Beiträge von Moebius

    Ich sehe das Konzept Homeschooling ehrlich gesagt ziemlich skeptisch. Was ich gerne hätte, schrieb ich bereits: Eine Hybrid-Lösung aus Präsenszeit und freier Zeiteinteilung.

    Da kann ich durchaus mit leben, wünsche mir dann aber für die in der "freien Zeiteinteilung" zu leistenden Dinge eine klare und ehrliche Leistungsevaluation. Daran hapert es nämlich oft.

    Bei uns ist es keine Seltenheit, dass KuK umfangreichere Aufgaben geben, die dann auch frei im Schulgebäude bearbeitet werden können. Es gibt bei uns diverse Arbeitsbereiche und Sitzmöglichkeiten auf den Fluren. Wenn ich das Pech habe, in meinem Unterricht einen Klassenraum zu erwischen, vor dem so ein "Arbeitsbereich" steht, darf ich in jeder Doppelstunde mindestens einmal eine Gruppe pubertierender Jungs wegscheuchen, die dort laut ein Browsergame auf ihren iPads spielen weil sie die Aufgabe in den ersten 3 Minuten hingeschmiert haben.

    Und leider ist die grundsätzliche Tendenz in Schule immer weicher in Bezug auf Leistungsanforderungen zu werden und das ist ein Zielkonflikt zu dem Wunsch, Schüler immer freier Arbeiten zu lassen.

    Wir müssen doch nicht ernsthaft darüber diskutieren, dass ein Mindestmaß an sozialer Interaktion mit Mitmenschen nun mal für die allermeisten notwendig und die Kompetenz dazu damit ein legitimes Lernziel für ein schulisches Miteinander ist, oder?

    Die Anzahl an Berggipfeln, auf denen man als Einsiedler leben könnte ist in Europa sehr überschaubar.

    Das passiert ausschließlich in rein 1-stündigen Fächern und lässt sich durch epochalen Unterricht gut vermeiden.

    Und warum genau soll ich den ganzen Driss mit A/B/...-Wochen überhaupt noch machen, wenn ich 1-stündigen Unterricht epochal ausbringe?

    Dann bleiben überhaupt nur noch die 3/5-stündigen Kurse in der Oberstufe, die sind für mich aber überhaupt kein Argument, weil ich mit jungen Erwachsen auch erwarte in 45 Minuten effizient arbeiten zu können. In Klasse 5 sind Einzelstunden Mist, weil die Stunde da zur Hälfte rum ist, bis alle ihr Material draußen und ich die Hausarbeiten kontrolliert habe. Ich der Oberstufe betrete ich den Raum und fange an.

    Das heißt, an A- und B-Wochen stört dich, dass du zwei Wochen hast, die leicht unterschiedlich sind?

    Mich stören am A- / B-Stundenmodell vor allem 2 Dinge:

    - Am Gymnasium kommt es ganz schnell dazu, dass du Klassen immer wieder für 6 Wochen nicht siehst. Eine Erkältung und eine Stundenplanänderung für einen Theaterbesuch reichen dafür aus.

    - Aus der Sicht als Personalrat: das Modell ist eine endlose Quelle dafür, dass KuK sich ungerecht behandelt fühlen. Dazu reicht schon die von TE beschriebene ungleiche Verteilung aus, wenn dann in der 20er Woche zufällig zwei Feiertage liegen und in der 28er nicht, dann meint Kollege A gleich, man müsste anschließend Stunden oder A-/B-Wochen tauschen damit da irgendwelche Mehrstunden kompensiert werden, Kollege B hat darauf aber keinen Bock, etc.

    Ich kann für mich nur sagen, dass es mir wie Seph und chilipaprika geht: Ich möchte auf gar keinen Fall mehr Einzelstunden haben. Hatte ich an meiner Ausbildungsschule (die nun auch schon seit langer Zeit davon "ab" ist) und fand ich richtig doof. Im BBS-Bereich haben alle mir bekannten Schulen (ich kenne natürlich nicht alle in NDS!) das Doppelstundenprinzip mit A- und B-Wochen.

    Ich halte die Situation an BBSen für grundsätzlich anders als an allgemeinbindenden Schulen, vor allem, weil du nicht ständig Verschiebungen und Ausfall wegen allen möglichen anderen Veranstaltungen und Aktionen hast.

    An allgemeinbildenden Schulen stimmt das einfach gegenüberstellen von "A- und B-Wochen oder Einzelstunden" auch nicht. Wie ich bereits geschrieben habe, ist es möglich Unterricht so zu organisieren, dass man auch so zu weit über 90% Doppelstunden hat.

    Ich habt gerade mal kurz über unseren Stundenplan geguckt. In 3 der 6 Jahrgängen der Unter- und Mittelstufe haben die SuS bei uns ausschließlich Doppelstunden, in 2 Jahrgängen zwei Einzelstunden, in einem Jahrgang 3 Einzelstunden. Bis Ende Klasse 10 kommen die SuS bei uns also auf 7 Einzelstunden und ca. 174 Stunden, die in Doppelstunden ausgebracht werden.

    Die gibt es auch und bringen zumindest bei uns in NDS ebenfalls zwangsläufig A- und B- Wochen mit sich. Das liegt u.a. an der Stundentafel, die in der Sek II nicht mehr wie in der Sek 1 verschiebbar ist und halt auch 3- und 5-stündige Kurse (also 135min/225min pro Woche) vorsieht.

    Dann hast du vermutlich relativ wenig Sek II Unterricht (siehe oben). In der Sek 1 betrifft die ungerade Stundenzahl Mathe und Physik ja wirklich eher weniger.

    Ich habe meistens relativ viel Unterricht in der SEKII, aber auch da kommt es pro Kurs nur zur einer Einzelstunde. In der Unter- und Mittelstufe gibt es bei uns, bei auf ganz wenige Ausnahmen (Mathe 9, alle anderen Langfächer auch je einen Jahrgang), überhaupt keine Einzelstunden. Selbst wenn ich 3 Kurse habe, komme ich gerade mal auf 3 Einzelstunden, dass bedeutet, dass ich vielleicht mal einen Tag in der Woche habe, an dem ich 4 Lerngruppen unterrichte.

    Deswegen den ganzen Stunden auf den Kopf zu stellen und ein Konzept zu fahren, das viele andere Nachteile mit sich bringt, halte ich für unverhältnismäßig.

    Die Tatsache, dass eine Schule ein Konzept mit A- und B-Wochen fährt, wäre für mich schon genug Grund, mich nach einer Alternative um zu sehen.

    Davon unbenommen gilt die Niedersächsische Arbeitszeitverordnung für Lehrkräfte. Danach darf die Regelstundenzahl pro Woche um maximal 4 Stunden überschritten und maximal 50% unterschritten werden, bei 23,5 Stunden am Gymnasium Nds. bedeutet das also maximal 27,5 Stunden in einer Woche, 28 Stunden sind also ein klarer Verstoß gegen geltendes Recht.

    ... zeigt auf an einem Fallbeispiel

    Sagt alles.

    Deine Beiträge in diesem Thread bestehen aus kryptischen Andeutungen es irgendwie besser zu wissen ohne zu schreiben, was genau und warum du besser weist, da sind mit konkrete und sachlich geschilderte Fallbeispiele schon lieber.

    Am besten wäre empirische Forschung, die gibt es meines Wissens nach aber weder zu Österreich, Schweiz oder Frankreich, was nicht wirklich verwunderlich ist, weil die Fallzahlen einfach relativ gering sind und die Gruppe der Homeschooler tendenziell geschlossen und externe Forschung wenig zugänglich ist. Mehr als die von mir zitierten Untersuchungen aus den USA kenne ich nicht. Wenn du hier substanzielles beizutragen hast, sei willkommen.

    Das kann ich für Österreich nicht bestätigen. Die Durchfallrate ist sehr gering. Das heißt die Homeschoolingkinder erfüllen überwiegend den Lehrplan.

    Trotzdem gibt es das von mir beschriebene Problem in Österreich genau so:

    https://link.springer.com/article/10.1007/s35834-022-00359-1

    (Aufgrund der niedrigen Sprachbarriere gibt es sogar fundamentalreligiöse Gruppen, die von Deutschland nach Österreich übergesiedelt sind, weil sie dort homeschooling nach ihren Vorstellungen betreiben können)

    Meine Werte und meine Einstellung zur Freiheit mache ich nicht abhängig von Menschen, die diese nicht teilen. Ich musste mir meiner religiösen Familie brechen, ich kenne die Schwierigkeiten. Aber gerade deshalb gebe ich doch meine Werte nicht auf?

    Gerade dann sollte man diese Werte aber auch verteidigen und genau das ist ja mein Problem mit dem echten Homeschooling: es eröffnet streng religiösen Menschen einen Weg um ihre Kinder von gesellschaftlichen Einflüssen abzuschirmen und gemäß ihrer Wertvorstellung zu indoktrinieren. Und es macht es für deren Kinder viel schwerer, einen eigenen Weg zu gehen, weil für die eben nur die Optionen bleiben, sich entweder in das familiäre Wertesystem zu fügen oder vollständig damit zu brechen, die Möglichkeit, in einem Teil seines Lebens Menschen und Dinge kenne zu lernen, die die Eltern nicht vollständig kontrollieren können, fällt weg.

    Ich glaube, du hast primär keine Ahnung wovon du schreibst und behauptest einfach irgendwas.

    Ich bin der einzige, der hier überhaupt so etwas wie wissenschaftliche Belege gepostet hat, auch wenn dich das Ergebnis offenbar triggert.

    Eine reine Anzahl von Ländern ist überhaupt nicht relevant, wenn Homeschooling zwar theoretisch möglich ist, die Bedingungen aber offenbar so sind, dass es praktisch niemand wahrnehmen kann. Real exisiterendes Homeschooling in nennenswerter Stückzahl gibt es in GB und den USA. Die 4000 Fälle in der Schweiz kann man gerne Homeschooling nennen, faktisch gibt es die aber auch in Deutschland, auch hier gibt es besondere Umstände, unter denen SuS nicht in deutschen Schulen beschult werden, sondern andere Formen von Unterricht bekommen, weil es eben nicht anders möglich ist.

    Statistisch relevant ist überhaupt nur die Situation im angloamerikanischen Raum, selbst in Frankreich, das oft als Beispiel für liberalen Umgang mit Homeschooling genannt wird, sind gerade mal 20 000 SuS im Homeschooling, das ist statistisches Rauschen.

    Aktuellere Zahlen zu den Motiven, wo es eine ausreichend große Gruppe für eine Auswertung gibt:

    http://nces.ed.gov/programs/coe/i…gn=copied_url#4

    Die wesentlichen Gründe für das Homeschooling:

    - concern about school environment

    - desire for moral instruction

    - emphasis on family life

    - dissatisfaction with academic instruction at schools

    - desire to provide religious instruction

    Hier kann man schön theoretisieren über die wenigen Schüler, die von einer anderen Lernumgebung als de klassischen Schule profitieren (die gibt es sicher). Wie viele das sind, haben wir in einem Großversuch gerade gesehen - nach 2 mal 3 Monaten Homeschooling gelten in einigen Bundesländern drei Jahre später immer noch Abstriche bei den Curricula, um die "im homeschooling entstandenen Defizite aufzufangen".


    Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass hier liberale Lehrkräfte aufgrund theoretischer Überlegungen für das Homeschooling argumentieren, während die real existierenden Kunden für das Homeschooling überwiegend religiös-konservative Eltern sind, deren Motiv hauptsächlich darin besteht, ihre Kinder vom Einfluss eben jeder liberaler Lehrkräfte fern zu halten.

    Ich bestreite nicht, dass es einzelne SuS gibt, die vom Homeschooling tatsächlich profitieren. Ich bin allerdings er Auffassung, dass die Möglichkeit in Summe mehr Schaden als Nutzen anrichtet.

    Hast du dafür eine Quelle?

    In Europa gibt es wenige Möglichkeiten in der Schweiz geht es zB um wenige Tausend Schüler und dort ist das Homeschooling auch noch vergleichsweise stark reglementiert. Ich beziehe mich primär auf die USA, wo über 1 Millionen SuS im homeschooling unterrichtet werden, da gab es mal eine Befragung vom Economist, bei der über 80% der zugehörigen Eltern angegeben haben, dies aus religiös-moralischen Gründen zu tun.

    Die extremen Fälle mit stark abweichendem Unterricht gibt es auch dort, in Europa vermutlich eher nicht.

    Aber auch in Deutschland kommen die prominenten Fälle aus dem religiösen Bereich ("Zwölf Stämme").

    Ich ebenfalls. Ich hatte zu dieser Zeit einfach völlig andere Prioritäten.

    Warum? Warum ist das Homeschooling in D nahezu unmöglich? Ist mir doch Wurscht, wie die Kids an ihre Kenntnisse gekommen sind. Hauptsache, sie haben sie.

    In den meisten Ländern, in denen das möglich ist, sind der weit überwiegende Teil der homeschooler Kinder aus streng religiösen Elternhäusern und das homeschooling besteht dort aus 2 Stunden Bibel lesen, dann helfen die Mädchen der Mutter im Haushalt (was dann gerne Praxsunterricht genannt wird). Lesen und schreiben geht noch (aber nicht Harry Potter!), einfache Kopfrechenaufgaben können viele der Kinder im Teenageralter nicht lösen.

    In vielen Fällen ist homeschooling hart an der Grenze zum Kindesmissbrauch und meiner Meinung nach Gott sei Dank in Deutschland keine legale Option.

    (Ich würde auch erwarten, dass auch hier diejenigen, die jetzt schon versuchen ihre Kinder vom Schwimm-, Sport- und Biologieunterricht ab zu melden, die ersten sind, die homeschooling nutzen.)

    Das mag sein. Allerdings weiß ich auch nicht, wie das zu korrigieren wäre. Teilweise gibt es in den hintersten Winkeln mancher Länder noch nicht mal eine Meldepflicht. Erst wenn man ausreisen möchte stellt sich das Problem und da fragt die einheimische Behörde auch nur "Wann ist er denn geboren?" und trägt das in den Perso ein. So lauten die Geburtsdaten dann vielfach auf den 01.01., da das mit der Zeit aufgefallen ist, nimmt man jetzt auch den 01.04. :). (Sorry kenne jemanden vom Bamf, ist wirklich so.)

    Ein paar Tage oder Monat sind mir egal. Es gibt, etwa durch das Röntgen der Hand Methoden, durch die man extreme Fälle des Missbrauchs falscher Altersangaben sehr zuverlässig nachweisen kann. Mir geht es dabei auch nicht um die Frage, ob jemand ein Jahr früher oder später eingeschult wird oder um ein Jahr mehr oder weniger Kindergeld bezieht, sondern eher um schwere Straftaten, selbst da war das lange Zeit sehr schwierig, eine offensichtlich falsche Altersangabe per Gutachten klären zu lassen.

    War das Sozialbetrug? Eher nein, die Eltern wollten doch nur, dass er mit der ersten Klasse anfängt.

    Dass bei Migranten Kinder oft jünger gemacht werden, als sie sind, hat nichts mit dem Schulbesuch zu tun.

    Gründe, die außerhalb des schulischen Bereiches liegen, sind mir als Lehrkraft in meiner dienstlichen Tätigkeit erst mal egal, allerdings resultiert diese Praxis manchmal in innerschulischen Problemen. Man tut einem Schüler in der Regel keinen Gefallen damit, dass man ihn in eine Klasse setzt, in der alle andern augenscheinlich 3 Jahre jünger sind, als er. Dort kann er kaum Anschluss finden und integriert werden.

    Aus schulischer Sicht müssten diese SuS einigermaßen altersgemäß eingeschult und dann gezielt gefördert werden, aber das kostet Geld.

    Als Privatperson bin ich durchaus der Meinung, dass das gewollte Wegschauen des Staates bei offensichtlich falschen Altersangaben von Menschen, die neu in dieses Land gekommen sind, einer der wesentlichen Fehler der Migrationspolitik der letzten 10 Jahre war.

    Die Glaubwürdigkeit der Geschichte endet für mich schon an dem Punkt, bei dem ein berechnender und stundenweise fehlender Schüler und das Klassenbuch über ein komplettes Schuljahr in der zweiten Nachkommastelle auf die gleiche Fehlquote kommen

    Das würde in der Praxis bedeuten: Die unterrichtenden KuK haben über das gesamte Schuljahr jede einzelne Fehlstunde komplett und exakt erfasst. Das kann doch niemand ernsthaft glauben, der mal für die Vollständigkeit eines Klassenbuches verantwortlich war und den KuK noch am letzten Schultag nach den Zeugnissen hinterherlaufen musste, damit zumindest überall eine Unterschrift stand.

    Hier hier findet Aufregung statt aufgrund einer Geschichte, die offensichtlich so nicht passiert ist, sondern ganz bewusst vom Autor so sinnentstellend verkürzt wurde, dass sie Aufregung produzieren soll.

    So funktioniert Internet.

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