbeit bezahlt werden und dass wir Leistung, für die wir nicht bezahlt werden, nicht erbringen müssen. Ebenso dürfte es wohl in der "Konzernbehörde" laufen.
    Warum sollte das bei TZ plötzlich anders sein?

    Und was hat "arm" und "bedauernswert" damit zu tun? Wenn ich heute 20 Millionen im Jackpot gewinne und in der Folge meine Stundenzahl auf 50% reduziere, habe ich ebenso Anrecht darauf, dass ich meine "Entlastungs- und Freizeitausgleichsminuten" bekomme wie andere, die aus dringender Notwendigkeit reduzieren. Ich zahle ja dafür.

    Wie gesagt, ich kann den Frust durchaus verstehen: Es ist eine deutliche Belastung in Arbeitsgruppen und Teams, auf die Verfügbarkeit von TZ-Kräften Rücksicht nehmen zu müssen. Das erlebe ich auch selbst und es ist anstrengend und nervig. Aber es ist NICHT die Schuld der TZ-Kollegen.

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