Noch mal: der Impfstoff in D, GB und den USA ist identisch. Ich kann nicht beurteilen, ob er sicher ist, aber ich kann offensichtlich feststellen, dass er bei uns nicht sicherer oder unsicherer ist als woanders.
Die Unterscheidung zwischen Notfallzulassung und regulärer Zulassung macht medizinisch sich, wenn man für die reguläre Zulassung so viel mehr Zeit lässt, dass mehr klinische Daten vorliegen. Das war hier nicht der Fall, die Studiendaten waren die gleichen.
Ist das denn so schwierig? Für eine normale Zulassung werden die vorliegenden Daten genauer geprüft. Zu mindestens gehen wir davon aus. Dadurch ist das natürlich sicherer. Die Gefahr bei einer Notfallzulassung ist, dass man etwas übersieht. Der Gefahr wollte sich die EU einfach nicht aussetzen. Mit deiner Argumentation hätten wir den Impfstoff auch schon ab Mai verteilen können. Und wenn er dann jetzt zugelassen wird, hätten wir gesagt: Sehr ihr. Der ist genauso sicher, wie der der jetzt verteilt wird. Sorry, solche Argumente bringen die Grundschulkinder auch.
Und der ganze USA-Vergleich hinkt vorne und hinten.
Fangen wir mal bei der Zulassung an. In den USA wurde von Trump massiv Druck gemacht, dass man den Impfstoff zulassen soll. Ich erinnere mich an die Meldung, dass er (angeblich) am Tag vor der Zulassung dem Direktor gedroht hat, dass er seinen Job verliert, wenn der Impfstoff nicht an dem Wochenende zugelassen wird. Sicher ist aber, dass er mehrfach vor den Medien massiven Druck ausgeübt hat. Jetzt stellen wir uns mal vor Frau Dr. Merkel tritt vor die Kameras und erzählt, sie hätte heute bei der EU angerufen und den Leuten gesagt, dass sie den Impfstoff gefälligst zulassen sollen und dass die Leute dort nur Mist bauen, um ihr zu schaden, und das sie prüft, die alle zu entlassen. Na, hätte uns das besser gefallen?
Und zur Produktion haben die USA ganz andere Möglichkeiten. Du hast das mit der "Operation Warpspeed" mitbekommen? Du hast mitbekommen, wie viele Mrd. da mal eben reingepumpt wurden? Wie teuer wäre es gewesen, wenn wir das auch gemacht hätten.
Dazu kommt natürlich auch noch ein Trump mit seinem America First, der einfach mal verhindern kann, dass Impfstoffe exportiert werden. Die Amerikaner sind da a) bereit ohne zu meckern Mrd. auszugeben und b) auch härter einfach mal ihre Wirtschaft zu etwas zu zwingen. Und da kommt der einzige Punkt, wo du Recht hast. Wir hätten natürlich ohne weiteres als reiches Deutschland uns genauso hinstellen können. Ich denke, wir hätten das Geld für Deutschland selber einfach von jedem Impfstoff das doppelte zu kaufen. Hätte natürlich bedeutet, dass wir in Deutschlang geimpft hätten während die ärmeren EU-Ländern in die Röhre geguckt hätten. Vielleicht hätten die dann in China oder Russland eingekauft. Es gibt gute moralische und politische Gründe, warum man das nicht hat. Hätte man aber machen können.
Achja und zum Thema, dass man schon wusste, dass Moderna und Biontech das Rennen machen. Soweit ich weiß haben die Behörden erst ab Oktober die Daten aus der Phase 3 Studie bekommen. Da wusste man noch gar nichts. Immerhin ist es eine neue Technologie. Natürlich hätten man sagen, dass man mehr kauft. Aber sicher, dass das ganze klappt war es keineswegs. Oder Du weißt da mehr als wir. Ich kann mich noch gut erinnern, dass Curavec als große Hoffnung galt. (Da hat die EU auch über 225 Mio geordert.) Dann ging es noch durch die Medien, dass die USA versuchen, die Firma zu kaufen. Die sind gerade vollkommen abgehängt. Die werden wahrscheinlich frühestens im Sommer starten. Dann war Astrazeneca lange Zeit heißer Kandidat. Die kamen erst in die Kritik als die Zweifel an der Wirksamkeit und dem Design der Studie kamen. Wenn die nun zugelassen werden, sieht es auch wieder anders aus. Dazu Johnsen&Johnsen. Letztlich kann es in den nächsten 6 Monaten ganz schnell anders aussehen. Sicherlich kann überlegen, ob man nicht hätte mehr Geld investieren sollen. Aber ohne Glaskugel ist es immer schwierig. Als Merkel von 20.000 Coronainfizierten am Tag redete, hat das auch keiner ernst genommen.