Beiträge von Moebius

    Ich denke, hier muss man zwei Dinge unterscheiden: die Schweigepflicht und das "drüber lustig machen". Als Lehrer kann ich meine Kollegen durchaus über häusliche Probleme, gesundheitliche Probleme, etc. meiner Schüler informieren. Vorraussetzung ist allerdings, dass diese Probleme von Relevanz für die informierten Kollegen sind, es darf also nicht um "Klatsch und Tratsch" gehen, sondern um Sachliche Information über Dinge, die ich im Unterricht und in meinem Umgang mit meinem Schüler berücksichtigen muss. In diesem Fall würde ich da keinen Verstoß gegen die Schweigepflicht sehen.
    "Sich drüber lustig machen" ist natürlich in keinem Fall in Ordnung.

    Es ist gut, Tafelanschrieb aus Schüleräußerungen zu entwickeln, das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass alle Schüleräußerungen an die Tafel gehören. Günstig ist, wenn die Schüler in Schüler-Schüler Gespräch selbst einen Konsens zum von dir aufgeworfenen Problem entwickel (wobei du möglichst nur moderieren und dich sonst weitgehend zurückhalten solltest) und du dann die Sicherung durch eine Aufforderung wie "Ok, die wichtigen Dinge habt ihr alle gesagt, jetzt fasst das doch mal so zusammen, dass wir eine guten Merksatz haben" rauskitzelst. Wenn dann eine gute Zusammenfassung von den Schülern kommt, würde ich durchaus kleinere sprachliche Holprigkeiten in Kauf nehmen.


    Für gute Vorbilder musst du einfach erst mal ein paar Kollegen "durchhospitieren", das ist ganz normal. Selbst wenn ein Kollege tollen Unterricht macht, heißt das noch nicht, dass du das so übernehmen kannst, es muss auch immer zu deiner Persönlichkeit passen. Bei deinem speziellen Problem würde ich aber einfach mal deinen Fachleiter fragen, ob du nicht mal eine Stunde von ihm besuchen kannst, dann siehst du zumindest auf welcher didaktisch-methodischen Linie er liegt.


    Übrigens noch ein Tipp zu den Schülerrückmeldungen: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass - insbesondere bei jungen Schülern und wenn du ein gutes Verhältnis zur Klasse hast - bei sehr offenen Rückmeldungen oft viele Lobhudeleien kommen, die zwar ganz nett für's eigene Befinden sind, aber einen für die Unterrichtsplanung nicht wirklich weiterbringen. Man bekommt hilfreichere Antworten, wenn man das ganze entemotionalisiert, etwa mit der Aufforderung "Nenne eine Sache die dir gut gefallen hat und eine, die dir schlecht gefallen hat." Da hier explizit beides gefordert wird, fällt es den Schülern leichter auch schlechte Sachen zu nennen und davon lernt man am meisten.

    Es gibt zwar noch direkte Beamtenstellen, aber fast nur noch für Mangelfächer.
    Bezahlt wirst du als Angestellter meines Wissens nach BAT 2a. Brutto ist das ungefähr in der Größenordnung von A13, allerdings kommt am Ende deutlich weniger Raus, weil du Sozialbeiträge zahlen musst.
    Die Beamtung nach 3 Jahren wird, soweit ich weis, bei der Einstellung vertraglich zugesagt, du hast dann also einen Rechtsanspruch drauf. Da würde ich aber im Zweifelsfall nachfragen.

    Vielleicht wäre es ja eine Möglichkeit nur einen Vertrauenslehrer oder den Tutor genauer über die Erkrankung zu informieren und den dann zum Gespräch dazuzubitten, damit der seinen Kollegen klar macht, dass die Sache real ist.
    Eine Klausur mit 6 zu bewerten, obwohl eine ärzliche Krankschreibung vorliegt halte ich für eine leere Drohung. Was allerdings passieren kann, ist, dass ihr einzelne Kurse nicht angerechnet werden, wenn sie da so viel Fehlzeiten hat, dass die Leistung nicht mehr bewertet werden kann. Da helfen auch Atteste nicht.

    Sicher häng es auch davon ab, wie man als Lehrer insgesamt das UG leitet, da hat schließlich jeder seinen eigenen Stil.


    Bei mir hab ich schon den Eindruck, dass die Gespräche offener und schülerzentrierter verlaufen, wenn ich nicht frage, sondern nur Impulse gebe. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass die Verwendung von Impulsen ein ganz gutes Mittel zur Selbstdisziplin ist. Bei Frgen passiert es mir schon mal, dass ich das Ziel im Hinterkopf habe und die Schüler dann mit zu engen Fragen zu schnell da hin kriegen will. Bei Impulsen bleibt man ganz automatisch offener.

    Zitat

    Timm schrieb am 14.05.2006 22:34:


    Bei den ersten beiden Fragen stimme ich zu. Die Frage "warum" ist doch aber in der Regel eher komplex, in den Sprachen- und Sozialwissenschaften vielleicht mehr als in Mathematik.



    Eben da kann ich nicht mehr folgen. Ich sehe keinen Unterschied, was den Verlauf des Unterrichtsgesprächs betrifft.


    Das grundsätzliche Problem ist, dass es zu Fragen immer Antworten gibt - und wenn die Antwort gegeben ist, hat sich die Frage in der Wahrnehmung der Schüler meist erledigt. Arbeitsaufträge oder Impulse sind in meinen Augen umfassender und regen zu komplexeren Auseinandersetzungen an.
    Letztlich ist das aber natürlich subjektiv, aber es ging ja ursprünglich darum, was Maren aus der Fachleiterkritik machen kann. Und das, was ich versucht habe zu berschreiben war zumindest in unserem Seminar bei den Fachleitern ganz gerne gesehen.


    Grüße,
    Moebius

    Zitat

    Timm schrieb am 14.05.2006 20:37:


    Verstehe ich nicht, warum das W-Fragen sind.


    War vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Ich meinte: die meisten Fragen, die mit Wieviel, Wer, Warum, ... beginnen lassen sich mit wenigen Worten beantworten und bieten nicht unbedingt Anlass zu Schüler-Schüler Gesprächen.


    Zitat

    Timm schrieb am 14.05.2006 20:37:


    Kannst du das mal beispielhaft machen? Kann mir gerade nicht vorstellen, wie man so eine ganze Unterrichtsstunde laufen lassen kann. Bis jetzt hatte ich es so gelernt, dass Impulse den Einstieg in das UG oder feV sind.


    Naja, wenn man zum Beispiel nach einem Einstiegsimpuls die ersten 2-3 verschiedenen Wortmeldungen hatte würde ich nicht Fragen "Was ist den jetzt davon richtig?", sondern eher sagen "Ok, wir haben jetzt 3 verschiedene Vorschläge.", dann fangen die Schüler ganz von selbst an, die verschiedenen Aussagen zu vergleichen, etc. .
    Auch kann man sich ganz gut Impulse überlegen, um den Schülern zu signalisieren, dass man jetzt ganz gerne einen Zusammenfassung für die Sicherung hören würde (Hier reicht eigentlich schon Tafel aufklappen und Kreide in die Hand nehmen oder einem Schüler geben).


    Zitat

    Timm schrieb am 14.05.2006 20:37:
    Ich hatte eigentlich das Gefühl, Marens Fachleiter will auf die (neuen) Operatoren hinnaus. Es gab mal eine zeitlang die Auffassung, W-Fragen möglichst zugunsten der neuen Operatoren zu vermeiden. Durchgesetzt hat sich das aber nur im Bereich der (schriftlichen) Arbeitsanweisungen. Allerdings hängen einige Fachleiter immer noch daran.


    Bei meinen Fachleitern ist es immer sehr gut angekommen, wenn man keine Fragen gestellt, sondern Arbeitsaufträge formuliert hat. Also zB statt "Wie schreiben wir das denn am besten auf?" lieber "Formuliert doch mal einen guten Merksatz." Das funktioniert eigentlich bei fast allen W-Fragen.


    Zitat

    Timm schrieb am 14.05.2006 20:37:
    Prinzipiell empfiehlt sich eine Fragetechnik von weit nach eng, wenn es um das Erarbeiten neuer Komplexe handelt. Am Ende kann auch mal eng-weit stehen, wenn man etwas Erlerntes im Transfer oder als Problematisierung behandeln will.


    Du hast natürlich Recht damit, dass man im Laufe des Gespräches verengen muss, aber meine Fachleiter haben es nicht so gerne gesehen, wenn man dazu mit Fragen gesteuert hat. Wenn man am Ende enger Fragen muss, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, heißt es auch schnell "Sie mussten zu viel Lenken, ihr Einstiegsimpuls war nicht geeignet, um ohne massive weitere Lehrereingriffe zum Ziel zu kommen." Ich versuche dann eher durch Impulse wie "Das was Ulli gesagt hat, habe ich noch nicht richtig verstanden, das müsst ihr mir noch mal erklären." auf bestimmte Aspekte zu fokussieren.


    Zitat

    Timm schrieb am 14.05.2006 20:37:
    Gute Unterrichtsgespräche sind zudem durch möglichst wenig Lehrerecho und durch das Trainieren vollständiger Antworten geprägt. Oft wird der Fehler gemacht, sich mit den richtigen Stichwörtern der Schüler zufrieden zu geben.


    Stimmt. Und grade wenn die richtigen Stichwörter am Ende nicht kommen, habe ich dann anfangs oft sehr enge W-Fragen gestellt, bei denen die Schüler den richtigen Begriff quasi nur noch einsetzten mussten. So etwas kriegt man dann hinterher in der Stundenbesprechung mit Sicherheit auf's Brot geschmiert.


    Sorry für das Zitier-Chaos und Grüße,
    Moebius

    W-Fragen sind dann problematisch, wenn sie extrem lenkend sind.
    Faustregel für mich: Eine Frage, die man mit einem Wort beantworten kann sollte man sich sparen. Und solche Fragen sind meist W-Fragen.


    Im offenen Unterrichtsgespräch versuche ich eigentlich gar keine Fragen zu stellen, sondern nur einzelne Impulse zu setzten. Die Schüler haben dann das Gefühl, nicht nur Pingpong mit dem Lehrer zu spielen, sondern den Unterrichtsinhalt im wesentlichen wirklich selber zu erarbeiten. Außerdem bleibt dann, zumindest wenn man dem Konstruktivismus Glauben schenkt, mehr hängen.

    Es gibt kaum Menschen, die körperlich gesehen nicht in der Lage sind zu sprechen.
    Auch Menschen, die von Geburt an gehörlos sind, können ja ihre Stimmbänder durchaus benutzen, sind also nicht stumm. Zu erlernen, sich sprachlich verständlich zu artikulieren, ist für diese Menschen natürlich sehr schwer, weil sie ihre eigene Stimme nicht hören können.
    Insofern ist es schon ok, die Bezeichnung "Taubstumm" zu vermeiden, da sie semantisch in der Regel schlicht falsch ist. Gleich so weit zu gehen, die Verwendung dieses Begriffes als beleidigend einzuordnen, halte ich aber für Quatsch.

    Ich weis gar nicht warum ihr euch so aufregt.
    Nachdem die Schulpolitik in Berlin ja scheinbar dafür gesorgt hat, dass großenteils eh kein geregelter Unterricht mehr stattfinden kann, ist es doch sowieso unerheblich ob nun ein ausgebildeter Hauptschullehrer oder ein arbeitsloser Gerüstbauer hilflos vor der randalierenden Klasse steht. Dann ist es doch nur konsequent auch hier die kostengünstigere Lösung zu wählen.
    Das ganze ließe sich eigentlich noch optimieren: man könnte in den Klassen Kameras installieren, die alle zentral von einem 1-Euro Jobber überwacht werden. Dem drückt man dann einfach ein Handy in die Hand, so dass er im Bedarfsfall Polizei oder Krankenwagen rufen kann und schon ist der Aufsichtspflicht genüge getan.

    Hier ging es nicht um eine grundsätzliche Attributierung, sondern einfach darum mit wenigen Worten so auf einen Schüler zu verweisen, dass alle, die den Bericht gesehen haben, wissen, wer gemeint ist. Und da ist die von row-k gewählte Bezeichung nun mal recht effektiv.
    Zumindest nehme ich mal einfach zu seinen gunsten an, dass er nur desshalb diese Bezeichnung gewählt hat und das er "im normalen Leben" Menschen in komlexere Kategorien einordnet ;) .

    Guten Morgen.


    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 09.05.2006 22:36:
    Ich kann dir bei der verständniserweiternden Wirkung der schriftlichen Division nicht so recht folgen. Welche Dinge lernt man denn, die man bei anderen Divisionsverfahren nicht lernt?


    Das Problem liegt schon im Wörtchen "Dinge". Du bist scheinbar Anhänger einer Mathe-Vorstellung bei der es darum geht einen Katalog abzuarbeiten und überall Häkchen zu machen. Entwicklung mathematischer Kompetenz ist aber ein Prozess und die hierfür nützlichen Erkenntnisse liegen nicht im schriftlichen Dividieren, sondern im Weg der dort hinführt (Allerdings gebe ich dir in einem Punkt Recht: das anschließende Trainieren der schriftlichen Division mit beliebig komplexer werdenden Zahlen leistet für mathematische Bildung wirklich keinen produktiven Beitrag mehr, wird auch mit der Zeit verschwinden) und in der Vernetzung mit anderen Inhalten (wenn du unbedingt ein Beispiel hören möchtest: die Erkenntnis, dass manche Brüche bei der Umwandlung in Dezimalbrüche nicht abbrechend sind lässt sich gut durch Anwendung der schriftlichen Division herbeiführen).
    Wenn du so drauf bestehst, möchte ich dir deine persönliche Abneigung gegen schriftliches Dividieren aber nicht nehmen. Im übrigen könnten wir diese Diskussion über fast jeden beliebigen Inhalt der Mathematik führen - solange wir nur über den Inhalt diskutieren, wirst du fast immer zu dem Ergebnis kommen, dass der eigentlich für das spätere Leben nicht relevant ist.


    Grüße,
    Moebius

    Ich habe nicht geschrieben, dass die Inhalte austauschbar wären, nur dass sie nicht im Vordergrund stehen.
    Bei der schriftlichen Division lernt man eben nicht nur das schriftliche Dividieren, sondern erweitert auch sein Verständnis über die Operation "Dividieren" selbst und über Eigenschaften des Zahlraums. Dieses ist wesentlich schlechter greiftbar (die meisten Schüler würden es vermutlich sogar bestreiten), nichtsdesto trotz sinnvoll für den folgenden Unterricht.


    Grüße,
    Moebius


    Ich habe erst - etwas sarkastisch überspitzt - eine weit verbreitete Meinung wiedergegeben und dann geschrieben was ich dazu denke.


    Zitat


    Edit: Warum sollten Inhalte im Hintergrund stehen?


    Weil es bei Mathematik eben nicht primär um einzelne Inhalte geht, so wie es bei einer Lektüre in Deutsch nicht primär darum geht hinterher den Inhalt des Buches wiedergeben zu können.
    In Mathematik soll nicht ein Verfahren nach dem anderen gelernen werden um es hinterher fehlerfrei mit verschiedenen Zahlen reproduzieren zu können. Das Ziel, das durch das Auseinandersetzen mit dem Prozess "schriftliches Dividieren" verfolgt wird, ist nicht, dass die Schüler noch 20 Jahre später das Verfahren immer noch reproduzieren können, wenn der alte Mathelehrer nachts ins Schlafzimmer stürmt und schreit: "Was ist 1423 geteilt durch 42? Ausrechnen!!!", sondern dass die Schüler dabei Verständniss über mathematische Operationen und Zusammenhänge erlangen und anayltische Fertigkeiten schulen.

    Zitat

    Remus Lupin schrieb am 09.05.2006 17:19:


    Der Post von Moebius hat übrigens auch diese unbegründeten "Basta"-Allüren...


    Aha.
    Es tut mir leid, wenn du dich hier persönlich angegriffen gefühlt hast, so war es sicher nicht gemeint, aber da du inhaltlich nicht auf meinen Post eingehst, weis nicht so ganz, was du unter "Basta-Allüren" verstehst, bzw. was dich an meinem Post eigentlich stört.
    Wenn du hier ernsthaft eine These (verkürzt wiedergegeben) "Wir müssen in der Schule nicht mehr schriftlich dividieren, weil es Taschenrechner gibt und Erwachsene das sowieso nicht mehr machen." vertrittst solltest du dich nicht wundern, wenn du deutlichen Wiederspruch erhältst.


    Edit:
    Ok, ich habe meine Antwort geschrieben, bevor ich dein Einfügen meines Zitates gesehen habe. Wenn du dich genau an dem Satz stößt: Ich finde den Vergleich passend, da es sich in beiden Fällen um eine inhaltliche Argumentation handelt, an Stellen an denen die Inhalte eigentlich im Hintergrund stehen.


    Beste Grüße,
    Moebius

    Naja, ich bin auch mit 25 in's Referendariat gegangen und habe es nicht bereut. Aber die Zeit für eine Promotion hättest du auf alle Fälle. Im Hinblick auf deine Fächer könnte der Doc durchaus eine Überlegung wert sein, denn besonders in Deutsch ist die Stellenlage ziemlich schwierig und mit einer Promotion hälltst du dir einfach noch mehr Möglichkeiten offen.
    Ansonsten hast du durch die Promotion im Lehrerberuf keine Vorteile, auf jeden, der sich vom Titel beeindrucken lässt kommt ein anderer, der negaive Vorurteile dagegen hat.


    Beste Grüße,
    Moebius

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