Beiträge von dominik89

    dominik89 vielleicht liest du das ja hier und wir können uns etwas austauschen? :)

    Sehr gerne!


    Antimon hat ja schon das meiste beantwortet, aber ich kann gerne noch etwas hinzufügen.

    Bei der Anerkennung ist es wohl tatsächlich so, dass man einen Abschluss braucht, der im Herkunftsland zum Unterrichten berechtigt.


    Auf der Website der EDK (welche die Anerkennung macht) heisst es dazu:

    "Es können nur Diplome überprüft werden, welche die Voraussetzungen für eine vollumfängliche, uneingeschränkte Lehrbefähigung im Herkunftsland erfüllen (offizielle Lehrbefähigung für öffentliche Schulen gemäss den Gesetzen des Herkunftslandes). Die Lehrbefähigung muss für jede beantragte Unterrichtsstufe und jedes Unterrichtsfach vorliegen."


    Noch eine Frage aus Interesse: Ist es in deinem Bundesland üblich, dass man nur in drei Fächern ausgebildet wird? Wie viel Klassen muss man dann unterrichten, damit man eine Vollzeitstelle erreicht?

    In der Schweiz ist die Anzahl der Fächer je nach PH unterschiedlich, aber doch deutlich umfangreicher. Wie Antimon schon geschrieben hat, muss man häufig bei den Nebenfächern (Musik, Sport, Bildnerisches Gestalten und Textiles/Technisches Gestalten = TTG) eine Auswahl treffen und für die Mittelstufe mindestens eine Fremdsprache wählen. Für den Kindergarten bis zur 2. Klasse geht es auch ohne Fremdsprache. An meiner PH in St. Gallen hatte ich alles ausser Textilem Gestalten belegt und unterrichte jetzt auch alles ausser TTG.


    Aber für dich scheint es ja auch eine Möglichkeit zu sein, dich nochmal in der Schweiz in einer PH einzuschreiben. Ist dein Entschluss für die Schweiz denn schon gefallen? Ist dir ein schneller Abschluss wichtig? Ansonsten würde ich empfehlen, dass du erst einmal über eine befristete Anstellung in das System der Schweiz hineinschnupperst. Ohne Lehrbefähigung bekommt (zumindest im Kanton Zürich) derzeit maximal einen Jahresvertrag. Ich unterrichte sehr gerne hier, weiss aber auch, dass es viele Unterschiede gibt, die eben je nach Präferenz Vor- oder Nachteile sein könnten.
    Sobald du eine Stelle gefunden hast (oder du beides gleichzeitig schaffst) könntest du dich dann bei den umliegenden PHs wegen der Anrechnung informieren. Es könnte allerdings sein, dass sie deine Unterlagen erst prüfen/bewerten möchten, wenn du dich offiziell beworben hast und die Anmeldegebühr bezahlt hast. Und je nach aktueller Anmeldefrist kann das dann auch ein paar Monate dauern. Der Studienaufbau und die vorgeschriebenen Fächer sind je nach PH unterschiedlich. Deshalb könnten die jeweiligen PHs auch bei einer Anrechnung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Eine Bewerbung an verschiedenen PHs könnte also sinnvoll sein, wenn du eine bestmögliche Anrechnung erreichen möchtest. Das ist aber auch alles eine Kostenfrage. Viele PHs bieten übrigens auch ein Teilzeitstudium an.


    Bezüglich der Stellensuche:
    Ich bin mir nicht sicher, wie viele Stellen tatsächlich auf jobs.ch ausgeschrieben werden. Um eine möglichst vollständige Liste zu haben, würde ich direkt die Seiten der Kantone vorschlagen.


    Für den Kanton Zürich wäre das:

    https://www.stellenboersevsa.ch/public_suche.php


    Für den Kanton St. Gallen wäre das:

    https://www.sg.ch/bildung-spor…en-fuer-lehrpersonen.html


    Bei den Stellvertretungen hättest du wahrscheinlich auch jetzt schon Chancen, falls da etwas passendes für dich dabei ist und die Schulleitung die Stelle möglichst bald besetzen möchte/muss. Bei den "festen Stellen" zum nächsten Schuljahr hättest du theoretisch auch Chancen, aber da suchen viele Schulen jetzt noch fertig ausgebildete Lehrpersonen, weil sie bis zum August noch einige Monate Zeit haben. Umso näher der Schulstart rückt, umso wahrscheinlicher wird es, dass auch Lehrpersonen ohne Diplom eingeladen werden, weil die Stellen natürlich irgendwann besetzt werden müssen.


    Noch ein paar Tipps für die Bewerbung:

    - Wenn man bereits in der Schweiz wohnt, steigen die Chancen einer erfolgreichen Bewerbung. Ausländische Bewerbungen ohne Bezug zur Schweiz werden manchmal aussortiert, weil die Bewerbung nicht "ernsthaft" genug wirken könnte. Man darf aber (soweit ich weiss) auch ohne Bewilligung bis zu 90 Tage in der Schweiz wohnen, sodass man dann durchaus von hier Bewerbungen verschicken könnte.

    - Umso flexibler/spontaner du bist, umso schneller wirst du eine Stelle finden. In fast jeder Schule gibt es mehrmals pro Jahr Lücken, die gefüllt werden müssen. Manchmal werden Lehrpersonen sehr kurzfristig krank und dann gibt es unerwartete Lücken (mit unbestimmter Länge) die so schnell wie möglich zu füllen sind. Über kurze Stellvertretungen kommt man gut an längere Stellvertretungen, weil dich die Schulleitung dann schon kennt. Auch wenn eine ausgeschriebene Stelle schon vergeben ist, wird man häufig bei der nächsten offenen Stellvertretung kontaktiert.

    - Dein Pensum sollte gross genug sein, damit du davon leben kannst (ansonsten bekommst du keine Aufenthaltserlaubnis) und niedrig genug, dass du dich gut einarbeiten kannst und genug Zeit zur Vorbereitung bleibt. Je nach Kanton gibt es da unterschiedliche Limits. Falls du parallel studieren möchtest, bekommst du automatisch eine Aufenthaltserlaubnis. Wenn deine Aufenthaltserlaubnis ans Studium gekoppelt wird, musst du aber je nach Kanton darauf aufpassen, dass du nicht zu viele Stunden arbeitest.

    - Und auch das Gehalt ist je nach Kanton sehr unterschiedlich (siehe Lohnreport von Watson.ch). Auch der Abzug für den fehlenden Abschluss ist sehr unterschiedlich. In Zürich sind das nur 10%. In anderen Kantonen zum Teil deutlich mehr.


    Hoffe, dass dir die Infos weiterhelfen. Hast du noch weitere Fragen?

    dominik89 : Nee, lass' mal gut sein, da habe ich jetzt echt keine Lust mehr drauf - gibt gleich Abendessen und ich werde mich für die nächsten Tage hier ausloggen (es gibt Wichtigeres als das Forum) ^^. Da ich dir ja eh nur "aus Prinzip widersprochen" habe, haben sich aus meiner Sicht weitere Beiträgen bzw. Antworten auf deine Ausführungen meinerseits - die ja aus deiner Sicht scheinbar keine "guten Argumente" sind - sowieso erledigt.


    Schönen Abend noch und weiterhin viel Spaß in der Schweiz!

    Wünsche auch dir einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche :)


    Update: Ich habe meine letzte Antwort noch einmal überarbeitet, weil ich nochmal mehr auf die Abgrenzung von Berufen/Tätigkeiten eingehen wollte. Aber ich glaube wir haben genug diskutiert und können es auch einfach gut sein lassen. Wir kommen da einfach nicht auf einen Nenner, aber manchmal ist das halt so.


    Update2: Ich klinke mich jetzt mal in diesem Thread für ein paar Tage aus. So viel reger Austausch, da bin ich erst mal gesättigt für eine gewisse Zeit :)

    Bei mir steht im Profil von cbl "Student". ?(

    Ernsthaft jetzt? Erst gibt es einen Kommentar zum Geschlecht von CDL (das ich nicht kennen konnte) und jetzt freust du dich noch über meinen Tippfehler?

    Herrlich! :D


    Ich muss morgen meine 10-jährigen Schulkinder loben. Ich übersehe immer wieder, was die alles schön können und welche Manieren die schon gelernt haben. Ein Blick ins Internet zeigt, dass einfach nichts selbstverständlich ist auf dieser Welt.

    Ich nehme an dominik89 du willst mit deinen Aussagen über gesellschaftlich bedeutsame Berufe letztlich auf die Systemrelevanz von Bildungsberufen abstellen.


    Wie schwierig diese Begrifflichkeit sein kann und daraus ggf. abgeleitete Konsequenzen für verschiedene Berufsgruppen, aber eben letztendlich auch für uns als Gesamtgesellschaft sind hat man denke ich recht gut während der Pandemie und in deren Folge gesehen. Umso wichtiger ist es meines Erachtens, sehr vorsichtig mit dem Begriff bzw. dem was darin steckt zu argumentieren. Auch nicht direkt systemrelevante Berufsgruppen sind schließlich einerseits für unsere gesamtwirtschaftlich Entwicklung oftmals hochrelevant, als auch individuell sei es zur Erwirtschaftung des eigenen Lebensunterhaltes oder auch für unser aller Wohlbefinden, weil wir uns schlichtweg daran gewöhnt haben bestimmte Dienstleistungen nutzen zu können, die entsprechende Berufsgruppen erbringen.

    Danke für die Korrektur bezüglich des Geschlechts!


    Mir persönlich würde der Begriff "systemrelevante Berufe" zu kurz greifen, weil dieser Begriff nach meinem Verständnis hauptsächlich darauf abzielt, was jetzt gebraucht wird. Aber was ist mit all dem, was zukünftig gebraucht wird oder auch nur gebraucht werden könnte? Auch ergebnislose Forschung kann extrem wichtig sein. Ich kenne jetzt keinen passenden Fachbegriff, der all das berücksichtigen würde, aber du weisst ja auch so, von was ich spreche.


    Ich stimme dir absolut zu, dass diese Bewertung extrem schwierig ist, weil da einfach so viele Faktoren zusammenspielen. Meine vorgeschlagene grobe Unterteilung in "Individuelle Bedürfnisse vs. Bedürfnisse der Gesellschaft" hatte ich deshalb ja schon eingeworfen. Natürlich gibt es noch einiges mehr, was zu beachten wäre.


    Ist die qualitative Bewertung von Berufen mit Blick auf deren gesellschaftliche Bedeutung überhaupt nötig? Darüber lässt sich sicher streiten.

    Aber ist es möglich? Ich behaupte "ja", auch wenn sie extrem schwierig ist. Man müsste all die vielen Kriterien sauber erarbeiten und gewichten und unbedingt darauf achten, dass man keine wichtige Perspektive übersieht.

    Aber das ist ja für viele Lehrpersonen "unser täglich Brot". Wir versuchen ja auch, einen Deutsch-Aufsatz zu benoten, obwohl es unglaublich schwer ist. Wir überlegen uns Kriterien und versuchen sie fein säuberlich abzuarbeiten und eine Gesamteinschätzung vorzunehmen.


    Kommt man dann automatisch zu einem "perfekten" Ergebnis? Nein. Aber hattest du jemals Schwierigkeiten einen sehr guten Aufsatz von einem komplett ungenügenden Aufsatz zu unterscheiden? (falls du Deutsch unterrichtest). So ähnlich würde es uns wahrscheinlich mit der Bewertung der gesellschaftlichen Bedeutung von Berufen ergehen. Ich muss nicht lange überlegen, wenn ich eine Pflegerin und den Marketing-Mitarbeiter von Marlboro in Bezug auf deren gesellschaftliche Bedeutung einordnen müsste. All die vielen Berufe dazwischen sind natürlich viel schwieriger zu bewerten. Aber nur weil es schwierig ist, ist es ja noch lange nicht unmöglich. Und nur weil wir alle zu einem unterschiedlichen Ergebnis kommen würden, wäre das Ergebnis dieser Analyse ja nicht automatisch wertlos.


    Deine geforderte Unterscheidung von Berufs(gruppen) und Arbeitsplätze mag in deinem Beispiel einen Unterschied machen. Ich hatte mich eben eher auf Arbeitsplätze bezogen, weil da der Zusammenhang zum Markt einfach viel direkter ist. Und von dem hattest du ja gesprochen. Bis dann aus neuen Arbeitsplätzen ein anerkannter Ausbildungsberuf oder passender Studiengang entsteht, kann noch eine gewisse Zeit vergehen. Ausserdem ist das ein fliessender und komplizierter Prozess, wo neben dem "Markt" noch viele andere Akteure mitmischen. Manchmal kann man mit einem Ausbildungsberuf / Studienabschluss viele verschiedene Tätigkeiten ausüben. Manchmal geht das aber auch nicht. Das hängt wirklich vom jeweiligen Fall ab. Ein abgeschlossener Studiengang stellt einen ja häufig breiter auf als eine abgeschlossene Ausbildung, weil ein Studium gar nicht so berufsspezifisch sein soll. Ein Pilot, der statt Passagieren nun plötzlich Fracht transportiert, übt nach meinem (subjektiven) Verständnis auch nicht mehr unbedingt den gleichen Beruf aus, selbst wenn irgendein Berufsverzeichnis das beides unter dem Begriff "Pilot" zusammenfassen würde. Er muss ja auch erst ordentlich umgeschult werden, damit das möglich ist. Wie umfangreich muss eine Umschulung sein, damit ein neuer Beruf entsteht? Alles irgendwie festgelegt und folgt keiner exakten Systematik.


    Aber all das ändert ja nichts an meiner Aussage, dass der Lehrberuf (nach allen mir bekannten Massstäben) ein gesellschaftlich bedeutsamer Beruf ist und es andere Berufe gibt (z.B. Profi-Fussballspieler, Formel-1 Fahrer, etc) bei denen das nicht nach allen mir bekannten Massstäben so wäre.

    Statt "Berufe" könnte ich auch "Arbeitsplätze" oder "Berufsgruppen" schreiben. Für alles lässt sich Beispiele finden und das weisst du natürlich ganz genau.


    Zu meiner Anmeldung:

    Ja, ich hatte mich wirklich vor langer Zeit schon einmal hier angemeldet. Ist schon so lange her, sodass ich mich nicht mehr daran erinnere. Die Zugangsdaten waren einfach noch im Browser gespeichert. War sehr praktisch!

    Wir sind komplett einer Meinung! Ich weiss ja gar nicht auf welche meiner Aussagen du dich konkret beziehst, aber wenn du mal auf die Seite 5 blätterst, dann wirst du sehen, dass ich auch genau das betont habe, was du jetzt nochmal mit schönen Beispielen untermauert hast.


    Ich schrieb:

    "Für mich macht es eben schon einen Unterschied, was ich mit meiner Arbeit "bewirke". Natürlich gibt es unzählige andere Berufsgruppen, die gesellschaftlich eine ähnliche (oder grössere) Bedeutung haben, auch wenn sie zum Teil gar nicht so sichtbar sind. Aber es gibt eben auch viele Berufsgruppen, die tatsächlich wegzudenken sind und gesellschaftlich kein grosser Schaden entstehen würde. Ich habe selbst in ein paar davon gearbeitet."


    Also ja, wir sind hier tatsächlich einer Meinung. Sicherlich gibt es unzählige andere Berufsgruppen, die für unsere Gesellschaft einen extrem wichtigen Beitrag leisten. Natürlich kann man jetzt nicht einfach zwei Spalten aufmachen und alle Berufe in zwei Gruppen einteilen. Es ist ein extrem fliessender Übergang und die Einteilung hinge natürlich extrem davon ab, was die übergeordneten Ziele sind. Geht es darum, anderen Menschen zu helfen? Geht es darum, die ökologische Wende zu unterstützen? Geht es darum, die Gesundheits- und Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen? Da darf sich jeder seine eigenen Fragen überlegen. Wenn es aber nur darum geht, Geld zu verdienen, dann ist das meiner Meinung nach eben nicht die Eintrittskarte für die Gruppe der "gesellschaftlich bedeutsamen Berufsgruppen".


    CDL

    Natürlich muss ich CDL zustimmen, wenn er/sie aufzeigt, dass (fast) alle Menschen in ihrem Beruf etwas bewirken möchten. Und natürlich hat er/sie Recht, wenn er/sie sagt, dass das eben andere, aber völlig nachvollziehbare Gründe sind, warum sie diesen Beruf ergriffen haben. Deswegen wollte ich seine/ihre Sicht eigentlich ohne Widerspruch stehen lassen. Aber nur weil jemand legitime nachvollziehbare Gründe hat, einen Beruf zu ergreifen, wird sein Beruf damit nicht automatisch gesellschaftlich bedeutsam. Das sind eben zwei Sichtweisen, die beide ihre Berechtigung haben. Manchmal passen sie wunderbar zusammen und machmal entsteht einfach ein gewisser Widerspruch, mit dem man dann umgehen muss.


    Um das nochmal aufzutrennen:

    Die Sichtweise von CDL: Es geht primär um die subjektiv empfundene Sinnhaftigkeit seiner Tätigkeit und der damit empfundenen Erfüllung.

    --> Das darf man natürlich nicht ignorieren und das kommt in meinem ersten Beitrag sicher zu kurz.


    Meine Sichtweise: Es geht auch darum, darüber nachzudenken, wie wir die notwendigen Aufgaben einer sich transformierenden Gesellschaft (Stichwort Pflege, Stichwort Energieversorgung) so verteilen, dass einfach nichts zu kurz kommt und wir auch in vielen Jahren noch eine funktionierende Gesellschaft auf einem funktionierenden Planeten haben.


    Ich bin (genau wie du) überzeugt, dass der Lehrberuf (neben vielen anderen Berufsgruppen) in die Gruppe der gesellschaftlich bedeutungsvollen Berufe gehört, egal welche Massstäbe man anlegt. Und mir ist nicht klar, warum man das verheimlichen sollte oder darauf nicht auch ein bisschen stolz sein könnte. Meinen Schulkindern möchte ich jedenfalls diese Botschaft mitgeben und freue mich sehr, wenn sie z.B. "Lehrer/in" oder "Polizist/in" als Wunschberuf angeben. Davon braucht unsere Gesellschaft einfach (momentan) noch einige.

    Wenn ein Kind Fussballer/in werden möchte, ist das für das individuelle Glück möglicherweise genau das richtige. Deshalb werde ich mich da sicher keinesfalls einmischen. Aber braucht unsere Welt momentan unbedingt noch mehr Fussballer/innen oder wäre es gesellschaftlich vielleicht kein grosser Verlust, wenn es ein paar weniger gäbe und dafür die Lehrberufe, Pflege, Polizisten, Verkäufer/innen die dringend benötigte Verstärkung erhielten?


    Kannst du meine Gedanken nachvollziehen? Ich habe natürlich extreme Beispiele gewählt, damit meine Überlegungen einleuchten. Man kann das auch mit vielen weniger eindeutigen Berufen durchspielen (Stichwort Modebranche, Finanzindustrie, Luxusgüter). Da werden wir dann nicht überall einer Meinung sein und das ist ja auch in Ordnung.


    Ich wünsche auch dir noch einen schönen Sonntag! :)

    'tschuldigung, aber da muss ich mich jetzt doch nochmal hier einmischen, auch wenn du mir gerne den Mund verbieten möchtest, weil ich in einem Thread zum Thema "Primarbereich" deines Erachtens nicht zu suchen und daher nichts zu deiner Thematik beizutragen habe... (Das müsste im Übrigen dann auch eine ganze Reihe anderer User*innen betreffen, die sich in diesem Thread geäußert haben und nicht an einer Grundschule arbeiten, sondern an weiterführenden Schulen oder im beruflichen Schulwesen ;) .)

    Welche Berufe bzw. Berufsgruppen wären denn das deiner Meinung nach? Berufe entstehen doch, weil es für sie einen Markt gibt. Von daher sind sie m. E. sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich notwendig und nicht überflüssig (so verstehe ich zumindest deine Aussage, dass viele Berufsgruppen "wegzudenken" seien).


    Selbstverständlich kannst du dich einmischen. Den Mund möchte ich wirklich niemandem verbieten. Mit der ursprünglichen Frage des Threads hat der zitierte Satz ja eh nichts mehr zu tun. Insofern selbstverständlich jede Meinung willkommen!



    Gerne lass ich mich auf diesen (eher philosophischen) Austausch ein!

    Ja ich stimme dir zu, dass Berufe entstehen, weil es dafür einen Markt gibt. Aber wir leben hier ja in einer sozialen Marktwirtschaft, die von der Politik einen gewissen Rahmen auferlegt bekommt. Und die Politik soll ja wiederum die Gesellschaft repräsentieren.


    Wir entscheiden doch schon immer als Gesellschaft, welche Berufe wir fördern möchten und welche wir verbieten möchten. Und dazwischen gibt es dann ein breites Feld von Berufen, die einfach ohne grosse Beachtung legal ausgeübt werden dürfen.


    Betrachten wir einmal die Prostitution. Unter den gesetzlich definierten Bedingungen wird das derzeit in Deutschland als legal eingestuft. Das war nicht immer so. Es würden wohl trotzdem nicht viele Menschen auf die Idee kommen, dass wir das noch fördern sollten und die Schule diesen Beruf im Berufskundeunterricht bewerben sollte. Woran liegt das? An den offensichtlichen Problemfeldern der Branche. Das können Probleme sein, die schon jetzt auftreten oder Probleme, die sich erst zukünftig zeigen.


    Wir könnten auch die Energieversorgung von Deutschland anschauen. Was ist denn mit den Arbeitern im Steinkohlerevier oder den Angestellten der Atomkraftwerke? Viele haben dort schon ihren Job verloren und viele werden diesen noch verlieren. Wirtschaftlich gesehen gäbe es dafür eigentlich eine Nachfrage. Viele machen ihren Job gerne und müssen sich jetzt trotzdem damit abfinden, dass die Politik (und damit auch grosse Teile der Gesellschaft) entschieden haben, dass die Ergebnisse/Konsequenzen ihrer Arbeit nicht im Sinne unseres Landes sind.


    Das können wir jetzt endlos weiterführen. Besonders verschwenderische Automotoren wurden verboten. Bald sind alle verboten. Kurzstreckenflüge könnten verboten werden. Tabak ist für Minderjährige verboten.

    Ist das gut oder schlecht? Sind diese Arbeitsplätze wegzudenken oder sollte man sich da nicht einmischen, weil das der Markt regelt?


    Würdest du gerne in einem Land leben, wo sich der Staat weniger einmischt (USA)?

    Oder ist das für dich insgesamt schon ok so, wie das in Deutschland läuft?

    Oder würdest du sogar gerne in einem Land leben, wo der Staat noch engere Grenzen setzt? Sollte man die Tabakindustrie komplett auflösen und damit unzählige Krankheiten vorbeugen? Sollte man Verbrennermotoren schon heute verbieten und damit die Luftqualität verbessern und (hoffentlich) den CO2 Ausstoss reduzieren? Sollte man Fliegen innerhalb Deutschlands komplett verbieten und dafür die Bahn fördern? Für all die genannten Berufsfelder gibt es einen Markt und bei all diesen Jobs kann man darüber diskutieren, ob eben ein gesellschaftlicher Schaden entstünde oder nicht, wenn da gewisse Vorgaben macht. Ein individueller Schaden entsteht natürlich immer, wenn ein Mensch seinen Job verliert.


    Fakt ist: Wir sind als Gesellschaft (zurecht) nicht so "liberal", dass wir der Wirtschaft komplett freie Hand lassen. Wir schreiten ein, wenn wir das Gefühl haben, dass uns das gesamtgesellschaftlich mehr schadet als nutzt.

    Aber der aktuelle Rahmen ist natürlich nur ein Kompromiss aus all den vielen Partikularinteressen. Ich persönlich würde mir einen viel engeren Rahmen wünschen. Ich persönlich könnte mir die Arbeitsplätze der Tabakindustire gut wegdenken, ohne dass dabei gesellschaftlich ein grosser Schaden entstünde. Ich würde behaupten: Unterm Strich wäre das ein Gewinn!


    Leuchtet mein Punkt ein? Ist alles eine Abwägungssache. Wir werden sicher Berufsgruppen finden, wo wir einer Meinung sind. Und wir werden sicher Berufsgruppen finden, die ich für verzichtbar halte und du eben weniger problematisch siehst. Vielleicht auch anders herum.

    Du wirst auch Menschen finden, die uns Lehrpersonen "abschaffen" möchten. Ich behaupte aber, dass da (objektiv gesehen) nicht die edelsten Motive dahinterstecken, sondern eher persönliche schlechte Erfahrungen die Ursache sind.

    Kurz nach dem Abi wollen wohl wenige in die Schweiz, um da Lehrerin zu werden. Wenn du diese Leute erreichen willst, solltest du evtl. in einem Abiturientenforum schreiben. Wenn wir seit langem in Deutschland Unterrichtende in die Schweiz gehen wollen würden, würden wir es tun. Über die Schweizer Vorzüge wissen wir Bescheid. Wir haben hier unsere Familien, Freunde und Leben und die Not ist für die meisten noch nicht groß genug, alles hinzuschmeissen. Vielleicht könntest du aber in der Facebook- Gruppe "Lehrer auf Abwegen" einigen helfen. Ansonsten verstehe ich hier deine ausführlichen Erklärungen und große Mühe nicht ganz, die du hier investiert, sprich deine Intention.

    Liebe Zauberwald


    Danke für den Tipp mit der Facebook-Gruppe, das werde ich mir gerne mal anschauen.


    Nun zum Rest:

    Dieses immer gleiche "wir wissen Bescheid und wir haben hier alle unsere Familien" kann ich einfach nicht mehr hören. Willst du mal nachschauen, wie oft diese Aussage in dieser Unterhaltung schon gefallen ist? Darauf werde ich jetzt sicher nicht mehr antworten.


    Stattdessen bekommst du folgende Antwort:

    Du schreibst, dass du meine Erklärungen nicht ganz verstehst. Ich bin überrascht, weil wir beide (wahrscheinlich) dieselbe Muttersprache teilen und ich in aller Ausführlichkeit meine Beweggründe erläutert habe und auf jede Rückfrage eingegangen bin. Also am Verständnis kann es ja kaum liegen. Mir scheint es, dass du einfach grosse Schwierigkeiten damit hast, dass ich anders "ticke" als du und ich eine Konversation gestartet habe, die für dich persönlich einfach absolut keinen Nutzen hat.


    Aber stell dir mal folgende Fragen:

    1) Muss diese Konversation für dich einen Nutzen haben?

    2) Habe ich dich gezwungen, dich hier einzubringen?

    3) Mal ein Blick in deinen Berufsalltag: Wie gehst du mit Schüler/innen um, die eine Frage stellen, die du für irrelevant hältst? Gehst du auf den Pausenhof und kontrollierst, dass niemand über "längst bekannte" Themen spricht, auch wenn du gar nie persönlich angesprochen wurdest?


    Ausserdem habe ich grosse Mühe damit, wenn du von einem "wir" sprichst. Wer sind denn "wir"? Bist du Vorsteherin dieses Forums? Ist das hier gar kein öffentliches Forum, sondern ein eingeschworener Club, der sich jeden Samstag zum Kaffee trifft und jeder genau über den anderen Bescheid weiss?

    Klar wirst du hier im Forum viele Lehrpersonen finden, die ähnliche Lebensumstände wie du haben. Aber kannst du jetzt wirklich stellvertretend für ALLE Forumsmitglieder sprechen? Und die stillen Mitleser/innen? Wohl kaum. Müsste meine Frage erst 50% der Lehrpersonen betreffen, damit ich deine Erlaubnis habe, mich darüber auszutauschen?

    Du schreibst ja, dass du "im Bilde" bist. Kannst du sicher sein, dass das auch für ALLE anderen gilt, die hier mitlesen? Machst du monatliche Umfragen?


    Dieser Thread hat doch ganz automatisch seine Berechtigung, wenn...

    .... es auch nur eine einzige Person gibt, die sich für das Thema interessiert hat.

    --> Na wie würdest du das beantworten, wenn wir auf der 5. Seite der Unterhaltung angelangt sind?

    .... dem Threadersteller weitergeholfen wurde.

    --> Ja mir wurde schon von vielen Leuten weitergeholfen, vielen Dank für die unzähligen tollen Beiträge!


    Also die Frage bleibt: Warum ist es so schlimm, wenn es in diesem Forum einen Thread mehr gibt, mit dem du offenbar nicht viel anfangen kannst?



    Und dann noch dieser Kommentar von dir, den ich auch nicht einfach so stehen lassen kann:

    "Mir liegt die Schweizer Mentalität nicht so und ich habe Probleme mit der Sprache chchchch."


    Ich bin zwar selbst kein Schweizer, aber ich fände es toll, wenn du dich nicht über die Sprache anderer Menschen lustig machst. Natürlich muss dir die Mentalität der Schweizer nicht liegen. Aber ich muss ganz offen sagen, dass mir deine intolerante Haltung auch nicht liegt.

    Wie sprichst du denn mit Schüler/innen, die vielleicht auch kein reinstes Hochdeutsch sprechen? Schon mal daran gedacht, dass in einem offenen Forum auch Schweizer/innen mitlesen?


    Ich bin ja wirklich kein langjähriges Forumsmitglied und mache mir mit solchen Beiträgen wohl keine Freunde. Aber ist das die Diskussionskultur, die hier die breite Masse für "ganz normal" hält? Wollt ihr so Neulinge begrüssen, die einen gepflegten Meinungs- und Informationsaustausch suchen? Also von gestandenen Lehrpersonen hätte ich einfach mehr erwartet.


    (Bemerkung: Die vielen respektvollen Antworten von anderen sind damit selbstverständlich nicht gemeint. Die anfänglichen und längst beseitigten Startschwierigkeiten mit anderen Forumsmitgliedern sind natürlich auch schon längst Schnee von gestern.)

    Ja aber, entschuldige dass ich jetzt nochmal nachhake bzw. schreibe, ich verstehe es irgendwie nicht, warum das für dich so wichtig ist, die Leute zu überzeugen, in die Schweiz zu kommen, zumal du selbst ja direkt dort studiert hast, aber hier in einem Lehrerforum schreibst, in dem 90% der Schreibenden (Schätzung) bereits fertig ausgebildet und in Deutschland verbeamtet bzw. angestellt sind, und der Rest sich im Studium oder Ref befindet. Und wie einfach bzw. schwierig es ist, unter diesen Voraussetzungen in die Schweiz zu wechseln, das weißt du ja nun gar nicht.

    Ich erkläre das gerne noch ein bisschen besser:
    Ich glaube es gibt einfach ein Missverständnis, das ich wirklich gerne ausräumen möchte: Ich will gar niemanden "überzeugen" in die Schweiz zu kommen. Das schreibe ich eigentlich fast in jedem meiner Beiträge. Ich freue mich wirklich über jeden, der sein Plätzchen gefunden hat.


    Ich bin einfach zufällig über dieses Forum gestolpert, weil ich schauen wollte, ob sich hier eine Lehrperson für eine Klassen-Brieffreundschaft finden liesse. (Hat übrigens geklappt.) Dann habe ich ein wenig durch das Forum geklickt und mich bei den Schlagwörtern wie "Referendariat, Verbeamtung und Dienstrecht" daran erinnert, wie unterschiedlich die beiden Schulwelten (Deutschland und Schweiz) doch sind. Das hat mich auch irgendwie in meine eigenen Berufsfindungsphase nach dem Abi zurückversetzt, weil ich mich damals auch mit dem Lehrerberuf in Deutschland beschäftigt hatte. Neben den schlechten Prognosen für den zukünftigen Bedarf war es dann vor allem der (aus meiner Sicht) starre Beamten-Rahmen, der mich damals davon abgehalten hat, diese Richtung einzuschlagen. Ein Leben lang denselben Job ausüben und womöglich sogar jahrzehntelang an derselben Schule arbeiten? Das wirkte damals einfach extrem einengend auf mich. Hätte ich mich damals breiter informiert, dann wäre ich womöglich auf das System in der Schweiz gestossen (das zu mir persönlich einfach besser passt) und wäre vielleicht ohne lange Umwege direkt Lehrer geworden. Ist jetzt natürlich komplett irrelevant, aber ab und zu verfällt man eben in Gedankenspielchen.


    Und mit diesem Hintergrund kam mir dann der Gedanke, dass ich ja einfach mal kurz meine Erfahrungen zur Schweiz teilen könnte und womöglich anderen in ihrer Berufsfindungsphase oder Stellensuche helfen könnte. Ich möchte einfach nur eine weitere Alternative aufzuzeigen, die ja für den ein oder anderen interessant sein könnte und von der man vielleicht noch nicht viel gehört hat. Also eine ganz kleine "Werbetafel" mit den Worten: "Schau mal, hier wäre noch eine weitere Option mit ganz anderen Vor- und Nachteilen".

    Nebenbei hat mich auch einfach interessiert, wie sich das System in Deutschland in den letzten Jahren so entwickelt hat, weil ich solche Vergleiche einfach spannend finde.


    Rückblickend habe ich realisiert, dass es andere Foren gegeben hätte (vielleicht studis-online.de?), wo diese kleine Info-/ Werbetafel besser platziert gewesen wäre, weil es dort vielleicht mehr Menschen geben könnte, die gerade tatsächlich noch vor beruflichen Entscheidungen stehen und meine Infos dann als hilfreich einstufen könnten. Hier in diesem Forum zeigt sich, dass die meisten Lehrpersonen einfach mitten im Lehrerleben stehen und meine gut gemeinte Information eher als unerwünschte Spamnachricht aufgefasst wird :D

    Und trotzdem bin ich froh, dass ich diese Unterhaltung begonnen habe, weil ich in kurzer Zeit eine Menge über das System in Deutschland gelernt habe!

    Kannst du meine Gedanken nachvollziehen?

    Mir persönlich ist es auch sehr wichtig, was ich mit meiner Arbeit bewirke. Das führt für mich dann am Ende persönlich absolut logisch in die Bildungsarbeit. Für zahlreiche Angehörige anderer Berufsgruppen führt genau dasselbe Ziel- „etwas bewirken wollen“- aus völlig anderen, ebenso legitimen, wie nachvollziehbaren Gründen aber eben in deren Berufe. Wenn ich mich da nur in meiner eigenen Familie umschaue, wo es neben zahlreichen Lehrern noch Ärzte, Schauspieler, Musiker, Instrumentenbauer, Pädagogen, Feuerwehrleute, Polizisten, Psychologen, Solaranlagenentwickler, Nebenerwerbslandwirte, Illustratoren, etc. gibt, die allesamt etwas bewirken wollen mit ihren Berufen, was über sie selbst hinausreicht, dann scheint mir das ein zentrales Motiv des Arbeitslebens für eine Vielzahl von Menschen und Berufsbildern zu sein. Wie gesagt: Wir sind als Berufsgruppe erheblich weniger speziell und anders, als wir manchmal selbst meinen.

    Ein schön formulierter Gedanke, den man so stehen lassen kann.

    Ich denke, dass du einfach ein leicht positiveres Menschenbild hast. Womöglich habe ich zu viel Zeit mit BWLern verbracht, die ihren eigenen Job nie so beschrieben hätten. Tief im Innern könnten sie ja trotzdem einen ähnlichen Antrieb haben.

    So oder so: Ein bisschen Erdung tut ab und zu ganz gut!

    Also hast du gar nicht in Deutschland studiert und bist erst dann in die Schweiz gezogen, sondern du hast direkt in der Schweiz studiert? Es klang für mich bis jetzt so, als wärst du diesen Weg selbst gegangen, den du hier vorschlägst: als fertige Primarlehrkraft zu wechseln.

    Ja das ist richtig. Klar werden hier im Forum überwiegend fertige Lehrpersonen unterwegs sein. Heisst aber nicht, dass ich genau die ansprechen wollte. Mag auch Mitleser/innen geben, die sich gerade fragen, wo sie ihr Lehramtsstudium beginnen wollen.

    Auch vor dem Ref möchte man sich ja vielleicht über die Optionen informieren. Ob das allerdings so einfach geht und ob ein fehlendes Ref bei Primarlehrpersonen in der Schweiz irgendwie kompensiert werden könnte/müsste, weiss ich aktuell allerdings nicht. Vielleicht ist da Antimon informiert? :)

    Ach übrigens ... Sofern in deinem Arbeitsvertrag nicht explizit was anderes drinsteht, kannst du mit 2 Monaten Frist mitten im Schuljahr hinschmeissen. Bzw. es kann dir auch hingeschmissen werden. Wenn nichts Gröberes vorgefallen ist, einigt man sich darauf, das Schuljahr halt fertig zu machen. Aber ich habe es durchaus ein paar Mal erlebt, dass Leute mitten im Jahr plötzlich weg waren.


    Ich verstehe dieses Argument schon, zählt für mich auch recht viel. Mir ist es genau wie dir wichtig, dass ich mich da bewerben kann, wo's mir passt und auch einfach gehen kann, wenn's mir passt. Ehrlicherweise hast du mit einer originären Primar-Ausbildung aber eigentlich keine anderen Möglichkeiten als halt an einer Primarschule zu arbeiten. *Du* hast andere Möglichkeiten, weil du einen wissenschaftlichen Master im MINT-Bereich hast. Als Sek-II-Lehrperson hat man auch andere Möglichkeiten. Primar und Sek I ist aber in der Ausbildung so spezifisch, dass es halt wirklich schwierig wird.

    Danke für den Hinweis! Mein Arbeitsvertrag ist tatsächlich nur eine minimalistische Verfügung, die sich dann auf das Lehrpersonalgesetz Zürich bezieht. Dort wird dann von vier Monaten gesprochen. Hätte das deiner Einschätzung nach keinen Bestand, wenn es hart auf hart käme?


    Und ich stimme dir vollkommen zu, dass nicht jede Lehrperson diese berufliche Flexibilität hat. Über meinen "Plan B" bin ich nun natürlich froh, auch wenn meine Studienzeit damit insgesamt leider sehr lang war.

    Wenn man sich nun allerdings vergegenwärtigt, dass man in der Schweiz dank der kurzen Ausbildung bereits mit 21 eine fertige Klassenlehrperson sein könnte, bliebe ja noch genug Lebenszeit, um sich auch später nochmal weiterzubilden. ;) Eine vorausschauende Planung wäre da natürlich wichtig.


    Ich würde ohnehin jeder angehenden Primarlehrperson empfehlen, sich vor oder nach dem PH-Studium noch ein zweites Standbein aufzubauen. Ich persönlich hätte mit 21 Jahren noch nicht so selbstbewusst vor den Eltern auftreten können und auch mit den Kindern nicht die nötige Ruhe gehabt. Gibt sicherlich Viele, die das schaffen, aber dann muss man eben wirklich dafür geboren sein.


    In Bezug auf eine deiner vorherigen Nachrichten:

    Einige fertige PH-AbsolventInnen vikarisieren dann gerne mal für eine gewisse Zeit und nehmen sich auch Zeit zum Reisen. Nach meinen Beobachtungen wollen aber auch viele nach dem Studium direkt eine "richtige" Stelle antreten und in den allermeisten Fällen sind das dann auch mehr als 50%. Dann gehört auch die Klassenleitungsfunktion dazu, das siehst du schon richtig. Eine TTG- oder Eng/Franz-Nische (mit der man ein hohes Pensum ohne Klassenleitung hinbekommen würde) findet man wahrscheinlich heute nicht mehr oft, weil das ja gar nicht mehr offiziell ausgebildet wird, wenn ich richtig informiert bin. Aber ehrlicherweise habe ich auch noch nie nach solchen Stellen gesucht. Man könnte aber auch in mehreren Klassen die fehlenden Prozente einer ≈80% Lehrperson abdecken. Das ist aber deutlich einfacher umsetzbar, wenn man bereits in einer Schule arbeitet und alle Beteiligten persönlich kennt.


    Weil du vorhin noch danach gefragt hattest:

    Ich unterrichte übrigens seit 5,5 Jahren, habe an der FHNW (Brugg-Windisch) nur ein Jahr studiert und dann an die PH St. Gallen in Rorschach gewechselt. Der Wechsel hatte allerdings eher private Gründe und hat nicht unbedingt mit der Qualität der Hochschulen zu tun. Ich sehe beide sehr kritisch. An beiden PHs fand ich einige Module sehr hilfreich, andere komplett überflüssig und bei den allermeisten Modulen hätte ich mir eine "Abkürzung" oder eine freiwillige Vertiefung gewünscht, weil nach meiner Wahrnehmung viele Module künstlich in die Länge gezogen wurden und die zentralen Inhalte auch wesentlich kürzer vermittelbar gewesen wären. Die durchgehende Anwesenheitspflicht war aus meiner Sicht deshalb eine ziemliche Bürde. Aber das ist meine persönliche Einschätzung und andere Studierende haben das bestimmt ganz anders erlebt.

    Die praxisbezogenen Module (hiess bei uns Mentorat) waren neben den Praxisphasen meist recht lehrreich. Allerdings steht und fällt das Mentorat und die Praxisphase einfach mit den Personen. Von einigen Praxislehrpersonen kann man in kurzer Zeit viel lernen und bei anderen fragt man sich, wie die eigentlich selbst die PH schaffen konnten. Da gab es einfach keine wirkliche Qualitätskontrolle. Nur bei zwischenmenschlichen Verfehlungen wurden einzelne PL aussortiert. Ich weiss aber nicht, wie man diese Rolle attraktiver machen könnte, damit sich mehr engagierte und talentierte Lehrpersonen für diese Rolle anbieten. Du hättest dazu als Insiderin sicher Ideen?


    Zu der (meiner Meinung nach mangelhaften) Praxisausbildung:

    Natürlich sollte das über die Berufspraktika laufen. Allerdings waren das in meinem Fall immer nur zwei-wöchige Blöcke pro Semester. An der FHNW könnten es aber auch einmal drei Wochen gewesen sein. Das allerletzte war dann noch 5-6 Wochen lang. Es gibt spezielle Modelle, bei welchen man länger an einer Schule bleibt, aber zumindest an meinen PHs war das nicht die Regel und mit meinem Auslandssemester war das nicht vereinbar. Ich stimme dir vollkommen zu, dass man einfach mehr Zeit bräuchte, um die genannten Probleme im Unterrichtsalltag zu sehen. Fallbeispiele können hilfreich sein, sind aber eben kein vollwertiger Ersatz für echte Probleme. Wie ich bereits geschrieben hatte, müsste man einfach in die Rolle einer Klassenlehrperson schlüpfen dürfen und die volle Breitseite der Eltern und SuS abbekommen und dabei gleichzeitig eine erfahrene LP als Ansprechperson haben. Wahrscheinlich wünsche ich mir insgeheim ein Ref, auch wenn ich die Art und Weise, wie das laut einigen Erfahrungsberichten in manchen Bundesländern umgesetzt wird, nicht gutheissen kann.

    Das würde ich aber deshalb nicht unterschreiben, weil kein Job wie jeder andere ist und es in den meisten Jobs Herausforderungen geben dürfte, die ich als Außenstehende nicht direkt erkenne bzw. richtig einzuschätzen vermag.


    Wir sind nicht soooo schrecklich speziell als Berufsgruppe, wie wir manchmal meinen, sondern verdienen nun einmal zuallererst einfach nur unsere Brötchen mit dieser Arbeit, die wir deshalb aber ja nicht zwangsläufig weniger motiviert, begeistert oder auch engagiert ausüben.


    Gut, dann sehen wir das wirklich anders. Für mich macht es eben schon einen Unterschied, was ich mit meiner Arbeit "bewirke". Natürlich gibt es unzählige andere Berufsgruppen, die gesellschaftlich eine ähnliche (oder grössere) Bedeutung haben, auch wenn sie zum Teil gar nicht so sichtbar sind. Aber es gibt eben auch viele Berufsgruppen, die tatsächlich wegzudenken sind und gesellschaftlich kein grosser Schaden entstehten würde. Ich habe selbst in ein paar davon gearbeitet.


    Ob ein Job herausfordernd ist oder nicht, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt. Es mag ja wirklich herausfordernd sein, den nächsten 500 PS Verbrennermotor für den nächstgrösseren SUV zu entwickeln. Aber man darf ja durchaus behaupten, dass das aus gesellschaftlicher Sicht verschmerzbar wäre (oder sogar zu begrüssen wäre), wenn eben nur der kleinere 300 PS Motor zur Wahl stünde. Klar hat das immer einen wirtschaftlichen Rattenschwanz, aber mein Punkt dürfte einleuchen.

    Vielen Dank für deine ausführlichen Schilderungen zu den Abordnungen!


    Deine Überlegungen zu der Frage, ob und wann Abordnungen aufgrund einer Notlage vertretbar wären, kann ich ich voll und ganz nachvollziehen. Ist im Nachhinein wahrscheinlich schwer zu beurteilen, wie viel der Mangellage von welcher Seite (Fehlplanung, äussere Umstände etc) zu verantworten sind.


    Begeisterung und für den Beruf zu Bremen sind aber nun einmal nicht dasselbe. Das eine ist eine anzustrebende Grundhaltung, die definitiv wichtig ist in unserem Beruf, da unsere Begeisterung wie von dir geschrieben ausstrahlen kann auf unsere SuS. Das andere ist dagegen eine gesundheitsschädliche Einstellung, bei der es gerade nicht mehr nur um normale Begeisterung geht, sondern darum eigene Grenzen nicht mehr ausreichend zu beachten.

    Wenn das die Definition ist, nach der wir hier trennscharf unterscheiden könnten, dann muss ich natürlich komplett zustimmen. Ich behaupte aber, dass das ein sehr fliessender Übergang ist, wo jeder selbst gefordert ist, die richtige Balance zu finden.

    So oder so sind wir einer Meinung. Ich wehre mich nur gegen Aussagen, dass das ein Job wie jeder andere wäre und man damit vor allem seine Brötchen zu verdienen hat. Aber das würdest du ja zum Glück nicht unterschreiben.

    Danke, Antimon.


    Ich habe auch immer noch nicht verstanden, dominik89 , was nun die Freiheiten sind.


    Außerunterrichtlich Sport oder Tastaturschreiben anzubieten wird es ja wohl nicht sein, oder?

    Nein, das war die Antwort auf die Frage, warum ich persönlich Begeisterung für Kinder wichtig finde.



    Hier findest du meine Antwort:

    Antimon


    Natürlich würde ich die Schweiz nicht pauschal jedem empfehlen. Vieles ist einfach anders. Da muss jeder für sich selbst entscheiden, was er/sie bevorzugt. Für mich persönlich ist es einfach der beste Ort zum Unterrichten, weil ich hier gewisse Freiheiten habe, die ich in Deutschland vermutlich nicht hätte. Da müsste man aber zunächst in Ruhe fein säuberlich analysieren, wie sehr meine Vorstellungen in Bezug auf Deutschland überhaupt der Realität entsprechen. Gut möglich, dass da einige meiner Vorstellungen falsch/veraltet sind. Gerne kann ich das in den kommenden Tagen kurz auflisten.

    Das (für mich persönlich) frei wählbare Pensum ist mir beispielsweise sehr wichtig. Das hatte ich ja bereits erklärt. Du hast gute Beispiele gebracht, warum das nicht auf alle Lehrpersonen übertragbar ist und warum ich da in einer vergleichsweise guten Verhandlungsposition bin. Aber für mich persönlich bleibt das nun mal (für den Moment) gültig und wichtig. Ausserdem möchte ich jederzeit meinen Job (trotz langer Kündigungsfristen) kündigen können, um nach einem anstrengenden Klassenzug entweder eine "kurze Pause" machen zu können oder auch um mich temporär beruflich umzuorientieren, falls das irgendwann mal nötig sein sollte oder ich darauf Lust habe. Dazu möchte ich keine Anträge stellen müssen oder auf den "Good-Will" von irgendwelchen Vorgesetzten hoffen, weil ich Angst haben muss, dass mich der "Staat" dann zukünftig nicht mehr zu den gleichen Bedingungen anstellen möchte. Das kann sich auch in meiner Region zukünftig einmal ändern. Aber momentan wäre das alles kein Problem.

    Dazu käme noch die Möglichkeit, dass man sich bei Schulen ganz normal bewerben kann, sobald eine Stelle frei ist. Aber das hatten wir ja schon ausgiebig besprochen und das gilt auch (mit Einschränkungen) für gewisse Bundesländer.

    Wenn das aus deiner Sicht keinen Wert hat, ist das völlig in Ordnung. Für mich hat es einen gewissen Wert und vielleicht bin ich ja gar nicht der Einzige in diesem Forum, für den das eine Bedeutung hat. Mir ist bewusst, dass sich Vieles davon nach den Aussagen anderer Formusmitglieder relativieren lässt, weil das Beamtentum offenbar nicht in allen Bundesländern gleich starr ist und sich der Staat je nach Lage dann wohl doch ein wenig flexibel zeigt. Vor allem im Angestelltenverhältnis wäre man wohl ähnlich "frei". Aber was das konkret bedeutet, müsste ich mir erst noch in Ruhe anlesen.

    Uh nein, da sind wir jetzt echt ganz weit auseinander. Das finde ich eine ganz gefährliche Einstellung, von "Begeisterung für die Kinder" lernen die keine Mathe und das ist immer noch die Kernaufgabe der Schulbildung. Ich werde nicht dafür bezahlt es mit meinen Jugendlichen lustig zu haben, auch wenn das noch so sehr in meinem Sinne ist, sondern zuallererst dafür ihnen die Fachinhalte meiner Unterrichtsfächer beizubringen. Dafür braucht es eine professionelle Ausbildung der Lehrpersonen. Im Bereich Sek II stehen wir da in der Schweiz sehr gut da, im Bereich Primar und Sek I eher nicht.


    Und jetzt noch der 2. Punkt den ich besprechen möchte:


    Selbstverständlich ist meine Kernaufgabe die Bildung der Kinder. Das nehme ich sehr ernst. Aber meine Erfahrung zeigt einfach, dass manche Kinder im Primarschulalter einfach mehr aus der Schule mitnehmen, wenn die Lehrperson eine gewisse Begeisterung für die Kinder / ihre Lebenswelt / die behandelten Themen ausstrahlt und das nicht primär als Einkommensquelle sieht (natürlich bin auch ich auf einen Lohn angewiesen). Ein guter Unterricht ist in jedem Fall trotzdem nötig, egal wie gerne man mit den Kindern arbeitet. Ein paar ganz konkrete Beispiele aus meiner aktuellen Klasse (die ich seit August unterrichte) mit denen ich meine Behauptungen belegen möchte:


    1) In meiner Klasse gibt es ein Kind, das als absolut unsportlich abgestempelt wurde (übereinstimmendes Bild von dem Kind selbst, den Eltern und der letzten Lehrperson). In meinem Unterricht gibt es regelmässige Seilspringpausen und gelegentliche Wettbewerbe gegen andere Klassen. Ausserdem habe ich die Kinder bei einem öffentlichen Staffellauf angemeldet und habe regelmässiges Lauftraining gemacht, welches ich z.T. auch vor Unterrichtsbeginn angeboten habe. Nach mehreren Wochen hatte dieser Junge plötzlich grosse Freude am Sport, weil er die Wettkämpfe einfach sehr motivierend fand. Sein Fortschritt war enorm! Natürlich standen diese Wettkämpfe nicht im Lehrplan, sondern waren einfach Zusatzaufwand. Ich würde behaupten, dass ich das ohne meine Begeisterung für den Beruf und die Kinder niemals anbieten würde. Und ich erfreue mich daran, wenn sich ein Kind plötzlich "für" ein Fach entscheidet, weil ich es auf irgendeine Art erreichen konnte.


    2) Ich biete jeden Morgen ein freiwilliges 20-minütiges Tastaturtraining an, zu dem 85% meiner Kinder erscheinen. Das muss leider vor dem Unterricht stattfinden, weil dafür während dem Unterricht einfach nicht genug Zeit wäre und das auch gar nicht im Lehrplan verankert ist. (Wurde gerade nochmal abgelehnt, weil es offenbar nicht wichtig wäre). Auch das mache ich komplett freiwillig, weil ich davon überzeugt bin, dass die Kinder das in ihrem späteren Leben brauchen können und ich einfach begeistert und stolz bin, wenn meine 4. Klässler am Ende des Schuljahrs das 10-Finger-System blind beherrschen und damit ihre grossen Geschwister in den Schatten stellen. Nebenbei schreiben sie übrigens (ohne dass sie es merken) regelmässig schwierige Lernwörter ab, sodass es eigentlich ein heimliches Rechtschreibtraining ist.


    3) Ich habe ein Kind in der Klasse, welches letztes Schuljahr das komplette zweite Semester verpasst hat. Es war nicht überfordert, sondern hatte einfach keine Lust auf den Unterricht und kam nicht mit der Lehrperson zurecht. Nachdem ich die letzte Lehrperson getroffen habe, kann ich das sogar irgendwie nachvollziehen. Plötzlich kommt das Kind nun aber ohne einen einzigen Fehltag in den Unterricht. Liegt das an meinem toll vorbereiteten Unterricht? Wohl kaum. Ein Stück weit wird es an der Klassendynamik liegen und ein Stück weit konnte ich sie davon überzeugen, dass Schule auch Spass machen kann. Und das kann ich nur so "verkaufen", weil ich das auch tatsächlich denke. Die Eltern und das Kind spiegeln mir das auch so zurück.


    4) Ich habe zwei Kinder in der Klasse, die letztes Jahr individuelle Lernziele in Mathe hatten. Natürlich sind sie nicht sonderlich begabt, aber schlussendlich fanden sie Mathematik auch einfach ziemlich langweilig. Plötzlich sind diese zwei Kinder voll bei der Sache, machen auf ihrem Niveau super mit und schaffen meistens gerade noch genügende Leistungen. Ein Kind macht sogar zu Hause freiwillige Zusatzaufgaben und zeigt mir jeden Tag, was es geschafft hat. Wie kann das sein? Der Mathestoff ist ja nicht plötzlich spannender geworden, aber die Kinder ziehen eben in ganz vielen Fällen (nicht allen Fällen) doch plötzlich mit, wenn man das Ganze mit einer gewissen Begeisterung angeht und sich auf Dinge einlässt, mit denen man die Kinder packen kann. Würde ich mit den Kindern tanzen und mich dabei komplett zum Affen machen, wenn ich meinen Job als reinen Wissensvermittler begreifen würde und eigentlich lieber Gymi-Lehrer wäre? Wohl kaum. Aber wenn man solche Tänze eben "zufällig" immer vor/nach der Mathestunde einbaut, lässt das die Kinder eben nicht kalt.


    Und damit ich nach diesen Beispielen nicht komplett in der Luft zerrissen werden: Ich könnte jetzt auch genauso viele Beispiele aufzählen, wo ich mit meinem Unterricht ziemlich unzufrieden bin und das (aus welchen Gründen auch immer) noch nicht besser hinbekomme. Und ich kenne etliche Lehrpersonen, die mir in vielen Bereichen einiges voraushaben. Ich halte mich selbst für einen absolut durchschnittlich talentierten Lehrer. Allerdings gehe ich tatsächlich (die meisten Tage) mit Begeisterung ins Klassenzimmer und kann somit das ein oder andere ausgleichen. Also mein Fazit: Wie kann man behaupten, dass man für diesen Beruf nicht "brennen" muss, wenn man seine Arbeit gut machen möchte? Mein Unterricht wäre eine Katastrophe, wenn mich die leuchtenden Augen der Kinder nicht interessieren würden. Wenn andere Lehrpersonen bei den Kindern genauso viel (oder mehr) erreichen, obwohl sie nicht viel Interesse an den Kindern haben, dann würde ich dort gerne Nachhilfe nehmen.

    Antimon


    Herzlichen Dank für deine wirklich spannenden Antworten! Ich bin mehr als froh, dass wir diese Missverständnisse auflösen konnten und wir zurück zum Thema kommen konnten. Ich gebe gerne zu, dass ich auch den ein oder anderen Satz präziser hätte formulieren können. Ich bin überzeugt, dass das in einer "echten" Unterhaltung viel stressfreier verlaufen würde, weil man bei Unklarheiten einfach kurz nachfragen könnte. Aber nach den Startschwierigkeiten hat es nun ja endlich geklappt ;)

    Ich komme leider erst morgen wieder zum Schreiben einer ausführlichen Antwort und möchte dann noch auf all die einzelnen Bereiche eingehen, die du aufgegriffen hast.


    Zwei Punkte möchte ich aber noch kurz aufgreifen, weil sie hoffentlich recht schnell zusammengefasst sind:


    1) Attraktivität des Berufs im Vergleich zu Deutschland:

    Natürlich würde ich die Schweiz nicht pauschal jedem empfehlen. Vieles ist einfach anders. Da muss jeder für sich selbst entscheiden, was er/sie bevorzugt. Für mich persönlich ist es einfach der beste Ort zum Unterrichten, weil ich hier gewisse Freiheiten habe, die ich in Deutschland vermutlich nicht hätte. Da müsste man aber zunächst in Ruhe fein säuberlich analysieren, wie sehr meine Vorstellungen in Bezug auf Deutschland überhaupt der Realität entsprechen. Gut möglich, dass da einige meiner Vorstellungen falsch/veraltet sind. Gerne kann ich das in den kommenden Tagen kurz auflisten.

    Das (für mich persönlich) frei wählbare Pensum ist mir beispielsweise sehr wichtig. Das hatte ich ja bereits erklärt. Du hast gute Beispiele gebracht, warum das nicht auf alle Lehrpersonen übertragbar ist und warum ich da in einer vergleichsweise guten Verhandlungsposition bin. Aber für mich persönlich bleibt das nun mal (für den Moment) gültig und wichtig. Ausserdem möchte ich jederzeit meinen Job (trotz langer Kündigungsfristen) kündigen können, um nach einem anstrengenden Klassenzug entweder eine "kurze Pause" machen zu können oder auch um mich temporär beruflich umzuorientieren, falls das irgendwann mal nötig sein sollte. Dazu möchte ich keine Anträge stellen müssen oder auf den "Good-Will" von irgendwelchen Vorgesetzten hoffen, weil ich Angst haben muss, dass mich der "Staat" dann zukünftig nicht mehr zu den gleichen Bedingungen anstellen möchte. Das kann sich auch in meiner Region zukünftig einmal ändern. Aber momentan wäre das alles kein Problem.


    Zum finanziellen Aspekt bzw. dem Arbeitspensum:

    Das völlig unrealistische Pensum von 28 Lektionen sehe ich ja wie gesagt auch sehr kritisch und würde mir wünschen, dass sich die Schule da einfach ehrlich macht und anerkennt, dass das mit 42 Wochenarbeitsstunden nicht zu schaffen ist. Und trotzdem arbeite ich gerade 100% und mache dabei leider eine Menge Überstunden, weil ich für "schlechte Zeiten" vorsorgen möchte und das Pensionskonto auffüllen möchte. Das werde ich aber in den nächsten Jahren nach und nach reduzieren.


    Ich stelle nun einfach mal die These in den Raum, dass man speziell im Kanton Zürich unter "normalen Bedingungen" auch gar nicht 100% arbeiten müsste, um sich hier am Stadtrand ein vernünftiges Leben leisten zu können. Der Primarlehrerlohn ist hier deutlich höher als in anderen Kantonen. Natürlich sind auch die Mieten deutlich teurer als anderswo. Und im Vergleich zu Deutschland ist selbstverständlich sowieso (fast) alles viel teurer.

    Ich bin jedenfalls der Auffassung, dass die meisten Lehrpersonen im Kanton Zürich finanziell mit einem 80%-Pensum gut zurechtkämen und dann auch die Arbeitsbelastung in einem erträglichen Rahmen wäre. Möglicherweise wäre das dann etwa mit einem gewöhnlichen 42-Stunden-Job vergleichbar. Aber ist natürlich sehr individuell. Mich persönlich stört es nicht, dass anderer Berufsgruppen im Vergleich zu mir mehr verdienen, wenn ich persönlich finanziell zufrieden bin.


    Ich kann das ja mal mit meiner persönlichen Gehaltsabrechnung exemplarisch zeigen. Die deutschen Leserinnen/Leser werden die Zahlen ohne Kontext wahrscheinlich nur schwer einschätzen können. Du (Antimon) wirst dir sicher eine Meinung bilden können. Die Gehaltstabellen vom Kanton Zürich sind übrigens alle öffentlich einsehbar. Das ist also überhaupt kein Insiderwissen.


    Bei 100% beträgt mein persönlicher Bruttolohn (Lohnstufe 6):

    8'951 CHF pro Monat


    Nach Abzug aller Steuern und Sozialabgaben (inkl. Krankenversicherung mit niedrigster Prämie) bleiben davon:

    6'636 CHF pro Monat


    Bei einem 80%-Pensum wären das in etwa:

    5'308 CHF pro Monat


    Anmerkungen dazu:

    - In das eigene Pensionskonto (Säule 2) würde man damit schon automatisch jeden Monat ca. 1.000 CHF einzahlen. Es darf darüber gestritten werden, ob noch eine zusätzliche Altersvorsorge nötig wäre, oder ob das bereits ausreichend ist, solange man weiter kontinuierlich einzahlt.

    - Bei der Krankenversicherung gibt es in der Schweiz eine jährliche Selbstbeteiligung. In meinem Fall sind das bis zu 3.200 CHF pro Jahr. Das muss man bedenken und etwas zur Seite legen. Man kann auch höhere Monatsprämien zahlen und muss dann jährlich nur bis zu 1.000 CHF (300+700) beisteuern.

    - In der Schweiz gibt es typischerweise 13 Monatsgehälter. Das ist auch bei mir so. Um es mit Deutschland vergleichen zu können, müsste man das also berücksichtigen.

    - Es bleibt tatsächlich im Vergleich zu Deutschland sehr viel Netto vom Brutto. Die Steuersätze sind in einigen Kantonen sehr tief. Mein Steuersatz beträgt 10,15%. Es ist mir auch ein Rätsel wie das möglich ist, aber das führt vom Thema weg.


    Mein Fazit zur finanziellen Attraktivität des Berufs:

    Als 80%-arbeitender Lehrer wird man in Zürich sicher nicht reich. Aber ich persönlich könnte davon gut leben. Ob das nun eine "faire" Entlohnung ist, kann ich nicht bewerten. Da kommt es einfach darauf an, mit was man das vergleicht. Ob der Kanton Zürich nun unter Einbezug des Lohns eine gute Alternative zu Deutschland wäre, weiss ich nicht. Viele andere Aspekte haben wir ja noch kaum diskutiert. Ich stelle einfach meine Erfahrungen zur Diskussion und möchte informieren.

    Brennen? Bin ich ein Kamin? Ich bin Profi und arbeite für Geld. Und zwar in einer definierten maximalen Zeit. Wer für diesen Job "brennt", landet nur allzuoft im Burnout.


    Und: Ja, es hat Abordnungen von Gym-Lehrkräften an Förderschulen gegeben. Lies mal ein bißchen hier im Forum, da findest Du rege Diskussionen.

    Kann man nicht für den Beruf brennen und gleichzeitig Profi sein?

    Ich würde mir das für die Kinder in Deutschland und der Schweiz wünschen, dass sie von Lehrpersonen unterrichtet werden, die eine gewisse Begeisterung für ihren Job ausstrahlen. Denn bekanntlich ist Begeisterung ansteckend und kann dafür sorgen, dass sich Kinder für etwas öffnen, für das sie eigentlich nicht intrinsisch motiviert sind. Natürlich kann das nicht jede Lehrperson in allen Lebensphasen bieten und das erst recht nicht von früh bis spät. Aber wäre doch schön, wenn das das Ziel wäre?

    Natürlich alles mit Mass und Mitte. Es erwartet niemand, dass man für den Lehrerberuf sein Privatleben aufgibt. Aber eine Lehrperson, die nach Unterrichtsschluss prinzipiell nicht mehr für die Belange der Kinder verfügbar ist, weil die bezahlte Zeit abgelaufen ist, hat sicher ein ganz anderes Berufsverständnis als ich. Dass manche Menschen diesen Job nur zum Geldverdienen ausüben, muss ich natürlich trotzdem akzeptieren, auch wenn ich es persönlich tragisch finde.

    Das wäre ein neuer Thread.

    Wenn es allein wichtig wäre, für die Arbeit mit Kindern zu brennen, wozu bräuchte es dann eine Ausbildung gleich welcher Art?

    Für die Arbeit in der Grundschule braucht man durchaus anderes, aber es ist gut, wenn man bedenkt, dass man mit Kindern arbeitet, wenn auch nicht allein mit ihnen.

    Ich würde nie behaupten, dass es nur darauf ankäme. Natürlich braucht es eine gute Ausbildung. Aber wenn einem die kleinen Kinder eigentlich ziemlich egal wären... wozu soll das führen? Das spüren die doch sofort und stellen dann ganz schnell die Arbeit ein.


    Andererseits habe ich schon Stellvertretungen erlebt, die keine oder kaum eine Ausbildung hatten und einfach eine grosse Begeisterung und ein grosses Talent/Gespür für Kinder hatten. Wenn man die eng begleitet, kann das zeitweise ganz gut funktionieren. Für eine Dauerlösung braucht es aber natürlich beides: Eine gute Ausbildung und eine Begeisterung für den Job/die Kinder. Die Ausbildung kann man eben notfalls auch nach und nach ergänzen, deshalb kommt es für mich eben an zweiter Stelle. Aber wie gesagt: beides wichtig!

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