Zum Halbschriftlichen sagte mir eine Kollegin mal, das sei Schwachsinn aus dem Westen
Keine Ahnung, hat man das in der DDR nicht gehabt?
Verstehen es manche einfach nicht und kommen mit Auswendiglernen der immer gleichen verbalisierten Schrittfolge ans Ziel?
Ich kann mich an nichts Halbschriftliches aus der DDR erinnern. Ich kann mich aber auch bei der schriftlichen Division nur erinnern, dass ich sie gelernt habe und muss sie mir jedes Mal neu erarbeiten.
Meine Schüler:innen sind nicht soooo schwach, das war die alte Schule. Momentan habe ich 4, die superschwach in Mathe sind, da müsste ich aber im Zahlenraum bis 20 bzw. beim logischen Denken ansetzen. Ich habe sogar einige schlaue und mehrere (recht) gute und bemühte, aber eben diese zweite Gruppe ist nach 3 Wochen noch unsicher, das irritiert mich.
Worin die Schüler:innen aber schwach sind: Im Zuhören und im "das machen, was Frau Conni sagt". Die machen halt was anderes. Ihr glaubt gar nicht, wie viele verschiedene Hausaufgabenhefteinträge es gibt, wenn ich einen Satz an die Tafel schreibe.
Eine schöne, kurze Sprechweise habe ich nicht gefunden. Es gibt "3 - 7 geht nicht, eins rüber". Das widerspricht aber nun wieder dem Sinn. "3 - 7 geht nicht, ich tausche einen Zehner gegen 10 Einer." Durchstreichen, drüberschreiben.
Das ganze anfangs mit Legematerial. Wir habe 2 bis 3 Aufgaben in einer Stunde geschafft. Gründe? Nicht zuhören, rumhampeln, alles runterwerfen, sich unterhalten, dazwischenrufen, einfach das Legematerial erst benutzen, wenn Frau Conni meckert oder vorturnt, wie man einen 10er in die Hand nimmt, nachfragen, ob die Zahlen von der Tafel abgeschrieben werden sollen, jammern, dass man keinen roten Buntstift hat. Einfach nur Unterbrechungen, oft, weil einfach nicht gemacht wird, was ich sage. Nachsprechen erzeugt große Unlust. Ich böse Lehrerin habe sogar versucht, ihnen beizubringen, dass man das Ergebnis doppelt unterstreicht. Nachdem das jedes Mal 5 Minuten Stöhnen, Diskussionen, Linealsuchen und -borgen zur Folge hat, habe ich aufgegeben. Mir egal, dann nicht.
Fehlergruppen:
Gruppe 1: schematische Anwendung ohne eigenes Denken: "4-2" geht nicht. Und da dann 14 - 2 auch irgendwie doof ist, wird einfach eine Ziffer als Differenz hingeschrieben, die gerade gefällt.
Gruppe 2: 3 - 7 --> Über der 3 steht statt 13 einfach 10.
Gruppe 3: Wieder andere nehmen 10 Einer und streichen den Zehner nicht durch.
Gruppe 4: Subrahend und Minuend werden vertauscht: 7 - 3 = 4. Ich habe die Rechenrichtung einzeichnen lassen. Es wird trotzdem von unten nach oben subtrahiert, wenn die Ziffer des Subtrahenden größer als die des Minuenden ist.
Gruppe 5: Subtraktion bis 20 sitzt nicht. Das sind v.a. die ganz leistungsschwachen, die auch beim Ergänzungsverfahren alt aussehen würden.
Gruppe 6: Ich setze mich hin und starre Löcher in die Luft, repariere den Füller, rechne auf einer anderen Seite weiter, die mir gerade genehm ist, esse, quetsche die Patrone aus, unterhalte mich mit meinem Nachbarn, kitzle den Nachbarn ab. Daher schaffe ich es, in der Übungsphase eine halbe Aufgabe zu rechnen.