Beiträge von Moebius

    Die Statistik dahinter ist nicht sehr gut, das wird sicher auch noch weniger.

    Oder besser.

    Beide Studien (Moderna & Pfizer/Biontech) haben mit einer außergewöhnlich hohen Teilnehmerzahl gearbeitet und sind für ihre Qualität gelobt worden, zumindest soweit ich das wahrgenommen habe. Ich sähe jetzt erst mal keine Grund (sprich: Qualitätsmangel in der Studie) um eine Verschlechterung der Wirkung zu erwarten, zumindest in der Gruppe, die Teil der Studie war.

    Der einzig derzeit legitime Kritikpunkt ist, dass die Angabe eines Punktwerts für die Wirksamkeit natürlich eine Vereinfachung ist. Mit den Werten von Biontech (160 Infizierte in der Kontrollgruppe, 8 In der Impfgruppe, glaube ich zumindest, bin jetzt zu faul zum suchen) ergibt sich ein Konfidenzintervall für die Wirksamkeit von 91,6%-98,3% auf Signifikanz-Niveau, bzw 90,5%-99,4% auf Hochsignifikanz-Niveau.


    Finde ich gar nicht so schlimm. Ich denke alles, was besser als 50% ist, ist schon ein Fortschritt.

    Aber nur unter der Annahme, dass man hinterher noch mal mit einer besseren Impfung nachimpfen kann, wenn diese zur Verfügung steht. Das ist bisher nicht geklärt.

    Falls das als Veerträglichkeitsgründen nicht geht, wäre 50% tatsächlich schlechter als gar keine Impfung. Und der Vergleich mit der Grippe-Impfung ist eher suboptimal, schließlich werden wir die Grippe ja nicht los, sie kommt jedes Jahr mit Millionen Infizierter und Zehn- oder Hunderttausend Toten wieder. Da hoffe ich bei Corona doch auf besseres.

    Aktuell zeichnen sich auf bei Sinovac - dem chinesischen Impfstoff, der am weitesten verbreitet ist - Ergebnisse ab, die eher ernüchternd sein könnten. Die echten Daten kommen erst Anfang Januar, aber aus der entscheidenden (weil als einzige unter internationalen wissenschaftlichen Standards durchgeführten) Studie in Brasilien ist über die Gesundheitsbehörde schon durchgesickert, dass die Wirksamkeit "besser als 50% aber auf jeden Fall unter 90% sein wird", was im Grunde irgendwo zwischen "relativ gut" und "praktisch unbrauchbar" rangiert. (Sinovac googeln, falls es interessiert.)

    Spannend wird es jetzt langsam mit Blick auf den nächsten Kandidaten von Johnson & Johnson. Falls dieser qualitativ ebenfalls nur im Bereich der Präparate von Astrazeneca und Sanofi/GSK landen sollte, stellt sich natürlich irgendwann die Frage, ob mit der klassischen Technik überhaupt zeitnah konkurrenzfähige Impfstoffe entwickelt werden können.

    Die 82%, die ich oben gepostet habe, kommen aus dem Intensivbettenregister. Die deutschlandweiten Zahlen kann jeder nachgucken und wir brauchen auch jetzt keine Diskussionen der Art "Mein Schwippschwager hat aber gesagt, bei ihm ..." führen. (Einer meiner Nachbarn ist Allgemeinmediziner und jetzt wieder seit drei Monaten in Kurzarbeit und sitzt zu hause. Das hat aber auch keine Aussagekraft über den Zustand des Gesundheitswesens.)

    Dass es aktuell in vielen Kliniken zu traurigen Situationen und persönlichen Schicksalen kommt, ist auch so offensichtlich.

    Das Problem mit den 60% ist, dass es problematisch sein kann, dann später noch mal mit einem besseren Impfstoff nach zu schießen, weil man nicht mehr sicher weiß, wie das Immunsystem dann reagiert. Normalerweise impft man mit einem Impfstoff und bleibt dann dabei, es sei den, die Kombination zweier verschiedener Impfstoffe ist auch wissenschaftlich untersucht.

    Aktuell könnte es also passieren, dass man die Wahl hat: 62% Schutz jetzt, oder 95% in zwei Monaten. (Wenn Az dann überhaupt die Zulassung kriegen sollte.)

    Die Auslastung der Intensivbetten pendelt seit Monaten in Deutschland um 80% (gestern lag sie bei 82%), was dem langfristigen Mittelwert entspricht.

    Der Anteil an Covid-Patienten ist auch seit 5 Wochen auf einem etwa gleich bleibendem Niveau.


    Bedenklich und problematisch sind vor allem die regionalen Schwerpunkte, wenn die Inzidenz in Sachsen vier mal so hoch ist, wie in den nördlichen Bundesländern, ist natürlich klar, dass es da auch einzelne Kliniken geben kann, die an die Belastungsgrenze kommen. Aber insgesamt haben wir aktuell in Deutschland derzeit eine Situation, die man handhaben kann, bei der aber einige grundsätzliche Probleme im System mal deutlicher sichtbar werden, als es sonst der Fall ist. (ZB der Umgang mit dem Pflegepersonal.) Die Probleme betreffen im Augenblick vor allem die nicht-Corona-Patienten, deren Behandlung zurückgestellt wird.


    Die Medienberichterstattung - und die individuelle Wahrnehmung - fokussiert sich in den letzten Tagen sehr auf Einzelfälle, bei denen es natürlich Probleme gibt, bei denen aber auch einzelne Instrumentalisiert werden, weil einige glauben, sie müssten den Menschen Angst machen, damit sie sich so verhalten, wie man sich wünscht. Vor drei Tagen ging etwa eine Meldung durch die Presse, von einer Klinik in Halle (?), bei der der Klinikleiter verkündet hat, die Triage würde bereits angewendet. Ein paar Stunden später musste er zurückrudern, als Triage bezeichne man im Klinikalltag auch die Situation, dass mehrere Fälle in der Notaufnahme gleichzeitig auflaufen und man die nach Priorität behandle, das habe er gemeint.

    Eine Impfung mit zwei Dosen kostet ca. 30 €, das ist teuerer als die "klassischen" Impfstoffe, viel Staaten der 3. Welt können das nicht selber zahlen, aber insgesamt wäre es von der Weltgemeinschaft natürlich finanzierbar und wahrscheinlich besser investiertes Geld, als viele andere Sachen, die sonst so unter Entwicklungshilfe laufen.

    Aber die derzeitige Entwicklung der Impfstoffe wird das Problem aus Sicht der westlichen Staaten sowieso "elegant" lösen: die mRNA Impfstoffe sind schnell fertig und hoch wirksam aber schwieriger zu handhaben, die verimpft man erst mal in den Industriestaaten, die später kommenden Stoffe wird man dann an die 3. Welt spenden, dann muss man sich keinen bösen "Impfstoffnationalismus" vorwerfen lassen.


    Das Problem bei Astrazeneca ist die verpfuschte Studie, da ein Teil der Gruppe mit der falschen Dosis geimpft wurde (wobei ich mich wirklich frage, wie so etwas bei einer so wichtigen Studie überhaupt passieren kann). Das Ergebnis der Studie war eine Wirksamkeit von 62% in der "richtig" geimpften Gruppe und eine Wirksamkeit von 90% in der falsch geimpften Gruppe. Letztere war aber deutlich kleiner und die Aussage über die angeblichen 90% basiert nur auf einer Hand voll infizierter in der Placebogruppe und ist vermutlich überhaupt nicht belastbar. (Eine veröffentlichte Studie habe ich aber noch nicht gesehen.)

    Aufgrund dieser kleinen Teilgruppe kann auf keinen Fall eine seriöse Genehmigung für dieses Dosierungsschema erfolgen. Wenn überhaupt, dann könnte es die Genehmigung also nur für das Dosierungsschema mit 62% Wirksamkeit geben - na besten dank, wenn die Konkurrenz 95% hat (Mit 62% würden wir selbst bei einer Impfquote von 100% nicht die Herdimmunität erreichen). Ich persönlich würde mich mit dem Wirkstoff von AZ nicht impfen lassen, wenn ich die Chance habe, ein paar Monate später eine bessere Impfung zu bekommen.


    Aktuell hat AZ eine Kooperation mit den Entwicklern des russischen Sputnik 5 Impfstoffs beschlossen um zu Untersuchen, ob sich durch eine kombinierte Impfung mit beiden Präparaten nicht eine höhere höhere Wirksamkeit ergibt. Und dazu kooperiert man ausgerechnet mit den Russen, deren Impfstoff ganz eindeutig politisch getrieben ist und über den überhaupt keine seriösen Daten vorliegen. Das riecht schon ein bisschen nach Verzweiflung.

    Ein Staat ist durchaus in der Lage, seine Grenzen zu kontrollieren und muss das auch sein. Das heißt nicht, dass man einen Zaun um sein Land zieht, so etwas geschieht durch politische Maßnahmen - die allermeisten von uns werden kaum Nachts mit Taschenlampe über die grüne Grenze in die Niederlade laufen.

    Es ist halt die Frage, ob man diesen Weg gehen möchte.


    Die Flüchtlingsströme nach Europa sind in den letzten Jahren um ca. 95% gegenüber 2015 zurückgegangen - durch die Abschottung der Balkanroute, den rigiden Umgang mit Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmehr und die Politik, die wenigen, die noch durchkommen, jahrelang in Griechenland, Italien und Spanien in Lagern fest zu halten.

    Trump hat die Migrationgsströme aus Südamerika um 80% gegenüber den letzten Obama-Jahren reduziert (einer der bei uns wenig diskutieren Gründe dafür, dass er in weiten Teilen der Bevölkerung immer noch gewählt wurde) - hauptsächlich durch Verträge mit den Transitstaaten.

    (Und da hieß es auch lange in weiten Teilen des liberalen Bürgertums "Das kann man in einer globalen Welt nicht verhindern" - man kann vieles Verhindern, die Frage ist immer nur, mit welchen Mitteln und zu welchem Preis.)

    Beides ist schwer zu ertragen und Deutschland hat "Glück", dass es hier wenig zu entscheiden hat, dann kann man weiter aus der Ferne gute Ratschläge geben.

    Irgendjemand schrieb mal etwas über angebliche Haltbarkeit von 4 Wochen für den Biontech-Impfstoff. Bei web.de ist im Coronaticker eine Grafik, die wohl auf den Angaben der Unternehmen beruht. Demnach haben sowohl Biontech/Pfizer als auch Moderna 6 Monate Haltbarkeit angegeben.

    Nach Angaben von Biontech 30 Tage bei -70°C, nachdem der konzentrierte Impfstoff in verdünnter Form anwedungsbereit gemacht worden ist, 5 Tage bei normaler Kühlschranktemperatur. Die Angaben sind aber ein paar Wochen alt und Biontech arbeitet an der Verbesserung der Haltbarkeit und geht auch wohl davon aus, die gleichen Parameter wie Moderna erreichen zu können, der auch über Hausarztpraxen verimpft werden kann.

    https://www.aerztezeitung.de/W…ng-Entwarnung-415201.html

    Definiere Ironie:

    Vorträge über Selbstüberschätzungen von jemandem, der glaubt er könne durch sein Wirken im Internet die Coronapolitik beeinflussen und der meint, Lehrer hätten Anrecht auf irgendwelche Privilegien aufgrund ihres "sozioökonomischen" Statutes.

    Die übliche Diskussion, aus Stunde A, B und C wird jeweils der schlechteste mögliche Teilaspekt rausgerückt und ohne Berücksichtigung der inneren Widersprüche ein Gesamtbild daraus gestrickt (Das Immunsystem von Kindern kann die Infektion schnell und ohne Antikörperreaktion besiegen, gleichzeitig sollen Kinder aber bitteschön sympthomlos hoch ansteckend sein), in Studie D ist nichts drin, was man sich als negativen Aspekt auspacken kann? Dann ist es sicher eine Gefälligkeitsstudie von finsteren Mächten, die die Gefahren für Lehrer verharmlosen wollen.

    Es ist ein typisch deutsches Problem, dass alleine beim Wort "Gen" bei vielen schon die roten Lichter angehen und man hat ziemlich erfolgreich (und ohne Sinn und Verstand) fast alles, was forschend damit zu tun hat über den großen Teich vertrieben. Darum ist es ja so eine Überraschung, dass zwei von drei Impfstoffen auf mRNA-Technik aus Deutschland kommen.


    Nur in Deutschland kann man Milchprodukte mit den Qualitätsmerkmal "Genfrei" verkaufen.

    Wobei das hier schon irgendwie ein neuer Höhepunkt ist (der aber ins Bild passt):

    ... das man noch eine sozioökonomisch ähnlich gestellte Gruppe vergleichen müsste wie Anwälte oder so,...

    Übersetzt: Lehrer sind gesellschaftlich höher gestellt als der restliche Pöbel und hätten daher eigentlich einen "Anspruch" auf eine unterdurchschnittliche Inzidenz, und alleine die Tatsache, dass wir die nicht haben ist ein Skandal.

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