Beiträge von dasHiggs

    Ich denke, es ist auch ein Unterschied, ob man wie ich an einer einschlägigen Reichenschule arbeitet, wo die Kinder in Porsche/SUV-Kolonnen zur Schule gebracht werden oder in einem sozial schwacheren Umfeld. Ich werde tagtäglich mit der wachsenden sozialen Schere zwischen Akademikern konfrontiert und frage mich, welche Arbeitgeber solche Lebensstandards finanzieren.

    Wie kommst du darauf, dass du in der "freien Wirtschaft" eine ähnliche Karriere hingelegt hättest wie die Eltern, die ihre Kinder im Porsche zu euch bringen?


    Ich bin als Seiteneinsteiger mit Mathematik und Physik ja am ehesten noch jemand, dem das gelingen könnte und würde nie im Leben darauf vertrauen, dass ich sowas erreichen würde. Und selbst wenn, dann nur mit deutlich höherem Aufwand als im Lehramt.

    Das war einmal. Seitdem aber die Reallöhne der Beamten und der meisten Angestellten in der freien Wirtschaft in den letzten 30 Jahren signifikant zugunsten der freien Wirtschaft auseinanderdividieren, gilt Lehrer nicht mehr als Aufstiegsberuf.

    Du hast ein völlig falsches Bild davon, was man planbar in der "freien Wirtschaft" verdienen kann. Bei den allermeisten Fakulten liegt der Verdienst in der "freien Wirtschaft" deutlich unter dem, was man als Beamter, womöglich noch mit Familie letztendlich raus hat.

    Ich schreib deshalb planbar, da man als angehender Lehrer gut abschätzen kann, wo man am Ende finanziell steht. Das ist bei einer Karriere in der "freien Wirtschaft" anders. Bis auf einen Kumpel (der Typ ist halt auch einfach ein Brain) verdienen meine anderen ehemaligen Kommilitonen schlechter als ich, bei deutlich mehr Stunden pro Woche.

    EDIT: Vielleicht habe ich deinen Beitrag auch missverstanden: Die Löhne der freien Wirtschaft sind im Vergleich zum öD signifikant mehr angestiegen, da hast du recht. Fakt ist aber, dass man selbst nach diesem Anstieg als verbamteter Lehrer immer noch sehr gut wegkommt (siehe mein anekdotisches Beispiel oben).

    Bei der Kostenaufstellung, die jEder machen sollte, der ein Kind erwartet, ist der Verdienstausfall ein großer Posten, der immer mit berechnet wird (werden sollte). Jede vernunftbegabte Person mit laufenden Ausgaben tut dies.

    Das bestreitet doch niemand.

    Dieser Verdienst fällt weg, weil es das Kind gibt und ich weniger bezahlte Arbeit leisten kann, nicht weil ich will.

    Und genau hier liegt dein Verständnisproblem: Dein Wollen interessiert niemanden. Du erbringst weniger Lohnarbeit, dafür erhälst du weniger Lohn (*dieses Prinzip gilt auch bei Beamten, bevor sich jetzt am Wort "Lohn" aufgehangen wird). Aus welchen Gründen dies erfolgt interessiert an dieser Stelle nicht. An anderen Stelle allerdings sehr wohl. Jemand mit Kindern bekommt Kindergeld, Zuschläge, erhöhte Beihilfe etc, der Brunnenbauer mit Sabbatical in Simbabwe bekommt vllt. einen feuchten Händedruck. Du vermischt hier ständig zwei getrennt zu betrachtende Bereiche.

    Der Verdienstausfall zahlt also zu den anfallenden finanziellen Nachteilen wegen des Kindes.

    Ja, die Frage ist nur, warum der Staat selektiert ein paar priviligierte Personen (zu denen ich ja auch gehöre) diese Nachteile kompensieren sollte, den anderen aber nicht.

    ?? Der Lohnausfall ist anteilig. 25% in meinem Fall. Keine Ahnung, was man daran nicht verstehen kann oder wie man das nicht als Kosten ansehen kann. Ist mir tatsächlich nicht begreiflich, erst Recht, wenn der Verdienstausfall der größte Posten bei der Kostenkalkulation für ein Kind ist.

    Du arbeitest 25% weniger und hast daher 25% weniger Bezüge (wobei dir netto durch unsere Steuerprogression etwas mehr bleiben dürfte). Was soll es da nicht zu verstehen geben?

    Nochmal: Care Arbeit wird in Deutschland nicht bezahlt, du darfst das nicht mit dem Wegfall deiner Bezüge gegenrechnen.

    Wenn ich im Sabbatjahr in Simbabwe Brunnen baue leiste ich einen tollen, extrem wichtigen Beitrag, allerdings werde ich wohl nicht erwarten können, dass diese Tätigkeit auch nur annähernd so gut bezahlt wird wie mein Lehrerjob. Natürlich wäre es toll wenn es anders wäre, ist es aber nicht.

    Ein schöner Film, der diese genetische Entwicklung aufs Korn nimmt, ist Idiocracy

    Letztens noch gesehen ;) Großartiger Film und leider erschreckend realistisch, zumindest die Entwicklung der Stammbäume am Anfang des Films..

    Übrigens erwarten wir selbst gerade auch Nachwuchs, d.h.ich würde durch Bezahlung von Care Arbeit, hohe Zuschläge etc auch profitieren. Nur geht es meiner Meinung nach so nicht. Eine eh schon sehr priveligierte Berufsgruppe kann sich nicht noch mehr Vorteile rausgreifen, während der Großteil der Bevölkerung leer ausgeht. Hier braucht es zunächst politisch eine Entscheidung und erst dann kann die Umsetzung erfolgen und eben nicht: "Ich persönlich setze Care Arbeit mit Lohnarbeit gleich, von daher darf ich das so rechnen".

    Natürlich ist mir Care Arbeit ein Begriff, diese wird aber, im Gegensatz zu Lohnarbeit, in unserem Land nicht vergütet. Klar wäre es schön wenn es anders wäre, ist es aber nicht.

    Man kann doch aber nicht hingehen und jetzt trotzdem so rechnen, als würde diese Arbeit vergütet. Und dann auch noch sein individuelles Gehalt damit gegenrechnen, das hinkt doch hinten und vorne. Der Lohnausfall bei einem Lehrer ist deutlich größer als bei einem Kassierer/einer Kassiererin, leistet der/die schlechtere Care Arbeit?!

    Natürlich kannst du dich mit DINK vergleichen. Dann berücksichtige aber auch bitte, dass ihr weniger Arbeitsleistung erbringt, woraus auch ein geringeres Gehalt resultiert. Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen.

    Die grenzüberschreitenden Äußerungen, man würde Kinder aus Wohlstandsüberlegungen und wegen irgendwelcher "Karnickelprämien" in die Welt setzen sind natürlich überzogen. Allerdings ist es genau so überzogen sich so hinzustellen, als würde man aus reiner Nächstenliebe und mit maximaler Selbstlosigkeit Kinder in die Welt setzen. Die Entscheidung für oder gegen Kinder sind in unserer Gesellschaft ja wohl eher egoistischer Natur. Wir sind von der Natur nunmal darauf hardcodiert und fortpflanzen zu wollen und diesem Wunsch erfüllen sich (Gott sei Dank) ja auch viele. Nur sollte man es im Nachhinein nicht als Aufopferung darstellen sondern als das was es ist, nämlich die Erfüllung eines persönlichen Wunsches.

    Wir haben ein Kind. Unser derzeitiger Verdienstausfall: Etwa 1800 Euro im Monat, da wir in TZ arbeiten müssen (müssen, nicht wollen, da es sonst mit den Kitaschließzeiten nicht mehr passt, die Brücke auf der A45 hat da ihr Übriges zu beigetragen). Wir arbeiten insgesamt immer Minimum 1,5 Stellen, derzeit 0.75 und 0,75.

    Sorry, aber das ist doch Quatsch. Das was du hier beschreibst sind Opportunitätskosten. Du erbringst ja schließlich auch weniger Arbeitsleistung.

    Nach deiner Definition von Kosten würde mich der Lehrerberuf ca. 300.000€ im Monat kosten: In der Zeit, in der ich als Lehrer arbeiten muss, kann ich nämlich leider nicht als DAX-Vorstand arbeiten.. Das ist einfach eine falsche Definition des Begriffs "Kosten".

    Der Rest deiner Auflistung, das sind die Kosten. Demgegenüber stehen die Einnahmen durch das Kind (Zuschlag, Kindergeld, beim zweiten Kind auch die erhöhte Beihilfe für einen selbst). Und da sind wir uns wohl einig, dass die Kosten größer sind als die Einnahmen.

    Das würde ich so oder so immer machen, die Gewerkschaft der Polizei stellt Musterwiderspruchsformulare als .docx zur Verfügung. Letztes Jahr hab ich das leicht angepasst und Widerspruch eingelegt. Die Vergangenheit zeigt ja, dass man selbst bei nachgewiesender amtsunangemessenen Alimentation nur Kohle bekommt, wenn man auch immer brav Einspruch eingelgt hat. Soviel zum Respekt des Dienstherren.

    Dazu kann durchaus ein gewisser Absentismus durch legale Maßnahmen verstanden werden (Weiterbildung, ehrenamtliche Tätigkeit wie Schöffe oder Feuerwehr,).

    Ich bin mit meinem Beitrag wohl übers Ziel hinausgeschossen:

    Sich einfach krankmelden, obwohl nichts vorliegt finde ich selbstverständlich auch falsch, schließe es als absolut letzte Instanz aber mittlerweile nicht mehr aus, was ich bisher immer getan habe. Auch bin ich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten natürlich gewillt, temporär auf einen Inflationsausgleich zu verzichten. Was hier aber vorbereitet wird ist die absolute, dauerhafte Absenkung der Realbeslodung im zweistelligen Prozentbereich, was mit "ins Gesicht spucken" noch zu nett betitelt ist.

    Das kommt nicht nur nicht gut an, sondern widerspricht schlicht dem geleisteten Amtseid und dürfte bei auffliegen disziplinarische Maßnahmen nach sich ziehen.

    Für den Dienstherren leg ich mich gern nochmal unters MRT, bei meinen Bandscheiben will ich den Amtsarzt sehen der mir zu 100% nachweisen kann, dass ich keine Rückenschmerzen habe..

    Der Dienstherr hat uns übrigens auch eine Pflicht, nämlich die der amtsangemessenen Alimentation. Gegenüber meinem, nur schwer nachzuweisenden Fehlverhalten, hat das oberste Gericht in diesem Land mehrfach festgestellt, dass unser Dienstherr seiner Pflicht erwiesenermaßen nicht nachkommt. Nach jahrelanger Untätigkeit kommen dann so Konstrukte wie in NRW raus, über die hier schon viel geschrieben wurde.

    Wie gesagt, für mich persönlich wäre das Maß mit einem so unverschämten Abschluss voll. Würde ich im abbezahlten Eigenheim sitzen oder nen Kredit mit 0,8% p.a. tilgen würd ich mir nen Ast abfreuen und brav weitermachen.

    Da hast du natürlich recht, das hab ich tatsächlich anders geschrieben als es gemeint war. Ich werde versuchen mir die Stunden irgendwie, in letzter Instanz auch über Krankheit, reinzuholen. Wenn es anders geht: Umso besser für alle Beteiligten.

    Was mich am meisten ärgert ist, dass man uns versucht für dumm zu verkaufen und den Effekt der Inflation völlig falsch darstellt. Die Inflationsrate wird mittelfristig gesehen sinken und man versucht uns zu erzählen "Seht ihr, ist doch gar nicht mehr so schlimm!". Und durch die Einmalzahlungen soll (neben dem natürlich wichtigsten Aspekt, nämlich, dass nicht tabellenwirksam erhöht wird) der Eindruck erweckt werden, dass der Lohnverlust durch die Inflation fürs letzte Jahr ausgeglichen wird. Also alles gut, was wollen wir eigentlich? Hierbei wird ein völlig falsches Bild der Inflation und ihres Einflusses auf Löhne erzeugt. Erschreckenderweise stelle ich bei Gesprächen mit KuK häufig fest, dass sie genau diesem Narrativ auf den Leim gehen, weil sie grundsätzlich nicht verstanden haben, welchen Effekt die Inflation hat.

    Aber das was da bei den Verhandlungen abgeht ist wirklich unter aller Sau und das ist ja immer noch der TVöD, der TV-L war bisher immer noch schlechter.

    Für mich ist damit der Kipppunkt erreicht. Meine Frau und ich können uns stand heute trotz 2x A13 kein Haus mehr leisten: Die Rate wäre bei deutlich über 3k€ im Monat; mit geplanter Familie, TZ und allem was dazu gehört nicht zu stemmen.

    Sollte der Tarifabschluss für uns auf einem so unterirdischen Niveau liegen werde ich folgendes machen:

    Exceltabelle: Reallohnverlust berechnen, mit Inflationsrate das inflationsindexierte Lohnniveau bestimmen und daraus den Stundenlohn einer 41h Woche berechnen. Dann aus der Differenz der beiden Löhne über den Stundenlohn die Anzahl der Stunden berechnen, die der Differenz der Löhne entspricht. Diese Stunden werde ich dann krankfeiern. Bei uns an der Schulform wird wenig bis gar nicht vertreten, sodass sich der Effekt fürs Kollegium in Grenzen hält. Bei akkumulierten 15-20% Reallohnverlust kommen da 30-40 Krankentage bei raus. Aktuell bin ich bei weniger als 5 pro SJ, womit ich bei uns im Kollegium aktuell eher im Durchschnitt rangieren würde.

    Ich weiß, dass das hier nicht gut ankommen wird, aber ich fühle mich von diesem System nur noch verarscht.

    Dann melde ich an dieser Stelle auch einmal zurück, dass alle 7 Bewerber (auf 7 verschiedene Stellen) meines Kollegiums seit März letzten Jahres nichts gehört haben, außer dass es normal sei, dass es so lange dauere.

    Aber das macht nichts; dass ich das Geld, das ich privat für eine Kursfahrt im August vorgestreckt habe, immer noch nicht zurück habe, ist auch normal…

    Danke für solche Informationen. Da bei uns Kursfahrten relativ selten sind war ich die letzten Jahre auf keiner, sollte es aber mal soweit sein, werde ich selbstverständlich kein privates Geld (mehr) vorstrecken.

    Dazu das monatlich niedrige Gehalt/Besoldung als in der freien Wirtschaft mit vergleichbaren Qualifikationen.

    Apropos Stammtischfehler:

    Hast du dafür eine Quelle?

    Ich verdiene zum Teil deutlich mehr als Kommilitonen in der freien Wirtschaft und die sind zu großen Teilen promoviert.

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