Beiträge von WillG

    Und ich meine eben, wenn der Prompt die persönlichen Probleme der TE hier, oder des Steuerzahlers, der ein Anliegen beim Finanzamt hat, oder des Schülervaters, der um ein Gespräch bittet, konkret enthält, dann ist es immer noch persönlicher Austausch, auch wenn die KI den Brief verfasst hat.

    Letztlich ist es vielleicht auch wieder eine Frage der Grenzziehung. Nehmen wir mal verschiedene Szenarien bei einer Email von Eltern:

    • Der Akademiker, der aus Bequemlichkeit KI nutzt, statt selbst zu schreiben.
    • Der Akademiker, der nach einem harten Tag einfach platt ist und heute nicht mehr selbst schreiben möchte.
    • Der Fließbandarbeiter, der nach einem harten Tag einfach platt ist und heute nicht mehr selbst schreiben möchte, weil es ihm auch einfach schwer fällt, solche Briefe zu schreiben.
    • Der Fließbandarbeitet, der zwar heute frei hat und Zeit hätte, de es aber einfach schwer fällt, solche Briefe zu schreiben.
    • Der alleinerziehende Vater von drei Kindern, der überhaupt nicht weiß, wo ihm der Kopf steht, und deswegen dankbar zur KI greift.
    • Der Vater mit Migrationshintergrund, der kaum Deutsch spricht, aber gerne eine ordentlichen Brief formulieren möchte.
    • Der Vater mit Migrationshintergrund, der zwar recht gut Deutsch spricht, dem aber die Schriftsprache noch Mühe bereitet.

    Ist es bei irgendwem in dieser Liste okay, die KI zu verwenden? Und wo zieht man die Grenze?

    Der Berg im Hintergrund links könnte vielleicht der Eiger sein. Der zweite Berg wäre dann logischerweise der Mönch.

    Ja, ganz genau. Kannst du noch den Ort benennen, eigentlich nur ein Bahnhof und ein Hotel. Ansonsten kannst du auch gerne direkt weitermachen.

    Aber ein Liebesbrief oder ein persönliches Entschuldigungsschreiben von ChatGPT? Ich nehme mal Extrembeispiele, ich würde weder Liebe noch eine Entschuldigung anerkennen, sondern das Gegenteil annehmen (mich "veräppelt fühlen"), wenn nicht sogar angelogen.

    Ich fände es schade, wenn diese Mode hier um sich greift, ich stelle bei mir fest, dass ich auf lange wohlformulierte Erstbeiträge nicht mehr antworten möchte, sondern lieber abwarte.)

    Du beschreibst viele persönliche Sichtweisen. Das ist natürlich okay. Das hier ist ein Forum, in dem wir uns alle freiwillig und während unserer Freizeit aufhalten. Selbstverständlich darfst du eine Meinung dazu haben, auf welche Weise sich User hier äußern. Einen Liebesbrief von ChatGPT bräuchte ich jetzt auch nicht. Ob ich mich veräppelt oder angelogen fühlen würde? Keine Ahnung, ich glaube, das hängt stark davon ab, was ich von der Person weiß. Wenn ich weiß, dass die Person angemessen schreiben und formulieren könnte, dann wäre ich vielleicht auch wenig begeistert. Wenn ich wüsste, dass sie damit halt echt Probleme hat und bei aller Mühe nichts Ordentliches herauskommt, wäre das vielleicht anders.
    Aber das ist auch eine sehr persönliche Form der Interkation. Das ist so ein Forum ja nun gerade nicht. Ich würde sagen, die Kommunikation hier ist eher vergleichbar mit einem Behördenschreiben - man schreibt an jemanden, von dem man etwas möchte (hier: Hilfe, Rat, Unterstützung) und den man nicht kennt. Und in solchen Situationen setzt du ja auch KI ein.

    , ich habe in der Schule gelernt, dass ich nicht seitenweise aus anderen Büchern zitieren darf, selbst wenn ich die Quelle angebe, was hier nicht gemacht wurde. Politiker haben später wegen Plagiat ihren Doktortitel verloren.

    Absolut, aber das hier ist weder eine wissenschaftliche Arbeit noch eine Doktorarbeit. Stell dir vor, der Mitarbeitet im Finanzamt liest den Schreiben, das du mit Hilfe der KI erstellt hast, und verweigert es, dir zu helfen, weil dein Schreiben ein Plagiat darstellt.


    Ich verstehe schon, was du meinst. Auf dich wirkt es nicht seriös und du befürchtest, dass ein reines Troll-Posting sein könnte. Das kann auch sein, ich will mich für die TE gar nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen. Ich meine nur, die Tatsache alleine, dass sie vermutlich mit KI gearbeitet hat, reicht aus meiner Sicht für den Verdacht nicht aus, weil viele halt Schwiergkeiten mit dem Schreiben von Texten haben - oder einfach keine Freude daran. Auch diese Art des Doppelpostings ist nicht unbedingt ein Hinweis, da oft die Verzweiflung so groß ist, dass es zu solchen wirren Threads kommt. Schau nur in den Nachbarthread, wo auch lange nicht so ganz klar wurde, was eigentlich das Problem der TE genau ist (- hätte sie mal mit KI gearbeitet :pfeifen:)
    Aber ja, zusammen genommen entsteht vielleicht schon ein Beigeschmack.

    Und ich wollte nicht sagen, dass alle MINTler Analphabeten sind. Eher in Bezug auf Bolzbolds Hinweis, dass man von Lehrkräften erwarten kann, dass sie gut formulieren. Das ist halt meiner Erfahrung nach gar nicht unbedingt immer der Fall. Und bei den Fällen, die das nicht können, sind nach meiner anekdotischen Erfahrung mehr MINTler als Sprachler, was ja auch irgendwo logisch ist.

    Verhältnismäßig gute Leistungen bayerischer SuS könnten auch damit zusammenhängen?:

    Vielleicht indirekt. Ich glaube aber, dass der Hauptgrund für die "guten Leistungen" bayerischer Schüler die gnadenlose Selektion ist, die in Bayern durchgezogen wird. Es ist halt einfacher, konstant hohes Niveau zu halten, wenn ich die Lerngruppen maximal homogen halte. Ob das auch das Menschenbild ist, das man möchte, ist dann wohl ein anderes Thema.

    In einem guten Team, einer guten Fachschaft, einem guten Kollegium läuft das so.

    Ja, na klar, wenn die Fachschaft nicht funktioniert, ist es natürlich nervig.
    Aber ich würde argumentieren, dass es nicht den Ansatz an sich sinnlos macht.

    Ihr habt auch Respizienz und Regelbeurteilung und denkt, das wäre normal. Da wundert es mich jetzt nicht, dass dich auch Vergleichsarbeiten nicht stören.

    Ich weiß nicht, ob da ein direkter Zusammenhang besteht.
    Ich finde übrigens durchaus grundsätzlich gar nicht verkehrt, dass es gewisse Kontrollmechanismen gibt, statt Menchen mit Anfang 30 auf Lebenszeit zu verbeamten und dann über 30 Jahre lang nicht mehr mitzubekommen, was sie so treiben.

    Wenn ich die Wahl hätte, würde ich natürlich trotzdem auf Respizienz und Regelbeurteilung verzichten.

    Wie gesagt, Abstimmungsaufwand muss das nicht unbedingt heißen. Der Regelfall ist bei uns eine Email, die jemand schreibt und ein "Daumen hoch", wenn man sich am nächsten Tag im Lehrerzimmer über den Weg läuft.

    Na, ob es Gängelung ist oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, wie viel Micromanagement betrieben wird. Bei uns ist das sehr üblich in jedem Jahrgang ab Klasse 10 eine solche "Vergleichsarbeit" zu schreiben. Da macht halt einer einen Vorschlag, es gibt kurz Rückmeldungen und dann steht das Ding. Das erspart jetzt nicht viel Arbeit, Mehrarbeit ist es jetzt aber auch nicht. Der Trick ist halt, das früh genug zu machen. Es ist aber immer wieder Anlass, im Gespräch - nicht bei eigenen Terminen, sondern wenn sich Gespräche ergeben - darüber zu reden, welche Schwerpunkte man setzt, wie man Arbeiten gestaltet und wie man den Erwartungshorizont aufbaut. Das ist schon deutlich konkreter, halt direkt am Beispiel, als sich mal zusammenzusetzen und einen Fachschaftsaustausch zu erwarten.

    Ich sehe da jetzt inhaltlich nicht das große Problem, er provoziert mich jetzt auch nicht weiter zu Unwille oder Unlust. Wenn jemand nicht mitmacht, ist mir das erstmal auch egal. Interessant ist hingegen die Frage, die Plattenspieler oben aufgeworfen hat, ob nämlich die Schulleitung sowas erzwingen kann.

    Wenn der Sinn darin besteht, die Kollegen dazu zu bringen, sich mal über Prioritätensetzung bei der Stoffauswahl, über die Gestaltung (Umfang, Fragestellung) von Arbeiten und über Vorgehen bei der Korrektur auszutauschen, finde ich das überhaupt nicht "völlig sinnlos". Eine Vergleichsarbeit muss ja nicht zwingend das Ziel verfolgen, die Prüflinge zu vergleichen.

    Wenn wir Lehrkräfte Mühe hätten, eigene Texte zu formulieren oder das bei künftigen LehrerInnen-Generationen zu einem Problem werden sollte, dann können wir uns auch allesamt durch Maschinen ersetzen lassen - das ist ja eine der Ursuppen von Dystopien.

    Ach, das sagst du aus Perspektive deines philologischen Hintergrunds. Ich habe viele MINT-Lehrer erlebt, die kaum oder nur mit Mühe in der Lage sind, einen kohärenten Text zu verfassen. Wir hatten das doch neulich in der Diskussion, welches Studium schwieriger ist. Letztlich geht es immer um persönliche Vorlieben und Begabungen.

    Es würde mir im Traum nicht einfallen, für einen Forumsbeitrag oder einen Email die KI zu öffnen und einen Prompt zu formulieren. Da bin ich schneller, wenn ich den Text selbst formuliere und dann bin ich auch zufriedener damit. Aber ich habe durchaus für einfache Berechnungen schon die KI genutzt, für die ich einfach zu faul war. Da hätten vielleicht die Mathekollegen den niedergang des deutschen Abendlandes ausgerufen.

    Die Verfügbarkeit von KI ist eine Realität, an die wir uns gewöhnen müssen. Menschen, die Mühe damit haben, Texte zu verfassen, oder die einfach keinen Spaß daran haben, benutzen natürlich die KI. Daran ist auch gar nichts auszusetzen, das ist wie die Rechtschreibprüfung bei Word. Wir sind es nur noch nicht gewohnt.

    Der Unterschied besteht meiner Meinung nach auch nicht darin, ob die Verwendung einer KI angezeigt wird oder nicht. Das ist mir letztlich egal. Der qualitative Unterschied besteht darin, wie sehr die KI mit persönlichen, individuellen Infos gefüttert wurde.

    Einen Text auf Basis des Prompts "Verfasse einen Forumsbeitrag für ein Lehrerforum aus Sicht eines überforderten Berufseinsteigers, der um Rat bittet" braucht hier niemand. Ein Text auf Basis eines Prompts wie "Als Berufseinsteiger im Lehramt für XY habe ich folgende Probleme: Überforderung im Umgang mit der Klasse, Kollegium sind Einzelkämpfer, Schulleitung ist unfair, Schüler mögen mich nicht, Eltern machen mir Druck und mein Freund findet ich hab zu wenig Zeit. Verfasse einen Forumsbeitrag für ein Lehrerforum, der diese Probleme deutlich darstellt und um Rat bittet" ist da schon etwas anderes.

    Du brauchst halt breite Schulter. Lass nicht zu, dass die Schüler euch gegeneinander ausspielen.
    Wenn deine Schüler fragen, warum sie Thema XY in der Vergleichsarbeit machen musste, und die andere Klasse das andere Thema, das ja bestimmt so viel einfacher ist, zuck mit den Schultern und sag, dass der Kollege sicherlich gute Gründe für seine Entscheidung hatte.
    Wenn deine Klasse fragt, warum die andere Klasse ins Schwimmbad darf und sie nicht, zuck mit den Schultern und sag, dass der Kollege vielleicht andere Qualifiktionen hat, du aber halt mit ihnen nicht gehn darfst. Lass dich dich nicht auf Diskussionen ein.

    Ja, da wiederum bin ich ganz bei dir.

    Sinnvoll und wünschenswert wäre eine ehrliche Arbeitszeiterfassung, idealerweise mit einer speziell auf den Lehrerberuf zugeschnittenen App auf dem Diensthandy. Leider ist es sehr unrealistisch, dass es so kommen wird. Die Arbeitszeiterfassung wird solange rausgezögert, wie es nur geht, dann werden - so zumindest meine Prognose - Lehrkräfte aufgefordert, wöchentlich ihre Arbeitszeit in irgendwelchen Exceltabellen einzutragen, die dann über die Schulleitung bei irgendwelchen übergeordneten Behörden zusammenlaufen. Natürlich wird in den Kollegien niemand Lust haben, die Arbeitszeit auf diese Weise korrekt zu erfassen, und 90% der Lehrkräfte wird diese Wochenstundenzahl, bei der man dann die Ferien vorgearbeitet hat, eintragen, also 47,5 Stunden oder was auch immer. Die Kultusministerien werden medienwirksam sagen, dass offenbar alles passt, weil auf wundersame Weise fast alle Lehrkräfte genau im Soll sind und nichts wird sich ändern - weder an der Gesamtarbeitsbelastung noch an der ungleichen Verteilung zwischen Standorten, Schulformen etc.

    Oder indem man das Schulrecht anpasst, auf das das Jobleben vor der Klasse erleichtert wird.[...]

    Ich empfinde jedenfalls allein schon die Fragestellung: "Was mache ich, wenn der Schüler, den ich des Unterrichts verwiesen habe, nicht geh?" als total daneben.

    Was würde dir denn vorschweben? Die Erlaubnis, den Schüler mit Gewalt aus der Klasse zu zerren und ihn im Treppenhaus mit Handschellen ans Geländer fesseln zu dürfen?

    Ich finde die ganze Abordnerei unmöglich. Wenn in bestimmten Regionen niemand arbeiten will, muss das Arbeiten dort eben attraktiver gemacht werden - entweder über regionale Zulagen oder über abgesenkte Deputate.

    Ich hätte natürlich auch keine Lust, gegen meinen Willen an eine Problemschule abgeordnet zu werden.
    Ehrlichweise muss man aber auch sagen, dass "die ganze Abordnerei" halt auch Teil des Beamtendeals ist. Wir erkaufen uns unsere Beamtenpriviligien damit, dass der Staat über uns in diesem Umfang verfügen kann, deshalb muss er unattraktive Schulen nicht über regionale Zulagen oder abgesenkte Deputate attraktiver machen.

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