Beiträge von Monika

    Ich kann gar nichts gewährleisten. Aber ich kann vieles anregen.


    1. Ich leite Kinder dazu an Konflikte einvernehmlich lösen zu können.
    Dazu thematisiere ich – aus gegebenem Anlass - mit ihnen,


    • wie Konflikte mit anderen entstehen.
    • wie sie möchten, dass andere mit ihnen umgehen.
    • wie sie andere bei Konflikten unterstützen können.
    • wie sie eigene Wut und Impulse, andere anzugreifen,
    steuern lernen können.


    In der Folge dieser konsequent verfolgten Konzepte bauen sich
    Konflikte ab.


    2. Die Kinder finden kulturelle Unterschiede heraus, indem
    sie Projekte durchführen:


    • woran ich glaube
    • woher ich komme
    • was mir sehr wichtig ist
    • welche Feste feiert meine Familie
    • welche Schriften und Sprachen kennen Kinder in meiner Klasse
    • welche Schriften und Sprachen kennen die Eltern unserer
    Klasse/Lehrer unserer Schule
    • welche Schriften und Sprachen kennen unsere Nachbarn im Haus/in
    der Straße
    • wodurch unterscheiden sich äußerlich Menschen
    • was ist bei Menschen äußerlich gleich
    • wie ernähren sich Menschen
    • welche Geschäfte im Wohnviertel gehören ausländischen Menschen



    3. Eltern …


    • … gestalten Klassenfeste, auf denen unterschiedliche
    Essgewohnheiten deutlich werden
    • … erzählen den Kindern aus ihrem Leben im Heimatland
    • … zeigen Filme, Dias …
    • … machen einen kleinen Sprachkurs für die Klasse



    4. Wir besuchen…


    • …Kirchen, Moscheen, Synagogen, Tempel
    • …Kulturvereine in der näheren Umgebung
    • …ausländische Kaufleute im Stadtteil


    Monika :)

    Zitat

    Original von Mayine
    Mir geht es vor allem um die Zweitklässler. Viele von ihnen sind durchaus
    fähig ihre Texte zu überarbeiten.



    Ich würde sie z.B. fragen,


    1. ob sie lernen möchten, noch bessere Texte zu schreiben.
    2. was sie besser machen möchten.
    3. wie sie das schaffen können.


    Daraus dürfte sich Verschiedenes ergeben, was ich gemeinsam mit
    ihnen organisieren würde.


    Monika :)

    Zitat

    Original von tweedy1
    ich bin inzwischen einigermaßen ratlos, weil ich nicht mehr weiß, woran
    so ein verhalten liegt! bin ich schuld am respektlosen benehmen meiner kinder??


    Du stellst die Frage, ob Du schuld am Benehmen deiner Kinder bist?
    Ich würde sagen: Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!
    Schuld und Schulden - dafür sind andere zuständig.


    Ich denke, die Kinder haben einfach noch nicht gelernt, ihr Handeln so
    abzustimmen, dass damit auch andere – außer Dir – klar kommen können.


    Grundschüler haben in der Regel keine Ahnung, dass andere ihr Handeln
    als schlechtes Benehmen auffassen könnten. Kindern dieses Alters fehlen
    die hirnphysiologischen Vorraussetzungen, um über ihre Nasenspitze
    hinaussehen zu können. Die Hirnregion, die aktiv ist, wenn Ältere sozial
    angemessen agieren, ist - meines Wissens nach - in der Grundschulzeit
    noch nicht reif genug, um derartiges zu leisten. Wohlverhalten von
    Kindern dieses Alters entsteht in der Regel dadurch, dass sie etwas
    jemandem anderen zuliebe tun. Auf Dich sind sie eingestellt. Du bist
    für sie die wichtigste Person in der Schule.


    Ich würde davon ausgehen, dass diese Schüler einfach ihren Impulsen
    folgen. Es kommt darauf, dass sie dazu angeleitet werden,
    Zusammenhänge zwischen ihrem Handeln und den Folgen für andere
    zu bemerken.


    Meinen Schülern helfe ich, ihr Fehlverhalten aus verschiedenen
    Perspektiven zu sehen.


    • Wir thematisieren, was sie getan haben.
    • Wir finden gemeinsam heraus, wie es dazu gekommen ist.
    • Wir stellen uns gemeinsam vor, wie andere ihr Verhalten erleben.
    (Das kam man z.B. dadurch ermöglichen, dass man sie fragt: "Gefällt
    es Dir, wenn jemand dir das oder das… antut?" oder "Was denkst Du,
    wenn jemand Dir ….?")
    • Wir überlegen, wie etwas wieder in Ordnung gebracht werden kann.


    Möglicherweise kannst Du mit Deiner Teamkollegin etwas gemeinsames entwickeln..


    Letzter Gedanke: Ich meine – anlässlich vieler Konflikte –, gelernt zu haben,
    dass Kinder prinzipiell mit anderen Menschen klar kommen möchten..


    Monika :)

    Zitat

    Original von AEIOU
    Was sagt ihr zu dieser Sache insgesamt und speziell zu diesen beiden
    Vorwürfen? Wie würdet ihr euch an meiner Stelle rechtfertigen?


    Ich meine "Sich-Rechtfertigen" funktioniert nicht.


    Vor vielen Jahren bin ich wegen schulinterner Konflikte zum ersten Mal bei
    meinem Schulrat gewesen, um seine Unterstützung zu gewinnen. Er
    hatte Verständnis für meine Situation. Er meinte dennoch: "Die Sache
    kann man so oder so sehen!" Und hat mich damit darauf hingewiesen,
    dass ich die Bedeutung und Konsequenzen individuell unterschiedlicher
    Sichten nicht im Blick hatte. Recht Kriegen ist dann eine fragwürdige
    Aussicht. Ich würde weichere Strategien vorziehen, um zu sehen, was
    für das Zeugnis möglich ist. Schon bei Gericht funktioniert
    Rechthabenwollen nicht. Ein geflügeltes Wort spiegelt diese Klugheit:
    "Bei Gericht bekommst Du ein Urteil, aber keine Gerechtigkeit." Gegen
    schlechte Zeugnisse kann man in Hamburg was unternehmen, indem man
    den Personalrat mit einbezieht.


    Dass man eine Sache so oder so sehen kann, hat Dir die Schulleiterin
    schmerzlich vor Augen geführt. Es ist für mich vorstellbar, dass sie auch auf
    Deinen Druck reagiert hat. Egal, wie man ihr Verhalten bewertet. Sie hat
    Dir gezeigt, wenn Du mich unter Druck setzt, dann setze ich Dich unter
    Druck. Das ist ungerecht, aber geschehen und so handeln Menschen
    eben. Auch ich bin ungerecht.


    Um Dich vor der Demütigung zu schützen, die die Schulleiterin Dir zugefügt
    hat, hättest Du ein Profi sein müssen. Profis reagieren auf
    unabgesprochene Veränderungen von Gesprächsbedingungen bei
    Konflikten mit Rückzug. D.h. Du hättest gleich zu Beginn sagen können,
    dass Du nur bereit bist zu dem vereinbarten Thema und nur unter den
    vereinbarten Bedingungen (d.h. nur mit ihr) zu sprechen. Dann hätte sie
    einlenken können. Im negativen Fall hättest Du gehen können, ohne in der
    Sache zu verlieren. Es wäre dann an ihr gewesen, den Ball wieder ins Spiel
    zu bringen.


    Die Diskussion um Kontrolle von Hausaufgaben ist ein gern genutzter Anlass,
    um z.B. Dampf abzulassen, der an anderer Stelle entstanden ist. Eine der
    Mütter könnte damit auch darauf hinweisen wollen, dass sie der
    Auffassung ist, ihr Sohn werde in der Schule nicht angemessen gefördert.
    Ich habe daraus auch mal eine Frage des Rechthabens gemacht und bin
    damit gegen alle Wände gelaufen.


    Solche Fragen lassen sich aus meiner Sicht nur im Kontext aller dabei zu
    berücksichtigen Aspekte klären. Wenn Du dazu eine Antwort haben
    möchtest, wäre es hilfreich ins Detail gehen zu können. Möglicherweise
    nicht hier im Forum.


    Monika :)

    Zitat

    Original von Mathefee
    Bin ich auch jemand der es schafft, sich und seine Besserwisserei,
    Belehrungssucht und solche Dinge zurückzustellen. ... Ich habe
    einen Kontrollzwang.


    Wir Lehrer haben unter Kontrolle und Zwang als Schüler bzw. als Kinder
    unserer Eltern gelernt. Das ist zur Norm unseres Lernens geworden und
    deshalb erleben wir es als normal. Eltern und Kollegen sagen immer wieder
    zu mir: "Aber Kinder müssen doch … Ohne Zwang und Druck habe auch
    ich nicht gelernt." Fragt man nach, ob sie Zwang und Druck mögen, erhält
    man in der Regel die aufrichtige Antwort: "Nein."


    Aus diesem Widerspruch werden so gut wie nie Konsequenzen gezogen.


    Es gelingt Menschen nicht leicht, eigene Lernerfahrungen zugunsten eines
    neuen Lernkonzeptes einzutauschen, das so anders ist, wie Robischons.
    Ich meine, das dürfte mit den ganz anderen Lernerfahrungen von Lehrern
    zusammenhängen.


    Ich kann nur weitererzählen, was mir Mut gemacht, ein unterrichtsfreies
    Lernen zu beginnen.


      1. Ich habe mich als Schülerin im Unterricht nicht wirklich zum Lernen
      freischwimmen können. Das hat mir nie gefallen. Eigenständiges
      Lernen ist mir erst außerhalb der Schule gelungen.
      2. An allen Schülern, die ich je unterrichtet habe (Es waren so ungefähr
      200, die ich über Jahre begleitete.), konnte ich Lernunwilligkeit und
      -unfähigkeit ähnlicher Art feststellen.
      3. Erstklässler verlieren in der Schule innerhalb kürzester Zeit ihre
      Lernfreude.
      4. Unterrichten – gleich welche didaktische Modelle man verwendet –
      führt nie zum Erfolg aller Schüler.
      5. Der wissenschaftliche Mainstream heißt: Lernen anregen.
      6. Niemand möchte gezwungen werden zu lernen.
      7. Es in unserem Land die mehrheitlich getragene und grundrechtlich
      festgeschriebene Auffassung, dass die Freiheit und die Würde jedes
      Einzelnen unantastbar sind. Auf diese Grundwerte beziehen sich alle
      Bildungspläne.
      8. Unterricht fordert vom Lehrer restriktives Verhalten.
      9. Unterrichten ist eine Erfindung für Lernen aus obrigkeitsstaatlichen
      Zeiten: Gehorsam war einst die oberste Bürgerpflicht.
      10. Ich möchte niemanden zu etwas zwingen.
      11. Ich möchte die Lernimpulse meiner Schüler fördern.
      12. Ich möchte Eigenständigkeit ermöglichen, weil ich sie für
      lebenswichtig halte.
      13. Ich möchte, den Grundgedanken 'lernen fürs leben' – wie er
      auch in den Rahmenplänen meines Bundeslandes steht – umsetzen.
      14. Ich möchte, dass die Augen meiner Schüler vor Lernfreude glänzen,
      anstatt matt auf Anweisungen von mir zu warten.
      15. usw…


    Kurz gesagt: Ich mache mir immer wieder klar, was ich möchte. Ich verliere
    dabei nie die Bildungspläne aus dem Blick. Ich mache es nur nicht so, wie
    es im Unterrichten geschieht. Die Nachteile des Unterrichtens sind aus
    meiner Sicht zu schwerwiegend.


    Monika :)


    Ich denke, dass wir Menschen lernen, weil unser Handeln Folgen hat. Auch
    ich stelle fest, dass Schüler sich eigenständig verhalten können, wenn
    dieses allgemeinmenschliche Lernprinzip gilt.


    Monika :)

    Zitat

    Original von Schubbidu
    ... wenn der Pragmatismus im Vordergrund stehen soll, kann man den
    ganzen Sermon mit der Reflektion wirklich auch weg lassen....


    Deine Schilderung erinnert mich an folgenden Witz, der m.E. ähnliches thematisiert:


    Ein Mann mit einer psychischen Erkrankung wollte aus der Psychiatrie
    entlassen werden. Der zuständige Psychiater fragte ihn: "Was ziehen
    Sie da täglich an einem Band hinter sich her?" Auf diese Frage hatte
    der Betroffene vorher regelmäßig geantwortet: "Das ist mein Hund Fifi!"
    Heute jedoch meinte er: "Das ist eine Zahnbürste!" Zufrieden mit
    dieser 'normalen' Antwort unterschrieb der Arzt die Entlassungspapiere
    in der Rubrik "Geheilt". Draußen auf dem Flur meinte der Geheilte zu
    seiner Zahnbürste: "Den haben wir aber reingelegt, was Fifi?!"


    Ich meine: Die meisten Leute - auch wir Lehrer - legen viel zu viel Gewicht auf Worte.


    monika :)


    Es sieht für mich so aus, als hätte Dein Verhalten "Gespräch-suchen"
    eine positive Wirkung auf das Lernverhalten der Schüler.
    M.E. ist es nicht unbedingt nötig zu verstehen, wieso Schüler
    bestimmte Lernschwierigkeiten zeigen, sondern mit ihnen
    herauszufinden, wie es ihnen gelingen kann, Aufgaben zu lösen.
    Und auf diesem Wege bist Du.


    Mich würde interessieren zu erfahren, ob Dein Punktesystem
    den Schülern bei ihren Lernschwierigkeiten hilft.


    monika :)


    Ich räume gern ein, dass meine – als 'kategorisch' charakterisierten -
    Äußerungen weiter nichts als Behauptungen sind. Diese Behauptungen
    – wie alles, was ich sage - entstammen meinem Rahmen innerhalb
    dessen ich und Kinder lernen. Jeder Schüler – eine weitere
    Behauptung von mir - hat seine Art und Weise zu lernen.
    'eigenständig lernen' – aus meiner Sicht eigentlich eine Tautologie –
    ist m.E. immer individuell unterschiedlich ausgeprägt. Bei Menschen
    mit Behinderungen dürfte letzteres auch durch die Art und den
    Umfang ihrer Behinderung bestimmt sein. Prinzipiell würde ich bei
    jedem Menschen herausfinden wollen, wie er lernen kann, wenn
    er mit mir lernt.


    Unterrichtsprinzip: Hier herrscht das Prinzip des Unterrichtens,
    d.h. prinzipiell wird lernen als etwas aufgefasst, dass innerhalb
    eines vom Lehrer vorher geplanten methodisch-didaktischen
    Rahmens durch Vermitteln, Anweisen, Belehren, Vormachen …
    geschieht. Dieses Prinzip lehne ich aus zahlreichen gegebenen
    Anlässen ab.


    Ich habe mich für das Prinzip 'eigenständig lernen' entschieden.
    Thema meiner täglichen Arbeit mit Schülern ist, wie jeder
    'eigenständig lernen' umsetzen kann und möchte. Erst in diesem
    gemeinsamen Lernen entsteht der Lernweg eines Schülers,
    für den andere Lernwege (Methoden) Anregungen geben können.


    Dass Neues Altes zu Falschen deklariere, halte ich für eine Schlussfolgerung,
    die in der Sache nicht begründet ist. 'falsch' bzw. 'richtig' machen m.E.
    nur Sinn innerhalb eines bestimmten Rahmens.
    Rechtschreibung scheint mir ein gutes Beispiel dafür. Niemand wird wohl
    behaupten wollen, dass Kant fehlerhafte Rechtschreibung verwendet
    habe. Er hat die Regeln beachtet, die zu seiner Zeit Gültigkeit hatten.
    Heute gelten andere, deshalb schreiben wir anders 'richtig'.
    Vergleichbares nehme ich auch für den Rahmen "unterrichten" und
    "eigenständig lernen" an.


    Mir liegt es völlig fern, andere irgendwelcher Fehler zu bezichtigen oder
    zu belehren. Ich rede nur von dem, wie ich mit meinen Schülern lerne.
    Ziemlich heftig widerspreche ich dann, wenn jemand meint: "Das geht
    nicht!" Bei mir geht es. Auch Robischon hat 'anders' lernen bei seinen
    Schüler in Gang bringen können.


    monika :)


    Dazu ein paar Anmerkungen von mir:


    • Das Schaffen von neuem bedeutet, es zu erfinden.
    • Erfinden kann man nicht vermitteln.
    • Erfinden ist so was wie finden.
    • Finden geschieht beim Hinsehen.
    • Hinsehen führt zu Beobachtungen.
    • Beobachtetes kann man nicht vermitteln.
    • Schlussfolgerungen aus Beobachtetem kann man diskutieren und
    durch Hinsehen überprüfen.


    Wenn eine Diskussion um Neues sich im Kreise dreht, könnte es
    möglicherweise nützlich sein, dass alle Diskussionsteilnehmer aufs
    Lernen der Kinder hinsehen, beim Hinsehen eigene Beobachtungen
    machen und eigene Schlussfolgerungen ziehen. Wenn wir uns der
    Sache bedienen – statt der gewohnten Sichtweisen, könnte
    möglicherweise unter Lehrern ein nie endender Diskurs entstehen,
    aus dem alle Beteiligten immer wieder aus Neue lernen können.


    Es wäre schön, wenn diese Zukunftsmusik als "Floh im Ohr" von Lehrern
    wirksam werden könnte, die sich tagtäglich - so behaupte ich - mit
    unwirksamen Mitteln verausgaben.


    monika :)


    Folgendes ist mir dazu eingefallen:


    • Aus Chaos kann Neues entstehen.
    • Methoden sind Anregungen für Lernwege, keine ist für alle geeignet
      und keine wirklich übertragbar.
    • Fähigkeiten und Kenntnisse in Verbindung mit Interesse an effektiven
      Lernwegen und Engagement für den Lernerfolg der Schüler sind positive
      Voraussetzungen für ein gemeinsames und effektives Lernen.
    • Immer eins nach dem anderen, nicht alles gleichzeitig.


    monika :)


    Man könnte Dir entgegenhalten, dass es Deine Pflicht sei, letzteres zu tun.
    Ich dagegen möchte Dich in Deinem etwas anderen Denkansatz
    unterstützen. Dieser scheint mir viele Chancen für Deine Klasse eröffnen
    zu können.


    Ich halte die Idee, die Schüler danach zu fragen, wie sie am besten lernen
    können, für sehr produktiv. Ich praktiziere seit langem das Herausfinden
    von individuellen Lernwegen mit ausschließlich positiven
    Auswirkungen für das Lernen von Schülern.

    Da sie es nicht gewohnt sind, miteinbezogen zu werden, werden sie erst
    einmal ihre alten Verhaltensmuster fortführen. Das hast Du ja bereits
    erlebt. Auch das könnte ein gemeinsames Thema sein. Hilfreich ist,
    das mache ich auch, ohne Erwartung in solche Situationen hineinzugehen
    und zu gucken, was geht.

    Die dafür aufgewendete Zeit ist m.E. gut angelegt, weil sie Raum für
    positive Entwicklungen schafft. Lehrer bzw. Schüler verbrauchen beim
    Unterrichten viel Zeit für Maßnahmen zur Herstellung von Unterrichtsruhe
    bzw. Inszenierung von Störungen. Wenn Schüler erst einmal erlebt haben,
    dass es in Deinem Unterricht um ihr Lernen geht, können sie effektiver
    arbeiten und vieles in kürzerer Zeit schaffen, als im üblichen Unterricht.


    monika :)

    Zitat

    Original von ***Andi***
    Die Schüler wählen aus einem breiten und fachunabhängigen Angebot an
    Materialien, welche sie möglichst selbstst. bearbeiten, Thempo und Dauer
    entscheiden sie. Selbstkorrektur, wenn der Schüler dazu in der Lage ist
    (bezieht sich auf die G-Schule).


    Mein Lernen mit den Schülern orientiert sich an einem Lernkonzept,
    das sich im Wesentlichen

    • an den Forschungsergebnissen der Neurowissenschaften
    • an den Ergebnissen der Lernforschung
    • und meinen Beobachtungen des Lernverhaltens jedes Einzelnen

    orientiert.


    HERAUSFINDEN scheint dabei das Lernverhalten zu sein, durch das –
    im Hinblick auf diese Ergebnisse - möglicherweise am effektivsten gelernt
    werden kann. Da dies so eigenständig wie möglich geschieht, könnte
    es an dieser Stelle möglicherweise Anknüpfungen zu der von Dir
    beschriebenen Freiarbeit geben.


    Die verfügbaren Materialien sind Lerninstrumente und nicht – wie in
    der Freiarbeit - Lerngegenstände (Ich nehme an, Du meinst
    Werkstatthefte, Lernprogramme u.ä.). Die Kinder erforschen gemeinsam
    Sachverhalte (Sie arbeiten also kein Pensum ab.) Sie führen Projekte
    durch, fertigen Themenhefte, Vorträge, Fotos, Zeichnungen, Texte …an.


    Daneben haben wir für das, was wir schon herausgefunden haben,
    Trainingszeiten, in denen geübt und optimiert wird, was mit Schreiben,
    Lesen, Rechnen … zu tun hat. Außerdem besuchen wir - so oft sich
    dies anbietet und möglich ist - außerschulische Lernorte, laden andere
    Erwachsene oder Kinder ein, die uns was Neues erzählen können.



    monika :)

    Ich könnte mir folgendes vorstellen:
    Ich würde mich neben ihn setzen, um mit ihm zu reden. "Du mir ist
    aufgefallen, dass du statt 'und' immer 'ung' schreibst. Hast Du das
    auch schon gemerkt?"
    Antwortet er: "Nein!" könnte ich ihm beispielsweise an Hand seines
    Schreibheftes oder anderer Schreibaufgaben zeigen, wie ich dazu
    komme.


    Möglicherweise sagt er


    1. "Oh, das habe ich noch gar nicht gemerkt!" oder er sagt:
    2. "Ich schreibe 'und' immer so, weil es mir so gefällt!" oder er sagt:
    3. "Ist mir doch egal!" oder …
    4. "Meine Oma hat gesagt …
    5. …
    6. …



    Bei 1 könnte sich das Problem möglicherweise ohne weiteres verflüchtigen.
    Bei 2 wäre es möglicherweise nützlich, den Unterschied zwischen dem,
    was ihm gefällt und was anderen gefällt zu erörtern. Und so zur
    Problemlösung beitragen.
    Bei 3 könntet ihr gemeinsam – auch mit allen Schülern – Sinn und Nutzen
    des normgerechten Schreibens erörtern. Was auch zur Problemlösung
    beitragen könnte.
    Bei 4 würde ich mir die Geschichte dazu erzählen lassen und
    dann könnte es eventuell wie unter 1 oder 2 oder 3 weitergehen.


    Bei 5 und ff …???


    Sofort würde ich es nicht zum Problem der Mutter machen. Denn es ist
    das Problem des Schülers. Wenn er es eigenständig lösen kann,
    indem Du ihn anleitest, hat er was gelernt.


    monika :)


    Gern geschehen. Es ist leichter, für andere zu sprechen, als sich selbst
    zu verteidigen.
    Mich freut es, dass aus den unterschiedlichsten Forschungsbereichen
    neue Anregungen kommen, ebenso dass auch in den Rahmenkonzepten
    und Lehrplänen Ansätze zu einem Umdenken zu entdecken sind, wenn
    auch im Kontext eines verstörenden "doubble-binding-effects".
    Naja, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut …


    Ich möchte gern einige Samenkörner ausstreuen, Lehrern Flöhe ins Ohr
    setzen, dass nichts so bleiben muss, wie es ist. Noch immer werden
    in der Lehrerausbildung didaktische und methodische Prinzipien gelehrt,
    die schon zu meiner Zeit (vor 40 Jahren) fragwürdig waren. Diese
    versperren die Sicht auf anderes. Lehrer werden so Opfer ihrer eigenen
    Liebe für Kinder, denke ich oft, weil sie mit einem uneffektiven
    Handwerkszeug ausgerüstet werden. Mir ist es jedenfalls so gegangen.
    Im Unterschied zu Dir habe ich– wie ich Dir mal schrieb – nach den ersten
    Jahren stürmischer Bemühungen "es anders zu machen" wieder klein
    beigegeben und bin dem Konzept "Schullalltag" meiner Kollegen gefolgt.
    Es hat lange gedauert, bis ich merkte, dass ich so nicht weiterkomme.
    Ich habe erst vor wenigen Jahren mit Hilfe eines erfahrenen Lernhelfers auf
    'unterrichten' ganz verzichtet und mich auf das Experiment
    GEMEINSAM LERNEN eingelassen.


    Jetzt bin ich 61 und habe wieder entdeckt, wie schön mein Beruf ist,
    den ich vor 3 Jahren an den Nagel hängen wollte, weil ich mich vor
    28 unlösbare Aufgaben (Anzahl der Schüler meiner damaligen Klasse)
    gestellt sah.


    monika :)


    Zu diesem Thema passt folgender Vortrag von Paul Watzlawick von 1987:
    "Wenn die Lösung das Problem ist."

    Zitat

    Original von NiciCresso Wenn ein Kind MEHRMALS zu spät kommt,
    dann werde ich nicht mehr aufmunternd lächeln, wenn es in die Klasse
    kommt! Und sicher nicht sagen "Schön, dass Du da bist." Unpünktlichkeit
    ist keine Tugend.


    Ich kenne aus meinem langen Berufsleben zahllose unterschiedliche
    schulische Reaktionen auf Untugenden zu reagieren.


    Ich möchte, dass mein Verhalten situativ angemessen und für den
    betreffenden Schüler hilfreich sein kann.


    monika :)

    Zitat

    Original von SunnyGS
    Dein Stil zu "lehren" ist kein Lehrstil. Er passt nicht in den deutschen
    Schulalltag und ich bin sehr froh darüber. ... Offen gestanden, kann ich
    nicht glauben, dass du jahrelang erfolgreich und von den Ämter geduldet
    an deutschen Schulen gelehrt hast


    Ich denke auch, dass robischon keinen "Lehrstil" pflegte, als er noch
    in der Schule arbeitete. Aber er hat m.E. einen bestimmten
    Lernstil gepflegt, der zukunftsweisend sein könnte.


    Inzwischen behaupten nicht bloß einige (absonderliche) Lehrer, nicht bloß
    Philosophen und Naturwissenschaftler, dass 'lernen' nicht gelehrt, sondern
    allenfalls angeregt werden kann. Das könnte z.B. heißen, die uralte
    Auffassung, dass Lehrer Wissen vermitteln können, sollten wir
    möglicherweise aufgeben.


    Inzwischen kann man konsequente Niederschläge solcher
    Lern-Behauptungen auch in den Bildungsplänen aller
    deutschen Länder finden.


    So steht bspw. im Leitbild der Schulentwicklung des Landes Sachsens,
    dass neben Wissen und Methodenkompetenz, Schüler "Lernkompetenz
    und Sozialkompetenz" erwerben müssen und dass es dazu nötig ist,
    eine andere LERN- und LEHRKULTUR zu entwickeln. "In einer
    Atmosphäre des Zutrauens und der gegenseitigen Achtung sollen
    selbstständiges Denken, Lernen und Arbeiten entwickelt sowie
    Freude am Lernen erhalten und geweckt werden."


    Ich denke, dass robischon und mein Lernkonzept zu solchen Forderungen
    kompetente Anregungen geben können.


    Wir Lehrer haben das Lernen nicht erfunden. Der Mensch lernt von sich aus.
    Dies kann man beobachten und dieser Umstand ermöglichte u.a. auch
    die menschliche Evolution. Seit einigen Jahren gibt es in Ulm ein
    "Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen" das sich auf
    den unterschiedlichsten schulischen Lernbereichen mit Untersuchungen
    über Lernen beschäftigt. Die Lektüre solcher Untersuchungen könnte
    möglicherweise anregend für das Lernen von Lehrern sein.


    monika :)


    Das, was Du in Deinem Beispiel schilderst, kenne ich aus Zeiten des
    'unterrichten'. Der Lehrer wartet darauf, dass alle Schüler still sitzen.
    Dies schaffen viele, aber es gibt immer Kinder, denen dies aus den
    verschiedensten Gründen nicht gelingt. Der Lehrer weist letztere an,
    zu tun, was er von ihnen erwartet und hat damit keinen Erfolg.
    Unter anderem hat diese 'Normalität' des Misserfolgs mich veranlasst,
    zu überlegen, ob ich möglicherweise etwas anders machen kann.


    Beim meinem gemeinsamen Lernen mit den Kindern kann der Tag,
    die Stunde anders anfangen, als mit der Lehrerforderung "Alle auf
    ihre Plätze!" oder so ähnlich. Am Morgen kann z.B. jeder Kontakt
    mit seinen Mitschülern und seiner Lehrerin aufnehmen, wenn er
    dies möchte. Auch in meinem Fachunterricht gehe ich auf das ein,
    was die Kinder mir und anderen entgegenbringen möchten.
    Dann erst beginnt die Lernzeit. Dies ist für mich normal, weil es
    menschlichen Grundbedürfnissen entspricht, dass Menschen
    aufeinander zugehen, wenn sie einen Raum, ein Tun miteinander
    teilen sollen.


    Mir wird dazu gern vorgehalten, dass dies doch 'wertvolle Unterrichtszeit'
    koste. Deine Beispiel und meine unzähligen Beobachtungen zeigen, dass
    die Erwartung, alle Kinder sollten bei Stundenbeginn still auf ihren
    Plätzen sitzen, auch Zeit kostet Außerdem handelt der Lehrer erfolglos
    und vergeudet seine Kraft. Und andere Kinder leiden darunter.


    Bitten und Aufforderungen sind aus meiner Sicht keine Zuwendung.
    Es handelt sich dabei um mehr oder weniger freundlich formulierte Befehle.
    Jedes Kind – Kinder mit Störungen sind da besonders sensibel – merkt,
    dass man von ihm nur erwartet, dass es funktionieren soll. Mit seinen
    unmittelbaren Probleme, z.B. dass es noch nicht gewaltfrei mit anderen
    umgehen kann, will sich der Lehrer in diesem Augenblick – vielleicht
    überhaupt nicht – befassen. Der Lehrer will nur, dass er sich ruhig hinsetzt.
    Wenn wir Lehrer die Realität ignorieren, brauchen wir uns nicht wundern,
    wenn sie uns als Hindernis erscheint.


    Mir ermöglicht mein Lernkonzept, dass es Raum für normalen menschlichen
    Kontakt gibt. Dies entspricht meinem Ethos und den Rahmenkonzepten
    und Bildungsplänen der Freien und Hansestadt Hamburg. Und ich habe
    Vergleichbares auch in den Rahmenkonzepten anderer Bundesländer
    gelesen.


    Zweifel daran, dass es so geht, lassen sich nicht durch Worte ausräumen.
    Ich kann da nur empfehlen, es handelnd und denkend herauszufinden.
    Jeder Lehrer hat die Möglichkeit, sein eigenes Tun zu erforschen.


    monika :)

    Ja, es wäre positiv für alle unsere Schüler, wenn wir gemeinsam
    pädagogische Konzepte entwickelten, die jedem einzelnen Lehrer einen
    Rahmen bieten könnten, innerhalb dessen er unabhängig von "starren
    Strukturen" gemäß seiner persönlichen Erfahrung seine eigene
    Wirksamkeit ständig optimieren könnte. Doch nichts wird sich in
    der Schule und auch nicht in der Pädagogik von einem Tag auf
    den anderen verändern. Ich muss es im Moment hinnehmen,
    dass man meine Wirksamkeit auch in meiner eigenen Klasse
    beschränkt. Das tun Kollegen und Vorgesetzte in der festen Überzeugung,
    Schaden von den Schülern abwenden und herkömmliches Unterrichten
    bewahren zu sollen. Für die Schüler ist dies keine optimale Situation.
    Doch sie kommen damit klar und ich unterstütze sie darin, damit klar zu kommen.


    Die herrschende Pädagogik scheint mir an wissenschaftlichen Konzepten
    und Auffassungen festzuhalten, die im Wesentlichen vom Primat der
    Theorie geprägt sind. Vor ca. 250 Jahren hat der erste pädagogische
    Lehrstuhlinhaber Christian Trapp festgestellt, dass das Geschehen im
    Klassenzimmer kaum Aufmerksamkeit bei den pädagogischen Gelehrten
    findet. Und noch heute findet man erst vereinzelt Konzepte in der
    Lehrerausbildung, die angehende Lehrer anleiten könnten, sich durch
    Hinsehen auf das Verhalten ihrer Schüler zu den nächsten Lernschritten
    anregen zu lassen, bzw. Beobachtungen und eigenes Handeln im
    Kontext wissenschaftlicher Forschungsprojekte reflektieren zu können.


    Doch es gibt diese ersten Ansätze, es gibt bundesweit Veränderungen
    der Bildungskonzepte … Um den Karren 'Schule' insgesamt in Schwung
    zu bringen, reicht es noch nicht, aber jeder zählt, der mitzieht.


    monika :)

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