Wie bereitet ihr Unterricht vor? Versteht ihr das Thema immer 100%ig? [...]
Wie viel Zeit steckt ihr in die Unterrichtsvorbereitung? Wie plant ihr Unterricht effizient?
Ich kenne mich in deiner Schulform nicht aus, deswegen weiß ich nicht, wie brauchbar die folgenden Gedanken sind.
In Englisch ist es so, dass der Sek.2-Lehrplan immer wieder Themen vorsieht, die eigentlich nur sehr bedingt mit dem Fach zu tun haben. Das sind dann so Dinge wie Climate Change, Cloning etc.
Bei diesen Themen verstehe ich natürlich nicht alles. Ich verstehe, wenn ich sie zum ersten Mal unterrichte, sogar manchmal relativ wenig. Und klar lese ich mich dann ein, aber nicht in der Form, dass ich mir ein 500-seitiges Genetiklehrbuch reinpfeife, das ich ja sowieso nicht verstehe. Bei der Materialsuche stößt man auf Texte, Filme, Grafiken etc., die man dann vielleicht nicht im Unterricht verwenden kann, für die ich mir aber dann doch ein wenig (!) mehr Zeit nehme, um einen Überblick bekomme. Und wenn dann doch mal eine Schülerfrage kommt, die ich nicht beantworten kann, oder wenn mich Schüler auf einen inhaltlichen Fehler hinweisen? Dann erkläre ich ihnen, dass ich eben kein Biolehrer bin und das Thema nach bestem Wissen und Gewissen unterrichte. Im nächsten Durchgang passe ich es dann an, brauche aber schon deutlich weniger Zeit.
Etwas anders sieht es aus, wenn mir ein Thema unterkommt, das durchaus zu einem Fachgebiet gehören würde. Sagen wir, ich müsste plötzlich South Africa unterrichten: nie etwas dazu gemacht, noch nie dagewesen. Aber hier würde ich etwas mehr Zeit investieren, denn natürlich gehören englischsprachige Länder, ihre Kultur, Geschichte etc., zu meinem Fachgebiet. Das fände ich aber keine allzu große Belastung, weil es mich auch interessieren würde.
Aber auch hier bliebe ich entspannt, wenn ich mal etwas nicht wüsste.
Zur Frage der Dauer der Unterrichtsvorbereitung: Ich brauche dafür nicht mehr sehr viel Zeit. Auch hier geht es darum, die Ansprüche deutlich herunterzuschrauben. Wenn du inhaltlich halbwegs (s.o.) fit bist und eine Repertoire an Standardmethoden für dein Fach parat hast, geht das oft in wenigem Minuten oder tatsächlich beim Überschreiten der Türschwelle.
Zum Beispiel: Ob ich jetzt Emilia Galotti oder Iphigenie auf Tauris lese, ich hab ein Arbeitsblatt zum Aufbau des Dramas nach Gustav Freytag, das ich aus dem Ordner ziehen kann. Eine Figurenkonstellation kann ich mithilfe von Standbildern etc. zu beiden Dramen machen. Die Schüler können Figuren charakterisieren und dann "casten", mit welchen Schauspielern sie die Rolle besetzen würden (mit Begründung) etc. etc. etc.
Das ist alles nicht besonder kreativ, aber es passt für beinahe jede Lektüre. Solange ich selbst die Lektüre gründlich kenne und auch inhaltliche und motivliche Zusammenhänge verstanden habe, kann ich solche Stunden quasi ohne Vorbereitung machen. Und selbst wenn es mal nicht klappt, kann man daraus was lernen. Ich habe die Schüler auch schon mal versuchen lassen, den geschlossenen Dramenaufbau bei Woyzeck nachzuweisen. Daraus, dass sie sich nicht einig wurden, sind wir ganz schnell zum offenen Drama gekommen.
Was ich sagen will: Überlege dir, was du bereits alles an Methoden und Materialien hast, die umfassend einsetzbar sind. Dann komm von dem hohen Anspruch runter, alles müsse kompetenz- und handlungsorientiert sein. Denk an dich! Du kannst wirklich nicht jeden retten, also rette wenigstens dich selbst!