Beiträge von O. Meier

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich auf die Bedürfnisse aller Art der SuS eingehen muss. Ich will schließlich kein Sonderpädagoge werden.

    Obacht. Du musst sicher nicht auf alle Bedürfnisse deiner Schülerinnen eingehen, trotzdem aber auf Bedürfnisse jeglicher Art. Insbesondere bei jüngeren jungen Menschen ist der pädagogische Anteil an der Lehrerinnentätigkeit nicht zu unterschätzen. Du wirst dich wundern, mit was die alles um die Ecke kommen. Und (schlimmer), mit was die alles hinterm Berg halten.

    Edit: Ich bin überzeugt, dass man auch gewisse Lehrveranstaltung, z.B. Geschichte der Pädagogik nicht braucht und durch den Vorbereitungsdienst in pädagogisch-didaktischer Hinsicht mehr als ausreichend auf das Berufsleben als Lehrer vorbereitet werden kann. Dafür braucht es kein Staatsexamen in EWS.

    Ich finde das schwer zu beurteilen, wenn man einen solchen Ausbildungsabschnitt noch nicht durchlaufen hat. Und auch dann, hat man ja nur eine eingeschränkte Perspektive.

    Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass die Erziehungswissenschaften zu den Disziplinen gehören, die man überhaupt nur unter Einbeziehung ihrer historischen Entwicklung begreifen kann.

    Die Erklärung, dass man dieses oder jenes nicht brauche, erlebe ich übrigens häufig von Schülerinnen an den Stellen, an denen es schwer oder langweilig oder ähnliches wird. Das hat was von Übersprunghandlungen. Im Modell „fight or flight“ ist das eben Flucht. Kommt mir so vor, als wenn dich etwas Ähnliches umtreibt. Schau mal in dich, vielleicht ist da was.

    Generell finde ich es schwierig, zu beurteilen, was man später mal brauchen wird. Hinterher festzustellen, dass etwas fehlt, finde ich nerviger, als zu merken, dass man etwas gelernt hat, das vielleicht doch nicht wichtig ist. Oder wie man bei bauforum24 sagt: „Haben ist besser als brauchen.“ Weiterhin kommt es ja bei dem, was man studiert nicht nur auf die Inhalte an, sondern eben auch auf Methoden die man elernt, auf unterschiedliche Perspektiven auf ein Fach und die unterschiedlichen Aspekte, die dazu gehören.

    Der Dreh ist, dass man überhaupt nur beurteilen kann, was von z. B. der Theorie man „braucht“, wenn man die Theorie verstanden hat. Hat man diese gar nicht in Angriff genommen, spricht man über Abkürzungen in einem Nebelfeld. Gefährlich. Das ist nichts, was ich en jungen Menschen vorleben möchte.

    Der einzige Punkt gegen den ich mich gewehrt habe ist die Behauptung ich sei fachlich nicht ausreichend qualifiziert, um Informationsverarbeitung an einer Realschule zu unterrichten.

    Das können wir selbstredend nicht abschließend beurteilen. Deine Beurteilung dürfte allerdings auch etwas subjektiv beeinflusst sein.

    Was mir aufstößt, ist der von dir vertretene geringe Anspruch an die fachliche Tiefe. Womöglich liegt das auch an der prominenten Darlegung gewisser Sachverhalte, wie dem „geschickten Umgehen“ von Grundlagenfächern im Studium.

    Das ändert aber alles nichts an der Tatsache, dass dir die formale Qualifikation fehlt. Das ist nicht immer zwingend konnotiert. Ich kenne Kolleginnen, die eine formale Qualifikation für ihr Fach haben, denen ich trotzdem attestierte, dass sie nicht die geringste Idee haben, worum es in ihrem Fach geht. Andersherum verschafft dir die fachliche Qualifikation nicht zwingend eine formale. Es ist egal, was du kannst. Es zählt, was auf dem Zettel steht. Auch etwas, an das man sich im Bildungssystem gewöhnen muss.

    Ich möchte jetzt mal losgelöst von der Lehrerdiskussion darauf hinweisen, dass ich Wirtschaftsinformatiker und nicht Informatiker bin.

    Schon klar. Trotzdem möchtest du Informatik unterrichten. Hm.

    Und theoretische Informatik gehört hier ganz sicher nicht zu den "selbstverständlichen Grundlagen", genauso wie Algorithmen und Datenstrukturen.

    Ich habe mich immer wenig mit Bindestrichfächern beschäftigt. Ich bin da voreingenommen, ich halte da wenig von. Insofern habe ich auch keine Ahnung, woraus sich eine solche „Wirtschaftsinformatik“ denn nun zusammensetzt, was deren Grundlagen sind und woher sie ihre Wissenschaftlichkeit bezieht.

    Es steht dir frei, uns da zu erhellen. Ansonsten meine ich, dass man <Fach einsetzen> grundlegend durchdrungen haben sollte, wenn man es unterrichten möchte. Dazu gehört auch die Theorie.

    Die Wirtschaftinformatikerinnen, die ich kenne, haben im 5. Semester zumindest eine Theorie-Vorlesung belegt.

    Hier wird ins gleiche Horn geblasen wie an den Unis. Ob das den Schülern nur weiterhilft, wenn dann eben kein Lehrer vor der Klasse steht?

    Ja, es ist ein Dilemma. Kein Informatik-Unterricht, fachfremder Informatik-Unterricht, semi-fachlicher Informatik-Unterricht. Alles Käse. Alles nix, womit wir jungen Menschen darauf vorbereiten können, in einer durchdigitalisierten Welt klar zu kommen. Da legt er den Finger in die Wunde. Ja, und womöglich ist das vemeintlich geringere Übel die Lösung. Wenn man das in Bayern erstmal erkannt haben wird, schmeiße sie dir die Stellen hinterher.

    Theoretische Informatik wird man an einer Realschule wohl eher nicht lehren.

    Wenn man die Idee, man müsse nur das beherrschen, was die Schülerinnen hinterher können müssen, konsequent verfolgt, reicht ein Realschulabschluss, um an einer Realschule unterrichten zu können. Aber selbst Anne ist von Green Gables in die große, große Stadt, um da das zu lernen, das sie dazu befähigte, die Dorfschule zu übernehmen, in der sie selbst Lesen und Schreiben gelernt hat. Warum is sie nicht gleich geblieben?

    Gut, wenn alles denn nun so einfach ist.

    Nein, ist es nicht. Es ist ein Dilemma, wie ich oben schrieb. Informatiklehrinnen gibt es weder bei Samen Schmidt noch bei obi. Also fehlen welche. Eine grundlegende Lösung hat noch keiner. Die Bundesländer behelfen sich unterschiedlich. NRW fährt seit Jahren Quereinstieger-Programme, um seine mangelnde Perosnalplanung zu kaschieren. Das ist en Konzept mit Haken und Ösen.

    Bayern macht etwas anderes. Die Kurse, mit denen sie nachqualifizieren, sind halt dich etwas anderes, als ein grundständiges Studium. Wobei, Obacht, ich diese Kurse nicht kenne.

    Aber das ist alles Hühnerfußball. Bist du sie geändert haben wirst, kannst du nur innerhalb der Regeln agieren. Gewöhne dich schon mal an den Gedanken, dass im Bildungssystem niemand einen feuchten Furz darauf gibt, was sinnvoll ist. Geschweige denn, was eine Einzelne für sinnvoll hält.

    ass den SuS ganz dringend bereits in der 1. Sekundarstufe die Arbeit mit Informationssystemen näher gebracht werden soll, wie soll das funktionieren?

    Da sprichst du einen interessanten Punkt an. Bildungspolitik ist in erster Linie Politik. Am Rande geht es auch um Bildung. Derzeit kann man billich Punkte sammeln, indem man von Digitalisierung schwafelt. Das wird auch noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte so weiter gehen. Aber es ist halt Politik. Die lebt nicht davon, dass man etwas zu Ende denkt.

    Ob uns nun fachliche Dünnbrettbohrerinnen, die voller Stolz berichten, wie sie sich um die Grundlagen ihres Faches herumgedrückt haben, uns da retten?

    Fachlich sind Dipl.-Informatiker auf alle Fälle fertig. Selbst wenn sie keine theoretische Informatik hatten.

    Sorry, ein Diplom, also ein akademischer Abschluss, ohne Theorie ist dummes Zeuch. Wissenschaft fängt ja erst mit der Theoriebildung an. In der Informatik kommt ja noch hinzu, dass die Theorie zuerst da war. Die Informatik ist in besonderem Maße au ihrer Theorie aufgebaut.

    Ich habe an meiner Zeit an der Universität junge Menschen in theoretischer Informazik ausgebildet. Die waren nicht immer begeistert. Das Dogma, dass man „das“ nicht bräuchte plapperten sie fröhlich nach. Wenn man sie ein, zwei Jahre später wiedergetroffen hat, bedankten sie einige schon mal für die theoretischen Grundlagen, mit denen ihnen später alles leichter fiele.

    Ich halte es für 10 mal sinnvoller, wenn man das Niveau in den Staatsexamensstudiengängen absenkt bevor man den Unterricht ausfallen muss oder Leute immer wieder befristet als Aushilfen einstellt, die überhaupt keine pädagogisch-didaktische Zusatzqualifikation vorweisen können.

    Ah, du hast dich alos dazu entschlossen, den Weg in die Politik zu gehen und das Bildungssystem zu reformieren. Das ist eine ehrenvolle Aufgabe. Insbesondere die Frage, wo wir die Informatik-Lehrerinnen hernehmen, die uns die Digitalisierung fachlich unterfüttern, ist schon lange offen. Wenn da mal einer mit einer guten Idee daherkommt.

    Ansonsten ist ja dein Problem, dass du einen Beruf ausüben möchtest, für den dir die Qualifikation fehlt (formal und inhaltlich). Da kannst du dich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln, bis dein Marsch durch die Instanzen (s. o.) abgeschlossen ist, bleibt dir nur die Qualifikation zu erwerben oder dir einen anderen Job zu suchen.

    Ein wenig bellst du hier den falschen Mond an. Wir können dir Tipps geben, was du machen kannst. Wir können mit dir die Bildungspolitik diskutieren, dr widersprechen oder dir beipflichten. Aber die Regeln, die nicht zu deinem Lebensweg passen, können wir nicht ändern.

    Und, ach ja, Bundesland. Wenn Absenken des Niveaus dein Ding ist, wärst du in NRW richtig.

    Ausgerechnet die technischen Killerfächer (ja, genau die, die man als Lehrer später nicht mehr braucht) sind in praktisch allen Unis dieselben. Hierunter fallen z.B. Algorithmen und Datenstrukturen und theoretische Informatik.

    Das ist nichts „technisches“, das sind die Grundlagen. Wie ich finde, wären sie das auch für ein Bindestrich-Fach.

    Eine Diskussion, ob man das brauche, halte ich nicht für angebracht. Man muss sein Fach schon in der Tiefe durchdrungen haben, wenn man es vermitteln will. Nein, da hat der Freistaat nichts verkehrt gemacht. Er macht alles richtig, wenn er von seinen Lehrerinnen eine solide fachliche Grundlage verlangt.

    Du hast zwei Möglichkeiten: du gehst in die Politik und versuchst die Regeln zu ändern, oder du schaust, was innerhalb der Regeln geht.

    Irgendwie wurde herumgetönt, wir könnten dann ja auch Karfreitag in die Schule marschieren, man könne ja sonst eh nix anderes machen (... )

    Karfreitag, Ostermontag, Jom Kippur, Pessach, 4. Juli, Sprich-wie-ein-Pirat-Tag, 3. Oktober, Eiserne Hochzeit der Schwiegergroßeltern, Newtons Geburtstag. Kein Feiertag ist hoch genug, dass man da nicht impfen könnte.

    Trotzdem sollte man (zumindest meistens) Spaß an der Arbeit haben. Wenn das durch so etwas "leichtes" wie schöne Stunden erreicht werden kann, dann ist das doch eine gute Investition in die Arbeitszufriedenheit.

    Ja. Nein. Vielleicht.

    Wenn wir systematisch über die Belastungsgrenze getrieben werden, geht es nicht mehr um „Spaß an der Arbeit“ sonder darum, ob ich die Schule aufrecht oder mit den Füßen voraus verlasse. Wenn ich nicht mehr kann, weil ich nicht mehr kann, kann es keinen Spaß mehr geben.

    Nee, da schalte ich lieber rechtzeitig um, bevor was Sclimmeres passiert.

    Man kann übrigens auch in einer Buchstunde einen freundlichen Umgang mit den Schülerinnen pflegen und ihnen etwas angepasst erklären. Deswegen hat man doch nicht keinen Spaß.

    Was ich bezüglich der Impfung nicht verstehe, ist die Unklarheit darüber, ob man mit ausreichendem Schutz (nach der zweiten Impfung) noch ansteckend für andere ist. Gibt es dazu schon neuere Erkenntnisse?

    Laut einem öffentlich-rechtlichen Boulevard-Magazin gibt es da wohl eine erste Studie zu. Die ist wohl aber noch nicht begutachtet. Sie bezieht sich AFAIR auf den BioNTech-Impfstoff.

    Weshalb ist das bei Corona eventuell nicht so? Kann da jemand von euch Licht ins Dunkle bringen?

    Das hat weniegr etwas mit Corona zu tun, sondern ist, soweit ich das verstanden habe, impfstoffspezifisch. Im Prinzip muss man das für jeden Impfstff untersuchen, auch für die gegen Masern.

    Es hängt vom Wirkprinzip ab. Bei BioNTech wäre es nicht überraschend, wenn die Studienergbenisse bestätigt würden. Die Wirkweise basiert darauf, das Spike-Protein mit Antikörpern zu blockieren. Dann kann das Virus nicht mehr in die Zelle und dort für die Produktion neuer Viren sorgen. Somit sinkt die Ansteckungswahrscheinlichkeit erheblich.

    Ein weiterer Aspekt kann sein, dass man weniger Viren ausscheidet, wenn man nicht erkrankt, weil man z. B. nicht hust oder niestet.

    Andere Impfstoffe, andere Wirkprinzipien, eigene Untersuchung.

    Für die Zulassung ist die Ansteckungswahrscheinlichkeit noch nicht untersucht worden. Macht man also erst jetzt. BioNTech hatte ja z. B. mit Israel den Deal, dass sie Daten von den Geimpften bekommen. Die kommen jetzt auch uns zu Gute, z. B. über solche Studien oder Möglichkeiten, den Impfstoff anzupassen.

    Obacht, alles Klappentextbildung. So habe ich es verstanden. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist das gewiss komplizierterer.

    Ketfesem: Sehe ich auch so. Die Gefahr ist jedoch, dass andere das nicht so sehen. Irgdnwie gibt es das Agreement, dass wir uns selbst darum kümmern, wie die Überstunden ausgeglichen werden. Darin erinnert sich im Zweifelsfall aber im Mysterium niemand.

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