Beiträge von WillG

    An unserer Schule hatte ein Elternvertreter danach gerichtlich durchgesetzt [...]

    Das ist halt die andere Seite der Geschichte (- ich beziehe mich auf meinen Frust in Bezug auf die Prioritätensetzung des Dienstherrn, den ich im Klassenfahrtthread artikuliere): Die Prioriätensetzung des Dienstherrn geht natürlich zum Teil auch darauf zurück, dass die Elternschaft klagefreudiger geworden ist. So ergibt es sich dann auch, dass Betreuung vor Unterricht geht, dass Datenschutz vor Digitalisierung etc.

    Auch die Probleme mit der Stellenbesetzung etc. haben ganz viel mit klagefreudigen Bewerbern zu tun.

    Das war früher anders, als man häufiger halt einfach hingenommen hat, was Behörden und Beamte so tun - wobei ich jetzt nicht sagen möchte, dass das eine oder das andere besser wäre.

    Danke für die Erläuterung.

    Die Pädagogischen MitarbeiterInnen in Niedersachsen sind zum Teil zusätzliche Kräfte an der Grundschule, die mittags 1 Stunde Betreuung übernehmen (Verlässlichkeit) oder die Stunden als Vorrat als Pool haben, die sie als Betreuung in die Klassen gehen, sozusagen als Vertretung (Vertretungskonzept) oder im Ganztag eingesetzt sind, wenn die Schule dies

    Das finde ich erstmal einen guten und richtigen Ansatz. Leider zeigt alles, was du danach schreibst, wie wenig wichtig es dem obersten Dienstherrn ist, dass der Bildungs- und Erziehungsauftrag richtig und sinnvoll umgesetzt wird, wenn es um Geld geht. Vor allem, dass die PMs häufig mit prekärer Bezahlung abgespeist werden und dass man deshalb in der Regel nur minderqualifizierte Bewerber um die Stellen hat, zeigt ja sehr deutlich, wo hier die Prioritäten liegen.

    Ich sehe es dann aber ehrlich gesagt nicht als Aufgabe der Lehrkräfte an, diesen mangelnden Willen des Dienstherren durch eigene Mehrarbeit auszugleichen.

    Ich sehe das Durchführen von Klassenfahrten als eines der geringeren Übel im unterfinanzierten Schulsystem. Klar, wo keine Kolleg*innen sind, die das machen wollen, sollen sie nicht stattfinden. Aber die meiste unsinnige überflüssige Mehrarrbeit steckt woanders.

    Ich sehe das genau umgekehrt. Klassenfahrten sind der Posten, den ich - hier in Bayern, wo sie dienstpflicht sind und wo die Kosten übernommen werden - nicht einfach ablehnen kann und wo ich nur sehr bedingt selbst den Arbeisteinsatz reduzieren kann. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sich Nächte am Flur um die Ohren schlagen, aber wenn ich halt nachts wach werde, weil es laut ist, dann muss ich irgendwie schon reagieren. Bei anderen Aufgaben, außerhalb der Klassenfahrt, kann ich Aufgaben einfacher nicht oder weniger gründlich erledigen.

    Und je nach Art der Fahrt sehe ich Klassenfahrten als den Posten, bei dem man einfacher Aufgaben outsourcen könnte - je nach Art der Fahrt. Bei Korrekturen und Unterrichtsvobereitung ist es eher schwierig, diese anderen zu übertragen, aber die Programmgestaltung einer Unterstufenfahrt ins Schullandheim? Klar würde das gehen.

    Und die Sache mit den Kolleg*innen, die das machen wollen, ist halt wie bei all diesen Baustellen im Schulsystem: einerseits muss das jeder für sich entscheiden, andererseits wird sich halt nie was ändern, solange es Kolleg*innen gibt, die es machen. Gilt auch für die private Anschaffung von Unterrichtsmaterialien, technischen Geräten etc.

    Und besonders schwierig wird es, wenn es Kolleg*innen gibt, die freiwillig auf Klassenfahrt fahren, obwohl es in ihrem Bundesland eigentlich keine Dienstpflicht ist, sich bei anderen, verpflichtenden Aufgaben aber dann darauf berufen, dass sie ja schließlich schon auf Klassenfahrt waren und ja wohl nicht alles machen können. Im Prinzip haben sie ja Recht damit, aber es ist halt genau deswegen nicht so einfach, dass halt einfach jeder das machen soll, was er mit sich selbst vereinbaren kann.

    Kann man nicht einfach mal festhalten:

    Alle hier wollen eine Verbessertung der Arbeitsbedingungen, nicht nur, was Klassenfahrten angeht.

    Ja, das kann man festhalten. Nur dass halt der Dienstherr von sich aus nie auf die Idee kommen wird, für so eine Verbesserung der Rahmenbedingungen Geld in die Hand zu nehmen, wenn er das, was er möchte (hier: Klassenfahrten) auch kostenneutral bekommen kann, weil es Schulleiter gibt, die wegen des Leuchtens in den Augen der Kinder oder wegen ihrer Angst vor den Eltern, Druck auf die Kolleg*innen ausübt, die Mehrarbeit einfach so hinzunehmen.

    Oder wenn es halt Kolleg*innen gibt, die es aus den gleichen Gründen auch ohne Druck einfach machen.

    Dass Klassen- und Studienfahrten ein sinnvoller Beitrag zum Bildungs- und Erziehungsauftrag sind, würde ich glauben auch ohne dafür Studien vorgelegt zu bekommen. Auch aus der eigenen Erfahrung heraus.

    Und ja, auch als Student wusste ich schon, dass es Teil meines Jobs sein würde.

    Aber ich sehe das dennoch so wie viele andere, u.a. O. Meier und @karuna: Das alles ist kein Grund, schlechte Arbeitsbedingungen einfach so hinzunehmen. Wenn es so wichtig ist und wenn es ein so integraler Bestandteil des staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrags ist, dann muss dafür eben auch Geld in die Hand genommen werden. Und damit meine ich nicht nur die absolute Selbstverständlichkeit, dass die Fahrtkosten des Personals übernommen werden, sondern auch - so wie fossi74 das schon angedeutet hat - dass es ausreichend Personal für einen Betreuungsschlüssel gibt, der unbezahlte Mehrarbeit unnötig macht. Dass es ausreichend Verwaltungspersonal gibt, das mir den zusätzlichen Orgaaufwand (Buchung, Kontoführung, Abrechnung) abnimmt etc, damit ich mich auch vor und nach der Klassenfahrt auf meine Kernaufgaben konzentrieren kann und Unterricht und Beratung nicht darunter leiden, dass ich Zahlungseingänge überprüfen, Programmpunkte recherchieren und buchen, Abrechnungen machen etc. muss.

    Wenn es so wichtig ist, dann gibt es in den verschiedenen Regierungsbezirken, Schulamtsbezirken etc. vielleicht sozialpädagogisch oder erlebnispädagogisch geschultes Personal, das man für die Mitfahrt abrufen kann, um die Lehrkraft entsprechend während der Fahrt zu unterstützen.

    Tom123 du schreibst immer von PMs, von so etwas habe ich noch nie gehört und ich kenne auch keine (weiterführende) Schule, die so etwas hat, aber das scheint ja irgendwie schon mal in diese Richtung zu gehen.

    Also, ja, ich sehe den Mehrwert von Klassenfahrten, aber ich sehe irgendwie nicht, dass die Landesregierungen oder die Kultus- bzw. Finanzministerien den Mehrwert ebenso sehen. Für die ist es halt nur ein Mehrwert, wenn er sich durch die Mehrarbeit des Lehrkräfte tragen lässt, im Zweifelsfall halt auf Kosten von anderen Arbeiten, die vielleicht bei den Eltern (=Wähler) nicht so gut ankommen.

    Oh, wow, ich hätte jetzt gewettet, dass eins von beiden ist. Ich hab aber echt auch keinen besonders geschärften Blick auf Architektur.

    Jetzt bin ich aber mal gespannt, was die Lösung ist - nicht ausgeschlossen, dass ich da auch schon stand und in meinem Kopf alle Häuser der Gegend verschwinden zu "irgendwas mit Shakespeare", auch wenn es gar nichts mit ihm zu tun gab. Gab den ja eh nicht wirklich :zahnluecke:

    Es ist aber noch ein Unterschied zwischen Märtyrerhaltung und angemessenen Forderungen. Beispielsweise Abschlussfahrten. Wenn es üblich ist, dass man am Ende der 4. Klasse auf Klassenfahrt fährt und alle Klassen fahren auch und nur eine Klasse muss ohne guten Grund zu Hause bleiben, weil die Lehrkraft nicht möchte, ist das schon doof.

    Das mag "doof" sein, aber diese rein subjektive Einschätzung ist relativ egal, wenn euer Bundesland hier der Lehrkraft die Entscheidung überlässt. Eine Schulleitung, die hier moralischen Druck aufbaut, weil sie nicht stark genug ist, um ungehaltene Eltern auf die gesetzliche Regelungen zu verweisen, hat meiner Ansicht nach den falschen Job. Zumal letztlich die Lehrkraft die erste Anlaufstelle sein dürfte.


    Ansonsten möchte ich zu deiner Auffassung, dass das "doof" ist deine eigene Frage an dich zurückgeben:

    Gibt es denn irgendeine Rechtsgrundlage oder Gerichtsurteile, die deine Auffassung bestätigen?

    Also, der Ort ist der Norden der Insel? Oder ist die Insel im Norden?

    Mit meinem fachmännisch germanistisch-anglistisch geschultem Blick meine ich nämlich eher südländische Vegetation zu erkennen und würde dann auf die Kanaren tippen. La Palma?

    Die meisten Menschen haben nämlich Ideen und machen auch, wenn man ihnen die Verantwortung gibt und zwischendurch sogar mal "Danke" sagt.

    Das ist halt etwas, was vor allem deswegen zu wenig gelebt wird, weil viel Schulleitungen zu viel Angst haben, die Zügel auch mal aus der Hand zu geben. Und dann werden sie von den alltäglichen Aufgaben so eingespannt, dass sie keine Luft mehr für Schulentwicklung haben und am Ende geht gar nichts voran, weder die Ideen der Schulleitung und schon gar nicht die Ideen des Kollegiums. Und dann verpufft jede Motivation und jeder Drive, etwas Großartiges auf die Beine zu stellen. Das habe ich auch schon genau so erlebt.

    Was dann bleibt sind Schulleitungen, die panisch auf ihre profillose Schule blicken und übereilt irgendwelche Vorgaben machen, damit man wenigstens irgendwas vorweisen kann. So werden die schwarzen Petr*innen wirklich an das Kollegium abgegeben.

    Der Rotkopfsmiley ist hier meiner Ansicht nach nicht angebracht. Ich reise selbst gern und viel, finde aber die "moralische Überlegenheit", die von vielen Vielreisenden (- ich meine jetzt nicht hier im Forum, sondern generell -) für arrogant und selbstherrlich. Jeder gestaltet sein Leben so, wie er es mag und entscheidet sich entsprechend für Reisen und/oder Familie und/oder Häuslichkeit etc. Ich finde auch, dass die Auswahl der Reisziele nichts sein sollte, für das man sich rechtfertigt, der findet es halt gut, immer was anderes zu sehen, der andere mag es lieber, jahrelang in den gleichen Ort zu fahren, und den genau zu erkunden und zu kennen.

    Rechtfertigungsdruck ergibt sich eher aus ökologischer Sicht für Menschen, die viele Fernreisen machen, aber das Thema hatten wir ja kürzlich schon.

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