Beiträge von O. Meier

    Vorweg. Es ist nach wie vor nicht auszuschließen, dass wir im Zwangsabordnungs-Thread einer Trollin aufgesessen sind. Immerhin hat sich die TE schon behindertenfeindlich geäußert, bevor die Abordnung an eine Förderschule benannt war.


    Ich will nicht auf einer Kinderkrebsstation arbeiten.

    Warum nicht?

    Daraus folgern zu wollen, dass ich eine Aversion gegen Kinder mit Krebs hätte, ist so offenkundiger Unsinn, dass du die Übertragung auf deine Aussage hoffentlich als zulässig ansiehst.

    Hm. Übertragung. Ich möchte gar nicht so furchtbar viel Zeit damit verbringen, den (Fehl)-Analogie-Strohfrauen zu huldigen. Trotzdem. Was hältst du von einer, die das sagt? Oder einer die sagt, sie behandele keine Menschen mit Behinderung?

    Ich habe am Gymnasium übrigens gar kein Problem mit körperlichen Behinderungen,

    Das mag ja total akzeptierend und tolerant klingen sollen. Auf mich wirkt es selektiv und ablehnend gegenüber Menschen mit anderen Behinderungen. Und etwas arrogant, aber nicht mehr als fürs Gymnasium üblich.


    Eine Diskussion über Inklusion ist sicherlich wertvoll. Eine über die konkrete Umsetzung dringend notwendig. Aber die scheint mir im Kontext mit zur Diskussion stehenden Äußerungen auch eher ablenkend unterwegs zu sein. Wenn jemand die Arbeit mit Menschen mit Behinderung ablehnt, ist es doch wurscht, wo und wie er nicht mit ihnen arbeiten will.

    Ich finde es einfach generell total daneben, daß manche Kollegen gerade in unserem Beruf immer wieder Ausflüchte suchen, warum sie nicht in der Lage sind irgendeine Tätigkeit durchzuführen. "Defekt spielen",

    So wie die Ankündigung eines Burnouts, weil einer die Zielschule bei der Abordnung nicht passt?


    Wer nicht mit dem Auto fahren will? Dieser Wille zur Nichtleistung ist meiner Meinung nach genau so irrelevant wie der Wille an einem bestimmten Wochentag nicht arbeiten zu wollen. Im Zweifelsfall muß man dann auch mit den Konsequenzen klarkommen, also in letzter Konsequenz einer Entlassung aus dem Beamtenverhältnis wegen Arbeitsverweigerung.

    Ja, ich denke auch, dass „wer nicht will, fliegt ’raus“ bei Abordnungen vieles erleichtert. Z. B. wenn jemandem die neue Schulform nicht passt. Interessanter Nexus zu anderen Threads.


    Auf jeden Fall interessant zu beobachten, wie schnell man von Solidarität mit Kolleginnen zum tiefen Wunsch nach Repressionen wechseln kann.


    Ich bin da rechtlich nicht so sattelfest wie die zitierte Expertin. Ich möchte die politische Dimension aufmachen.


    Das NRW’sche Reisekostengesetz nimmt den ÖPNV zumindest bzgl. der Kosten zur Grundlage. Mittlerweile gibt es da auch noch einen Satz, der die Wahl eines Klimafreundlichen Verkehrsmittels einfordert.


    Alles in Bezug auf Klimaschutz etc. voll OK.


    Nun habe ich z. B. meinen Wohnort so gewählt, dass ich meinen Dienstort mit der Bahn erreichen kann (also, im Prinzip. De facto geht es nicht wegen Zugausfällen und Verspätungen).


    Ist es denn da zu viel verlangt, bei Abordnungen einen entsprechenden Maßstab anzulegen, indem die Zielschule auch mit dem ÖPNV erreichbar ist?

    Es hat sich im fraglichen Thread nur eine einzige Person völlig inakzeptabel geäussert. Bepöbelt wurden aber alle, die keine Förderschüler unterrichten wollen. Das Wort "Zumutung" war in diesem Kontext schon Grund genug für wüste Unterstellungen.

    Nun, was bedeutet denn das Wort „Zumutung“ in diesem Kontext? Wir werden uns da vielleicht nicht einig werden. Aber was sagt denn, dass man die Arbeit mit Menschen mit Behinderung als Zumutung empfinde, darüber aus, wie man zu diesen Menschen steht? Drückt das eine besondere Wertschätzung aus? Oder doch eher eine ablehnende Haltung?


    Und nein. „Ich empfinde es als Zumutung, mein Studium im Straßenbau zuverdienen.“ ist etwas anderes. Sprache ist mehr als ein syntaktisches Puzzlesspiel. Man kann nichts über Menschen mit Behinderung aussagen, ohne etwas über Menschen mit Behinderung auszusagen.


    Zu sagen „Ich will nicht mit Menschen mit Behinderung arbeiten“ drückt die Aversion noch deutlicher aus.


    Man darf so etwas sagen, auch in diesem Forum. Man muss aber, wie immer, damit rechnen, dass eine solche Haltung nicht auf ungeteilte Zustimmung trifft.


    Die Anmerkungen, dass am sich die Arbeit mit Menschen mit Behinderung nicht zutraue oder nicht schlicht nicht könne, verdecken die Aversion nur unzureichend. Was man nicht kann, lernt man.

    Ich habe als Schüler in Sport damals auch lauter 5er kassiert. Trotz spastischer Lähmung waren meine Eltern der Meinung, daß ich dort mitmachen und entsprechend die schlechten Noten ertragen müsse, so als Schule für das spätere Leben, in dem einem auch nichts geschenkt wird. Und ja, außerhalb des schulischen und behördlichen Umfelds hatten sie Recht. Entsprechend habe ich auch meine Schüler auf das spätere Leben mit all seinen Härten vorzubereiten.

    Ja, sicher. Und das machst du prima. Auf die Härte des Lebens vorbereiten können die Härtesten am Besten.


    Das Schöne an so einer Sichtweise ist, dass man an vielen Stellen nicht mehr so furchtbar ausdifferenzierte Argumente braucht. Schlechter Stundenplan? Das ist die Härte des Lebens, komm klar, du bist vorbereitet. Quereinsteigerin kriegt die Stelle? Das ist die Härte des Lebens, komm klar, du bist vorbereitet. Usw.

    Nein, das nicht. Aber wenn du bei der Abi-Korrektur Mist baust, z.B. dann kann es sein, dass es eine Schelte gibt. Und zwar von einer übergeordneten Stelle. Was ich an meiner alten Schule auch schon hatte, war, dass durch das Abitur rauskam, dass ein Kollege sich überhaupt gar nicht an den Bildungsplan hält. Die Schüler hatten die Aufgabenformate wie sie im Abitur drankommen, noch nie gesehen und entsprechend schlecht abgeschnitten. Was da los war. Inklusive Fachberater-Besuch, etc... Also der Kollege hatte auf jeden Fall nix zu lachen... Da hab ich ehrlich gesagt, den Kollegen lieber, der das direkt anspricht. Wenn auch "ungeschickt"... Und dann kann ich mich drum bemühen auf eine entsprechende Fortbildung zu gehen.

    Ist das jetzt ein Plädoyer für den Abbruch des Referendariats oder dagegen? Oder passt das hier gar nicht?

    Was sagst du einer Schülerin, die die Ausbildung abbrechen möchte, aber trotzdem im dann nicht erlernten Beruf arbeiten? Wäre das z. B. in der Bank deine bevorzugte Anlageberaterin? Oder die Gas-Wasser-Installateurin, die du rufst?


    Womöglich kann man auch diesen Beruf als Nichterfüllerin ausüben. Das hängt von vielen individuellen Aspekten ab. Aber ’n G’schmäckle wird immer bleiben.

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