Nein, ganz anderes Szenario für Hauptschulen, davon abgesehen geht es im Ausgangsthread ums Gymnasium. Die größten Klagen diesbezüglich kommen hier von dieser Schulart, gleichzeitig die Klage, dass man ja Gruppenarbeiten so bewerte, dass die SuS noch auf eine 4 kämen. Wer hat hier eigentlich die Verantwortung?
Du hattest geschrieben, dass Du solche Klagen sogar von den Förderschulen hörst. Da ist halt nicht mehr viel mit einfach auf eine andere Schule. Genau wie an den Grundschulen.
Zum Thema "nehmen wir mal an": hast du denn aktuell eine erste Klasse mit vielen Kindern, die solche sprachlichen Defizite haben, dass das Ziel der ersten Klasse nicht erreicht wird? Wie viele Kinder betrifft es genau? Woher weißt du, dass es nicht am IQ liegt, hast du sie testen lassen? Welche sprachlichen Defizite gibt es konkret, liegt es am Migrationshintergrund? Wenn ja, welche Förderprogramme habt ihr für Kinder mit DaZ? Wenn ihr keine habt: warum beschwerst du dich nicht an den entsprechenden Stellen? Klappt doch sonst bei Material bei euch so super, 10.000€ hast du kürzlich als kleinen Betrag bezeichnet, den man ruckzuck überwiesen bekäme.
Eigentlich haben wir in fast jeder ersten Klasse Schüler, die das Lernziel nicht erreichen. Früher war es selten. Inzwischen ist es normal. Kinder, die Probleme mit dem Lernen haben, werden bei uns frühzeitig im Rahmen der pädagogischen Grundversorgung geprüft. I.R. findet dann auch eine IQ-Test statt. Letztlich hast Du aber oft das Ergebnis, dass es eigentlich kein Lernen-Kind ist sondern es einfach mit massiven Defiziten an die Schule kommt. Das kann (auch) am Migrationshintergrund liegen. Muss es aber nicht. Macht auch am Ende keinen Unterschied für uns. Ob es nun Probleme hat, weil es ein Flüchtlingskind ist oder ob es Probleme hat, weil die Eltern sich nicht um das gekümmert haben oder ... ist doch vollkommen egal.
Wir haben ganz viele (DaZ)-Förderprogramme und Erlass. Und da kommen wir zum Problem. Auf dem Papier ist das alles toll. In der Praxis sind es zu viele Kinder und zu wenige / keine Lehrerstunden. Was hilft es mir, wenn ich auf dem Papier etliche Förderstunden habe, aber keine Lehrkräfte da sind? Oder Kinder in Willkommensklassen sollen, diese aber x-fach überlaufen sind. Und was mache ich mit den anderen Kindern, die auch Förderung aber halt kein DaZ brauchen?
Die 10.000 € scheinen dich ja gewaltig getriggert zu haben. Witzig. Ich wäre mit tatsächlich sicher, wenn wir für 10.000 € diese Probleme lösen könnten, würden wir das hinbekommen. Die Kosten für Schulhelfer, Förderschullehrkräfte, Fördermaterial etc. sind deutlich höher.
Es ist aber nur sehr wenig eine Frage des Geldes. Auf der einen Seite fehlt Personal. Es gibt in Nds. kaum eine Schule mit ausreichender Lehrerversorgung. Und selbst wenn wir voll versorgt wären, fehlen Förderstunden in den Vorgaben des Landes. Bei einer zweizügigen Grundschule mit 8 Klassen hast Du im Idealfall rund 10 Stunden DaZ und 16 Stunden sonderpädagogische Grundversorgung. Dem gegenüber stehen 20-30 Fälle für die sonderpädagogische Grundversorgung und 50 Kinder mit Deutsch als Zweitsprache.
Aber der zweite und hier entscheidende Punkt ist, dass die Schüler einfach "schlechter" oder schwieriger werden. Wir haben jedes Jahr mehr Kinder mit Lernschwierigkeiten etc.. Es ist zu mindestens in Niedersachsen auch insgesamt so. Wir haben immer mehr Kinder aus einem bildungsfernen Elternhaus. Diese Kinder kommen mit so gut wie keinen Kompetenzen in die Schulen. Das sind aber auch keine Förderkinder. Sie könnten gute Schüler sein, wenn man sie entsprechend fördern würde. Dafür fehlen aber die Kapazitäten.
Aber selbst in einer idealen Welt, wäre die Frage, ob man nur mit Förderung die Defizite der ersten 5-6 Lebensjahre aufarbeiten kann.
Letztlich ist es nicht einfach mit nach Lehrplan arbeiten. Es sind nicht die Lehrkräfte, die einfach nur klagen. Die Kinder kommen mit immer weniger Kompetenzen und Schule bzw. den Bundesländern fehlen dazu noch Lösungen. Lehrpläne und Fördermaßnahmen passen nicht mehr zu den heutigen Kindern.