Beiträge von CDL

    Hallo an Alle,

    Muss man für die Verbeamtung (auf Lebenszeit) die Heiratsurkunde vorlegen? Bzw. Welche Unterlagen werden dafür benötigt?

    Viele liebe Grüße und danke an alle, die mir weiterhelfen können.

    Befindest du dich noch im Bewerbungsverfahren um eine Planstelle oder bist du bereits auf Probe verbeamtet? Zumindest in BW wären im 1.Fall die für die Bewerbung erforderlichen Nachweise hochzuladen und teilweise auch in beglaubigter Kopie vorzulegen (Zeugnisse, Zertifikate über Zusatzqualifikationen, Lebenslauf, ggf. Nachweis über Familienstand/Kinder/Schwerbehinderung, ggf. Nachweis über erneuten Amtsarztbesuch, falls es während der Verbeamtung auf Zeit eine entsprechende amtsärztliche Einschränkung gegeben hat), im 2. Fall wäre höchstens noch das amtsärztliche Gutachten nachzureichen, falls ein erneuter Besuch erforderlich gewesen sein sollte, da alle anderen relevanten Unterlagen ja bereits zur Einstellung vorgelegt werden mussten.

    Nein, dieses Jahr waren die Nachbarn sehr sozialverträglich im Vergleich zu den Vorjahren: Geböllert wurde lediglich am 31.12 ab ca.22 Uhr bis ca. 2 Uhr früh, und letzte Reste wurden an Neujahr und gestern gezündet (sehr sehr wenig, nur vereinzelte Böller). Das Dauerfeuer an Silvester hat mir als Asthmatikerin aber schon gereicht, um nachts um drei mit Asthmaanfall aufzuwachen, insofern wäre ich unabhängig von Klimadebatten ja durchaus für ein Böllerverbot an Silvester zu begeistern, so nett das auch anzuschauen sein mag.


    DUUM hält nichts von Böllerverboten, Fahrverboten oder strengeren Tempolimits.

    Auch wenn es mich nicht betrifft, vermute ich, dass die Angabe des Bundeslandes hilfreich wäre, da die Bedingungen sich deutlich unterscheiden werden. Vielleicht kannst du das noch in deinem Profil ergänzen. :)

    Wie sieht es eigentlich in Baden-Württemberg und Bayern aus? Weiß jemand, ob man da gute Anstellungschancen hat?

    BW, Primarstufe und ländlicher Raum = die fressen dir aus der Hand vor Begeisterung, wenn du dich bewirbst. Das Regierungspräsidium Tübingen ist in BW für die Anerkennung ausländischer Studienabschlüsse zuständig, hier findest du Informationen und Ansprechpartner ; der Lehramtsmaster ist auch im Primarbereich in BW die Basis für eine Zulassung zum Ref, das solltest du aber mit dem RP Tübingen im Detail klären, wie die Bedingungen bei deinem Studienabschluss sind.

    Hier im Forum gibt es zwei "schwierige" Themen, die immer gerne ausufern: Religion und Migration. Um das hier im Thread zu vermeiden, könnte man sich vlt. darauf einigen, dass es in Großstädten wie Wien und Berlin zusätzliche Herausforderungen bei der Ausübung des Lehrerjobs gibt, die zumindest für manche Leute schlichweg ein Ausschlusskriterium bei der Ortswahl darstellen. Je nach Fächer-, Lehramtsformenwahl und Noten kann man durchaus bis zu einem gewissen Grad wählerisch sein.

    Nachdem der TE das Thema Migration selbst angesprochen hat, halte ich diese Eingrenzung für überflüssig und empfinde sie persönlich auch als Versuch einen Maulkorb überzustülpen um eine potentiell kontroverse Debatte von vornherein in scheinbarer Harmonie zu ertränken. Demokratie lebt aber halt von Kontroversität, also sollten wir uns alle darin befleißigen diese ein bisserl besser auszuhalten und konstruktiver zu gestalten, als das vielleicht manchmal der Fall ist.

    Dies geschrieben hast du natürlich mit dem letzen Teil recht, denn natürlich haben wir alle verschiedene Ausschlusskriterien, wo wir auf keinen Fall oder am allerliebsten tätig sein möchten und im Idealfall sogar eine entsprechende Wahl. Ob wir diese haben oder nicht: Offenheit anderen Menschen und Kulturen gegenüber kann helfen das eigene Berufsleben erfolgreich zu gestalten (Stichwort Beziehungsarbeit), statt von vornherein in Stereotypen über bestimmte Bevölkerungsgruppen zu denken.

    In Wien verdient man, genau wie im Rest von Österreich, deutlich weniger als in jedem deutschen Bundesland. Zwar ist das kein offizieller Bonus, aber macht doch was her. Und die Betreuung von Kindern mit DAZ ist eine Herausforderung.

    Das weißt du, weil du als Lehramtstudent bereits praktische Erfahrungen gemacht hast oder vermutest es lediglich oder schließt es aus Medienberichten/Berichten von Lehrkräften, die in der Praxis mit SuS mit Daz-/DaF-Background arbeiten?

    Ich habe vor dem Schuldienst knapp 10 Jahre lang im Migrationsbereich mit exakt dieser Zielgruppe gearbeitet und habe diese keineswegs als größere Herausforderung empfunden, als es jetzt manche meiner "Bio-Deutschen" wären. Natürlich gibt es SuS mit Migrationshintergrund, die besondere pädagogische Herausforderungen mit sich bringen- oft liegt das aber weniger am Migrationshintergrund, sondern an weiteren, davon unabhängigen Erziehungs- und Sozialisationsaspekten wie dem Bildungshintergrund der Eltern. Darüber hinaus haben zumindest hier in Deutschland SuS namens "Ayse", "Ahmed" und Co. häufig einen deuten Pass, sind in Deutschland geboren und aufgewachsen, haben wenigstens zwei Heimatkulturen und nicht selten ist am Ende Türkisch oder Arabisch die Zweitsprache, weil auch schon die Eltern die 2.Generation in Deutschland waren und zuhause eben auch schlichtweg viel deutsch gesprochen wird, gerade wenn es um Schule geht. BTW bekommt man zumindest hier in Deutschland bzw. in Berlin nicht automatisch eine "Brennpunktzuulage", nur weil man x SuS mit Migrationshintergrund unterrichtet. Brennpunkt definiert sich nicht qua Migrationshintergrund, auch wenn Brennpunktschulen oft einen recht hohen Anteil an SuS mit Migrationshintergrund haben. Den haben aber auch Gymnasien mit entsprechendem Einzugsgebiet ganz ohne deshalb zur Brennpunktschule zu werden. (Mein Vater ist Schulleiter an einem Gymnasium mit einem Anteil an SuS mit Migrationshintergrund/ausländischer SuS von rund 70%. Die Schule hat einen exellenten Ruf, muss alljährlich 30-40 5.Klässler abweisen, weil die genehmigten Klassen bis zum Anschlag vollgelaufen sind. Liegt unter anderem auch daran, dass man sich dort nicht an Stereotypen à la "Ayse" und "Ahmed" aufhängt, sondern schaut, was tatsächlich SuS oder auch Lehrkräften Probleme verursacht.)

    Ich empfinde deine Aussagen angesichts der Tatsache, dass du noch Student bist als reichlich vorurteilsbehaftet und sehe auch nicht, weshalb man pauschal einen Bonus erhalten sollte, für einen bestimmten Anteil an DaZ-SuS.

    Die Aussage der Studie ist meiner Meinung nach übrigens auch logisch falsch herum (was aber nicht an den Daten, sondern an der Interpretation liegt):
    Es müsste nicht: "pädosexuell viktimisierte Personen [weisen] eine gesteigerte Chance [auf], im Erwachsenenalter ein pädosexuelles Delikt zu begehen"
    heißen, sondern: "Erwachsene die ein pädosexuelles Delikt begehen, weisen eine gesteigerte Chance auf selbst in der Kindheit pädosexuell viktimisiert worden zu sein."

    Ja, so rum wird dann ein Schuh daraus, war den Autoren aber wohl zu profan und naheliegend, da man dafür keine neue Studie benötigt hätte. Zu irgendeinem neuen, kontroversen Ergebnis muss eine Studie mit so einer eingeschränkten Stichprobe ja kommen, um sich selbst zu legitimieren und neue Forschungsgelder zu sichern...

    Ich habe sehr massive Gewalterfahrungen gemacht, die eine Schwerbehinderung zur Folge hatten. Ich durfte viel Demut lernen, weil scheinbare Selbstverständlichkeiten plötzlich harte Arbeit erforderten, was mich in vieler Hinsicht zu einem liebevolleren, empathischeren, menschenfreundlicheren, reflektierteren, gelasseneren und vielleicht auch an manchen Stellen weiseren Menschen hat werden lassen. Ich bin heute der Mensch für den ich mich früher halten wollte. Was mir passiert ist war scheiße, aber ich bin dankbar für das, was ich in der Folge lernen musste, durfte und konnte und für den Weg, der noch immer vor mir liegt. Man wächst an seinen Aufgaben, frau auch.

    @MarieJ : Ich wünsche dir für 2020 Gesundheit, Kraft und das Quentchen Glück, das uns allen gut tut im Leben. :rose:


    Möchte das gerne noch einmal weitergeben:

    DUUM hat auch aus eher negativen Erlebnissen Positives gezogen.

    Nimm dir doch vielleicht erst einmal die Zeit @Exodus innerlich zur Ruhe zu kommen, dich zu fassen und vor allem wieder ein Gefühl dafür zu entwickeln, wo deine tatsächlichen Stärken, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen liegen, um vor diesem Hintergrund noch einmal bewusst über erhaltenes Feedback zu deinen schulischen Einsätzen nachzudenken und dieses sortiert mit einzubeziehen in deine Entscheidung. Ganz gleich, wohin dein weiterer Weg dich führen wird, wirst du sicherlich noch einmal eine Ausbildungs- und Einlernphase durchlaufen müssen, die eben auch wieder von sehr viel kritischem (und hoffentlich konstruktiven) Feedback geprägt sein wird (im Ref ist das ja ein zentraler Baustein der Ausbildung). Dafür ist es wichtig, dass du selbst um deine tatsächlichen Stärken und Schwächen weißt, um einerseits echte blinde Flecken mit Unterstützung deiner Peers entdecken und beseitigen (reduzieren) zu können und andererseits nicht hilfreiche Rückmeldungen besser aushalten und wegschschieben zu können. Ich wünsche dir ein erfolgreiches Jahr 2020 und dass du deinen Weg finden mögest. :rose:

    Wien ist das einzige Bundesland, wo ich nicht unterrichten möchte. Ich mag generell die städtischen Gebiete nicht und man bekommt auch kaum Bonus für Schüler wie Ayse, Ahmed und Co. da würde ich sogar eher nach Berlin gehen;)

    Verstehe ich nicht, kannst du das erklären? Was für einen Bonus soll es für SuS mit Vornamen, die auf einen Migrationshintergrund hinweisen könnten warum geben? Und weshalb sollte in Ermangelung eines solchen Bonuses in österreichischen städtischen Gebieten Berlin das kleinere Übel darstellen?

    Erstmal danke für deine Antwort @Valerianus und den Link zu der Studie. Was ich schwierig finde, ist, dass basierend auf dem Verhalten von 490 straffälligen, inhaftierten Personen- Pädosexuelle und Nichtpädosexuelle- Rückschlüsse gezogen werden sollen für eine Vielzahl von Opfern pädosexueller Gewalttaten und deren potentielles Gewaltpotential. Inhaftierte Straftäter sind keine repräsentative Gruppe, wenn es um gesamtgesellschaftliches Verhalten geht, sondern eben gerade eine Gruppe, die in besonders schwerwiegender Weise soziale Regeln verletzt hat.

    (...) Die Ergebnisse von logistischen Regressionsanalysen (mit asymptotischen und exakten Schätzern) können bestätigen, dass pädosexuell viktimisierte Personen eine gesteigerte Chance aufweisen, im Erwachsenenalter ein pädosexuelles Delikt zu begehen. Des Weiteren gilt, dass pädosexuell viktimisierte Personen, die in ihrer Kindheit ein besonders aggressives Verhalten aufweisen, im Erwachsenenalter eine reduzierte Chance für eine pädosexuelle Delinquenz haben. Möglicherweise ist das aggressive Verhalten als eine Strategie zu verstehen, das Trauma eines sexuellen Missbrauchs zu bewältigen. Im Übrigen kann die Studie keinen Effekt der Normalisierung pädosexueller Viktimisierungserfahrungen auf eine spätere pädosexuelle Täterschaft nachweisen.

    Ich könnte es nachvollziehen, wenn diese Aussage bezogen auf die inhaftierten Straftäter getroffen werden würde, kann aber nicht nachvollziehen, wie man auch nur vermuten kann, dass dies auf alle Opfer sexueller Gewalttaten im selben Ausmaß gelten könnte. Zumindest diese Studie gibt das meines Erachtens derart generalisierend nicht her. Mir ist bewusst, dass ich in diesem Fall sehr stark von mir selbst und den mir bekannten Opfern sexueller Gewalt ausgehe, was ebensowenig repräsentativ wäre. Dennoch finde ich es wichtig hier bewusst zu unterscheiden zwischen Straftätern und den von ihnen gewählten Kompensationsstrategien und den vielen Opfern sexueller Gewalt, die niemals strafrechtlich relevantes Verhalten zeigen, weil sie eben andere Kompensationsstrategien als diverse Formen fremdschädigenden Verhaltens haben (vor allem selbstschädigendes Verhalten ist ein großes Risiko für Opfer sexueller Gewalt, sei es in Form von Substanzmissbrauch, Essstörungen, destruktiven Beziehungen oder allgemein mangelnder Selbstfürsorge infolge mangelnder Selbstwertschätzung).

    Ok ,ich habe nicht anderes erwartet. Ich versuche es mal in vereinfachter Sprache. Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Es ist eben keine Arbeit, ein Update einfach mal aufzuspielen, das ist nicht schwieriger als ein Update beim Handy. Was ich kritisiere, ist die damit verbundene Fahrlässigkeit, die man einfach ignoriert, weil sie nicht ins Weltbild der heilen Community passt. Ich war selber jahrelang Hacker bevor ich in den Schuldienst gewechselt bin. Von Foren wie diesem konnten wir massig Identity-Matches durch Reverse Data Minig anfertigen, die entsprechend aufbereitet an die üblichen Verdächtigen verkauft werden konnten. Ich weiß, dass der Boden heutzutage noch heißer geworden ist. Ich wollte euch nur darauf hinweisen. Jeder sollte aber wissen, welche Daten er unfreiwillig preis gibt. In Zeiten, wo selbst in jedem Neuwagen massiv private Daten über das Farhverhalten geloggt und an den Konzern weitergeleitet werden, demnächst auch noch per Gestzt direkt an die EU-Regulierungsbehöde, wundert mich allerdings nichts mehr. Ich habe mich von der professionellen IT abgewendet, da die geldbringenden Geschäfte heute alle am Rande der Legalität ablaufen. Und wer glaubt, dass ein Forum wie dieses sich von spärlicher Werbung finanziert, der galaubt auch, dass seine Daten sicher sind.

    Tja, die Krux ist, nachdem du dich bislang hier noch nie beteiligt hast, ausgerechnet dafür aber anmeldest, dass dies gewisse Zweifel an der Seriösität deiner Beiträge weckt. Wenn du hierzu eine Expertise anzubieten hast, wäre es vielleicht am Zielführendsten, den Kontakt zum Administrator Stefan per PN zu suchen, denn diesem obliegt die Entscheidung Updates aufzuspielen, insofern solltest du dich mit ihm konstruktiv und auf Augenhöhe unter vier Augen unterhalten, falls dir tatsächlich an einem konstruktiven Austausch gelegen sein sollte.

    @Stefan : Danke für deine Arbeit und einen gesunden Start ins Jahr 2020.

    Gute therapeutische Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch dürfte auch wichtige Präventionsarbeit sein, weil ein nicht geringer Prozentsatz von Tätern selbst als Kind sexuelle Aggression erlebt hat.

    Sind dir dazu konkrete Zahlen bekannt? Ich habe das auch schon häufig gelesen, finde es aber schwierig belastbare Zahlen dazu zu finden (die dennoch letztlich ja nur Hinweise auf die tatsächlichen Zahlen sein können angesichts der enormen Dunkelziffer insbesondere bei Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung). Persönlich würde ich zwar davon ausgehen, dass nur eine Minderheit der Opfer selbst zu Tätern wird, wenn man aber diejenigen die das betrifft durch entsprechende Behandlung von künftigen Taten abhalten kann, dann zählt jeder Einzelne, den oder die man dadurch erreichen kann.
    In jedem Fall sind Therapien als Präventionsansatz insofern hilfreich, als eine bewusste Aufarbeitung der eigenen Geschichte dazu beitragen kann ein unreflektiertes Übertragen unbearbeiteter Ängste auf die nächste Generation zu reduzieren. Darüber hinaus hilft Therapie dabei nicht immer wieder aufs Neue im Leben zum Opfer zu werden, weil man eben bestimme ungute, ungesunde zwischenmenschliche Muster besser verstehen, erkennen und sich selbst früher und besser schützen lernen kann.

    Mein Sportlehrer an der Realschule sagte beim Basketball immer "Für den Frosch gilt das gleiche wie für die Mädchen - es zählt als Treffer, wenn er den Rand vom Basketballkorb trifft." #Danke

    Kl.demotivierter.Frosch

    :troest:

    Wir Lehrkräfte können schon fiese Böcke schießen, wenn wir nicht darber nachdenken, was wir mit unseren Worten sagen und was diese für das Gegenüber emotional und motivational bedeuten könnten.


    @CDL: Transgenerational Trauma gibt es auf jeden Fall, aber mal ganz ins Blaue geschossen: Seit wie vielen Jahren wird PTBS ernsthaft behandelt? Die Soldaten im 1. Weltkrieg waren Kriegszitterer oder hatten einen "shell shock", nach dem 2. Weltkrieg war es dann das Überlebensschuldsyndrom(für die Opfer) oder eine Kriegsneurose (für die Soldaten), im englischen gibt es sicher auch einen schönen Begriff dafür. im
    Vietnamkrieg hatten die Leute dann eine "combat stress reaction". Das sind alles schöne Worte für: Da kann man nichts machen, ist halt so. Und dann vererbt sich das natürlich, über Erziehung, Lernen am Modell, usw. Da das Feld recht jung ist, würde ich mir viel von einer Langzeitstudie erwarten, in der unbehandelte und behandelte Eltern und deren Kinder beobachtet werden. Beim Überlebensschuldsyndrom geht man von
    Steigerungsraten der psychischen Erkrankungen um bis zu 400% aus, da müssten Unterschiede nachweisbar sein.

    Ja, ganz bestimmt würde solch eine Langzeitstudie die entsprechenden Unterschiede aufzeigen, da bin ich ganz bei dir. Dennoch ändert der Umstand, dass man heute bewusst von PTBS spricht und es auch eine sich verändernde Haltung gegenüber Therapie gibt wenig bis nichts an bestimmten von mir benannten Rahmenbedingungen, die eine Behandlung auch heutzutage noch erschweren bis verunmöglichen (angefangen ganz simpel mit fehlenden Therapieplätzen und unzureichender Kostenübernahme durch Krankenkassen), ebensowenig, wie eine solche Studie etwas über verbesserte Möglichkeiten der Prävention verraten dürfte, die doch letztlich ein so wichtiger Baustein ist, damit weniger Menschen im Laufe ihres Lebens zu Opfern insbesondere innerhalb ihrer eigenen Familie werden (was ganz unabhängig vom Verbechen an sich wohl mit der schwerwiegendste Vertrauensverlust ist, da wir gerade als Kinder diese als Schutzraum benötigen würden und Übergriffen allzuwenig entgegenzusetzen haben).


    Danke für eure Beiträge in diesem Thread übrigens @Meike. und @Rets, die wie ich finde eine sehr wohltuende Ruhe in den Thread gebracht und zu einer ungeachtet aller Menschlichkeit an der Sache orientierten Debatte erheblich beigetragen haben. Schön, dass wir zum Jahresende damit diesem schwierig gestarteten Thread zu einem konstruktiveren Diskursklima verholfen haben (und das gilt wie ich finde für alle Beteiligten seit ein paar Seiten :rose: ).

    (...) Bei Übergriffen von Unbekannten ist mit einer recht hohen Anzeigebereitschaft zu rechnen, im Nahbereich (Familie, Schule, Kirche, Sportverein, etc.) eher nicht, d.h. die meisten Fälle werden im Nahbereich passieren und sich im schlimmsten Fall über längere Zeit fortsetzen. (...)
    Ja, wenn jemand ein traumatisches Erlebnis hatte, dann darf er begründet Angst haben (und bitte eine Therapie machen, PTBS geht nicht von allein weg) und ja, wenn man von einer Person weiß, dass sie etwas getan hat, dann darf man vor dieser Person auch begründet Angst haben (deshalb z.B. das erweiterte Führungszeugnis im Lehrerberuf). Ansonsten sollte man seine Angst vielleicht zurückstellen und einfach leben. (...)

    Man weiß inzwischen- und ich gehe davon aus, dass dir das auch bekannt ist angesichts deines Hintergrundes- dass sich Traumata bzw, die daraus resultierenden dauerhaften Persönlichkeitsveränderungen auf nachfolgende Generationen übertragen, bzw. an diese weitergegeben werden. Insbesondere in Bezug auf Holocaust-Überlebende und deren Familien wurde diese sogenannte transgenerationale Trauma-Weitergabe* recht gut beobachtet und dargestellt, lässt sich natürlich aber auch für andere Kriegsopfer und deren Angehörige oder Opfer schwerer Gewalttaten und deren Familien beobachten. Natürlich hilft allen Beteiligten eine therapeutische Aufarbeitung, damit eine solche Trauma-Weitergabe zumindest begrenzt werden kann (komplett ausschließen lässt sie sich in Fällen komplexer und/oder schwerer Traumatisierung sicherlich oft dennoch nicht), dennoch werden dadurch natürlich Ängste von klein auf implementiert, die durch kogitive und emotionale Arbeit abzulegen zumindest außerordentlich schwer sein dürfte. Wenn man sich vor diesem Hintergrund noch einmal erneut die Zahlen zu angezeigten sexuellen Übergriffen auf Frauen betrachtet, wenn man sich vor Augen hält, seit wann erst z.B. Vergewaltigung in der Ehe überhaupt als Straftat gilt in Deutschland, wenn man sich bewusst macht, dass die Mehrheit der sexuellen Übergriffe nicht durch den ominösen Fremden geschieht, sondern im Familienkreis (sprichst du ja auch an), weshalb diese oft nicht zur Anzeige gebracht werden (oder erst dann ein Bewusstsein für rechtliche Schritte beim Opfter entstanden ist, wenn die Verjährungsfrist für im Kindesalter erlittene Übergriffe überschritten wurde), wenn man sich bewusst macht, dass PTBS als psychische Erkrankung in einer Kategorie von Erkrankungen klassiert ist, die bis heute als besonders stigmatisierend empfunden wird, weshalb es Betroffenen zusätzlich zur Last des indivuellen Leids oft schwer fällt Hilfe zu suchen und anzunehmen aus Angst als "irre" zu gelten, dann sollte klar sein, dass es viele Kinder gibt, die die unartikulierten, traumainduzierten Ängste der Elterngeneration übernommen haben und selbst oftmals ebenso unreflektiert weitergeben. Sind die dahinterstehenden Ängste unbegründet, weil kein persönliches Erleben dahinter steht, sondern es sich um transgenerationales Weitergeben handelt? Ich denke, diese Frage zu bejahen, wäre zu einfach, denn dazu erleben zu viele Menschen im Laufe ihres Lebens sexuelle Übergriffe in ihren verschiedensten Facetten. Das fängt an mit dem Onkel, der einen immer viel zu eng an sich gedrückt hat, oder ab der Pubertät unangemessene Kommentare über die Brüste der Nichten gemacht hat bei jeder Begegnung, dem jungen Mann, der einem als Kind beim Spaziergang mit dem Hund begegnet ist, das Genital herausholte und strahlend lächelnd die kleine Schwester fragte, ob sie es mal anfassen wolle, dem Kollegen, der unangemessene Sprüche oder Witze macht, die gerade so unangenehm sind, um ein schales, angewidertes Gefühl zu hinterlassen, ohne direkt die Grenze zu sexueller Belästigung zu übertreten...

    Ich plädiere persönlich immer dafür zu differenzieren (was auch mir nicht immer leicht fällt), dennoch habe ich großes Verständnis dafür, dass es Opfern schwer fallen kann diese Differenzierung zu leisten, umso mehr, wenn eigene, reale Erfahrungen erlernte Ängste (meine Mutter- sebst schwerst traumatisiert- hat meinen Schwestern und mir beigebracht, dass Männer fast ausnahmslos Schweine seien und im Zweifelsfall immer nur an "das Eine" denken würden; wir mussten alle sehr hart daran arbeiten, dieses einseitige Bild nicht zum beherrschenden Motiv werden zu lassen, was leichter wurde, weil unser Vater ein besonders feiner und anständiger Mensch ist, der ein solches Steretoyp direkt im Alleingang entkräftet) bestätigen, wie ja auch ich selbst das erlebt habe. Natürlich ist ein Generalverdacht abzulehnen, dennoch sollte die berechtigte Empörung und dahinter stehene Kraft zunächst einmal dafür aufgewendet werden, Übergriffe auf Mädchen wie Jungen, Frauen wie Männer besser zu verhindern durch ensprechende präventive Arbeit, Opfer therapeutisch besser zu versorgen (die Anzahl der qualifizierten Traumatherapeuten kann man in meinem Bundesland an eineinhalb Händen abzählen, mit Wartezeiten von mehreren Jahren, um mehr als nur eine Notversorgung im Akutfall zu erhalten, von der Begrenzung der Therapiestunden mal abgesehen), durch Maßnahmen, um insbesondere familiäre Übergriffe früher aufzudecken, als Opfer geschützt anzuzeigen und vor allem im gerichtlichen Verfahren besser geschützt zu werden (das aktuelle Verfahren ist an sich bereits geeignet ein Opfer zu retraumatisieren; gilt im Übrigen durchaus auch für das OEG-Verfahren, welches deshalb von vielen Opfern insbesondere sexueller Gewalt abgebrochen oder gar nicht erst durchlaufen wird, weil es zu belastend wäre, obgleich gerade dieses Verfahren unablässig ist, um beispielsweise die erforderliche therapeutische Versorgung langfristig sicherzustellen).
    Nein, ich habe keine Lösungen für die von mir angesprochenen Aspekte, finde aber, diese wären einen 12-seitigen Thread mehr als wert, statt sich am Aspekt des koedukativen Sportunterrichts (der letztlich dort, wo er nicht durchgeführt werden kann eben oft nur ein Symptom darstellt, nicht aber dazu geeignet wäre, am zugrundeliegenden gesellschaftlichen Problem zu arbeiten) aufzuhängen. Ist zugegeben unbequemer und bedeutend weniger plakativ, als sich an der Frage des koedukativen Sportunterrichts (oder gar des Geschlechts von Gynälologen) aufzuhängen.


    * Wen das Thema interessiert kann z.B. hier eine Publikation des Bundestages dazu finden.

    Gerade Politiker sollten sich in dieser Frage wirklich bedeckt halten, denn die Wahlplakatae der meisten Parteien werben beim Thema Familienpolitik früher oder später mit Bildern von u.a. Kindern, die eben in diesem Moment durchaus für politische Zwecke instrumentalisiert werden, von medienwirksamen Familienauftritten an der Wahlurne bzw.vor dem Wahllokal mancher Politiker (vor allem international betrachtet, hier in D sind das in erster Linie Auftritte mit dem eigenen Partner und ggf. wahlberechtigten Kindern) ganz zu schweigen.Politisch Unmündige werden im Politikzirkus tagtäglich instrumentalisiert für werbewirksame Auftritte aller Art. Im Vergleich dazu ist der Auftritt eines Kinderchors mit einem umgedichteten Lied zu einem aktuellen politischen und gesellschaftlichen Thema doch wirklich vergleichsweise harmlos. (Hat sich eigentlich mal jemand die Mühe gemacht die Kinder, die in diesem Chor mitsingen zu fragen, was sie inhaltlich von dem Lied halten, wie sie zur Klimadebatte stehen und ob sie sich nun tatsächlich instrumentalisiert fühlen oder das Lied womöglich mit aus ihren Reihen entstanden ist? Auch Grundschüler haben schließlich schon recht klare Vorstellungen zu politischen Themen, die sie betreffen und sind imstande ihre Ansichten recht dezidiert zu äußern- mein 5-jähriger Neffe kann das jedenfalls schon ganz hervorragend, wenn es um Umweltfragen geht.)

    Sofa. Frau Hund würde tausend Tode sterben, würde ich sie an Silvester allein zuhause lassen, mitnehmen ins Getümmel würde sie an Silvester mit der Knallerei auch völlig überfordern, also gibt es zuhause ab ca. halb zwölf bis halb eins laute Musik gegen die Knallerei von draußen, eine sichere Höhle in der Dusche mit vielen Decken als Fluchtort bei Bedarf, jede Menge Streicheleinheiten (die ihr neben Körpernähe das Wichtigste sind gegen die Angst wenn es knallt) und vorab eine gute Dröhnung Rescue Drops. Mit den Jahren ist es zumindest etwas leichter geworden, so dass wir nur noch eine fiese Stunde wenn es richtig knallt haben. (Zu Beginn ist sie nach Silvester drei Wochen lang nur eng an die Hauswand gedrückt gelaufen mit ständigem Blick zum Himmel und ich musste bis früh um fünf meinen panischen Hund beruhigen in der Wohnung.)


    Gute Vorsätze fürs neue Jahr oder Altlasten, die du zurücklassen möchtest?

    Ach und seid froh, dass ihr noch nichts mit sexueller Gewalt zu tun hattet. Weder als Opfer noch als falsch beschuldigter Täter (natürlich männliche Form, sexuelle Gewalt geht so gut wie immer von heterosexuellen Männern aus.)

    Was lässt dich – fälschlicherweise– vermuten, Mitlesende oder auch Mitschreibende in diesem Forum und diesem Thread wären keine Opfer sexueller Gewalt gewesen in ihrem Leben? Ich verstehe, dass du aus einer inneren Verletzung heraus schreibst und habe großes Mitgefühl, möchte aber alle hier Anwesenden um mehr Sensibilität beim Schreiben über derart belastete und heikle Themen bitten. Ich weiß, was es bedeutet schwerste sexuelle Gewalt zu erleiden,viele andere, die hier mitlesen und ggf.auch mitschreiben wissen dies ebenso ohne dies im Regelfall öffentlich preiszugeben und werden dennoch mit abgewatscht. Gerade aus meiner Perspektive als Opfer finde ich es wichtig zu differenzieren und Menschen nicht pauschal qua Berufswahl, Geschlecht, sexuellerer Orientierung etc. vorzuverurteilen. Die Mehrheit der Menschen– ganz gleich, ob homosexuell oder heterosexuell, ob Männer oder Frauen, ob Gynäkologen, Pfarrer oder auch Lehrer– werden niemals zu Tätern. Keinem Opfer ist durch Pauschalurteile geholfen, denn am Ende geht es um individuell erfahrenes Leid, dessen tatsächliche Täter sich nicht hinter unzutreffenden Pauschalurteilen verstecken können dürfen. Ich möchte niemanden durch Vorverurteilung zum Opfer machen. Dafür wiegt der Vorwurf der sexuellen Gewalt zu schwer und muss ernst genommen werden können, damit wir, wenn wir zu Opfern wurden Gehör finden können.

    Und um das ganz deutlich zu machen: Ich mache mich und einen Aspekt meiner Geschichte hier ausschließlich sichtbar, um den vielen, die mitlesen,mitbetroffen sind und dies nicht wollen oder können eine Stimme zu geben.

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