Beiträge von Palim

    Zum einen ist es so, dass Kinder nicht linear lernen, auch wenn wir uns das gerne so vorstellen. Beim Einmaleins sieht man es deutlich: eingeführt in Klasse 2 darf man es in 3 noch einmal üben und lernen, dann kommen schriftliche Rechenverfahren und schon finden sich Lücken im Einmaleins, in 4 wieder, in 5 sicher auch.

    Das wird bei anderen Inhalten ähnlich sein.

    Zum anderen sind

    a) die Texte länger/komplexer.

    b) die Schreibzeit viel kürzer, sodass weniger Zeit zum Nachdenken bleibt.

    c) Erfahrungen da, dass nicht mehr jeder i-Punkt kontrolliert und angestrichen ( und verbessert) wird. Da entsteht ein Kontroll-Vakuum, das man mit Fehlern füllen kann, ohne dass es direkt zu Nachteilen kommt.

    Sonst war Ampel auf rot gleichgesetzt mit Trainingsraum in der 1. Pause. Da der derzeit nicht stattfindet ist die Info an KL und Gespräch mit KL und Kind, kommt es wiederholt dazu auch SL und Eltern.

    Wenn die alte Regel nicht umgesetzt wird, ist sie nichtig. Wo ist denn die Konsequenz? Warum kann das Kind in der Pause nicht an anderer Stelle die Auszeit nehmen? Welche anderen Möglichkeiten können geschaffen werden.

    Auf ein Gespräch allein mit dem Kind kann man bei kleineren Sachen setzen, nicht aber bei ständigen Störungen.

    Ich würde es dokumentieren und grundsätzlich das Gespräch suchen. Die Hinweise von @samu , dass man es konsequent umsetzen muss, um einen sicheren Rahmen zu schaffen, fand ich besonders wertvoll.

    Auch für die anderen Kinder ist es wichtig. Was passiert denn, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält? Sind die Konsequenzen ersichtlich? Wenn man die Kinder mit dem Verhalten gewähren lässt, lernen sie mit jedem Mal mehr, dass ihr Verhalten in Ordnung ist, da es keine Konsequenzen gab. Dann machen bald immer mehr, was sie sich so vorstellen.

    Wenn sie es eigentlich können, würde ich mit der gesamten Klasse ein Gespräch führen und noch einmal deutlich sagen, was ich erwarte. Ob man dann auch eine Konsequenz in Aussicht stellt, kommt auf die Klasse an. Aber was man setzt, wird in jedem Fall umgesetzt. Dann lernen die Kinder mit jedem Mal: Dein Wort gilt und auf dich ist Verlass.

    Wenn sich das nicht bessert, kann man dann nicht professionelle Hilfe holen? Das Jugendamt einschalten für Erziehungshilfe?

    Du bist ja wirklich ein Spaßvogel, wusste ich noch gar nicht.

    Bei uns wird bei Schülern, die "austicken" recht schnell eine Schulbegleitung beantragt.

    Hast du das schon mal gemacht? Was muss man dafür vorlegen? Wie umfangreich ist die Beantragung? Was muss zuvor vorgefallen sein? Wie viele Stunden werden letztlich bewilligt? Wie lange dauert es, bis die Unterlagen beisammen sind? Wann kann man mit der Hilfe rechnen?

    Es gibt Eltern, die man kaum erreicht und mit denen ein Telefonat nichts bringt, aber es gibt auch andere. Letztlich haben die Eltern ja ein Recht auf Information - und das nicht erst mit den Zeugnissen. Dann heißt es: „Warum haben Sie denn nichts gesagt?“

    Stehst du allein, ist so ein Info-Zettel sicher richtig.

    Für manche Kinder habe ich einen Smiley-Plan, für den für jede Stunde eingetragen wird. Dazu werden winzige Ziele festgelegt: Bleibt am Platz. Arbeitet 10 min leise.

    Die Ziele werden dann angepasst. Der Plan läuft täglich nach Hause, wird unterschrieben und wieder mitgebracht. Manchmal reicht es auch wöchentlich. Damit sind die Eltern wissentlich informiert und man hat auch vieles dokumentiert, sollten weitere Schritte nötig sein. (Was hier so zu sein scheint, wenn das Kind so übergriffen ist und an die Ampel geht.)

    Alternativ kann es auch ein wöchentliches kurzes Telefonat geben, das man vereinbart, sodass die ELTERN zu einem festen Termin anrufen und nachfragen. Läuft es gut, sagt man, dass alles in Ordnung ist. Fertig.

    Dass die SuS jetzt nach 2 Stunden erledigt sind, wenn sie leise und kontrolliert am WoPla in Ma und D gearbeitet haben, ist nicht erstaunlich. Hinzu kommt, dass sie sich an die größere Gruppe erst wieder gewöhnen müssen. Das ist in Klasse 1+2 schwieriger, weil sie weit weniger Präsenzunterricht hatten, als andere Klassen es von Beginn an kennen.

    Gefragt habe ich mich noch, was denn „Ampel auf rot“ nach sich zieht. Ich frage mich dabei auch immer, was denn passiert, nachdem die Ampel in der 1. Stunde schon auf rot gesetzt wurde.

    Du kannst gerne anderer Meinung sein und glauben, dass auch A13 Kollegen das super nachvollziehen können.

    Ja, danke, ich glaube durchaus, dass andere KollegInnen das nachvollziehen können.

    Die KollegInnen vom Gym konnten nach ihrer Zeit bei uns auch sehr klar Unterschiede benennen, das war sehr spannend.

    Es hatte schon jemand geschrieben, dass es mal wieder Unterschiede in der Bezeichnung gibt, das gilt für verschieden BL, aber offenbar auch im Land selbst:

    „Seminarleitungen“ für GHR-Ausbildung haben in NDS ein Seminar in einem Fach oder in Pädagogik, organisieren und leiten die Sitzungen, besuchen die Refs im Unterricht (je nach Seminar bis zu 20 mal) und nehmen die Prüfungen der eigenen Referendare ab. Sie bekommen meines Wissens ca. 150€ Zulage, sonst A12.

    Hat das Seminar sehr viele ReferendarInnen, kommt es zu hohen Anrechnungsstunden und die Seminarleitungen erteilt keinen Unterricht mehr. Es soll zwischenzeitlich Vorgaben gegeben haben, dass sie wenigstens 4 Std erteilen sollten.

    Die Leitung des gesamten Standortes hat einE SeminarrektorIn (GHR) (A15).

    Am Gym scheint es anders zu sein,

    da ist die „Seminarleitungen“ übergeordnet,

    die Betreuenden werden als FachleiterIn bezeichnet (A15), es gibt aber auch „Mitwirkende Lehrkräfte“ (A13, Zulage 150€).

    An den Schulen gibt es MentorInnen, man kann dazu verpflichtet werden und bekommt im GHR-Bereich keine Entlastung, vom Ausbildungsunterricht, der im günstigsten Fall doppelt besetzt ist, abgesehen ( kann man bei Lehrkräftemangel nicht entsprechend der Vorgaben realisieren und Refs werden häufiger mal an Schulen geschickt, die Mangel haben, um eine bessere Versorgung zu erzeugen).

    Tja, wenn man sich bewusst für das Grundschullehramt entschieden hat und dann zu 80% als Sonderpädagoge (für A12) arbeiten muss, kann das auch oft demotivieren. Und das noch mit bis zu 30 Schülern, statt kleiner Gruppe. Insofern habe ich durchaus Verständnis für Tommis Hartnäckigkeit bezügl. der Besoldung im Primarbereich.

    Der m.E. eigentlich kritische Punkt in der Diskussion um die Bezahlung von Lehrkräften sind die häufig fehlenden Aufstiegschancen und die damit verbundene Wertschätzung von Engagement und sehr guter Arbeit.

    Das kommt beides hinzu,

    der eigentliche Punkt bleibt aber, dass die Ausbildungsdauer samt Abschluss zu unterschiedlichen Einstellungen führt,

    dass man dann zusätzlich ohne Entlastung viele der FöS-Aufgaben erhält und dass man sehr viele außerunterrichtliche Tätigkeiten ohne Entlastung oder Funktion hat und dass man einen längeren Weg beim Aufstieg hat, kommt noch hinzu.

    In welchem BL gibt es denn schon länger A13 für die GS-LuL? Ist das schon so weit umgesetzt, dass man es an Studierendenzahlen sehen könnte?

    Für die Grundschule weiß ich es nicht, in NDS wurde mir aber (mehrmals!!) eine reine Sek1-Stelle für A13 angeboten (Oberschule = Hauptschule, Gesamtschule ohne Oberstufe), weil sie mein Fach dringend brauchten.

    Für Realschulen und vielleicht entsprechende Oberschulzweige gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit in NDS, einzelne A13-Stellen auszuschreiben. Ein Hppchen, um den Lehrkräften nicht insgesamt A13 und bei Funktion A14 bezahlen zu müssen.

    Für Grundschulen gibt es das nicht, da bekommen SL A13.

    Tommi knabbert an der Ungerechtigkeit, A12 zu erhalten, nach gleichlangem Studium, während die FöS-KollegInnen und auch die an die Grundschulen Abgeordneten A13 oder mehr erhalten.

    Das ist nicht so selten, da der Lehrkräftemangel hoch ist und es ständig Abordnungen gibt, die auch begleitet werden müssen, stimmt.

    Es ist eine Überlegung wert, ob man mit dem Studienziel Lehramt dann nicht FöS oder anderes wählt und letztlich darüber mit A13 in der Grundschule arbeitet, was in einem BL wie NDS, in dem es keine FöS Lernen im GS-Bereich und kaum staatliche Schulen mit ESE-Schwerpunkt gibt, realistisch ist.

    So verquer der Gedanke hinsichtlich der Ausbildungsinhalte ist, so verquer ist eben auch die Situation, dass man sich gleichwertig qualifiziert, dann aber weniger verdient.

    Weil NDS vor der Rückkehr zu G9 Gymnasiallehrkräfte im Überhang einstellte und der Mangel in den anderen Schulen so hoch war, wurden die Abordnungen nicht länger allein zwischen den GHR-Schulen geregelt, sondern auch vom Gym an die GHR-Schulen. Das steht NRW und SH noch bevor. Bleibt der Lehrkräftemangel in den GHR-Schulen, wird man die Gym-Bewerbenden einstellen und dann abordnen, um überhaupt annähernd ausreichend Lehrkräfte zu finden. Dass sich das ab 2030 ändert, glaube ich, wenn ich es dann sehe. Die Geburtenzahlen steigen, es wird seit Jahren zu wenig eingestellt und gerade in NDS wären auch noch die Entlastungen der Arbeitszeitkommission umzusetzen - da ist die Erhebung der Arbeitszeit dann noch gar nicht dabei.

    Wenn man über Jahre Abordnungen vom Gym für 1/2 oder 1 Jahr im Kollegium hat und immer wieder die Einarbeitung übernimmt, kommt man auf solche Gedanken, wie Tommi sie äußert, weil es wirklich mühsam ist. Die Einarbeitung von nicht-lehramtsstudierten Vertretungskräften oder pädagogischen MitarbeiterInnen, denen man Unterrichtsunterlagen ausgearbeitet hinlegt, ist nicht weniger zehrend, ist es fachfremd, ist es noch schwieriger oder endet in Beschäftigung.

    Letztlich sorgt das Land nicht für eine angemessene Entlohnung, genügend Einstellungen und eine ausreichende Vertretungsreserve, sondern spart extrem, was sich im Brennpunkt und am Ende der Botanik jedes Jahr neu in fehlenden BewerberInnen, immer neuen Abordnung und dadurch immer neues Auffangen des Mangels zeigt, zusätzlich zu ohnehin schwierigerer SchülerInnenschaft, die Stabilität und konsequente Konzepte bräuchte.

    Im Impfzentrum geht hier jedeR zunächst zu einer Ärztin/ einem Arzt, da waren Senioren, aber auch aktuell praktizierende, die sich offenbar für den Dienst (auch an Wochenend- und Feiertagen) gemeldet haben. Der erste war ein sehr freundlicher Urologe.

    Die Ärzte schauen auf die Unterlagen, vergewissern sich ggf. und setzen dann ihre Unterschrift.

    Mit dem Laufzettel geht man weiter, die Impfung selbst machen Menschen, die spritzen dürfen - das waren keine Ärztinnen.

    Ich hatte ein gutes Ref,

    eine tolle Schule,

    eine herausragende Mentorin, der ich bis heute unendlich dankbar bin,

    und 3 von 4 Seminarleitungen waren wirklich gut,

    der Schulrat in der Prüfung (und danach) eine Zumutung, ich war nicht ortsgebunden und ich danach los.

    Mit der 4. Seminarleitung habe ich nach meiner Prüfung das Gespräch gesucht - ich hätte eine Tür weiter gehen sollen.

    Wenn in einem Deutsch-LK mehr Mädchen als Jungen sind und in einem Physik-LK mehr Jungen als Mädchen, ist das schon durchaus eine implizite Bestätigung der Aussage.

    Ja, der Aussage dazu, dass man bis zur Wahl der Oberstufenkurse genügend Äußerungen innerhalb und außerhalb der Schule getätigt hat, dass Mädchen meinen, sie könnten in MINT nicht erfolgreich sein.

    Das fängt schon mit Mädchen-Playmobil an und entwickelt sich dann weiter.

    Um so besser, wenn es viele Lehrerinnen im MINT-Bereich gibt und MINT-begeisterte Grunschullehrerinnen, die den Mädchen ihre Stärken zeigen.

    - Ihrem ersten Punkt stimme ich zu. Der Staat sollte definitiv über Bedarf ausbilden. (Wenn er genug Leute findet)

    - Das ist eine Behauptung die so erst bewiesen werden muss. Ich bin Quereinsteiger und finde die Arbeitsbedingungen beim Staat eher entspannt. So unterschiedlich sind wohl Wahrnehmungen.
    - Kann sein kann aber auch nicht sein. Sie ziehen wieder einen Missstand heran und interpretieren ihn so, dass es ihr Argument stützt. Das tun sie aber ohne jeden Beweis, dass ihre interpretation richtig ist. Als Gegenargument kann man ja immer anführen, dass mehr Auswahl auch zu mehr Bewerbern führt, da einige sich eher sozial betätigen wollen andere eher nicht. Das mit der Ausbildungsdauer ist tatsächlich ein Argument, welches man überprüfen muss.

    Und ihre letzte Schlussfolgerung ist halt absolut nicht zu halten, da aktuell nicht nach Bedarf bezahlt wird, sondern nach künstlichen Kriterien. Und ja jetzt kommt wieder der Unsinn, dass der Staat seine Aufgaben nicht wahr nimmt.

    Es ist ja intereesant, wofür SIE Beweise haben möchten.

    - Den ersten Punkt sehen Sie auch so, da muss man keinen Beweis beibringen. Warum?

    - Den zweiten Punkt möchten Sie bewiesen haben. Dann beschäftigen Sie sich doch einfach mal mit Arbeitszeitstudien aus Göttingen, den Ergebnissen der Arbeitszeitkommission aus Nds, mit den Ehebungen des ifs Bremen. Da ist die anekdotische Wahrnehmung Ihrerseits weder relevant, noch bewiesen, sonderen auch nur eine Behauptung.

    - Auch den dritten Punkt möchten Sie bewiesen haben? Was daran ist nicht zu verstehen? Es geht genau um diesen Punkt, den Sie offenbar nicht zur Kenntnis nehmen möchten, der aber in etlichen Bundesländern seit mehreren Jahren genau so umgesetzt ist. Da reichen die Aussagen mehrerer MitforistInnen aus, ansonsten kann man sich mit Einstellungsvoraussetzungen beschäftigen und sich aktuelle Stellenangebote in den Bundesländern anschauen. Da wird dann auch deutlich, dass es eben nicht um irgendwelche Mangelfächer geht, sondern dass inzwischen sogar in den Stellenausschreibungen ersichtlich wird, dass Lehrkräfte für Deutsch-beliebig fehlen, da Stellen unbesetzt bleiben. Glauben Sie nicht? Nds. ist in der 2. Einstellungsrunde für kommendes Schuljahr. Darin befinden sich alle noch offenen Stellen, einsehbar unter eis-online. Diesse Stellen sind nicht auf Mangelfächer begrenzt, auch nicht auf bestimmte Schulformen.

    Wenn Ihnen an Beweisen so viel liegt, dann bringen Sie doch in nachfolgenden Beiträgen selbst bitte noch die Beweise dafür, dass das Prinzip von Angebot und Nachfrage in der Privatwirtschaft funktioniert.

    Dass es im deutschen Schulsystem zu besser besetzten Stellen führt oder besserer Entlohnung, ist auch Ihrerseits eine Behauptung. Man kann darüber unterschiedlicher Meinung sein und diese äußern. Aber daran ist Ihnen ja nicht gelegen. Deshalb bringen Sie doch selbst die Beweise dafür bei, damit wir Ihrer fixen Idee weiter folgen möchten.

    Vielleicht schneiden einzelne dabei besser ab, Quereinsteigende, wie Sie, die in der Regel die Qualifizierung zunächst noch erlangen müssen, aber die bisher unbesetzten Stellen ergreifen. Ob sich das bei Angebot und Nachfrage positiv auf das Gehalt auswirken wird, können wir jedoch nicht wissen, weil es ja nach Ihrer Argumentationsführung unbewiesen ist.

    Ob es sinnvoll ist, persönliche Einzelinterressen vorzuschieben, den gesellschaftlichen Anspruch des Schulsystems dabei aber außer Acht zu lassen, das können Sie dann auch gleich noch beweisen - ist ja Ihr Vorschlag.

    Also können wir laut Ihnen sagen, dass das derzeitige System zu einem Lehrermangel führt und die gleiche Bezahlung von Lehrkräften die Situation nicht löst. Super freut mich dass ich überzeugen konnte!

    Das ist dann Ihre Fiktion.

    Der Lehrkräftemangel wird durch unterschieldiche Aspekte gefördert:

    • EINER ist, dass zu wenige Lehrkräfte ausgebildet werden. Der Staat hat es in der Hand und kann das Angebot an freien Stellen regeln.
    • Ein zweiter ist, dass die Arbeitsbedingungen schlecht sind, aber auch diese Regeln macht der Staat. Arbeits- und Gesundheitsschutz gelten in Schulen nicht und werden nicht umgesetzt, Entlastungen werden nicht umgesetzt, Arbeitszeiten nicht erhoben.
    • Ein dritter ist, dass man mit gleichem Aufwand (Master, 2. Examen) im gleichen Berufbild "Lehrkraft" eine besser bezahlte Stelle annehmen kann, wenn man sich für einen anderen Schwerpunkt entscheidet. Bei gleichem Unterrichtsfach kann ich das Lehramt für die SekII oder für die Förderschule wählen und werde mit höherer Gehaltsstufe eingestellt. Das machen sie, ganz eigentverantwortlich, seit einigen Jahren. Es gibt also das Angebot, eine bessere Stelle zu erhalten, und diese wird nachgefragt - zum Nachteil der Schulen, die dieses Angebot nicht bieten können: ein Lehrkräftemangel an den Schulformen mit A12-Lehrkräften, sprich GHR-Lehrkräfte bei gleich langer Ausbildungszeit.

    Das schöne Modell von Angebot und Nachfrage schafft also bereits jetzt den Lehrkräftemangel, und das seit Jahren. Aufgefangen wird es nicht durch Zulagen, sondern durch ein Ausweichen auf Arbeitskräfte mit anderer Ausbildung. Oft sind es welche, die geringer dotiert werden können. So schafft man sich einen künstlichen Arbeitsmarkt, bestimmt das Angebot und die Einstellungen und dämpft die Kosten immens.

    Der Rest ist irgendeine Dystopie

    Weit gefehlt.

    Der Rest ist Realität an vielen Schulen in Deutschland.

    Das kann man natürlich negieren und sich fein ausmalen, wie toll es wäre, mehr zu verdienen, weil man selbst nun gerade das Mangelfach an einer Schule fernab einer Großstadt unterrichten könnte und sich deshalb das Gehalt verbessern würde. Realistisch ist das aber nicht.

    Dann werden eben Physiklaboranten eingestellt und erteilen Physikunterricht nach Anleitung. Was steht dem denn entgegen? Keine ausgebildeten (teuren) Lehrkräfte oder Quereinsteigende, stattdessen eine andere Ausbildung in einem Fach und ein Kurs zum Umgang mit SchülerInnen. Fertig ist die Vertretung. Die restlichen Stunden werden einfach gestrichen oder umgewidmet. Dann gibt es eben mehr Sport, weil gerade noch ein Übungsleiter zur Verfügung steht.

    So läuft es derzeit in Grundschulen: Da kommen Menschen, die zum Teil keine pädagogische Ausbildung haben, die auch kein Studium haben, und übernehmen die Aufsicht über die Klassen während der regulären Unterrichtszeit und leiten die Kinder an, sich im Lesen, Schreiben und Rechnen zu üben.

    Wir haben auch schon Jahre hinter uns, in denen gerade einmal 50% Stammpersonal in unserer Schule war, alles weitere waren Abordnungen von irgendwo und Vertretungen ohne Lehramtsausbildung. Offenbar ist das Vorgehen sehr erfolgreich, wenn es doch als "Dystopie" heruntergespielt wird.

    Es sollte weniger gezahlt werden, wenn trotzdem die Stellen mit geeigneten Kandidaten gefüllt werden können und mehr wenn das nicht geht. Und ja, der Arbeitgeber bestimmt wie viel er zahlen möchte und Sie entscheiden, ob sie die Arbeit zu diesen Konditionen annehmen.

    Genau. Und dann arbeiten eben Lehrkräfte für A12, trotz Master und 2. Examen, weil sie gerne Lehrkräfte sein möchten und sich darauf einlassen, und lassen sich ein "selbst Schuld" nachrufen.

    Und wenn es dem Arbeitgeber gefällt, schreibt er die nächsten Stellen einfach für A9 aus und guckt, was passiert. Prima Plan.

    Dazu noch ein paar PraktikantInnen, die unentgeltlich arbeiten, ein paar outgesourcte Mitarbeitende oder Zeitarbeitende anderer Qualifizierung und einige, die ohne Qualifizierung einen erheblichen Teil der Aufgaben übernehmen. Das klappt ja schließlich in der Privatwirtschaft auch.

    Lehrkräfte werden dann so besoldet oder bezahlt, dass der Staat seine Stellen besetzen kann. Angebot und Nachfrage bestimmen die Höhe. Na der Staat bestimmt weiterhin wer eingestellt wird und dementsprechend die nötige Qualifikation. Wie jeder Arbeitgeber.

    Und wenn der Staat plötzlich nicht mehr zahlt, dann kommen keine Lehrer mehr nach und das System implodiert. Der Staat könnte mitnichten tun was er möchte.

    Genau das macht der Staat aber schon längst

    und genau das hatte ich weiter oben schon geschrieben:

    Der Staat bestimmt die Regeln, wer eingestellt wird. Es sind Menschen mit Master und 2. Staatsexamen. Diese müssten eigentlich alle gleich bezahlt werden.
    IHR Ansatz wäre, dass Lehrkräfte, die nicht zu besetzende Stellen annehmen, besonders gut bezahlt würden. Mehr als üblich oder bekommen alle anderen weniger?

    Wer bestimmt, welche Stellen besonders gut bezahlt werden müssen? Ach ja, der Staat, er macht ja selbst die Regeln:

    Sind nicht genug grundständig ausgebildete Lehrkräfte vorhanden, die DER STAAT selbst ausbilden müsste, werden andere Menschen auf die Stellen gesetzt. Das sind im besseren Fall Masterabsolvierende, die pädagogisch geschult werden und auch das 2. Staatsexamen erlangen. Es sind aber sehr oft auch ganz andere Menschen, die die Aufsicht im Unterricht übernehmen und als Vertretungen quer durch alle Klassenstufen und Fächer einen Teil der Aufgaben der Lehrkräfte übernehmen.

    Es gibt ein Angebot an geringfügigen Beschäftigungen in Schulen, mit denen der Lehrkräftemangel aufgefangen wird. Statt also Lehrkräften A13 zu zahlen, statt Entlastungen zu schaffen, statt Arbeitsbedingungen zu verbessern, statt ausgebildete Lehrkräfte zu halten und zu unterstützen, sucht der Staat selbst andere Wege.

    Warum also sollte der Staat beim Umsetzen von Angebot und Nachfrage, wenn man es offiziell so nennen würde, es anders handhaben, als er es jetzt längst umsetzt, weil er dabei eine Menge Geld einsparen kann?

    Dann ist die Schule eben nur mit 50% des üblichen Personalstammes besetzt, alles andere sind Aushilfen unterschiedlicher Art - das, was sich finden lässt. Da werden keine Spitzenverdienste oder Zulagen gezahlt, sondern Menschen gesucht, die für weit weniger Geld die Kinder betreuen. Man nennt es dennoch "Schule", es fällt erst einmal nicht auf.

    Der Staat stellt auch selbst die Weichen dafür, wie viele Lehrkräfte er für welche Aufgaben benötigt, er bestimmt auch die Aufgaben selbst. Und davon ist dann eben das System selbst beeinflusst:

    Gilt ein Bildungsauftrag für alle oder sparen wir uns (höhere) Bildung?

    Reicht die Aufbewahrung in einem Schulgebäude oder benötigen Schüler qualifizierte Begleitung, womöglich qualifizierten Unterricht?

    Kann man dort, wo keine Lehrkräfte vorhanden sind, bestimmte, bisher grundsätzliche Angebote des Bildungssystems streichen?

    Wodurch gewährleistet der Staat in allen Schulen eine angemessene personelle Ausstattung, kann er das und will er das?

    Man führt damit ja nur ein System ein, welches in der Privatwirtschaft seit Jahrhunderten funktioniert. Angebot und Nachfrage.

    Was stellen SIE sich denn vor unter Angebot und Nachfrage?

    Ein staatlich subventioniertes System mit welchem Zweck?

    Lehrkräfte werden dann nach welcher Grundlage entlohnt?

    Wer bestimmt diese?

    Und wer bestimmt, wer mit welcher Qualifikation eingestellt wird?

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