In Anbetracht der Tatsache, das Vaila hier seit ewigen Zeiten ihren persönlichen Kreuzzug führt und dabei selbst alles andere als zimperlich ist, kann ich durchaus nachvollziehen, dass Hermann etwas genervt reagiert hat. Der Ton war zwar unangemessen, da war er aber nicht der einzige. Auch wenn ich weiß, dass meine Argumente an Vaila abprallen (wir führen diese Diskussion ja nicht zum ersten Mal) noch mal für die, die sich bisher noch nicht so intensiv damit auseinandergesetzt haben:
1.: Es handelt sich im Grunde um ein reines NRW-Problem, wo es in der Tat (für mich unverständlicher Weise) so ist, dass in Kurzfächern keine Arbeiten geschrieben werden. (Was das zur Folge hat, kann man in Niedersachsen immer wunderbar erleben, wenn man Wechsler aus NRW bekommt, die dann auf einmal meinen Physik als Intensivkurs machen zu wollen ohne jemals ernsthafte Arbeiten geschrieben zu haben).
Beispielsweise in Niedersachsen (und meines Wissens nach in den meisten anderen Bundesländern) ist es so, dass in den Langfächern 4-5 Arbeiten pro Schuljahr und in den Kurzfächern 2 Arbeiten pro Schuljahr geschrieben werden. In der Summe gibt das die gleiche Anzahl zu korrigierender Arbeiten.
2.: Es wird immer in den Raum gestellt, dass Aufsätze wesentlich aufwändiger zu korrigieren sein. Das bezweifle ich, denn auch in meinen Fächern bestehen Arbeiten heute aus 50% geschriebenem Text (auch in der Mittelstufe). Und fachbezogene Texte, bei denen aber ständig Begriffe falsch verwendet werden, sind alles andere als leicht zu korrigieren. Bei einer schwachen Arbeit komme ich durch meine Randkommentare auch oft in der Summe auf eine halbe Seite geschriebenen Text.
3.: Ich habe andere Belastungen als nur Korrekturen.
Zitat
Original von Maria Leticia
... und für mich ist es fraglich, ob jemand 100 Stunden im Halbjahr für Unterricht Dinge aufbaut. Falls er es tut, hat es jedoch nicht einen solche verbindlichen Charakter wie die Korrekturen. ...
Ich persönlich bin während der Schulzeit jeden Sonntag zum Aufbauen in der Schule (wenn auch "nur" jeweils 2 Stunden), oft noch einen Nachmittag. Und ich habe keine 2 Wochen Aufbauzeit, wenn ich Donnerstags und Montags Unterricht in einer Klasse habe muss ich das in den drei Tagen dazwischen irgendwie geregelt kriegen, egal was sonst so anliegt.
4.: Wenn man die wenigen Fächer betrachtet, die dann noch übrig bleiben (Sprich Sport, Kunst und Musik, die aber auch wieder andere Formen von Belastungen haben) lohnt es sich schlicht nicht, sich da über Umverteilung Gedanken zu machen, da die Entlastung für den Rest nicht spürbar wäre, wenn man diese 10 % zusätzlich belasten würde. In den Fällen, in denen es versucht worden ist (zB Hamburg) war das Ende vom Lied, dass zwar viele mehr aber niemand weniger gearbeitet hat die Stunden die man durch Mehrbelastung der nicht-Korrekturfächer gewonnen hat sind dann Einsparpotenzial im Haushalt.
Wer es nicht glaubt, kann ja mal seine Arbeitszeit nach dem Hamburger Modell ausrechnen:
http://www.gew-hamburg.de/Binaries/Binar…_Ber_Ver_10.xls
5.: Und jetzt mache ich mich mal richtig unbeliebt: die Tatsache, dass die hohen Studienanforderungen in Mathe und den Naturwissenschaften, etwa im Gegensatz zu Deutsch, zu einem ziemlichen Aussieben führen, ist nicht weg zu diskutieren. In meiner Uni schließen in Mathe etwa 30 % der Anfänger ihr Studium erfogreich ab, in Deutsch etwa 80 % (und die haben auch noch fast alle eine 1 vor'm Komma stehen). Jemand der ein Mathe-Studium erfolgreich überstanden hat, ist belastbar und kommt auch mit einer 60 Stunden Woche klar. Natürlich gibt es solche Leute auch unter den Germanisten, aber da sind eben auch einige darunter, die ein mathematisches oder naturwissenschaftliches Studium (alleine aus Belastberkeitsgründen, unabhängig vom fachlichen) niemals überstanden hätten und bei denen die harte Landung dann später kommt.
Ich mache im Mittel sicher nicht weniger als ein durchschnittlicher Sprachen-Kollege. Natürlich gibt es da Kollegen, die grenzwertig belastet sind (wie auch in meinen Fächern), aber auch bei den Sprachen kenne ich den ein oder anderen, der es irgendwie geschafft hat sich da ganz bequem einzurichten. Die Arbeitsbelastung hat viel mehr mit der persönlichen Arbeitsauffassung des einzelnen und der Verteilung von Zusatzaufgaben durch die Schulleitung zu tun, als mit der unterrichteten Fachkombination.
Aus diesen Gründen bin ich allmählich auch etwas sauer, wenn ich Vailas ewiges Geschreie danach lese, dass andere einen Teil ihrer Arbeit übernehmen sollen.
Grüße,
Moebius