Also wenn der 18. jährige Schüler bei der 10er Abschlussfahrt auf der anderen Straßenseite steht und trinkt und dann, statt sich so zu stellen, dass ich es nicht sehe, fröhlich rüberwinkt und sagt, dass er das darf.
Wenn ein Schüler so drauf ist und bewusst provozieren möchte, ist das Bier, das er da gerade in der Hand hält, vermutlich das geringste Problem. Ich habe die Erfahrung gemacht, je "schärfer" man auftritt und je höher man die Regeln hängt, desto mehr proviziert man wiederum von Lerherseite entsprechendes Verhalten. Ich muss aber auch sagen, dass ich meistens mit Oberstufenkursen unterwegs bin.
(Ich melde mich immer schon für die Oberstufenfahrten, damit keiner auf die Idee kommt, dass ich doch mal das Schullandheim begleiten könnte.)
Als Berufsanfänger war ich mal als Begleitung einer älteren, erfahreneren Lehrkraft auf Klassenfahrt mit der Oberstufe in London. Die Ansage war, dass sie machen (=trinken) können, was sie wollen, solange sie um 1 Uhr im Hostel sind. Das war vor 20 Jahren, als generell noch mehr getrunken wurde. Meine Herren, was da an alkoholisierten Jugendlichen herumgefallen ist, war nicht mehr schön. Das war mir alles zu krass.
Eine Fahrt nur wenige Jahre später war ich dann schon der "erfahrene Kollege" (ha ha ha), und die junge Kollegin, deren Kurs ich begleitet habe, war sehr unsicher. Ich ja eigentlich auch noch, also haben wir eine ganz harte Schiene gefahren. Absolutes Alkoholverbot, Aufenthalt auf den Zimmern ab 23 Uhr etc. Natürlich gab es Verstöße und wir haben uns in unserer Naivität nicht anders zu helfen gewusst als immer weiter zu eskalieren: Zimmerruhe noch früher, noch weniger Freizeit. Eine furchtbare Fahrt, für alle Beteiligten.
Inzwischen mache ich es anders. Ich kommuniziere bereits im Vorfeld immer mal wieder, dass auf einer Schulveranstaltung natürlich Alkoholverbot gilt. Dass ich da auch gar nichts machen kann, da es halt rechtlich vorgeben ist und ich leider bei einer Schulveranstaltung auch für Volljährige verantwortlich bin. Und dass es mir ja auch lieber wäre, wenn das nicht der Fall wäre.
Vor Ort verwende ich bewusst eine andere Formulierung; ich sage dann deutlich, dass ich niemanden betrunken sehen möchte. Ich thematisiere die unterschiedliche Wortwahl nicht, gehe aber davon aus, dass Gymnasiasten das einschätzen können. Wenn ich doch mal Schüler zufällig in der Freizeit bei einem Bier sitzen sehe, muss ich entweder nicht immer alles sehen, was ich sehe, oder, wenn ich ihnen halr direkt über den Weg laufe, gehe ich hin und erkläre kurz, nochmal warum es eigentlich ja ein Alkoholverbot gibt, ohne große Show. Dann sage ich, dass ich davon ausgehe, dass es bei dem einen Bier bleibt und gehe und lasse sie bei ihrem Bier sitzen. Klappt meistens ganz gut. Seit Jahren (!) hatte ich keinen Fall mehr, wo Schüler deutlich betrunken waren oder sich fehl verhalten haben. Und die Stimmung auf den Fahrten ist deutlich entspannter. Für alle Beteiligten.
Zur Ausgangsfrage: Ich hatte noch nicht den Fall mit Mietwägen, aber durchaus dass Schüler bei Auslandsfahrten im Rahmen der Freizeit in Stadtviertel wollten, die nicht besonders sicher schienen. Auch da hat sich im offenen Gespräch mit einer transparenten Begründung klären lassen, warum das keine gute Idee ist. Allein schon, indem man mal die U-Bahn-Verbindung durchgegangen ist und An- und Abreise durchgerechnet hat. Ich denke auch, bei einem Mietauto wäre da bei den Kosten schon schnell Schluss.