Beiträge von Monika

    Ich habe zufällig den Bericht powerflower, über den Abbruch ihres Referendariats gelesen. Auf Grund meiner Erfahrungen aus meiner 30jährigen Lehrertätigkeit, während der ich auch eine Reihe von Referendaren anleitete, und selbst als Junglehrerin angeleitet wurde, behaupte ich, powerflower hat etwas erlebt, was gleichsam wie ein Damoklesschwert über jedem angehenden Lehrer schwebt: Das Versagen.


    Wie und mit welchen Konsequenzen angehende Lehrer den Auswirkungen dieser Bedrohung ausgesetzt sein können, lässt sich am Beispiel powerflowers mit Gewinn für die eigene Lehrerlaufbahn aufzeigen.


    Deshalb setze ich hier – in Absprache mit powerflower – verschiedene Passagen der Statements noch einmal zusammenfassend ab und füge ihnen anschließend meinen Kommentar hinzu. Hervorhebungen sind von mir, weil diese Äußerungen in meinem Kommentar eine wichtige Rolle spielen.



    Dieses war der erste Teil, der zweite kommt mit Weil!


    Gruß monika :)

    Jeder Lehrerstudent steht spätestens im Referendariat vor der Frage, ob er für den Beruf „Lehrer“ geeignet ist.
    Ich habe mich als Studentin und als Lehrerin zeitlebens gefragt, gefragt, ob ich als Schullehrerin mit meinen pädagogischen Intentionen in öffentlichen Schulen nicht etwa fehl am Platze bin.
    Jede Schule fragt sich, ob der/die Neue ins Kollegium passt!
    Die Schüler fragen sich: Werden wir eine nette LehrerIn kriegen?
    Die Eltern fragen sich: Wird sie/er unsere Kinder zuverlässig unterrichten?
    Die Schulbehörde sagt: Ein Lehrer muss .... dies und das können ... so und so sein ....



    Und in diesem breiten Spektrum sollen Eignungstests Klarheit bringen? Da wird mit diversen unkalkulierbaren Variablen gearbeitet, die außerdem nicht nur von der Person des Lehrers abhängen. Unkalkulierbar ist bspw. die Belastbarkeit eines Lehrers. Schon ein kleiner Unfall kann hier vieles verändern. Und schließlich wird so getan, als könne der Lehrer bestimmen, welchen Belastungen er sich aussetze. Die Organisation Schule selbst mit ihren vielen Ungereimtheiten und Widersprüchen können die anfangs weit gespannten Flügel erlahmen lassen und eventuell gar brechen.

    Die Inaussichtstellung von Eignungstests – sofern sie die nützliche Aufgabe der eigenen Selbstbefragung überschreiten -, trägt in völlig unzutreffender Weise dazu bei, dass Lehrer öffentlich schon wieder als Urheber jedes bildungspolitischen Dilemmas angeprangert werden. Ich höre schon Kollegen/Eltern/Schüler/Schulräte/Schulleiter , die meinen Unterrichtsstil kritisieren sagen: „Sie sollen ja auch beim Eignungstest schlecht abgeschnitten haben!“


    Die Kultusminister wollen ausschließen: „Einschränkungen der Widerstandskraft, Defizite in sozialen und kommunikativen Kompetenzen und ein nur mäßig ausgeprägtes Selbstbewusstsein“. Offensichtlich Leute die dem Motto „Nur der Stärkste und Tüchtigste bringt uns voran!“ entsprechen. (Darwin lässt grüßen!]


    Lehrer sollen aber Menschen sein, die in der Lage sind alle zu fördern! Schon an dieser Stelle, wo mit zweierlei Maß gemessen wird, zeigt sich doch, welcher Nonsens hier wieder regiert! Statt umfassend und gründlich nachzudenken, haben sich die Macher „aktiv“ (Lobenswert: Die tun ja was!) ins Zeug gelegt und erklären allen, die es hören wollen: Wir haben das Rädchen entdeckt, an dem wir drehen müssen, damit sich alles zum Guten wendet!


    Völlig unreflektierte Wunschvorstellungen finden hier unbedacht Anwendung: Je effektiver die Lehrerpersönlichkeit den vorgegebenen Richtlinien und Bildungsplänen angepasst ist, desto besser die Schule.


    Wie wärs dann mit Computern statt Lehrern? Computer haben bei entsprechender Wartung eine verlässliche Widerstandskraft, haben keine sozialen und kommunikativen Defizite, weil sie immer das können, was man ihnen draufspielt, und ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein: Mein Computer hat mich noch nie mit irgendwelchen Selbstzweifeln behelligt!


    Dass Bildung im Rahmen einer lebendigen und nicht-berechenbaren Schüler-Lehrer-Beziehung stattfindet, der möglichst viel Freiraum, Kreativität und Eigenverantwortlichkeit zum Erlernen eines angemessenen Verhaltens im Umgang mit Lerngegenständen ermöglichen sollte – wird ausgeblendet!


    Monika

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