Welche Inhalte sind jetzt derart problematisch, dass sie eine Grundgesetzänderung notwendig erscheinen lassen?
Andersherum wird's ein Schuh. Was hat der Releigionsunterricht zu bieten, das rechtfertigt, ihn zu halten? "Nicht (außergewöhnlich) problematisch" finde ich als Kriterium für unterrichtliche Inhalte dann doch etwas schwach. Und bevor man sich die Themenauflistung im Detail anschaut, wäre da die Frage, was denn dieser Unterricht _prinzipiell_ zu bieten hat.
Dazu muss man zunächst mal wissen, dass religiöse Erklärungsansätze aus vorwissenschaftlicher Zeit stammen. Man wusste vieles nicht, also hat man nach Erklärungen gesucht. Da die wissenschaftlichen Methoden fehlten, lief das im Wesentlichen darauf hinaus, dass man sich etwas ausdachte. Welche unterrichtlichen Inhalte möchte daraus ableiten, die neben wissenschaftlich fundierten Erklärungsansätzen eine Bedeutung hätten.
Was die moralischen Maßstäbe anbetrifft, so entsprechen die alten, in den Religionen dokumentierten Ideen nicht mehr der heutigen Sicht. Ich halte es für eine kultur-historische Errungenschaft, dass sich auch die Ethik weiter entwickelt. Wir habe da einiges überwunden. Ein Klassiker unter den Beispielen dürfte da die Sklaverei sein. Aber auch die Todesstrafe ist heutzutage zumindest umstritten. Die Leichtigkeit, mit der sie nach bronzezeitlichen Geboten ausgesprochen wurde, fehlt uns doch ein wenig. Und dann wären da noch die Geschlechterrollen, die sich unter dem Schirm eines Gerichtigkeitsanspruches zumindest etwas gewandelt haben.
Zur Ethik wurde schon einiges gesagt. Ethisches Handeln an den sich im Alltag ergeben Beispielen aufzuzeigen, ist ein Teil des Erzeihungsauftrages, den die Schule hat. Dazu sollte jeder Lehrer befähigt sein. Das sollte also in jedem Unterricht stattfinden und auch außerhalb des Unterrichts. Ethik als wissenschaftliche Disziplin gehört zur Philosophie. Ob man nun das Schulfach "Ethik" oder "Philosopie" nennt ist dabei nicht wichtig. Ein Fach in dem "auch ethische Fragen" vorkommen stinkt dagegen auf jeden Fall ab.
Aber noch vor den Inhalten würde ich eine andere Frage stellen, nämlich die, ob eine Gesellschaft mittleriweile doch kognitiv soweit entwickelt ist, dass sie bereit für einen säkularen Staat wäre. In einem solchen kann man übrigens Glaubensfreiheit garantieren. In einem mit der Hegemonie einer (oder weniger) Religion(en) stößt man da zwangsläufig an Grenzen.
That said, können wir uns gerne das eine oder andere inhaltliche Beispiel ansehen. Wobei mir nicht klar ist, was denn die jungen Mensche da tatsächlich lernen sollen. Das liegt vielleicht an der nur stichpunktartigen Aufzählung, vielleicht aber auch daran, dass ich die Ergüsse aus den religiösen Phrasomaten nicht immer verstehe.
Mensch und Welt: Mensch als Geschöpf Gottes
So als Ergänzung zum Biologie-Unterricht? Weil die Evolutionstheorie zu kompliziert für Grundschüler ist, zeigt man ihnen eine andere Idee? Hier und in allen anderen Punkten wird mir nicht klar, was denn "Gott" nun sein soll. Ein zentraler Begriff in der Religion, aber eine Definition gibt's nicht. Und wo kommt denn das Verhältnis von Mensch und Welt in der Idee vor, jemand haben einem Lehmklumpen das Leben eingeblasen?
Gott: eigene Vorstellungen von Gott, Beziehung Mensch-Gott, Erfahrungen von Gottesbegegnungen in der Bibel
S.o. Wo ist die Definition? Die Grundlage der Beschäftigung mit "Gott" scheinen die "eigenen Vorstellungen " zu sein. Ja, so könnte es sein. Jeder weiß, was er meint, wenn er von Gott spricht. Ob er auch auch formulieren kann ist eine andere Frage. Und das alle vom Gleichen sprechen, dürfte unwahrscheinlich sein.
Eine derartige Auseinandersetzung bringt dem jungen Menschen in etwa was?
Jesus Christus: Zugang zu Gott;
S.o. Zugang zu <hier leeren Begriff einfügen>
Tod und Auferstehung; Beispiel für eigenes Leben und Handeln
Inwiefern ist denn die Idee, dass erst jemand zu Tode gefoltert werden muss, damit Sünden, die man nicht begangen hat, vergeben werden, ein Beispiel für das Handeln eines Menschen? Sollte man ihm nicht lieber beibringen, wie man seine Fehler tatsächlich wieder gut machen kann? Dass Reue dazu gehört und das Eingeständnis? Und dass die Opfer die Vergebung ausprechen können. Warum soll dass jemand anderes als Gegenleistung dafür tun, dass man ihn als Herrn und Erlöser anerkennt, ganz ohne Reue?
Themen. Welche Inhalte sind jetzt derart problematisch, dass sie eine Grundgesetzänderung notwendig erscheinen lassen?
Ja, genau.