Beiträge von Morse

    Und wie willst Du dann verhindern, daß die danach auf "Dienst nach Vorschrift" umstellen?Wenn man das weiterdenkt, könnte man ja auch allen "aus der freien Wirtschaft" nach 5 Jahren das Gehalt massiv kürzen, schließlich haben sie dann nicht mehr die Möglichkeit zurückzukehren. ;)
    Du merkst, daß das so nicht funktionieren kann?


    OBAS ist fakt. Dass die "nicht 'aus der freien Wirtschaft'" auch ohne diese guten Bedingungen auf "Dienst nach Vorschrift" umstellen ist auch fakt.
    Genau das meinte ich ja: Warum sollte ein Arbeitgeber mehr bezahlen, als er muss?

    Und weshalb sollten die "aus der freien Wirtschaft" nicht zurückkehren können?

    Außerdem gibt es doch gerade in diesem Bereich flexible Zulagen und andere Bedingungen, die Bewerber locken sollen, die nicht in Stein gemeißelt sind und jederzeit geändert oder zurückgenommen werden können.

    Z.B. in B.-W. gibt's für Direkteinsteiger im Mangelbereich Metall- und Elektrotechniker die ersten drei Jahre eine Zulage.
    Da wiederhole ich mal Krabapels Frage: "Warum sollen denn die guten Bedingungen nur für Leute "aus der freien Wirtschaft" gelten?"
    Meine Antwort darauf ist: weil sie für die anderen nicht nötig sind. Die machen es eben auch ohne, billiger!

    Ab ca. Anfang Mai habe ich bis zu 11 Stunden pro Woche in meinen Fächern unterrichtet. Dabei saß selten der Mentor hinten drin und ich hab alles selbst vorbereitet (immer mit V-Plan und Phasen etc., als wie ein UB halt) und hatte am Ende im Schnitt ca. 3-4 Stunden Schlaf. Manchmal auch gar keinen.

    Einen Verlaufsplan mache ich mir auch Jahre nach dem Ref. noch, aber für mich klingt es so, als ob Du besser gefahren wärst, wenn Du den normalen Unterricht weniger gut vorbereitet hättest und dafür mehr Kraft für die UBs gehabt hättest.
    Meine normaler Ref. Unterricht war nie ansatzweise so durchdacht wie die UBs und Lehrproben.
    Im alltäglichen Unterricht das Vorbereitungs-Niveau von UBs und Lehrproben halten zu wollen, halte ich persönlich schon allein zeitlich für zu anspruchsvoll.
    Randnotiz: Der ein oder andere macht dabei die Erfahrung, dass eine weniger vorbereitete Stunde womöglich besser lief als manche vermeintlich zur Perfektion geschliffene - und wenn's nur an der eigenen Lockerheit und größerer Aufmerksamkeit für die Schüler lag.

    Oder kurz gesagt: im Schnitt 3-4 Stunden Schlaf sind zu wenig, egal für was! ;)

    wie weit ist der Staat bereit zu gehen?

    Mein Eindruck ist, dass durch die Egalisierung der Bildung die Konkurrenz von Absolventen auf dem Arbeitsmarkt immer heftiger wird und die Selektion für die Arbeitsplätze immer mehr von Bildungseinrichtungen auf Unternehmen übergeht.
    Wenn dies tatsächlich die Umstände wären, an die der Lehrerberuf angepasst würde, würde die Anpassung natürlich gravierender ausfallen.

    Worum es mir ging:

    Schon lange wird Lehrermangel öffentlich in dem Sinn kritisiert, dass Unterricht ausfällt. Wie viel Unterricht ausfällt, ist dabei auch immer eine wichtige Kennziffer für ein KuMi und dessen Führung.

    Aus den Maßnahmen gegen Lehrermangel ergibt sich scheinbar eine weitere Kritik in der Debatte: nämlich ob der nicht ausgefallene Unterricht überhaupt von qualifiziertem (!) Personal gehalten wird. Stichwort "Entprofessionalisierung".
    Mir scheint, dass es diesen Kritikpunkt bisher noch nicht gab und das womöglich eine Neuerung ist.

    http://www.lehrer-online-bw.de/Versetzung:
    "Es wird darauf hingewiesen, dass Lehrkräfte in der Regel mindestens drei Jahre an ihrem ersten Dienstort verbleiben. In dieser Zeit werden Versetzungsanträge – von triftigen begründeten Ausnahmefällen abgesehen – nicht berücksichtigt."

    Ob Deine Gründe triftig sind, wird wohl je nach aktueller Lage entschieden werden.
    Vermutung: gegen kinderlose Kollegen und deren Anträge hättest Du gute Chancen.
    Du kannst damit Drohen, dass Du, wenn Du nicht zur Familie zurück ziehen könntest, Dein Deputat massiv kürzen müsstest, um Deine Kinder zu betreuen.

    Dyskalkulie gibt keinen Nachteilsausgleich, weil ein entsprechender Schüler die Anforderungen nicht erfüllt (er soll rechnen können und kann nicht rechnen - egal in welcher Klassenstufe).
    Legasthenie gibt einen Nachteilsausgleich, weil ein entsprechender Schüler die Anforderungen erfüllen kann, ihm aber Grundlagen fehlen um das umzusetzen (er soll einen Text in einen historischen Kontext einordnen, liest und schreibt aber mit der Geschwindigkeit einer Weinbergschnecke).

    Ein Schüler schreibt immer sehr langsam. Er weiß alles, schreibt super Texte, aber wird oft eben nicht rechtzeitig fertig. Die Zeit für die Bearbeitung der Aufgaben ist vorgegeben, sowohl in Klausuren als auch Prüfungen.

    Wenn er gleich schnell schreiben würde, wie andere - also """unter gleichen Bedingungen""" - hätte er bessere Noten. Er kann ja die Leistung bringen, nur die Zeit fehlt. Kann ich Nachteilsausgleich gewähren?

    Grundsätzlich würde ich ja zustimmen, aber... (das aber musste jetzt ja kommen ;) ) :Ein Schüler, der aufgrund einer Behinderung/Einschränkung unter gleichen Bedingungen eine bessere Leistung bringt als so manch andere faule Socke, der hat mMn deutlich mehr Leistung gezeigt als eben jene fS... Und wenn dieser Schüler mit 10 Minuten mehr Zeit oder einer etwas anderen (gleichwertigen!) Aufgabenstellung eine Zwei erlangt, dann halte ich das für sehr gerechtfertigt...


    Ich kann mir ja in meine Excel-Tabelle für jeden Schüler einen "mildernde Umstände"-Faktor schreiben. Toni und Fine haben beide die gleiche Punktzahl in der Klassenarbeit, aber Toni hatte nicht gefrühstückt und seine Eltern lassen sich zur Zeit scheiden. Ich würde sagen Faktor 1,4. Fine ist eine richtige Streberin mit Oberstudienrats-Eltern. Hier wäre 0,7 angemessen, schließlich fällt ihr das alles ziemlich in den Schoß.
    Ich korrigere nicht mit dem selben Maßstab, sondern führe einen Ausgleich nach eigenem Ermessen durch - das ist gerechter! Als Lehrer kann ich das.

    ;)

    Ich hatte ja schon gesagt, dass ich das prinzipiell für falsch halte. Vielleicht liegt's aber auch an meiner jeweiligen persönlichen Erfahrung damit. Die Schüler, mit denen ich zu tun habe, die Nachteilsausgleich bekommen, haben nicht das eine Fach, das eine Thema, bei dem sie schwierigkeiten haben, sondern haben fast überall schlechte Noten bzw. erreichen die Klassenziele nicht - wenn Kollegen nicht schon vorher einfach bessere Noten gegeben haben (z.B. um die Mühe der Schüler zu belohnen). Ansonsten wird eben nachgebessert, bis es passt. Und ganz am Ende bestehen sie dann die Abschlußprüfung nicht und fallen aus allen Wolken. Es gibt Schüler, bei denen ich schon im ersten Jahr gesagt habe, dass das nichts wird, und so kam es dann auch. Mir tun die Schüler leid. Ich glaube man erweist denen einen Bärendienst mit den ganzen Nachteilsausgleichen, denn am Ende stehen sie mit leeren Händen da, haben viel Kraft und Zeit vergeudet, Mißerfolgserlebnisse ohne Ende, usw. Die Nachteilsausgleichs-Lehrer waschen Ihre Hände in Unschuld, sie haben ja so viel getan um zu helfen! Sie meinen es ja so gut mit den Schülern! Im Gegensatz zu "strengen" Kollegen. Ja schade, dass es halt am Schluß nicht geklappt hat.
    Das nur mal zu meinem Hintergrund bei diesem Thema, vielleicht macht's das für Dich etwas nachvollziehbarer, trotz unserer unterschiedlichen Meinungen! :)

    Darf man das übersetzen als: "Der Schüler kann nicht (ausreichend) hören / sehen / sich uneingeschränkt bewegen = er erfüllt (egal an welcher Schulform) nicht die Anforderungen"?

    Nein.
    Brillen und anderen Sehhilfen, Hörgeräte, Rollstühle usw. ändern nicht das Anforderungsprofil. (Zumindest in meinen Fächern.)

    Wenn jmd. etwas (nicht alles) nicht gut kann (aber auch nicht gar nicht), heißt das auch nicht, dass die Anforderungen an eine Schulform nicht erfüllt werden.
    In den meisten Fällen heißt das, dass die Note "sehr gut" utopisch ist.

    Aus der Praxis: Schüler bringt ein ärztliches Attest, das "Dyskalkulie" bescheinigt und der Arzt "mehr Zeit" im Mathe-Unterricht verordnet.
    Der Schüler mit angeblicher "Dyskalkulie" steht auf einem Dreier (!) in Mathe, im Gegensatz zu vielen Klassenkameraden, die ohne attestierte Dyskalkulie schlechtere Noten haben.
    Über solche Fälle und andere kann man lange diskutieren. Kurz gesagt bin ich der Meinung, dass dieser Schüler mit dem Dreier - und damit, wie alle anderen behandelt zu werden - gut leben kann.
    Die Note auf dem Zeugnis muss die Leistung wiederspiegeln, die zumindest innerhalb einer Klasse vergleichbar ist.

    Doch - wenn du es als Lehrkraft entsprechend einrichtest, dann schon.
    Um einige Beispiele zu benennen:
    "veränderte Inhalte für Tests und Arbeiten" - wenn ein Schüler nicht hören kann, dann bekommt der in Englisch kein Listening Comprehension sondern ein Reading Comprehension (und nicht nur einfach den Hörtext, denn der ist geschrieben deutlich zu einfach -> das Anforderungsniveau muss gewahrt bleiben, du wählst als Lehrkraft aus!)

    "angepasster Zeitrahmen" - ein LRS-Schüler benötigt vielleicht einen Moment länger, um den Ausgangstext / die Aufgaben zu erfassen - ist dann aber in der Lage, den geforderten Anforderungen voll zu entsprechen. Deine Aufgabe als Lehrkraft ist es wieder, einzuschätzen, wieviel Text (das sind auch Zahlen...) in deiner Arbeit vorkommt / abgeliefert werden muss & wie viel zusätzliche Zeit für eine Wahrnehmungsschwäche angemessen ist. (Und ein Schüler, der die Antworten nicht kennt, würde auch mit vielen Stunden mehr nichts anfangen können. Mehr Zeit ist da kein Vorteil...)

    "andere Gewichtung der schriftlichen, mündlichen u. praktischen Noten" - wieder: ein Schüler, der nicht sprechen kann (statt Hören nehme ich jetzt mal den Mutismus als Beispiel), kann wohl nicht so viel mündlich beitragen. Dann soll der eben Unterrichtsergebnisse auf Folie schreiben, das ist dann die Grundlage für die Ergebnissicherung am Polylux. Ein Schüler mit einer Hemiparese wird praktische Arbeiten langsamer, mit weniger Exaktheit, nur mit zusätzlichen Hilfsmitteln oder auch gar nicht ausführen können. Da ist eine andere Gewichtung zulässig. Als Lehrkraft kannst du wiederum in der Klassenarbeit das Zeichnen von Dreiecken nicht als Aufgabe stellen und stattdessen einen "theoretische" Annäherung an das Problem abfragen. Du legst die Aufgabe fest & stellst sicher, dass das Anforderungsprofil vergleichbar bleibt.


    Für mich bedeuten diese Maßnahmen eine Änderung des Anforderungsprofils. (Gerade bei modernen Bildungsplänen mit dem Fokus auf Kompetenzen statt Faktenwissen.)

    Nachteilsausgleich ist übrigens was anderes. Da darf inhaltlich nichts geändert werden. Wenn einer aber nix sieht, bekommt er halt eine Brille- Nachteil ausgeglichen.

    Gegen eine Brille hat sicher niemand was, aber


    "Nachteilsausgleich" ist auch:

    - weniger Aufgaben
    - mehr Zeit ("angepasster Zeitrahmen")
    - andere Aufgabentexte ("textoptimiert")
    - "veränderte Inhalte für Tests und Arbeiten"
    - "größere Exaktheitstoleranz"
    - andere Gewichtung der schriftlichen, mündlichen u. praktischen Noten
    - Betreuer, die neben dem Schüler sitzen und die Aufgaben erklären und ermutigen (vorherige Vereidigung, dass sie nicht bei den Aufgaben helfen)
    - ...

    Meines Erachtens bleibt durch solche Maßnahmen das Anforderungsprofil nicht unberührt.

    Semi-Off-topic:


    in dem Raum kommt noch hinzu: Der Beamer ist so dunkel, daß man wirklich komplett abdunkeln muß, um überhaupt was zu sehen.

    Ich habe neulich mit Kollegen einen Termin vereinbart (vereinbaren müssen), an dem ich einen von zwei Rollwägen mit Beamer+Laptop nutzen wollte.
    Im Klassenzimmer stellte ich dann fest, dass ich den Film nicht zeigen kann, weil nur zwei von drei großen Fenstern Vorhänge haben und es viel zu hell blieb.
    Früher gab es in jedem Zimmer Vorhänge, aber die alten wurden irgendwann vom Schulträger gegen neue getauscht und "es gab halt nicht genügend".
    In einem anderen Zimmer gibt es Rollläden, die aber kaputt sind. Da hat der Hausmeister dann aus Pappkartons (!) ein Provisorium gebastelt. (Schüler: "Ah! Albanische Lösung!")

    In einem Raum haben sie das Whiteboard direkt neben die Tafel genagelt. Ergebnis davon: Man kann die Tafel nicht mehr aufklappen... ganz toll. :daumenrunter:

    Das ist echt exemplarisch für das ganze Schul"system".
    Wichtige Dinge werden eilig irgendwie hingeschludert, weil kein Geld, keine Zeit, keine Ahnung. Richtig lieblos.

    Irgendwann brauch ich noch Drogen um das auszuhalten.

    Ja, da hast du recht.
    Wenn das Kind allerdings lernzieldifferent unterrichtet wird und in bestimmten Fächern keine Noten bekommt, dann kann man durchaus die Leichte Sprache nutzen, auch in Lernzielkontrollen. Dann profitiert das Kind. Vergleichbar ist es sowieso nicht mehr.

    Meines Erachtens sind Schüler, die das Klassenziel oder den Abschluss nicht erreichen können, auf der falschen Schule - und das gilt für alle gleich, ganz unabhängig von Behinderungen.

    Wenn für einzelne Schüler ein komplettes Sonderprogramm gefahren wird, frage ich mich schon, inwiefern man das noch "Inklusion" nennen kann. Ja gut, sie befinden sich im selben Raum oder Gebäude...

    Leichte Sprache per se - unabhängig von Schule - ist evt. für manche Menschen hilfreich und eine gute Suche. Ob das in der Sonderschule sinnvoll ist, können die Kollegen dort besser beurteilen als ich.

    Sog. "Nachteilsausgleich" halte ich prinzipiell für absolut verkehrt weil er in sich widersprüchlich ist.

    Verordnung B.-W.:
    "Der Nachteilsausgleich für Schüler mit besonderem Förderbedarf oder für behinderte Schüler lässt daher das Anforderungsprofil unberührt und bezieht sich auf Hilfen, mit denen die Schüler in die Lage versetzt werden, diesem zu entsprechen."

    Das geht nicht.

    Man kann nicht das Anforderungsprofil ändern und es gleichzeitig nicht ändern.
    Schon gar nicht, wenn das Ziel der Änderung ist, dass jemand, der sonst nicht bestehen würde, nun bestehen kann.

    Ich bin Informatiklehrer seit 2003. Und nur 2-mal (in Worten zwei) habe ich es geschafft, mit einer Klasse sowas ähnliches wie Spiele zu programmieren. Die meisten SuS scheitern schon daran eine Datei in ein anderes Verzeichnis zu kopieren.

    Smartphones und Tablets sind ja auch viiiiiiiiel moderner und benutzerfreundlicher. Wer braucht da noch Computer? Was sind "Ordner"?

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